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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1865
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1865
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18650327
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1865
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37, 27. März. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 691 Sprachen autorisirte Ausgaben angegeben, welche ziemlich an ein und demselben Tage erschienen sind. Wenn die Veröffentlichung eines großen, wissenschaftlichen Werkes aus der Feder eines Napoleon des Dritten für den gan zen großen Buchhandel nachhaltig und bedeutungsvoll ist, so war dies ganz besonders für das Haus Gerold, den autocisirten Verleger der deutschen Ausgabe, der Fall. Unter den vielen Pflegevätern, welche das hohe Geisteskind leicht und bald gefun den, war es C. Gecold's Sohn, dem durch entschiedenes, rasches Vorgehen dieEhreundAuszeichnung zuTheil wurde, fürDeutsch- land und die oesterreichischen Staaten die Pathenstelle zu überneh men. In glanzender Weise hat das Haus Gerold seine Mission erfüllt, die Ausstattung des Werkes ist eine splendide und eines so hohen Autors würdig, und wiewohl die Zeit für die Herstel lung karg bemessen, war die Ausgabe eine pünktliche und nach allen Seiten hin eine zufriedenstellende. Kaum war der Tag der Veröffentlichung des ersten Bandes telegraphisch nach Wien gemeldet, so entwickelte sich in der Sin- gecstraße reges Leben und Treiben. Fast das ganze Personal des Verlages und Sortiments, an der Spitze der thatkraftige und unermüdliche Chef, Hr. Friedrich Gerold, legten Hand an, um die Massen zu bewältigen, welche zur Expedition Vorlagen. An 10,000 Exemplare der deutschen Ausgabe allein mußten verpackt und hinausgeschafft werden, wahrlich keine geringeAufgabe! Das Verpacken und Versenden wahrte, um dem ersten Anpralle zu ge nügen, vonSonnabend bis Donnerstag. Für Leipzig allein wur den der Eisenbahn 112 Cenlner, in 25 Kisten verpackt, über geben, ein weiteres nicht unbedeutendes Quantum wurde nach Berlin direct versandt. Die Ausgabe am Donnerstag, dem eigentlichen Ausgabstage, erfolgte trotz des Andranges der ver schiedenen Markthelfer für die Wiener Firmen ohne Anstand und so rasch, daß selbst die Absendung an die Eommittentcn in der Provinz nach allen Richtungen noch Vormittags erfolgen konnte. Wie es das Haus Gerold an Anerkennung und freundlich ster Fürsorge für seine Untergebenen nie fehlen laßt, wofür be reits zahlreiche Beweise vorliegen, so ließ man auch diese Gelegen heit nicht vorübergehen, um dem Personal für die ganz außer ordentlichen Mühen in diesem speciellen Falle seine besondere Zu friedenheit zu bezeigen. Die Markthelfer wurden mit einer an gemessenen Remuneration bedacht, wahrend sämmtliche Gehilfen, die verheiratheten mit ihren Frauen, für Sonnabend zu einem Festmahle geladen wurden. Man versammelte sich um halb 9 Uhr in den großartigen und festlich beleuchteten Apartements des Hrn. Moritz Gerold, eine Stunde spater wurde in zwei Salons an reich mit Blumen geschmückten, mit den feinsten Speisen und Getränken besetzten Tafeln das Souper eingenommen. Festlich und in sinniger Weise prangte in der Mitte die Geschichte Julius Cäsar's, tauschend ähnlich in Zucker nachgebildet, ohne Zweifel eine Idee der geistvollen Hausfrau. Beim Champagner, der reichlich floß, fehlte es nicht an zahlreichen Toasten, in welchen in herzlichster und innigster Weise namentlich das schöne Verhältniß hervorgehoben wurde, welches im Gerold'schen Hause zwischen Prinzipalen und Gehilfen besteht. Hr. Moritz Gerold verglich u. a. in seinem Toaste das Geschäft mit einem Gebäude und die Gehilfen als die Stützen und Balken desselben. Redner be tonte, daß ein großes Gebäude kräftige und zuverlässige Stützen und Balken benöthige, er trinke daher auf das Wohl seiner Ge hilfen, da sie seinem Hause das seien. Die ungezwungenste und heiterste Stimmung herrschte bis zu Ende des Festes, welches sich bis über die Mitternachtsstunde weit hinauszog. Allen, die