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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1884
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1884
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- Deutsch
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seine Familie waren ihm von jeher der höchste Genuß im Leben, und er hat nie seine Vergnügungen und Erholungen auswärts gesucht. Sein Haus war zu Lebzeiten seiner gemüthvollen Gattin eines der gastfreundlichsten in ganz Stuttgart, wo die feinste und edelste Geselligkeit gepflegt wurde, wo außer der Familie ein Kreis von Künstlern, Gelehrten und geistvollen Männern sich zu versammeln pflegte, wo namentlich Musik mit Begeisterung gepflegt wurde, und wo hervorragende fremde Künstler, Dichter, Gelehrte und öffentliche Charaktere die sorglichste Auf nahme fanden, wie denn Hoffman» aus dem belebten Umgang mit Schriftstellern, Gelehrten und Künstlern immer neue Anregungen zu schöpfen und seinen regen, empfänglichen Geist sortzubilden wußte. Häufig beherbergte sein gastfreundliches Haus hervor ragende Gäste; so verbrachte z. B. Andersen mehrere Wochen im Hoffmann'schen Hause undBerthold Auerbach längere Zeit als sein Gast in Teinach. Im Frühjahr 1883 brachte ihn ein heftiger Krankheitsanfall an den Rand des Grabes; er erholte sich zwar den Sommer hin durch in Teinach wieder einigermaßen, aber in der letzten Woche des Jahres warf ihn ein Schlagansall so heftig darnieder, daß er am Lg. December den Folgen desselben erlag. An seinem Grabe trauern um ihn ein Sohn, drei verheirathete Töchter, achtzehn Enkel und zwei Urenkel. Dem anspruchslosen schlichten Sinne des Ver storbenen gemäß sollte seine Beerdigung in aller Stille stattfinden; allein eine sehr zahlreiche Versammlung von Männer» ans allen Ständen erschien aus freien Stücken an seinem Grabe, um dem verdienstvollen Todten noch den Zoll ihrer Hochachtung und Ver ehrung darzubringen. Eine Deputation der Gemeinde Teinach drückte durch ihr Erscheinen den Dank für die vielfachen Wohlthaten aus, welche der Verstorbene jener kleinen Gemeinde erwiesen hatte, und die Arbeiter und Gehilfen seiner Druckerei legten an seinem Grabe ein beredtes Zeugniß für die Dankbarkeit, Liebe und Ver ehrung ab, womit ihr Brotherr sie sich verpflichtet hatte. Ziehen wir den Schluß aus dem bewegten reichen Leben unseres Verstorbenen, so Kitt uns das Bild eines ganzen Mannes von merkwürdiger Festigkeit und Gediegenheit des Charakters, von einem Ernst des Strebens und einer über raschenden Thatkraft und Beharrlichkeit entgegen, eines Mannes, welcher streng gegen sich selbst, pflichttreu und pünktlich in seinem Gebühren, dieselben Eigenschaften auch von Anderen forderte, der unter einem etwas herrischen und entschiedenen Auftreten doch ein weiches, mitfühlendes Gemüth und einen offenen Sinn für alles Edle, Schöne und Gute und eine strenge Sittlichkeit, Recht lichkeit und Herzensfrömmigkeit ohne Ostentation barg, und der namentlich als Familienvater eine musterhafte, wohlwollende Für sorge nicht allein für seine Kinder, sondern für alle Freunde und Verwandte hegte, Unzähligen in aller Stille Wohlthaten erwies, Lebensstellungen gründete, junge Talente ermunterte und förderte und überall gern mit Rath und That beisprang. Als Geschäftsmann zeigte er nicht nur eine großartige schöpferische Thätigkcit und eine Fülle von Ideen, ein über raschend feines Vcrständniß für die Forderungen der Zeit, einen kühnen Muth und raschen Entschluß bei großartigen Unterneh mungen, sondern eine mustergültige Beharrlichkeit und Ausdauer in der Verwirklichung seiner Pläne und Entwürfe, ein wunderbares Eingehen auf das Einzelne der Ausführung und eine seltene Beherrschung aller