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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1889
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- Deutsch
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174, 29. Juli 1889. Nichtamtlicher Teil. 3857 Nichtamtlicher Teil Die liraphischcil Fächer auf der Hamburger Gewerbe- und Industrie- Ausstellung. Es giebt wohl kaum eine zweite Stadt, welche, wie Hamburg vor dem Zollanschluß, eine so eigenartige, isolierte Stellung anderen Städten des gemeinsamen Vaterlandes gegenüber einnahm. Durch die Zollschranken fast von jeglicher Verbindung gewerblicher und industrieller Art mit dem Binnenlande abgeschlossen, durch das absolute Ueberwiegen des Kaufmannsstandes und infolgedessen auch der überseeischen Interessen desselben kosmopolitisch angehaucht, durch die republikanische Staatsform auch in politischer Beziehung in anderem Geiste erzogen, wurde die zweite Stadt des Deutschen Reiches zu jenem mächtigen und eigenartigen Handelsemporium, das von jeher das Erstaunen und die Bewunderung der Fremden hervorrief. Kein Wunder war es daher, wenn bei diesen sich ganz ans den Handel konzentrierenden Interessen wenig für Kunst, Gewerbe und Industrie übrig blieb und gewiß waren die Klagen der Gewerbe- und Jndustrietreibenden i» dieser Beziehung ge rechtfertigt Natürlich war aus demselben Grunde auch für Aus stellungen kein rechter Raum, und Hamburg war — was ja allerdings von manchem als großes Glück angesehen wird — ausstellungsarm. Die Industrie-Ausstellung im Jahre 1876, die einzige größere, die seit Dezennien stattfand, hatte zwar einen großen pekuniären Erfolg, konnte sich aber mit keiner der mittel mäßigen Ausstellungen anderer größerer Städte Deutschlands recht messen. Auch die Typographie hat ja unter diesen Verhältnissen zu leiden gehabt; denn man konnte bis vor ganz kurzer Zeit getrost sagen, daß außer den Zeitungsdruckereien kaum eine wirklich große Druckerei in Hamburg existiere, desto mehr aber kleine Winkeldruckereien. In demselben Mißverhältnis zu Hamburgs Größe wie die Druckereien steht auch der Zeitungsverlag; drei tägliche Zeitungen, welche zu den großen gerechnet werden können, bei einer Einwohnerzahl von nahezu dreiviertel Millionen — denn hier rechnet doch der ganze Städtekomplex, Altona, Wands beck, Ottensen, Harburg, mit — was will das heißen im Ver gleich mit anderen deutschen Städten. Und so ist es geblieben seit langen Jahren; denn der Zuwachs, den die Zahl unserer Zeitungen durch den kürzlich erschienenen, von einer auswärtigen Firma ins Leben gerufenen General-Anzeiger erfahren hat, wird wieder wett gemacht durch das Zurückgehen einer anderen Zeitung, welche früher einen recht großen Abonnenlenkreis besaß. Einen schweren Stand hatte namentlich auch die Accidenz- drnckerei dem nur auf dos Billigste und Einfachste gerichteten Sinn der Hamburger Geschäftswelt gegenüber, umsomehr, da derselbe leider vielfach von Anglomanie infiziert war und nirgends eher die tollen Ausgeburten englischer Typogravhie ihre Bewunderer fanden, als gerade zwischen Alster und Elbe. Nur einzelne Firmen kultivierten unentwegt den feineren Accidcnzsatz und wagten sogar, der Münchner Richtung in Hamburg eine Heimstätte zu bereiten. Nun, mit Hilfe der anderen Kunstgewerbe, vor allem der in Hamburg hochentwickelten Ledertechnik, welche durch ihre Arbeiten den Sinn für das Künstlerische weckten, ist auch darin vieles besser geworden, und man findet jetzt in Ham burg Accidenzarbeiten, die sich mit den besten anderer Städte messen können. Der Zollanschluß mit seinen Umwälzungen, welcher mit eineni Zauberschlage das ganze Binnenland öffnete, sollte erst Hamburg zum rechten Bewußtsein bringen, j daß es ein Gewerbe und eine Industrie besitzt, und zwar beides in sehr beachtens wertem Grade und einer großen Entwicklung fähig. Große Hoffnungen werden von allen Beteiligten an diese Veränderung der Dinge geknüpft, und wie ein Funken ins Pulver faß fiel da der vom Kunstgewerbe-Verein und seinem thatkrästigen, um die Hebung des Kunstgewerbes in Hamburg so hochverdienten Vorsitzenden, Herrn Direktor l)r. Brinckmann, gefaßte Gedanke einer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in alle Kreise der Bevölkerung. War es ein gewagtes Unternehmen, ohne staat liche Unterstützung, nur auf Grund eines von opferwilligen Bürgern gestellten Garantiefonds, ungeachtet der Ausstellungsflnt der letzten Jahre, ebenfalls eine solche ins Leben zu rufen, die noch dazu in jeder Weise den höchsten Ansprüchen gerecht werden wollte, so hat der praktische Sinn des Hamburgers doch sofort die eminente Bedeutung derselben für unser gesamtes Geschäfts leben erkannt und in wahrhaft großartiger Weise geantwortet und sein Vertrauen bezeugt mit einer Abonnemeutsbeteiligung, wie sie wohl in der Geschichte der Ausstellungen noch nicht da gewesen ist: zehn Prozent der gesamten Bevölkerung. Ist man sich auch speziell in Buchdrnckerkreisen klar, daß ein direkter Vorteil durch den Zollanschluß etwa durch Heran ziehen von außerhamburgischen Druckarbeiten, was ja vorher wegen der Verteuerung derselben durch den Zoll unmöglich war, kaum bemerkbar sein wird, so erhofft man doch anderseits durch den Aufschwung, den die anderen Gewerbe und Kunstgewerbe nehmen werden, einen wohlthätigen Einfluß auf unser Buchgewerbe, — sei es auch nur, daß das Publikum sich für die Anfertigung besserer Sachen interessiert. Vielleicht können wir schon ge legentlich der nächsten großen Feier, welche die Hamburger Buch druckerschaft im Jahre 1891 begehen wird, nämlich des 400 jährigen Jubiläums der Einführung der Buchdruckerkunst in Hamburg durch Hans Borchardes, auf ein günstiges Resultat zurückblicken. Die geschickte und geistvoll durchdachte Anlage der Aus stellung, welche es fertig brachte aus einem Rest des alten Stadt grabens und Walles mit allerdings schönen Baumgruppen eine Landschaft mit Berg und Thal, voll der entzückendsten Aussichts punkte, der lauschigsten Plätze, malerischen Uferstrecken mit kühnen Hängebrücken, und dazu als Hintergrund die reizenden, moscheen artig mit vielen schlanken Türmen verzierten Ausstellungsgebüude zu schaffen, läßt uns von ihrem geistigen Schöpfer Direktor Brinck mann fast annehmen, daß er in Bayreuth Studien gemacht und dem alten Klingsor Richard Wagners etwas von seiner Zauber garten-Routine abgesehen habe. Doch über alles dieses ist in den Tageszeitungen schon genugsam geschrieben worden, so daß es unnötig ist, hier noch speziell darauf einzugehen, und wir können uns daher direkt zu der graphischen Abteilung der Ausstellung wenden. Die graphische Ausstellung befindet sich in dem westlichen Flügel der Maschinenhalle, einem großen, hohen mit dekorativ und architektonisch äußerst wirksamem Portal am Haupt-Eingang versehenen Gebäude, welches nach einem mit dem ersten Preis ausgezeichneten Plan des Architekten Ernst P. Dorn ausgesührt wurde; jedoch mußte dieser Plan infolge der ganz unerwartet starken Anmeldung von Ausstellungsobjekten auch noch während des Baues dreimal verändert werden. In die graphische Abteilung dieser Halle gelangt man durch ein Portal, welches die Inschrift: »Kollektiv-Ausstellung der Innung des Hamburgischen Buchdrucker-Prinzipal-Vereins für die graphischen Fächer« trägt. Außerhalb dieses Raunies befindet sich die Koje von F. W. Rademacher, in welcher auf zwei Schoop'scheu Schnellpressen ein Anzeiger mit Ansichten von Hamburg gedruckt wird; auf beide kommen wir später zurück. Die Kollektivausstellung, an der sich 28 Firmen beteiligten, um faßt einen Raum von ca. 400 Quadratmetern und ist in einfacher, geschmackvoller Weise dekoriert, wobei namentlich die äußerst günstige Anlage des Oberlichtes, welche alle Wände gleichmäßig beleuchtet erscheinen läßt, viel zur guten Gesamtwirkung beiträgt.
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