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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1894
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- Erscheinungsdatum
- 19.02.1894
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- Deutsch
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41, 19. Februar 1891. Nichtamtlicher Teil. 1073 sogenannte Holzschnittstil besteht in eben dieser Beschränkung der Mittel, der Negation der Feinheit und subtilen Durchführung; er gewährt auch nicht einmal als Ersatz eine gewisse Floitheit der Mache, welche uns die Derbheit als charakteristisch erscheinen lägt. Der Entwurf des Kunst Werkes riibrt meist von anderer Hand her, als die Ausführung; der Formschneider tritt als Vermittler zwischen dem Erfinder und dem Be schauer aus. Kurz, es ist nicht wunderbar, wenn dieser graphischen Kunstgatiung neben dem Kupferstich und der Radierung lange Zeit die Rolle einer wenig angesehenen Stiefschwester zufiel Erst in neuerer Zeit sind durch eine resormiercnde Umwälzung der Technik, wie sie namentlich in England und Amerika sich vollzog, dem Holzschnitt neue Ausgaben gestellt, eine neue Gemeinde geschaffen worden. Diese neue Technik, die wir demnächst in einer Kollektivausstellung amerikanischer Holzschneider aus dem Höhepunkt moderner Virtuosität kennen lernen werden, hat mit derjenigen des X^ l und XVIl. Jahr hunderts so gut wie garnichis gemein; Ziele und Mittel trennen viel mehr beide Entwickelungsphasen auf das entschiedenste. Gleichwodl ver dient der Holzschnitt der älteren Epoche aus verschiedenen Gründen Interesse und Studium Acsiheirsche und kunstgeschichiliche G sichtSpunki, dürfen bei einem solchen Studium nach dem oben Gesagten weniger mas; gebend sein als technische und kulturgeschichtliche. Das Ringen mit der Technik stellt die eigentliche Entwicklungsgeschichte de« Holzschnitts dar; der Inhalt der gewählten Gegenstände aber giebt uns, da der Holz schnitt, namentlich in Deutschland recht eigentlich die Volkskunst präsen tiert, einen Gradmesser, wie breit und tief künstlerische Bestrebungen ins Volk drangen, was Herz und Sinn der Massen in den einzelnen Epochen besonders erfreute und interessierte. Einen lehrreichen Einblick in die Technik des Holzschnitts gewähren die in einer besonderen Vitrine ausgestellten alten Holzsiöcke, deren das Kupserstichkab'neit eine große Anzahl aus der Sammlung de« Haupt- manns von Derschau besitzt: erhaben geschnittene Holzsormen, von denen Abdrücke auf Papier in ältester Zeit mit dem sogenannten Reiber, in späterer Zeit unter der Buchdruckpresse genommen wurden. Die älteste Anwendung solcher Holzsormen als Palrizen oder Modell reicht ins Altertum zurück. Ihre Verwendung in künstlerischer Absicht zum Ab druck aus Papier ist eine Erfindung des fünfzehnten Jahrhunderts und steht in enger Beziehung zum Buchdruck. Die sogenannt n Blvckbüchei zeigen uns den Holzschnitt mit den Buchstaben des Textes aus einem Stück geschnitten. Ihre Dienste hat die Holzschneidekunst der Buchausschmückung in allen Stadien ihrer Entwickelung geliehen, und diese innige Verbindung von Buchdruck und Holzschnitt giebt die Möglichkeit, namentlich in älterer Zeit, die Entwickelung des letzteren zu dateren und zu lokalisieren Deshalb sind die Holzschnitte der sog Jnkunabeldrucke das wertvollste Mateiial zur Geschichte der Technik Wir sehen, wie anfangs, als Ersatz der die Handschrist schmückenden Miniatur, die aus Bemalung berechnete einfache Umrißzeichnung des Formschnitts die allgemein übliche ist. Besonders Ob ritalien bewahrt in der Buchillustiation lange diese Tra dition. Deutschland, wo bereits die Entwickelung der Miniaturmalere am Ausgang des Mittelalters zur schraifierlen Federzeichnung