technischen Mittel und vor Allem eine ganz erstaunliche persönliche Arbeitskraft, bei welcher ihm seine ungemein einfache und regelmäßige Lebensweise und gewissenhafte Pünktlich keit, sein Geizen mit der Zeit und seine unerschütterliche Willens kraft und unersättliche Lernbcgierde zu Statten kamen. Seine Leistungsfähigkeit in der Arbeit war eine bewunderns- werthe und gründete sich hauptsächlich auf die ihm zur zweiten Natur gewordene Gewohnheit, möglichst viel im Geschäfte selbst zu besorgen, die Arbeitsstunden pflichtlich auszunützen und das einmal festgesetzte Zeitmaß pünktlich und zuweilen sogar rücksichts los einzuhalten. Man sollte glauben, er habe seinen großartigen Verlag nur mit einem zahlreichen Hilfspersonal bekeiben können; allein in der Regel hatte er nur einen einzigen Arbeiter in seinem Comptoir. Namentlich zeichnete ihn eine außerordentliche Raschheit der Arbeitens aus; obwohl er nie über die gewohnten Geschästs- stundcn hinaus arbeitete, so konnte er sich doch rühmen, mit seinen Arbeiten nach der Leipziger Messe schon fertig zu sein, ehe sich ein Anderer nur von den Reisestrapazen ausgeruht hatte. Sein Wahl spruch war: „Zur rechten Zeit und am rechten Ort." In Arbeit und Erholung war er ein Mann, der skeng nach der Uhr lebte. Viele Jahre lang konnte man ihn zu gleicher Minute um die Ecke biegen sehen, um seinen gewohnten Spaziergang durch die Königs straße zu machen; und wer gern eine Angelegenheit mit ihm abmachen oder mit ihm plaudern wollte, fand hier seine sichere Gelegenheit. Aber seine Gewohnheit, Alles möglichst selbst zu arbeiten, trug auch wesentlich dazu bei, daß seine Art und Weise schließlich durch die wohlfeileren Massen-Erzeugnisse eines jüngeren Geschlechts überflügelt wurde. Als Mensch zeichneten ihn seine Selbstlosigkeit und Biederkeit, seine Uneigennützigkeit und hochherzige Freigebigkeit gegen bedrängte Freunde und Untergebene, seine Bereitwilligkeit in Rath und That, sein unerschrockener Freimuth, seine Mannhaftigkeit und sein Unabhängigkeitsgesühl aus, dazu eine edle Bescheidenheit, welche den ganzen Stolz darein setzte, ein guter Bürger, gemeinnütziger Mensch und ein Ehrenmann zu sein. Gegen äußere Ehren, Titel und Orden verhielt er sich immer ablehnend, was übrigens nicht ver hinderte, daß ihm der verstorbene König Wilhelm von Württem berg, welcher bekanntlich selbst ein Mann von hervorragendem Geiste war, einmal die seltene Ehre persönlichen Besuches in seinem schlichten Bürgcrhause erwies, und daß auch der gegenwär tige König Karl sich einmal Teinach und seine Badeeinrich tungen von ihm zeigen ließ. Hoffman» hatte natürlich auch seine Fehler, wie jeder Mensch, — Fehler, welche besonders aus seinem energischen, rasch zugreisendcn Temperament entsprangen und von ferner Stehenden oft übel ge deutet wurden; allein der beste Beweis von Hoffmann's gerechtem Sinn und seiner humanen Gemüthsart ist wohl die Thatsache, daß der Factor seiner Buchdruckerei schon über fünfzig Jahre dem Ge schäfte angehört, daß einige Setzer schon seit LS und 30 Jahren in der Druckerei thätig sind, und daß die treue Pflegerin seiner letzten Lebensjahre von ihrer Jugend an in seinem Hausstande thätig war. Im Herzen und Sinne seiner Zeit- und Berufsgenossen hat sich Carl Hoffman» ein bleibendes Denkmal durch seine er sprießliche, umsichtige Thätigkeit und gemeinnützige Wirksamkeit gestiftet. Aus dem Hoffmann'schen Verlagsgeschäfte haben sich im Lause der Zeit folgende Stuttgarter Firmen abgezweigt: Julius Weise, Gustav Wcise's Verlag, Gust. Weise's Leihbibliothek, Engel - Horn L Hochdanz, Schmidt L Spring, Krais L Hoff- mann, Rud. Chelius und Julius Hoffmann (Thienemann's Verlag).
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