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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1888
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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Wahlrecht, die staunenswerte Le chtigkeit des Verkehres fübreil dies heibei, > die zunehmende Konkurrenz in allen Gebieten zwingt zur Anspornung aller Kräfte, und wenn so der Inhalt des ganzen Lebens reicher und viel seitiger in den letzten Jahrzehmen geworden ist, so tritt dies auch in der geistigen Nahrung des Volkes hervor, zu welcher ja die periodische Presse einen hervorragenden Bestandteil liefert. Auch diese geistige Nahrung ist reicher, vielseitiger geworden; ob sie gesünder geworden, ist eine andere Frage .... wenn das Blühen des Journalismus Zeugnis ablegt von zunehmendem Wohlstand, von der Betriebsamkeit und Thärigkeit der Berlagshandlungen und Redaktionen, so begleitet doch dieses rastlose Auswärtsstrcben die Ueberproduktion mit ihren nachteiligen Folgen wie ein dunrler Schalten.» — Schott hebt besonders zwei Richtungen hervor, die in dem letzten Jahrzehnt einen auffallenden Zuwachs erhielten, die katholische und die soziale. Niwt weniger als 7 neue Zeitungen katholischer Tendenz sind in den letzten 10 Jahren zu den bereits bestehenden hinzugekommen, und auch letztere haben zum teil immer mehr Boden gefaßt; so zählt das »katholische Wochenblatt« jetzi 14000 gegen 6000 Abonnenten des erwähnten früheren Bericvts, das -katholische Sonntagsblatt- 29 000 gegen I5 00o. Die sozial politi che Richtung hat sich hauptsächlich in der Gründung zahl reicher Verbands-Zeilschr>ften — 8 an der Zahl — bemerkbar gemacht. Die Verteilungeübersicht der Zeitungen nach Oberämtern und Kreisen, Wie auch die Mitteilungen über zwei Jubiläen haben kein allgemeineres Interesse; dagegen erscheinen mir die Angaben, wie viel Zeitungsnurnmern im Lause des Jahres 1886 die Presse verlassen haben, mitteilungswert. Schott rechnet aus; -Jede Woche erscheint eine Flut von 461 Zeitungen, in einem Jahr ein Strom von 23 972. Als Durchschnitt der Auflage der einzelnen Zeitungen ergäbt sich die Zahl 2651; multipliziert man dieselbe mit der Summe der im Laufe des Jahres von jeder Zeitung ausgegcbenen Tages-, Wochen w. Nummern, so beträgt die Zahl der einzelnen Zeitungsnummern jährlich die riesige Summe von über 65 Millionen.- Hieran schließen sich Bemerkungen über die nicht unwichtige Frage des Verbreitungsgebietes, aus welcher zu folgern, daß. je größer ein Blatt ist, je reicher sein Inhalt, ein um so weiteres Gebiet es im allgemeinen umfaßt. Von den durch die Pon beförderten ca. b'/z Millionen Zenungs- und Zeitschristen-Nummern gehen 5 123 000 in das Deutsche Reich, 162 567 nach Oesterreich, 231 776 in das übrige Ausland; die letztere Zahl spricht sehr für das ausgeprägte Heimatsgrfühl des ausgewanderten Schwaben, der auch in dem fernen Amerika oder Australien sein heimatliches Tageblättchen nicht entbehren mag. Die Einfuhr auswärtiger Zeitungen stellt sich geringer als die Aus fuhr; die höchste Abvnnentenzahl hat die-Frankfurter Zeitung-<1208 Explre.j, überschreitet aber nicht die Anzahl der Abnehmer, welche der -Schwäbische Merkur- außerhalb Württembergs hat. Was die Preisverhältnisse betrisst, so sind, jedenfalls als Folge der Konkurrenz, im allgemeinen nur ganz geringe Schwankungen zu be obachten gewesen, während die Blätter selbst fast durchgängig wesentliche Verbesserungen erfahren haben. Auf dem Gebiete der Zeitschriften ist auch eine beträchtliche Zu nahme — von 164 gegen 130 — zu verzeichnen gewesen. In Stuttgart allein erscheinen 125 Zeitschriften, deren Absatzgebiet naturgemäß die ganze gebildete Welt ist. Vergleiche mit den übrigen Staaten Deutich- lands nach dieser Richtung lassen sich kaum anstellen; der Stuttgarter Verlagsbuchhandel ist >n den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu den anderen Buchhäiidter-Centren in hohem Maße ruhr'g und produktiv gewesen; ich nenne auf diesem Gebiete nur die Firmen: Hallberger, Spemann, Schönlein. Den Wurzeln dieser Erscheinung nachzugraben ist hier nicht der Ort. Ebensowenig kann ich auf die wertvollen statistischen Angaben über die nach ächern geordneten Zeilschiifien des näheren eingehen, möchte es jedoch nicht unterlassen die Herren Verleger auf dieselben nachdrücklichst aufmerks..m zu machen; sie enthalten manchen brauchbaren Wink, manche beherzigenswerte Warnung. Den zweiten Teil der verdienstlichen Arbeit bilden praktisch eingeteilte Tabellen. welche in übersichtlichem Bilde das ganze Material nochmals nach verschiedenen Gesichtspunkten zusammenrücken. Möchten sich recht bald auch für die übrigen Teile Deutschlands Nachfolger finden, welche Professor Schott bez. Fleiß wie Klarheit eben bürtig sind! 8, 2. Ucbcr die deutsche Druckschrift. (Vergl. Bbl. 198, 204.) Gestatten Sie mir, geehrte Redaktion, einige Bemerkungen zu dem in Nr. 198 des Börsenblattes aufgenommenen Artikel »lieber die deutsche Druckschrift«. Herr vr. Sabell spricht dort stets von der Fraktur als einer deutsch-nationalen Schrift. Er scheint demnach nicht zu wissen, daß die Fraktur, wie dies nichtsdestoweniger schon bis zum Ueberdruß dargelegt worden ist, durchaus nichts speziell Deutsches ist. Tie Schweden, die Dänen, die Italiener, die Spanier, ja selbst — die Franzosen — alle haben einmal ganz dieselbe »deutsche Schrift« angewandt, deren alleiniges Eigentumsrecht Herr vr. Sabell für unsere Nation in Anspruch nimmt. Die Entstehung der Fraktur aus der Antiqua hat keinen liefern Grund, als daß die Mönche den Inhalt ihrer Bücher mit allerlei Zierat zu schmücken suchten. Die einfachen, edlen Formen der Antiqua waren ihnen nicht künstlerisch genug; ob aber die zur Erlangung der Pracht auf Kosten ihrer Lesbarkeit an den Buchstaben vor genommenen Verrenkungen schön oder unschön sind, darüber, sagt Or. S. sehr richtig, läßt sich nicht streiten. Wenn er aber behauptet, daß die »gerade, feste, starke knorrige« Schrift dem deutschen Charakter angemessen ist, so dürfte das doch wohl nicht auf die ungeheuerlichen Formen der früheren Fraktur passen, wie er sich leicht durch die Lektüre des Werkes von Soennecken »Das deutsche Schriftwesen und die Notwendig keit seiner Reform« überzeugen wird. Im übrigen ist der aus gestellte Satz eine Phrase ohne jede Bedeutung, wenn man nicht daraufhin arbeiten will, den Franzosen durch das Anschauen unserer »geraden, festen, starken und knorrigen« Schrift Angst einzujageu. Da dies aber etwas naiv wäre, so verschlägt es nichts, wenn wir statt der Schrift mit besagten Vorzügen aber dem Nachteil der Undeutlichkeit, eine hübsch gerundete, einfache, deutliche anwenden. Nichts andres als eine durchaus unbegründete Phrase ist die Behauptung, daß die Annahme der Antiqua dem Eindringen der Fremdwörter Vorschub leiste. Die Zeit, in welcher man die Fremdwörter »schon am Kleid« erkannt hat, ist nach Meinung einiger unbeteiliger Leute denn doch schon vorbei; außerdem müßten, falls die Ansicht vr. S's. richtig wäre, die obengenannten Völker bei dem Aufgeben der Fraktur ebenfalls mir Fremdwörtern aus dem Lateinischen überschwemmt worden sein. Daß dies nicht der Fall ist, weiß jedermann. Eine fernere durchaus unbegründete Behauptung liegt in dem Vorwurf, daß die Antiquafreuude der Französelei (warum nicht Engländerei, Italienern rc.?) huldigten. Dies ist eine Ver mutung, welche sich nur aus die Autorität des Herrn vr. Sabell stützt. Ob aber die 6000 Mitglieder des »Lateinschrist-Vereins« diese Autorität anerkennen, welche sie zu Franzosenfreunden und »Flachköpfen« stempelt, ist eine Frage. Endlich scheint vr. S. auch die Kölnische Zeitung jetzt nicht mehr zu lesen; sonst könnte ihm nicht unbekannt sein, daß dies Blatt allerdings »die Pure Narrheit« verfolgt, der Antiqua bei uns Eingang zu verschaffen. Nicht allein hätte sich vr. S. davon durch den, auch sonst für ihn lehrreichen Artikel in Nr. 195 u. 197 des genannten Blattes überzeugen lassen können, nicht allein dadurch, daß einzelne Teile regelmäßig in Antiqua erscheinen; auch die heutige Nummer (241 vom 30. Aug.), welche vor mir liegt, enthält wieder einen ganz gleichgiltigen, eine Spalte langen Artikel über die Preisverteiluugen der Kölner Flora-Ausstellung, in den unpatriokischen, römischen Buchstaben gesetzt! Dagegen wird vr. S. vielleicht nicht unbekannt sein, daß der Allgemeine deutsche Sprachverein gerade in der Kölnischen Zeitung seine Hauptvertreterin hat, woraus zu ersehen ist, daß seine Ansicht über das innige Liebesverhältnis der Antiqua zu den Fremdwörtern doch nicht so unbestreitbar ist. Es ist über haupt merkwürdig und spricht nicht sehr für tiefe Begründung, daß Widersacher sofort mit dem Patriotismus — natürlich falsch verstandenem — zur Hand sind. Dies ist freilich eine billige Waffe. (Der Jammer vr. S.'s über Orthographie und Gram matik sdie Leser sind ihm hoffentlich sehr dankbar für die Be lehrung über Anwendung des Konjunktivss ist ja sehr hübsch und gut, hätte aber doch eine etwas andere Ueberschrist verdient als »lieber die deutsche Druckschrift«. Es wäre Raumverschwendung, so oft Gesagtes über die Vor teile, welche die Annahme der Antiqua mit sich bringen würden, hier noch einmal zu wiederholen. Wer sich darüber unterrichten will, wende sich an vr. Fricke in Wiesbaden, welcher Material über die Frage kostenfrei versendet. G. Hölscher.
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