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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1894
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- Erscheinungsdatum
- 05.03.1894
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- Deutsch
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1390 Nichtamtlicher Teil. Raum ein. Denn während die deutsche nur durch drei Künstler, Dürer, Jacob Binck und Augustin Hirschvogel, und die italienische durch ein einziges Blatt von C. A. Porporati vertreten sind, bringen 14 Blätter 21 Darstellungen holländischer Meister, und wenn man unter diesen die Namen Lucas va» Leyden, Aut. van Dyck, Rembrandt van Rijn, Adrian van Ostade und andere von kaum geringerer Bedeutung liest, so wird man diese starke Heranziehung der Niederländer nur berechtigt finden. Auch einer der frühesten Meister der Schabkunst, Wallerant Vaillant, befindet sich mit dem wohl vielen Kunstfreunden bekannten Blatte »der zeichnende Knabe« unter ihnen. Unter den Blättern aus der französischen Schule steht Jean Morin als Mitbegründer des französischen Porträtstiches obenan; der reproduzierte Stich von ihm bietet dadurch noch ein besonderes Interesse, daß er den Buchdrucker Antonius Vitrö, Lsgis ot 6iori Oallicaui D^pograpbus, welcher dieser Würde in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts teilhaftig war, darstellt. Noch fünf weitere französische Stecher sind vertreten, und zwar sämtlich durch Blätter, die volle Bewunderung verdienen. Bon den Engländern werden in dieser Mappe nur Schab- kunstblätter gegeben; eins davon, von John Raphael Smiths ist in zwei Farben gedruckt und entzückt sowohl durch den darge- stellten Gegenstand, ein reizendes Frauenporträt, als auch durch die meisterhafte Art der Reproduktion. Den Schluß des Kupferstichs bilden zwei Blätter aus der spanischen Schule, die bisher noch in keiner Mappe Vertretung gefunden hatte. Sie sind augenscheinlich auch hier nur gegeben worden, um die charakteristische Eigenart der spanischen Radierer zur Anschauung zu bringen, denn nur vom Standpunkt der Schönheit aus betrachtet, könnten sie uns die gänzliche Abwesenheit der Spanier unter den reproduzierten Werken kaum beklagen lassen. Unter den Holzschnittblättern fällt der deutschen Schule die Führung zu, und obenan steht Albrecht Dürer mit 10 Tafeln, deren Gegenstände sämtlich seinem »Marienleben» entnommen sind. Von Hans Burgkmair, von dem 2 Tafeln gegeben werden, imponiert vor allem sein bekannter Farbenschnitt vom Kaiser Maximilian zu Pferde, an welchem übrigens auch der geborene Holländer, aber nach Deutschland übergesiedelte Jost de Negher namhaften Anteil hat. Auch Lucas Cranach der Aeltere ist durch einen Farbenschnitt, »Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten«, vertreten, der in Braun und Schwarz auf chamois- sarbenem Grund gedruckt ist, wobei der letztere namentlich durch ausgesparte Lichter effektvoll wirkt. Ein reicher landschaftlicher Hintergrund macht ein zweites Blatt von demselben Künstler besonders schätzenswert. Das einzige Blatt aus der holländischen Schule erregt unsere Aufmerksamkeit durch die feine Behandlung des Schnitts, von dem man glauben kann, er sei schon mit dem Grabstichel und nicht mit dem Messer erzeugt worden. Der Künstler, der die beiden Schnitte dieser Tafel schuf, war Dirk de Braij. Ganz besonders anziehend aber sind in dieser Mappe die Schnitte aus der italienischen Schule; acht derselben werden aus zwei Tafeln gegeben und sind der H^pnsrotomaedia kolipdili, 1499 gedruckt bei Aldus Mauritius in Venedig, entnommen. Sie zeichnen sich namentlich durch flotte Zeichnung und gewandten Schnitt aus, sind mithin keine Erstlingsarbeitcn, und es muß deshalb um so lebhafter wundernehmcn, daß weder ihr Zeichner, noch ihr Holzschneider je bekannt geworden sind. Ein prächtiges Blatt ist auch die einen Totenkopf betrachtende junge Frau, das, an ein ähnliches Bild, la Belle Rosine, des phantastischen bel gischen Malers Wiertz im Müsse Wiertz zu Brüssel erinnernd, von Andrea Andreani stammt. Es wurde in Farben gedruckt von drei Platten, und seine Ausführung ist eine so vorzügliche, daß sie selbst bei unserer heutigen, gegen