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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1865
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1865
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- Deutsch
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121, 2. Oktober. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2209 genehm warmen, hell erleuchteten Wirthshause zu sitzen, gemüth- lich des Tage« Last und Arbeit besprechend und der Leiden des Buchhandels gedenkend, als zu Hause in eisig kalter Stube bei einer Talgkerzefdenn Heizung undLicht sind nicht zu erschwingen bei einem Gehalte von 200 bis 250 Thlrn.) den Kurz zu studircn? Man spricht im Buchhandel von Theater, Musik und Kunst, als Bildungsinstituten für junge Leute. Klingt es nicht wie Hohn, den pekuniären Verhältnissen der meisten Gehilfen gegen über? Ja, ja! daS ist'S, was dem heutigen Gehilfenstande auf der Brust liegt wie ei» Alp, daS Bewußtsein, die trostlose Lage bei aller Mühe nicht ändern zu können. Hier khutcinegrü üb liche Reform noth! lieber die Mittel dazu wollen wir uns für heute nicht auslasscn, es würde unS zu weit führen. Die bis jetzt von einem Theile der Prinzipale gemachten und ausgeführten Vor schläge haben, wie der Erfolg gelehrt hat, doch wohl nicht ganz das Richtige getroffen. Aber cineAenderung dieser traurigenVer- hältnissc wird und muß mit der Zeit eintrcten, soll nicht der ge summte Buchhandel darunter leiden und zuletzt bis dahin hinab sinken, wo er schon in einzelnen Fällen angelangt ist, — bis zumge wohnliche »Handwerk. 8... i». Den Ausführungen des College» It. in Nr. 100 d. Bl. sich anschließend, glaubt Einsender dieser Zeilen über vorstehendes Thema noch einiges Neue und Beachrenswerthe sagen zu können. Wohl ist nicht zu bestreiten, daß viele Gehilfen zu wenig oder nichts für ihre geistige Weiterbildung thun, doch möge man ! bedenken, daß wirklich große Energie und feste Gesundheit dazu - gehört, um nach körperlicher und in höherem Grade geistiger An strengung noch in später Abendstunde sich weiteren Studien hin- zugeben, zumal diese Nachhilfe sicher mehr denn einen Abend der Woche erfordert, um ersprießlich zu sein. Die Arbeitszeit von Morgens 7resp. 8 Uhr bis Abends 7, 8, ja stellenweis 9 Uhr (oft mit einstündigcr oder noch kürzerer Unterbrechung für den Mit tagstisch) absorbirt wohl die durchschnittlichen Arbeitskräfte voll ständig; für die Augen ist damit des Guten oft mehr als zuviel gethan. Freunde der Geselligkeit sind auch meistens froh, die schweigsame» Räume des Comptoirs verlassen und sich einer leichtern Unterhaltung hingeben zu könne». Der Vorschlag an die Prinzipale in Universitätsstädten ist zu loben; doch käme seine Ausführung immerhin nur einer sehr kleinen Anzahl Gehilfen zugut. Dagegen möchte allen Prinzi palen dringend zu empfehlen sein, sich ihrer Gehilfen auch außer geschäftlich anzunehmen, was zum größten Theil gar nicht, oder doch ungenügend geschieht. Es sollte die Aufgabe des Prinzipals sein, den Gehilfen in die socialen Kreise einzuführen, welche ihn zu geistiger Fortbildung anregen, ihm so zu der gesellschaftlichen Stellung zu verhelfen, welche ihm zukommt, aber selten zu Theil wird; hierzu bietet oftmals schon dcrFamilienverkehr desPrinzi. pals Gelegenheit. Der Gehilfe ist selten im Stande, ohne Mit hilfe zu diesem Ziel zu gelange», wobei oftmals ökonomische Bedenken nicht die kleinste Rolle spielen. Die beiderseitigen Vortheile liegen auf der Hand, der Ge hilfe wird von regelmäßiger „Kneiperei" abgehalten, und daran gewöhnt, auch außerhalb des Geschäfts für dasselbe zu denken und zu wirken. Daß manche junge Leute für diese Wohlthaten unempfänglich und nicht dankbar sein würden, ist unzweifelhaft, diese müßte» dann allerdings sich selbst überlassen bleiben. Ganz