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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1894
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1894
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- Deutsch
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fall mit tödlichem Ausgange vorgekommen ist, spricht am beredtesten für die dort herrschenden rationellen Vorkehrungen. Die Reichsdruckerei unterscheidet sich darin von allen anderen Druckereien, daß sie nur zu unmittelbaren Zwecken des Reiches und der Bundesstaaten bestimmt ist. Nur ausnahms weise werden auch Aufträge von städtischen und anderen Behörden und Korporationen, sowie solche Arbeiten ausgeführt, deren technische Herstellung in Deutschland ausschließlich oder vorzugs weise mit den der Reichsdruckerei eigentümlichen Verfahrungs- weisen und Hilfsmitteln zu bewerkstelligen ist oder aber deren Verbreitung wissenschaftliche und Kunstinteressen wesentlich zu fördern geeignet ist. Um über den Betrieb und die Leistungsfähigkeit der Reichs druckerei ein ungefähres Bild zu geben, mögen nachstehende authentische Daten hier einen Platz finden' Im Buchdruck-Oberlichtsaal, wo sich 18 Buch^ruckschnell- pressen befinden, werden jährlich 230 Millionen Stück einfache Postkarten, 30 Millionen Postanweisungen, 3 Millionen 600 000 Karten mit Antwort, 4 Millionen einfache und 1 Million 200 000 Weltpostkarten mit Antwort, 300 000 Rohrpost karten, 150 000 Rohrpostkarten-Umschläge und 700 000 Bogen Reichs- und Wechselstempelmarke» gedruckt. An sonstigen Wert papieren für Staats- und Reichsbehörden, General- und Pro vinziallandschaften, Stadt- und Kreisbehörden werden 4,14 Millionen Stück, im Werte von 2389,48 Millionen Mark, hergestellt. Ueberdies werden jährlich 3 715 000 Bogen Ver sicherungsmarken, im Werte von 77 Millionen Mark verfertigt. Die Maschinenhalle und Gallerte enthält 12 einfache Schnellpressen, 9 Doppelpressen und 1 Rotationsmaschine für verstellbare Formate. Tie jährliche Leistung derselben be trägt ungefähr 30 Millionen Bogen. Riesiges leistet die Schriftsetzerei für amtliche Drucksachen. Sie stellt das Reichskursbuch her; dieses umfaßt 700 Seiten und erscheint jährlich in 8 Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 76 000 Exemplaren. Es bedarf nicht erst der Erwähnung, wie sorgfältig und gewissenhaft das Werk hergestellt werden muß, da schon der geringste Fehler es unbrauchbar macht. Ferner werden, um noch einiges herauszugrcifen, dort gedruckt: die Post leithefte, das Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen, das Archiv für Post und Telegraphie — jährlich 24 Hefte —, der Reichshaushaltetat, der Staatshaushaltetat, die Gesetz sammlung und jährlich 6000 Patentschriften und dergleichen mehr. Eine Abteilung der Schriftsetzerei ist speziell für wissen schaftliche und orientalische Sprachen eingerichtet und steht in ihrer Art einzig da. An orientalischen Sprachen bezw. Typen sind vorhanden: Aethiopisch, Armenisch, Arabisch, assyrische Keilschrift, Chinesisch, Estrangelo, Griechisch, Altgriechisch, Georgisch, Hebräisch, Hieroglyphen, Jakobitisch, Koptisch, Russisch, Sanskrit, Syrisch und Thibetisch. Hier werden u. a. hergestellt: die Sitzungsberichte und Abhandlungen der königlichen Akademie der Wissenschaften, die Mitteilungen aus dem orientalischen Seminar, sowie zahlreiche wissenschaftliche und fremdsprachliche Werke europäischer Gelehrten, und die an sich schon mühsame Satz arbeit wird durch das größtenteils schwer leserliche Manuskript noch erhöht — und doch gehören die Druckfehler zu den aller größten Seltenheiten bei diesen gelehrten Sachen! Und nun erst, wenn wir den Kupferdrucksaal betreten, wo unsere Reichsbanknoten geschaffen werden! Hier erblicken wir vier Kupferdruckschnellpressen von C. Guy in Paris und fünfzehn Handpressen. Die Jahresproduktion an Reichsbanknoten und Reichskassenscheinen beträgt zwei Millionen Stück im Werte von hundertzwanzig Millionen Mark — ein hübsches Sümmchen! Doch vergessen wir nicht die Freimarken, die dem General- Postmeister ja ganz besonders am Herzen liegen müssen: der im Buchdrucksaal hergestellten Bogen