oie früheren Jahrhunderte so unendlich vervollkommneten graphischen Technik als hervor ragend bezeichnet werden muß. 52, 8. März 1894. Die letzte Tafel gehört der französischen Schule an. Sie reproduziert ein Blatt aus einer >488 zu Paris erschienenen Chronik; die schönen Randleisten haben dieser wohl die Ehre der Aufnahme unter die graphische Aristokratie der Mappen verschafft. Damit wäre also das große Reproduktionswerk abgeschlossen, falls sich die Direktion der Neichsdruckerei nicht doch noch für eine Fortsetzung entscheidet, wofür es ihr weder an An regungen, noch an Material fehlen dürfte. Denn die Annahme, letzteres sei annähernd erschöpft, ist gar nicht zulässig angesichts der ungeheuren Schätze, die in den kaiserlichen und könig lichen Museen und Kupferstichkabinctten Deutschlands und an derer Länder aufbewahrt werden, ein Aufbewahren, das in manchen Fällen wohl richtiger als ein Vergraben bezeichnet werden könnte, das aber in allen Fällen doch nur denen wirklich zu gute kommt, die an der Stätte dieser Museen wohnen oder sie ohne großen Zeitverlust und beträchtliche Kosten leicht erreichen können. Durch die von der Reichsdruckerei herausgegebenen Mappen aber wird es nahezu jedem, der Studien zu machen hat über die graphische Kunst unserer Vorfahren, über ihre Ent wickelung in den verschiedenen Ländern und in der Folge der Jahrhunderte, möglich, sich ein aus den Hauptstücken dieser Kunstschätze bestehendes wertvolles Hausmuseum anzulegen; denn die Reproduktionen sind ja so vortrefflich, sie geben alles Charakteristische der Originale in so erstaunlicher Meisterschaft wieder, daß sie mit gewiß nur wenigen Ausnahmen die gleichen Dienste wie diese zu leisten vermögen, vor ihnen aber den un geheuren Vorzug besitzen, stets zur Hand zu sein, das Hervor ragendste aus allen Schulen zu vereinigen und somit verglei chende Studien ohne schwerwiegenden Zeitverlust zu ermöglichen. Was ihre Anschaffungskosten anbelangt, so werden diese, stellt man ihnen die Kosten gegenüber, die schon durch eine einzige Studienreise zu den Museen der verschiedenen Großstädte ganz unumgänglich entstehen, weit mehr als ausgewogen, und dies muß bei den, meist nicht über vielen Mammon und dabei auch nur über beschränkte Zeit gebietenden Fachgelehrten doppelt ins Gewicht fallen. Hat somit die Direktion der Reichsdruckerei durch die Ausgabe der Mappen der Wissenschaft einen außer ordentlichen Dienst erwiesen, so hat sie sich damit auch alle Freunde einster Kunst zu großem Danke verpflichtet; sie können fortan sich selbst eine graphische Galerie schaffen und sich der selben ohne jede Mühe und Beschwer erfreuen. Ein kurzer Ueberblick über den Gesamtinhalt der fünf Mappen möge diese Betrachtung schließen. Sie enthalten, wie bekannt, zusammen 250 Tafeln, — 150 für den Kupferstich, 100 für den Holzschnitt. Aus manchen dieser Tafeln werden jedoch zwei oder mehr Reproduktionen ge geben, so daß thatsächlich die Zahl der reproduzierten Kupfer stiche 179, die der Holzschnitte 123 beträgt. Die einzelnen Schulen sind natürlich sehr verschieden vertreten; im Kupfer stich entfallen auf die deutsche 46, die niederländische und holländische 78, die italienische 21, die französische 20, die eng lische 12 und die spanische 2 Reproduktionen; im Holzschnitt ist die deutsche Schule mit 89 Reproduktionen beteiligt, die niederländische und holländische mit 10, die italienische mit 24 und die französische mit 1; aus England und Spanien sind gar keine Holzschnitte vorhanden. Diese Ziffern geben in einfachster Weise ein Bild von dem reichen Inhalte der Mappen; sie sagen uns aber auch, daß die Quellen, aus denen ihre Herausgeber geschöpft, noch lange reich lich fließen werden, und erfüllen uns deshalb mit der Hoff nung, die Direktion der Reichsdruckerei werde vielleicht in nicht ferner Zeit ihr großartiges, allgemein als hochwichtig und ver dienstvoll anerkanntes Werk wieder aufnehmen, um es in der- selben meisterhaften Weise fortzusetzen, wie sie es in den jetzt vorliegenden fünf Mappen zur freudigen Genugthuung aller Freunde und Pfleger der graphischen Künste gethan hat. Theod. Goebel.
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