führte zeigt auch in seinen frühesten Holzichnitten schon die Vorliebe süi Schraffierungen innerhalb der Umrißlinien Den eigentlich klassischen Stil der Technik bildet unser Altmeister Dürer aus, dem in dem Form schneider HieronhmuS Andreac eine vortrefflich geschulte aussührenln Kraft zur Sette stand. Um die Bedeutung des Formschneiders, der die vom Zeichner aus dem Holzstock mit der Feder vorgerissene Zeichnungsvorlage mit dem Schneidemesser heraushebt (s. den Holzschnitt Ammanns Nr 50 zu würdigen, genügt ein Vergleich der ersten Holzschnitte Dürers zu de, Werken des Hospoelen Celles (Nr. 28 und 29 , wo offenbar dem Meister nur ungeschulte Hilfskräfte zur Verfügung standen, mit den Blättern der Apokalypse und des MarienlcbenS, die mit Recht den Ruhm de, Klassizität für ihren Stil in Anspruch nehmen. Auch der zweite Haupt Meister der deutschen Renaissance, HanS Holdein. fand in Hans Lützelburg r lNr 148) einen technisch ungemein gewandlen Interpreten seiner Eni würfe. Die von ihm ausgesüdrten Schnitte des Totentanzes <Nr. 47 150, 152) stellen eine neue Phase der Technik, den sogenannten Fein schnitt dar. der auch durch einige der Kleinmeister, wie Hans Sebald Beham -48 und 131« reiche Ausbildung erfuhr. In Ober Italien, namentlich in Vened'g, das damals seine Blütezeit der koloristischen Malerei erlebte, sehen wir schon srüh den Versuch, die Technik auch nach der Seite der farbigen Wirkung zu eiweiiern Hier ist die Heimat des Clairobscurs, das wir in der Farbendruckausst-llung kennen lernten; hier sehen wir die Schüler Tizians, wie Boldrini (7-; und 107) und Campagnola nach breiter malerischer Behandlung des Holzschnitts streben. Ein interessantes Beweisstück sür die Experimentier tust in dieser Richtung ist auch oas männliche Porirät 10t von c'nein Mailänder Holzschneider, das völlig den Eindruck einer lavierten Tuich- zcichnurg macht, und dessen technische Herstellung noch immer zu den ungelösten Rätseln gehört Vielleicht hat der Künstler, ähnlich wie der moderne japanische Holzschneider, durch Schaben und Ausrauhen der Platte diese überraschende Wirkung hervorgebracht. Effektvolle Lichtsührung und Bnllanz des Eindrucks ist das Ziel, dem die Technik in Deutschland und den Niederlanden in der zweiten Linundsechzigster Jahrgang. Hälfte des XVl. Jahrhunderts nachitrebt. Albrecht Altdorfer ist viel leicht der erste aus dieser Bahn, die bis an die Grenzen der Manieriert heit Tobias Summer >166 und 159) versolgt. Die niederländisben Holzschneider richien s^on >rüh den Bl ck aus breite malerische Formen- sprache: Jacob von Amsterdam und Lucas van Leyden vertreten das X^l. Jahrhundert; der Rubensschüler I de Jegher, her saü nur Bilder seines Meiner« als Vorlagen benutzte, Jan Lieoens, ein Nachfolger Rem- brandis, und Dirk de Bray, der geistreiche Experimentator und Virtuose des Schneidemessers, seien als Träger der Entwickelung im X - li. Jahr hundert genannt. Dieser kurze Ueberblick über die Geschichte der Technik find-t in der Ausstellung reiche Jllunraiio»; ärmer i» sie an Darstellungen, welche sür die kulturgeschichiliche Siellung des Holzschnittes in Betracht kommen. Begreiflicherweise stellen diejenigen Arbeiten, welche als Marktware ihre Verbreitung im Volke fanden, nicht gerade Meisterwerke der Technik dar, und so sind sie aus dem erlesenen Kie se dieser Werke verbannt. Gleichwohl wird der Freund der Kulturgeschichte Anregung genug finden, wenn er die zahlreichen Eiiizelblätter, die als Andachls- oilder von den Kirchen verlaust wurden und daheim als »Briese- die Wand des Hauses schmückten, durchmustert: wenn er die Folgen der Apokalypse und des Marienlebens, des Totentanzes, der Wunder von Maiiazell, Ammanns Allegorie des Handels auf ihren