Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18971229
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189712293
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18971229
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-29
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
9726 Nichtamtlicher Teil. 302, 29. Dezember 1897. tüchtigen Schritt weiter gegangen. In der dem Erscheinen des Romans voraufgehenden Woche durchzogen alltäglich dreißig der bekannten dachförmigen Pariser Reklamewagen die Straßen der Hauptstadt, die auf ihren beiden Hauptflächen ein geschmackvolles Plakat des jungen Malers CH. Lucas trugen. Die dreißig Wagen zieher wurden von sechs Brigadiers dirigiert, die ihrerseits von zwei Inspektoren kontrolliert wurden. Alle Quartiere der Stadt wurden so von sechs Uhr früh bis fünf Uhr Abends heimgesucht, kaum daß den armen Karrenzichern eine Stunde zu ihrem Mittag essen blieb. Am Tage vor dem gewaltigen Ereignis vervielfältigte sich die Zahl der Wagen. Hundert Wagen, fünfundzwanzig Brigadiers und sechs Inspektoren! Dreierlei verschiedene Plakate führten nun mehr den Parisern die Wichtigkeit des Moments vor die Augen, das erwähnte von Lucas, ein zweites von Steinlen, das die Stadt Paris als Ungetüm und Vampyr darstellte, und ein drittes, das in Riesenlettern die Aufschrift trug: »Us .lourug-l' vg, pubüsr ?^Ii18 peer Lmils 2ola«. Dieselben Plakate figurierten aller orten, wo ein Stück Mauer oder ein Bretterzaun an einem Neu bau ein freies Plätzchen darbot. Aus den Boulevards, an den Omnibusstationen, vor den 6alss, an den Thüren der großen Bazare, in der Umgebung der Bahnhöfe waren Camelots postiert, die auf ihrem Rücken Brettergerüste trugen, 1,20 m hoch und 80 om breit, die vorn eine Zeichnung von Lrnsst Ua Isuussss — denn dieser kaum der Schule entwachsene und sehr schnell in die Mode gekommene Schriftsteller pfuscht auch den Malern ins Handwerk — und hinten das obligate -lls öourval v«. pudlior- ec. zeigten. Wieder andere Camelots bevölkerten mit ihre Reklame-Attributen die Imperials der Omnibusse und Pferdebahnen, wurden am Ende der Tramwaylinien von Inspektoren empfangen und sofort aus eine andere Strecke umgeladen. Wohl oder übel wußte am Vor abend des großen Ereignisses ganz Paris: »Us lourmrl va publior- rc Am Tage des ersten Feuilletons erreichte der Spektakel seinen Gipfel. Die Reklame schwoll ins Riesenhafte Wiederum hundert Wagen, diesmal von unzähligen Camelots begleitet, die das »louruLl» ausriefen. An allen Straßenecken brüllten die Zeitungs männer, die von Stunde zu Stunde durch Motorwagen mit neuem Vorrat versorgt und von Inspektoren überwacht wurden, damit sie die Gratisnummern nicht, um schneller auszuräumen, irgend wohin verschwinden ließen. Weit über die Grenzen des Weichbildes hinaus setzte sich dieser Wirbelwind der Marktschreierei fort. Von St. Germain einerseits bis Villcneuvc-Saint-Georgcs anderseits trugen zweispännige Wagen die große Neuigkeit in die Bannmeile und setzten die Verkündiger derselben in jedem Dorse und jeder kleinen Stadt ab, damit sie ihres Amtes durch Schreien und Ver teilen walten konnten. Und ähnlich wie in Paris ging es an diesem Tage in jeder größeren Provinzialstadt zu. Die ganze un geheure Reklame — von der innerhalb der Zeitungsspalten selber mit vielem Raffinement in Szene gesetzten ganz zu geschweige» — soll dem -lourmrl- die Kleinigkeit von IbOOOOFrcs. gekostet haben, eine Ziffer, die indes mit Vorsicht aufzunehmen ist, weil die An gabe vom -lourrurl- selbst herrührt, und weil die runde Ziffer höchst wahrscheinlich selber wieder