sind jährlich vierzehn Millionen, im Werte von hundertsechsundfunfzig Millionen Mark — was von dem riesigen Postverkehr ein beredtes Zeugnis ablegt. Die Reichsdruckerei beschäftigt etwa dreizehnhundert Menschen, darunter über hundert Künstler und ständige Werkleute; denn es giebt nicht nur Buch- und Kupferdruckereien, sondern auch eine Buch binderei und die für den großen Betrieb erforderlichen Reparatur- welkslätten; alle Richtungen der vervielfältigenden Künste sind vertreten, also: Kupferstich, Lichtdruck, Heliographie, Zinkhochätzung, Autotypie, Photographie, Galvanoplastik rc. Schon aus den hier angeführten statistischen Mitteilungen geht zur Genüge hervor, daß, seitdem die Reichsdruckerei als solche besieht, d. h. seit 15 Jahren, seitdem die ehemalige preußische Staats druckerei in den Besitz des deutschen Reiches überging — 1. April 1879 —, die Reichsregierung ihre Absicht, dieses Institut zur Ausführung der vom Reich und vom Staat geforderten Druck sachen in vollkommener Weise zu benutzen, in glänzender Weise erreicht hat. Sie ist eine Musteranstalt ersten Ranges geworden, und ihre Erzeugnisse und Leistungen stehen auf der Höhe des in der Gegenwart auf diesem Gebiete überhaupt Erreichbaren — was sehr viel besagen will, wenn man bedenkt, daß gerade in unserer Zeit die Druckerkunst durch die kunsttechnischen Ver- fahrungsweisen zur Reproduktion und Vervielfältigung von Arbeiten der bildenden Kunst einen früher kaum geahnten Auf schwung genommen hat. Sie hat sich als eine geweihte Stätte Guten bergs erwiesen, indem sie den Lichtdruck, die Heliogravüre und alle jene mannigfachen Reproduktionsarten, die aus der Ver bindung der Photographie mit dem Metallätz- und galvanischen Nicderschlagsverfahren in neuerer Zeit hervorgegangen sind, sorgsam hegt und pflegt. Keine neue Erfindung entgeht ihr, sie sucht sie sogleich sich nutzbar zu machen und scheut vor den größten Geldopfern nicht zurück, wo es gilt, das Beste zu er werben. So ist das im modernen Berliner Staats- und Reichs baustil in Backsteinschmuck stattlich ausgesührte Gebäude der Reichsdruckerei in der That die Hochschule der edlen und alt ehrwürdigen Druckerkunst geworden. Die Reichsdruckerei hat sich ja gleich von Anfang an ganz streng in diesen ihr gezogenen Grenzen gehalten. Jetzt ist es allgemein anerkannt — anderthalb Jahrzehnte sprechen dafür —, daß sie das Druckgewerbe nicht schädigt. Sie hat in der Zeit ihres Bestehens durch die Heraus gabe vieler mustergiltigen typographischen Sammlungen und Truckproben, wie durch die — auch in diesem Blatte wieder holt rühmend hervorgehobenen — Nachbildungen von Kupfer stichen und Holzschnitten schätzenswerte Vorbilder für das Druck gewerbe geschaffen und sich bemüht, auch Kunstschätze zum Ge meingut Vieler zu machen. Wie interessant und lehrreich auch alle Säle der Reichs- druckcrei für mich waren, und wie unterhaltend es auch wäre, alle die dortigen Einrichtungen im einzelnen zu beschreiben, so muß ich mirs doch versagen; denn cs würde mich zu weit führen. Die Spezialität des Instituts liegt in der Anfertigung von Geld- und Wertzeichen, und über jene geheimnisvollen Hand habungen einiges zu erfahren, wird der Leser gewiß am neu gierigsten sein, wie ich es war, als ich, meinen liebenswürdigen Führern folgend, in Gedanke» fortwährend das Jagosche Wort citiertc: »Thu Geld in deinen Beutel!« Sowohl die Herstellung der Postwertzeichen aller Art, als auch die Anfertigung sonstiger geldwerter Papiere, unter denen beson ders die Reichskassenscheine, Banknoten und Schuldverschreibungen des Reiches und einzelner Bundesstaaten, sowie zahlreicher Kor porationen und Bankinstitute hervorzuheben sind, erfolgt unter einer ebenso wirksamen als einfachen, dem Gegenstände ent sprechenden Kontrolle, so daß z B. eine Annektierung auch nur eines 5-Mark-Scheines oder einer 3-Pfennig-Marke ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wir treten anläßlich unserer Wanderung ferner in das Atelier der Graveure und Kupferstecher, die nicht allein mit schönen Figuren die Banknoten und Kassenscheine schmücken, sondern
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