Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1865
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1865-11-20
- Erscheinungsdatum
- 20.11.1865
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18651120
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186511200
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18651120
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-20
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2666 Nichtamtlicher Theil. »V? 142, 20. November. Nichtamtli Zur Erhaltung des Ladenpreises. Wenn es schon im Allgemeinen als ein charakteristisches Merkmal der heutigen buchhändlerischen Verhältnisse gelten darf, daß trotz dem allseitig gefühlten Bedürfnisse geschäftlicher Refor men fast alle dahin zielenden Vorschläge machtlos an der Wucht des einmal in Thätigkeit befindlichen Mechanismus abgleiten, so ist vielleicht nie ein so schlagender Beweis dieses Umstandes ge liefert worden, als er neuerdings durch das Fehlschlagen des Sor timentervereins zu Tage getreten ist. Es ist ein eigen Ding um diesen Verein. Mag man von vornherein in die Ausführbarkeit seines Programmes die ernste sten Zweifel gesetzt haben, so durfte man doch unter allen Um ständen von seinen Bestrebungen diejenigen Resultate erwarten, welche zur Klärung der Fragen dienen konnten, deren Lösung der Verein im Auge hatte. Dem ist nicht so. Gegründet zur Rcalisirung von Forderungen, die wir seit einerNeihe von Jahren wieder und wieder und zum Theil in fast leidenschaftlicher Weise in den Organen des deutschen Buchhandels laut werden sahen; unterstützt von einer keineswegs geringen Anzahl von Firmen; geleitet, und man darf sagen: mit aufopferndem Eifer geleitet, von Männern, deren Solidität man auch im Lager der Gegner Vertrauen schenken durfte — ist der Verein na-ch kaum einjähri gem Bestehen vom Schauplatze zurückgetreten, ohne dem erstreb ten Ziele auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein*). Ist es denn wirklich nichts, als ein Phantom, was die Ge- müther beunruhigt, findet ein Druck unter den herrschenden Ra battverhältnissen, unter der wachsenden Ausdehnung des moder nen Antiquariats nicht statt? Man muß diese Fragen im Spiegel der, für unsere Sorti menterverhältnisse vor allem charakteristischen, Remissionszeit be trachten, um den Schlüssel zu ihrer Beantwortung zu finden. Eine Sortimentshandlung mittlerer Bedeutung remiltirt im Laufe des Jahres etwa 30 Etr. Bücher. Aller Aufwand von Geld, Zeit und Arbeitskräften, der mit diesem be deutenden Posten verknüpft ist, existirr für den mo dernen Antiquar nicht; der Anhänger des alten Sy stems aber muß ihn neben seinem natürlichen Profit an den faktisch abgesetzten Werken verdienen. Mehr als in den überhand nehmenden Vortheilen des Par tie- und Vaarbezugs, die sich ja erst m i l dem modernen Antiqua riat entwickeln konnten, ist hierin der Grund des Eonflictes zu suchen, dem durch Gründung des Sorlimentervereins entgegen- gearbeitct werden sollte, und wer diesen Eonflict mit einigem Ernst und Sachkennlniß von dem bezeichnten Gesichtspunkte aus un tersucht, wem es vor allen Dingen klar ist, daß die Natur des alten Systems gerade für diejenigen Werke doppeltes Porto, doppelte Spesen, zweifache Mühwaltung des Eommissionärs er fordert, bei welchen die Verwendung des Sortimenters vergeblich bleibt, daß ferner gerade das System des Novitärenverlriebes es ist, welches nicht nur unseren Kunden-und Buchhändler-Stcazzen ihre unglückliche, enorme Ausdehnung gibt, sondern auch die um fassenden Eredicgewährungen an Kunden nöthig macht, der kann *) Man will den Einfluß des Sortimentervcreins in einem Häu- sigerwerden der Dritrelrabattirung bemerkt haben. Würde das unter den gegenwärtigen Verhältnissen etwas anderes heißen, als daß der alten Schule erschwert, dem modernen Antiquariat aber erleichtert