besonders ist'« aber Pflicht der Prinzipale, darüber zu wachen, daß dieLehrlinge sich zuHause mit nützlicher Leitüre be schäftigen, überhaupt an ihrer Fortbildung arbeiten, so lange ihnen das Lernen noch leichter wird. In diesen Jahren ist die Leidenschaft des Romanlesens stets sehr groß, oftmals von den nachtheiligsten Folgen, Ueberwachung also dringend nöthig. Viele Prinzipale könnten gewiß ohne Nachtheil für das Ge schäft in ruhiger Zeit ihren Leuten gestatten, ein gutes Buch zur Hand zu nehmen, namentlich Kritiken in Büchern und Jour nalen eingehender zu lesen, als dies wohl meistens geschieht. Jeder Kaufmann kennt seine Waare, der Buchhändler zu eignem Nachtheil viel zu wenig. Es gibt aber viele Prinzipale, die alle derartigen Beschäftigungen als Faulenzerei verpönen, wohl gar die Lectürs des Börsenblattes während der Geschäftszeit mit scheelem Auge betrachten. Ein wenig mehr Toleranz in solchen Sachen würde sicher dem Geschäfte Vortheil bringen. Verfasser ist nicht der sanguinischen Hoffnung, mit diesem Artikel Besserungen angebahnt zu haben, er hält es aber trotzdem nicht für überflüssig zu constatiren, daß an den beregten Uebel- ständen nicht allein die Gehilfen Schuld tragen. X. MiScellen. Warnung. —Damit Publicum und Sortimenter nicht weiter getäuscht werden, wird hierdurch darauf aufmerksam ge macht, daß die Brunn'sche Verlagshandlung in Münster die 1883 in ihrem Verlag erschienene Erzählung von Th. Storni „Auf der Universität" noch einmal in diesem Jahre unter dem Titel „Lenore" versandt hat, ohne eine Bemerkung über die Identität der beiden Bücher hinzuzufügen. Selbst der Bearbeiter derHinrichs'schen Kataloge, der sonst alle sogenannten Titelauflagen gewissenhaft als solche bezeichnet, hat sich dadurch täuschen lassen. ». 1. Ein alter Zopf im Buchhandel. — Friedrich Gerstä- cker und viele andere schriftstellerische Größen haben sich bemüht, einen allgemeinen Zopf: das „Wohlgeboren" tc. gänzlich aus dem Verkehr zu verbannen, und halb und halb ist es ihnen gelungen. Längst schon ist diese Höflichkeitsfloskel aus dem Geschäftslcben verschwunden, im Privatleben wird sie sich auch nicht mehr allzu lange behaupten, und die wenigen Buchhändler, die das „Wohlgeboren" noch manchmal im Geschäftsverkehr anwenden, werden es hoffent lich auch über kurz oder lang, als mit dem jetzigen Briefstyl nicht mehr vereinbar, ganz fallen lassen. Auch das früher bei Behör den in Anwendung gebrachte „Wohllöblich" ist seit Jahren aus dem Gebrauch gekommen. Warum aber müssen wir Buchhändler allein noch den alten Zopf „Löblich" in unserer Correspondenz festhalten? Können wir nicht dieser Höflichkeitsbezeigung in unfern sonst durchaus nicht allzu höflichen Briefen entbehren? Klingt nicht,,Dem Verlagsbureau in A." besser, als „Löbl.Verlagsbureau in A.?" Neben dem Namen mancher Handlungen klingt das Wörtchen „Löbl." geradezu lächerlich; z. B. die N. N.'sche Handlung schuldet mir schon seit Bestehen des Geschäfts eine kleine Summe; da meine vielen Mahnzettel unberücksichtigt blie ben, muß ich wohl glauben, sie will nicht bezahlen. Nicht bezah len ist gerade keine „löbl." Eigenschaft, doch fordert der Gebrauch, daß ich de» schoflen Zahler auf dem Mahnzettel, der mit Auffor derung im Börsenblattc droht, mit „Löbl." anrede. Oder ein MoralitätSheld schreibt sichim Börsenblatt die Finger wund über denSchmuzverlag einer gewissen Handlung, in feiner Corrcspon- denz redet er aber dennoch den Schmutzverleger mit „Löbl." an. Ist das nicht der grasseste Widerspruch? Frisch also, Ihr Herren Prinzipale, Gehilfen und Lehrlinge, bildet euch die neue Regel im Briefstyl: Weg mit dem ,,Löbl."! -— Die nächsten ein gehenden Briefschaften mögen mich von dem Nutzen dieser Zeilen überzeugen ! Eugene Sorgres.
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