kullurhiyo- iischen Wert prüft, die Holzichnttte des Weißkunig Thenerdank, der Wellchronik Schedels, des T>ost>p>egels Petiaicas u s w. als Dolumente zur Geschichte des Lebens und der Einbildungskraft verschiedener Zeit alter in Zusammenhang zu bringen versucht. So verspricht auch diese neue Veranstaltung des Königlichen Kupjecslichkabineiis nach den ver schiedensten Seiten Anregung und Genuß Hofsenilich wird auch in nich' zu ferner Zeit als Führer durch diese Schätze ein Handbuch des Holzschnitts von der Generalverwaltung der Museen herausgegeben werden. Geschästsjubiläum. — Am 19. Februar feierte die Firma Körber L F'reyiag in Minden das ei'Hunderisüntundzwanzigjährige Bestehen ihre« Geschäftes Die Buchhandlung ist die älteste im Krette und die zwcilältcste im Regierungsbezirk Minden. Das Geschäft wurde am 19 Februar 1769 durch Gsellius gegründet und durch ein Privileg Friedrichs des Großen, das sich noch heute als Andenken in den Händen des jetzigen Besitzers der Firma befindet, geschützt. Im Jahre l?73 ging das Geschält auf Justus Henry Korber über, von dem 1816, nach Aushebung der französischen Regierung in den westfälischen Landen, sein Sohn Justus Körber, der Jüngere, die Buchhandlung übernahm. Bis zum Jahre 1844 lührte dieser das Geschäft allein weiter; dann wurde mit diesem die doriige Buchhandlung von Ferdinand Freylag vereinigt und beide unter der Firma Körber L Frevtag weitergesührt. Justus Körber, der Jüngere, starb hochbetagt im Jahre 1861, und Ferdinand Freytag blieb bis zu seinem 1888 ersolgien Tode alleiniger Besitzer des Geschäfts, das dann an seinen Sohn, den heutigen Inhaber. A dert Freytag, überging. — In den langen Jahren seines Bestehens ist das Geschäft aus kletnen Anfängen bis zu seinem heutigen llmsange stetig gewachsen; es ist soctgeichrillen mit der Entwickelung des Buchhandels, der ja im Lause dieser Zeit einen so gewaltigen Aasschwung genommen hat. Die Firma Körber L Freylag erfreut sich im ganzen deutschen Buvhandel der höchsten Achtung Wir wünschen dem ehr würdigen Hauie zu diesem Gedenktage daß es in gleicher Weise, wie bisher, weiter blühen und wachsen möge und daß es ihm vergönnt sein möge, noch recht lange weiter an seinem Teile dazu betzulragen, dem deutschen Buchhandel die ihn ehrende Stellung im deutschen Volks leben zu erhalten. Verein jüngerer deutscher Buchhändler »Consorm-in Prag. — Die diesjährige ordentliche Ge,leralveijammlung des »Consorm« in Prag fand am 1. F bruar im Hotel »Kaiser von Oesterreich» statt Die Tbätigkeit des Vereins war im veiflossenen Jahre eine sehr rege; besonders ist die im April ins Leben gerufene Unlersiützitngskasse sür bedürftige durchreisende Buchhändler und ohne eigenes Veuchulden in Not geratene Mitglieder des »Consorm- zu erwähnen. Gleichzeitig wurden die Statuten des Vereins einer Revision unterzogen und mit staithalterlichem E laß vom 7 April 1893 genehmigt. Einen besonderen Gönner hatte der »Consorm- in seinem hochherzigen Protektor Herrn Friedrich Tempsky. Von den im Oktober angeregten sachwisscnschailiichen Voriräg n wurden im letzten Vierteljahr zwei gehalten, die mit regem Interesse aus enommen wurden. In, Lause dieses Jahres werden weitere zwölf folgen Der Stand sc, Bibliothek beträgt ca. 800 Bände auß r den 20 in Umlauf befindlichen Jouriialen. In den Vorstand wurden gewählt die Herren O Kotzurek (Obmann), A Heinecke ,Stellvertreter- M. Löhner (Schriftführer), A Frauend ors (Kassierer), E. Nußbaum (Bibloihekar; in Sen Aus- sichtsrat der Unterstützungskasse die Herren: O. Kotzurek (Verwalter), A. Melzer, F. Niedermeier (Beisitzer). Bußtag. — Der erste diesjährige sächsische Bußtag fällt aus Mittwoch den 21. Februar. " 144
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