dem Feste beiwohnten, wird die Erinnerung daran sicherlich unvergeßlich bleiben, noch mehr aber wohl jenes Eceig- niß, welches dem hochverehrten Hause Gerold neuen Segen und der alten weltbekannten Firma neuen Glanz verliehen, wir mei nen die Herausgabe der Geschichte Julius Cäsar's von Napoleon dem Dritten. ä—n. Ueber den gleichen Gegenstand entnehmen wir dem Nürn berger Correspondent folgende interessante Schilderung: Ehe die lange erwartete „Geschichte Cäsar's" vonNapoleon IH. am 9. März endlich erschien, hatte man durch contractliche Verpflichtung das strengste Geheimniß über den Inhalt bewahrt, und trotzdem, daß in acht verschiedene Städte Europas Exemplare zum Behufs der Übersetzung in fremde Sprachen kamen und also in ebenso viel Druckereien Hunderten von Menschen einzelne Bogen des Werks durch die Hände liefen, fand doch eine nennenswerthe Jndiscretion nicht statt. Die paar Sätze, welche durch einen Zu fall in die Oeffentlichkeit gelangten, blieben ohne Folge, wenn auch mehrere Zeitungen angekündigt harten, sie würden nun öfter Auszüge bringen. Alle Versuche, die an dem Unternehmen Be theiligten zu Jndiscretionen kleinerer oder größerer Art zu brin gen, schlugen fehl, bis endlich derAutoc einige Tage vor der Aus gabe einzelne Exemplare an französische Schriftsteller verschenkte und die Vorrede in Journalen abzudrucken gestattete. Die fran zösische Originalausgabe, die deutsche, die englische und die italie nische Uebecsctzung sollten an Einem Tage ausgegeben werden, und der 28. Febr. war dazu festgesetzt. Man wurde aber nicht fertig; namentlich rückte die deutsche Uebersetzung langsam vor, und es sah eine Zeit lang so aus, als werde man erst Ende März bereit sein. Da scheint dem Kaiser die Geduld ausgegangen zu sein. Die in 1500 Exemplaren in der Imprimsris impörislv ge druckte Prachtausgabe in Quart lag schon fertig vor, die Octav- ausgabe wurde mit aller Macht beschleunigt und zur Vollendung der deutschen Uebersetzung auf das schärfste gedrängt. In den letzten Tagen des Februar, als Hrn. Gerold noch acht Bogen oder 128Seiten fehlten, thcilte man ihm aus Paris plötzlich mit, man werde am 9. März in Paris unfehlbar die französische Ausgabe erscheinen lassen. Da nun dem ganzen deutschen Buchhandel das gleichzeitige Erscheinen der französischen und deutschen Ausgabe in Paris, Wien und Leipzig förmlich zugesagt war, so mußten riesigeAnstrengungen gemacht werden, um die fehlenden achrBo- gen in so kurzer Zeit fertig zu bringen, die sämmtlichen Exemplare binden zu lassen und auch noch zu versenden, daß sie am 9.März in Leipzig ausgegeben werden konnten. Es wurde Tag und Nacht in der Gerold'schenDruckerei gesetzt und gedruckt, und 48 Stun den lang kam das Personal nicht ins Bett. Die Dampfpresscn arbeiteten fort und fort, die elegant gedruckten Bogen sielen in ununterbrochener Reihe von den Walzen herab; zuletzt konnten dieLeute kaum mehr stehen und mußten nach Hause geschickt wer den, weil die Ermüdnng sie förmlich lähmte. Aber der Zweck war endlich erreicht, die Möglichkeit des Fertigwerdens zu gehöriger Zeit außer Zweifel. Unterdessen flogen die telegraphischen De peschen nach Paris und zurück, um die letzten Feststellungen zu regeln, und am Freitag vor acht Tagen setzren sich von Paris aus etwa 1000 Centner „Uistoiro lle Oessr" in 30 Kisten nach Wien und ebenso viel für Gerold's Rechnung nach Leipzig in Bewegung. Zwei Tage später rollte von Wien aus eine große Reihe von Kisten mit der deutschen Ausgabe nach Leipzig, wo sie am Don nerstag eintraf. Die französische Ausgabe kam Montag Abend schon in Wien an, und kann man sich einen Begriff machen von der fieberhaften Thätigkeit, die in dem Gerold'schen Locale herrschte, wo Tausende von Packeten eingeschrieben und verpackt wurden, fortwährend neue Bestellungen einliefen, die Buchbinder ihre Arbeit packweise herbeigeschleppt brachten, ankommende Briefe und telegraphische Depeschen immer wieder neue Anordnungen erheischten und dabei stets Sorge getragen werden mußte, daß 96'
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