Reklame ist. Daß ein neuer Roman von Zola derartiger Ausposaunung bedarf, giebt zu denken Wir werde» wohl recht behalten mit der Behauptung, daß der Ruhm Zolas stark im Verblassen ist Der Roman wird Anfang Februar im Buchhandel erscheinen. An der Zahl der Auflagen wird Zola merken, was die Glocke geschlagen hat. Paris. U. Die Buchdruckerei in Frankreich. — Der kürzlich im Auf träge des Direktoriums der schönen Künste in Paris von Herrn Marius Vachon erstattete offiziöse Bericht über die gegenwärtige Lage des französischen Gewerbes lautet im allgemeinen für Frank reich trostlos. Eine einzige lichte Seite zeigt der umfangreiche und, wie es scheint, sehr offen und wahrheitsliebend geschriebene Bericht, und diese betrifft die französische Buchdruckerei. Vachon malt den Zustand des französische» Kunstgewerbcs in den schwär zesten Farben und hat lediglich für den Buchdruck anerkennende Worte. In Marseille liegen sämtliche Industriezweige darnieder mit Ausnahme der Bronzekunst und der Buchdruckerei. Aus Tours weiß der Berichterstatter gleichfalls nur von dem Buchdruck Gutes zu berichten, der dort dank der angesehenen Firma Marne in fort währendem Aufschwung begriffen ist. In Lille sind von den vielen ehemals blühenden Industriezweigen nur ein halbes Dutzend übrig geblieben: die gewöhnliche und die Kunsttischlerei, die Eisenschmiede kunst, die Keramik, die Glasindustrie und die Buchdruckerei. Aber auch die fünf ersten befinden sich im Niedergang oder sind hinter den Anforderungen der Zeit weit zurückgeblieben und die gute Hälfte der Arbeiter, die sie beschäftigen, sind Belgier. Das einzige Gewerbe, das blüht, ist der Buchdruck. Auch dieses freilich beklagt sich über die ungenügende technische Ausbildung der Arbeiter und über die Schwierigkeit, Lehrlinge zu bekommen. In Nancy er freut sich die Buchdruckerei gleichfalls einer vortrefflichen Lage, wozu die Firma Berger-Levrault -das Meiste beiträgt. Nur aus einer Stadt Frankreichs, aus Bordeaux, kann Herr Vachon auch über den Buchdruck nichts Gutes sagen. Er ist zu Grunde gerichtet, lautet sein Urteil. — Der Bericht Vachons hat übrigens in der Kammersitzung vom 2. Dezember einen Zwischenfall heroorgcrufen, der geeignet ist, französische Zustände zn illustrieren. Der Ab geordnete Denecheau beschwerte sich darüber, daß der Auftraggeber Vachors, der Direktor der schönen Künste. Roujon, die ungeschminkte Sprache des Berichts übel genommen und die Unterdrückung oder Abschwächung verschiedener Stellen desselben veranlaßt habe. Herr Roujon leugnete die Thatsache nicht und erklärte Marius Vachon für einen Pessimisten, dessen Ausführungen die Negierung keinen offiziellen Glauben beimessen könne. Er sagte sich förmlich von ihm los und verwies Herrn Vachon und seinen Bericht auf den Weg des Buchhandels. Diesem, dem Buchhandel, wird es ein Vergnügen sein, ihn drucken zu lassen. Paris. U. ei. «VV. U.) Aus Rußland. — Die slawische Wohlthätigkeits- gcsellschaft beabsichtigt, einen Preis für die besten russischen Ueber- sctzungen klassischer Werke der slawischen Literaturen zu stiften. — Das Chevalicrgarde-Regiment wird eine illustrierte Prachtausgabe der Geschichte dieses Regiments herausgeben. — Der Thronfolger Georg Alexandrowitsch beabsichtigt, russische Uebersctzungen hervor ragender ausländischer Werke über das Seewesen herausgeben zu lassen. Erschienen ist bereits die Uebersetzung von »Nbs luüusveo ot' 8ss. l'orvsr upov tds trsuoir Revolution uncl Lwpirs». — Der ehemalige Kriegsminister Graf D. A. Miljutin, dessen 60jähriges Dienstjubiläum unlängst gefeiert wurde, arbeitet an seinen Me moiren, die die Periode der Regierungen der Kaiser Nikolaus I., Alexanders II und III. umfassen werden. — Die -Moskauer Zeitung- berichtet, daß sich eine Gesellschaft gebildet habe, die eineTageszeitung unter dem Titel »Die Bedürfnisse der Provinz- herauszugeben be absichtigt. Zu diesem Zweck soll eine schon bestehende Petersburger Zeitung angekaust werden. — Der bekannte Reisende und Forscher Potanin ist mit einem umfangreichen Werke beschäftigt, das den Einfluß Asiens aus dem Gebiete der europäischen Volkserzeugnisse schildern soll. — Graf Leo Tolstoj soll sein Werk über die Kunst vollendet haben, Uebersctzungen nach dem Manuskript sind bereits in Vorbereitung. — Der kaiserlich russischen historischen Gesellschaft ist für das nächste Jahr eine Unterstützung von 60> 0 Rubeln zur Herausgabe geschichtlicher Dokumente und wissenschaftlicher For schungen bewilligt worden. — Die britische Bibelgesellschaft hat beschlossen, Uebersetzungen des Evangeliums in vier kaukasischen Dialekten herauszugeben. — Die Gesellschaft -Der elterliche Kreis wird eine große -Encyklopädie der häuslichen Erziehung und des Unterrichts- herausgeben; das Werk soll binnen drei Jahren erscheinen, die Kosten sind für das erste Jahr aus 25000 Rubel veranschlagt. — Die von Professor Afonassjew ins Russische übersetzte Realencyklopädie der medizinischen Wissenschaften von Eulenburg ist mit dem 21. Bande zum Abschluß gediehen. — Eine Moskauer Gesellschaft zur Verbreitung technischer Kennt nisse will »Programme für häusliche Lektüre- herausgeben. Der Zweck ist, denjenigen Personen, die durch häusliche Lektüre die Lücken ihrer Bildung ergänzen wollen, behülflich zu sein Diese Programme sollen nicht nur Bücherverzeichnisse der verschiedenen Wissenszweige sein, sondern sie sollen auch Hinweise enthalten, in welcher Reihenfolge die empfohlenen Bücher gelesen werden müssen und was bei der Lektüre besonders zu beachten ist. Der ganze Kursus ist auf vier Jahre berechnet Der soeben erschienene Jahrgang ent hält: Mathematik, Physik, Chemie, Biologie Philosophie, Juris prudenz, Geschichte, Litteratur und Ethnographie. — Von Gneditschs Geschichte der Künste ist die 10. Lieferung des 3. Bandes erschienen. — In Moskau erschien die zweite Auflage des Werkes -Rund schau in der ersten Ausstellung historischer Gemälde im kaiserlichen historischen Museum zu Moskau-. Es sind dies 47 photographische Kopieen hervorragender Geschichtsbilder mit Text. — In St. Peters burg soll eine Verlagsgesellschaft unter der Firma -Buchverlag Narod- auf Aktien gegründet werden. Ihr spezieller Zweck soll in der Herausgabe populärer Bücher für den Selbstunterricht bestehen. Das Aktienkapital beträgt 700 000 Rubel. — Ein kaukasischer Journalist hat eine dreibändige -Geschichte des Räuberunwesens im Kaukasus geschrieben. konnte aber bisher noch keinen Verleger dafür finden. — Von Uebersetzungen ins Russische sind zu erwähnen: Dühring, Die Größen der modernen Litteratur; Collins, Herbert Spencers Philosophie; Hiddings, Grundlagen der Sociologie; Lippert, Die Geschichte der Familie. — Als künftig erscheinend sind angezeigt: eine russische Uebersetzung der Werke von Herbert Spencer in vier Bänden, Des Akademikers Ssußlow Denkmäler der allrussischen Baukunst, Lieferung 4, und eine kürzere Biographie Gogols, als Auszug von Schönrocks großem Werk desselben Inhalts. Sudermanns »Johannes-. — Sudermanns -Johannes-, dessen Aufführung am Deutschen Theater zu Berlin zuerst ver boten und erst nach langwierigen Verhandlungen zugelassen wurde,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder