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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1874
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1874
- Sprache
- Deutsch
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189, 17. August. Nichtamtlicher Theil. 2951 Stande, mit der Post zu concurriren! Der Sortimenter würde als dann nur auf den Absatz der Bücher angewiesen sein, den er durch das mühevolle Zuransichtversenden erzielt, und wie mager dieser ausfällt, weiß jeder Sortimenter nur zu gut. Ein fortdauernder Nutzen erwächst ihm auch hierdurch nicht, indem die Bücher, die durch die emsige und unermüdliche Thätigkcit des Sortimenters sich Ein gang beim Publicum verschafften, später, wenn einmal bekannt und eingeführt, einfach beim Post-Buch-Amt bestellt werden würden. Ich verweise hierbei nur auf den analogen Fall bei Zeitschriften; der Sortimenter muß ihnen Bahn brechen, und ist dies geschehen, so hat der Mohr seine Schuldigkeit gethan und kann gehen, dann tritt die Post auf und nimmt mühelos die Abonnements entgegen. Ebenso würde der Sortimenter die Kundschaft auf dem Lande, die doch jetzt in regelmäßigem Verkehr mit einer Buchhandlung steht, ganz verlieren. Es wird natürlich sein, daß das Publicum fast des ganzen Platten Landes durch den Laudbriefträgcr oder durch eine Postagentur auf dem Lande seinen festen Bedarf an Büchern bestellen wird, wie cs schon heute seine sämmtlichen Journale und Zeitschriften fast nur durch die Post erhält. Dies Publicum spart die Correspondenzkarte zur Bestellung und das seit dem 1. Januar 1874 wieder theurer gewordene Packetporto. Also die festen Be stellungen würden dem Sortimenter zum größten Thcile verloren gehen; infolge des Wegfalls der Stempelsteuer sind viele Journale voluminöser geworden, oder werden es noch durch Jnscrtions- beilagen rc., wiegen also schwerer; die Frachtsätze sind um 25U er höht: — wie soll der Sortimenter ferner existiren? Dieser uns drohenden Neuerung muß daher entgegengetreten werden mit aller Kraft und Entschiedenheit von Seiten des ge- sammten Sortimentsbuchhandels. Es ist sehr befremdlich, daß der Sortimenterverein diese Frage noch nicht ausgenommen hat, und ich wiederhole, was Einsender in Nr. 179 d. Bl. bei Erörterung dieser Frage sagte: „Noch nie bot sich eine bessere Gelegenheit für den Sortimenterverein, etwas zu leisten, und er hat Grund, diese Ge legenheit beim Schopfe zu fassen." Meine Zeilen beabsichtigen, die Frage anzuregcn, auf welche Weise der Sortimentsbuchhandel dieser Neuerung des Post-Buch- Amtes entgegentreten soll. Hoffen wir doch nicht auf die Großmuth der Verleger, daß sie dem Post-Buch-Amt ihren Verlag vorenthal ten; es ist ein neuer Absatzweg für sie, sie erhalten immer gleich baares Geld ohne Ausgaben für Fracht und Spesen und ihre Buch führung wird hierdurch vereinfacht, indem das reine Cassageschäft eintritt. Und müssen wir Sortimenter später nicht noch froh sein, auch feste Bestellungen für solche Verleger zu bekommen, die dem Post-Buch-Amt ihren Verlag ausliefcrn? Sollen wir unseren ein Buch bestellenden Kunden antworten: ich bedauere, Ihnen dies Buch nicht bestellen zu können, da dasselbe bei einem Verleger erschienen ist, der von uns in die Acht erklärt ist, weil er mit der Post Geschäfte macht? Der Kunde wird einfach das Buch bei der Post bestellen, und spätere Bestellungen ebenfalls dort machen, und der Kunde ist sodann für den Sortimenter verloren und ist Kunde der Post ge worden. Das Angemessenste »ach meiner Ansicht wäre, wenn eine An zahl achtungswerther größerer Firmen zusammenträte und eine von allen Sortimentern zu unterschreibende Adresse beschließen wollte, welche dem Hrn.Gencral-Postdirector Stephan klar und eindringlich die Schädigungen darlegt, so unserm Stande durch diese neue Einrichtung erwüchsen; ebenso müßte in dieser Adresse betont werden, wie ernst der Sortimenter seinen Beruf ausübt und wie er durch fortwährendes, unermüdliches Zuransichtversenden der Verbreitung von Büchern förderlich ist. Wie verlautet, ist ja die Grundabsicht dieser neueren in Aussicht genommenen Einrichtung die, daß dem Publicum auf dem Lande und in kleineren Städten hauptsächlich der Bezug von Büchern erleichtert werden soll, von der Vorstellung aus gehend, daß jetzt das Land und die kleineren Städte nur stiefmütter lich versorgt werden und so der Segnungen der Literatur im Großen und Ganzen verlustig gehen. Diese Annahme des Hrn. General- Postdirectors kann ja leicht widerlegt werden, denn in jeder kleinen Stadt gibt es heutzutage Buchhändler und diese sorgen schon wieder mehr wie hinreichend dafür, daß in den kleineren Städten und sogar auf den größeren Dörfern Bücheragenten für sie thätig sind. Bei der bekannten und anzuerkenncudenBcreitwilligkeitdesHrn.Geueral- Postdirectors, Anfragen rc. aus der Mitte des Publicums zu be antworten, wird gewiß auf eine solche Adresse auch eine bestimmte Antivort erfolgen und wir wissen sodann, »voran wir sind; ob dies Project ernstlich in Angriff genommen ist, oder nicht. — Wir werden sodann klar sehen. Ist das Project bis zur Ausführung gediehen und sollten un sere Vorstellungen nicht berücksichtigt werden, dann versuchen wir es bei dem Reichstage in Form von Petitionen. In diesem Falle müßte aber schon zeitig dafür gesorgt werden, daß jeder der Herren Reichs- tagsabgcordneten mit dieser Angelegenheit vertraut gemacht würde, damit nicht wieder Beschlüsse gefaßt werden, wie der berüchtigte in Betreff der Ablieferung von sogenannten Pflichtexemplaren. W., 9. August 1874. —o. VII. Die große Seeschlange der Post-Buchhandlungen ist also in der lieben Gurkenzeit wieder einmal aufgetaucht! Wegen ihres neuesten Fundortes, der meist „sehr gut unterrichteten" Vossischen Zeitung, nimmt man dieselbe jetzt ernsthafter, als bei ihrem ersten Auftauchen in den „Grenzboten", obgleich man auch den letzteren intime Bezie hungen zu den höheren Regionen des Reichspostwesens zuschreibt. Wir glaubten eigentlich die Sache durch die darüber geführte Fehde abgethan, sehen aber leider, daß die Postprojectenmacher noch immer nicht hinreichend sä absuräum geführt sind; man wird deshalb, da sich das Generalpostamt leider nicht veranlaßt gesehen hat, das jetzt wiederholt mit officiöser Prätensio» hingestelltc Project zu miß billigen, demselben auf andere Weise vorzubeugen suchen niüssen. Den General-Postdirector selbst halten wir für einen viel zu klaren Kopf, als daß er sich mit solchen Hirngespinnsten befassen sollte; soviel aber scheint sestzustehen, daß es Streber in seiner Umgebung gibt, welche mit einem Eifer, der einer besseren Sache Werth wäre, auf diesem Prinzip herumreiten und alle Opposition, welche sich gegen diese sublime*) Idee äußert, aus „beschränkte Standes- vorurtheile" und auf den „Eigennutz der Buchhändler - Com- missionäre" zurückführcn zu können meinen. Was unter Letzteren eigentlich verstanden wird, ist nicht ganz klar, jedenfalls scheint man auch die Sortimenter zu den Commissionärcn zu rechnen und für unberechtigte Existenzen zu halten. Diese Taktik ist mehr bequem als klug, denn sie ignorirt, daß die Anonymität des einzigen Partisans aus den Reihen des Buchhandels, welcher sich herbeigelassen hat, dem Project das Wort zu reden, eine sehr durchsichtige ist und daß es diesem schwer fallen dürfte, specielle egoistische Gründe für seine Befürwortung derPost-Buchhandlungen in Abrede zu stellen. Um aber diesen nun einmal beliebten Vorwür fen, daß alle Opposition gegen dieses alleinseligmachende Dogma aus schnödem Eigennutz entspringe, die Spitze abzubrcchen, ist es von Wichtigkeit, daß immer mehrStimmcn von Verlegern sich dagegen erheben. Einen Anfang damit machte bereits vor einigen Monaten — allerdings einigermaßen in Fracturschrist — der Verleger des „Daheim" in seinem Blatte, welches früher einen Panegyricus auf *) „Da sublime au riäieuls il u')- a gu'uu pas!" 396*
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