worden sei? In Wahrheit ist die Lage des Sortimentshandcls schwie riger als zuvor, denn der Glaube an die Macht seines Einflusses ist mehr als je erschüttert. cher Theil. unmöglich darüber imZweifel sein, daß die Lage des Sortimenters der alten Schule bei dem gleichzeitigen Einfluß einer sich mehren den Viertelrabattirung und der wachsenden leichten Eoncurrenz des modernen Antiquariats nicht nur zu einer sehr schwierigen, sondern auch auch auf die Dauer unmöglichen werden muß. Der Eonflict existirt*). Es ist der Eonflict zweier Systeme, welche ihrer ganzen Natur nach nicht dauernd selbständig neben einander bestehe« können, oder, um es ganz mit den Worten der ,,Mittheilungen" auszudrücken: ,,die sich unmöglich lange die Wage halten können." Ein Anderes ist es nun freilich um den vom Sortimenter verein eingeschlagenen Weg zur Lösung des Eonflicts. Der Verein betrachtet das moderne Antiquariat von vorn herein als unberechtigten und dem Ganzen schädlichen Factor der buchhändlerischen Vertriebsmittel und will deshalb den unbeding ten Ausschluß desselben aus dem geschäftlichen Verbände. In der Thal läßt es sich nicht leugnen, daß das moderneAn- tiquariat nach vielen Seiten hin dieFrüchte fremder Arbeit erntet und daß es — einmal als berechtigter Factor anerkannt — gar bald alle die wichtigen Institutionen zur Unmöglichkeit machen müßte, welche den deutschen Buchhandel so vortheilhaft auszeich nen. Aber die Frage über seinen Werth oder Unwerth erfordert denn doch eine vielseitigere Beleuchtung, als sie die Ausführun gen des Sortimentervereins gewähren. Vor allem drängt sich dabei die Frage auf, ob die vom Verein erstrebte einseitige Wie derherstellung der alten Verhältnisse in genügender Weise den jenigen Interessen der Verlegerwelt Rechnung zu tragen vermö gen, welche das moderne Antiquariat überhaupt geschaffen haben. Wir wagen es zu verneinen. Gerade die Anerkennung der Gefahr, welche dem Sortimentshandel schon aus der einfachen Duldung des modernen Antiquariats erwachsen muß, schließt die Anerkennung des bedeutungsvollen Umstandes in sich ein, daß unser Sorrimentshandel, soweit ec der alten Schule angehört, für den Vertrieb eines überaus wichtigen Theiles unserer Litera tur ein kostspieligeres Mittelglied zwischen Verleger und Publicum bildet, als cs die Natur der Sache bedingt, und so gern wir be reits oben anerkannt haben, daß sich im Ganzen die herrschen den Rabattverhältnisse in Hinblick auf den kostspieligen Novitä- tenvertrieb keineswegs zu günstig für den Sortimenterstand gestalten, so wenig vermögen wir uns der Ueberzcugung zu ver schließen, daß die sich vielfach kreuzenden Interessen sowohl der Verlegerwelt, als des Publikums die Verwirklichung des vom Sortimenterverein aufgestellten Programms weder ausführbar, noch wünschenswerth machen. Unser Sortimenrshandel verdankt — soweit er der alten Schule angehört — die breitere Grundlage seiner Entwickelung einer Zeit, in welcher das Novitätenwesen entschieden in den Vor dergrund treten mußte. Der Mangel eines größeren, bereits be stehenden literarischen Fonds wirkte in Verbindung mit hundert anderen Umständen auf diese Richtung des Buchhandels hin. Die mäßige Anzahl der Sortimenrsbuchhandlungen stand in gu tem Verhälrniß zu dem nicht sowohl durch seine Größe, als durch seine sonstigen Verhältnisse dem Buchhandel günstigen Publicum. *) Wenn manche Verleger die Existenz des Eonflictes leugnen, weil dieser oder jener Sortimenter einzelne literarische Erscheinungen unter dem Ladenpreise verkauft, so ist dies eine so einseitige Auffassung der Dinge, daß sie nur etwa durch die naive Anschauungsweise einiger Sortimenter übertroffen werden kann, welche eine Erhöhung des Ra batts für nöthig erachten, weil sie sich durch die wachsende Eoncurrenz gedrückt fühlen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder