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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.04.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.04.1897
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- Deutsch
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79, 6. April 1897. Nichtamtlicher Teil. 2601 beschicken sein möchte zum Heile des ganzen Bayerlandes. Stimmen Sie mit mir ein in den Ras: -Unser allverehrter Herrscher, Se. Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreiches Bayern Verweser, lebe hochl- Mit Begeisterung stimmte die Versammlung in das Hoch ein. Ist es uns Deutschen schon seit langen Jahren eine wahre Herzenspflicht, nach dem Toast auf den Landesherrn auch des Trägers der deutschen Kaiserkrone zu gedenken, so war dies Heuer um so mehr der Fall, als unser Festmahl auf den Tag vor der Centenarfeier fiel, die in festlichster Weise zu begehen ganz Deutschland sich eben anschickte. Diesem Gedanken gab Herr A. Sellier in folgender Weise Ausdruck: -Meine Herren! Ein glücklicher Zufall will es, daß wir unsere diesjährige Versammlung am Vorabend des Tages ab halten, den festlich zu begehen ganz Deutschland sich gerüstet hat, an dem in allen deutschen Gauen die Fahnen von den Dächern flattern werden und überall, wo Deutsche wohnen, des Mannes gedacht wird, dem es beschicken ward, am Abend eines thaten- reichen Lebens die deutschen Völker unter einem Szepter zu ver einen, das mächtige Deutsche Reich zu schaffen. Morgen werden es hundert Jahre, daß unser alter Heldenkaiser Wilhelm I. das Licht der Welt erblickte! Wilhelm der Große! So nennt ihn sein Enkel. Wilhelm der Siegreiche! Unter diesem Namen lebt er fort in der Erinnerung des Volkes. — Groß und siegreich! Ja, er war beides! — Siegreich war er in allen Schlachten, die er mitkämpfte oder selbst führte; war doch schon sein erster Waffengang, als er, fast noch ein Knabe, bei Lar sur ^vbs die Feuertaufe erhielt, ein deutscher Sieg. Siegreich war er im Dänenkrieg, siegreich im mörderischen Bruderkampfe von 1866, siegreich vor allem auf den Schlacht feldern Frankreichs, auf denen die deutsche Einheit erkämpft und als schönster Siegespreis die deutsche Kaiserkrone heimgebracht wurde. — Aber, meine Herren, siegreich war er nicht nur im Kriege; nein schönere Siege noch erfocht er im Frieden! Im Sturm eroberte er sich die Herzen, erwarb er sich die Liebe und Verehrung seiner Unter- thanen, und es gehörte der ganze Zauber seiner herzgewinnenden Persönlichkeit dazu, um das zu erreichen, was nach 1866 niemand für möglich gehalten hätte: Nord und Süd reichten sich die Hand und vereinten sich im Jubel, in der Begeisterung für ihren alten Heldenkaiser I — Siegreich und groß! — Groß vor allem war er in seinem unerschütterlichen Gottvertrauen, groß in seiner seltenen Pflichttreue, groß im Einsetzen seiner ganzen Persönlichkeit, wenn es galt eine gute Sache zu verfechten, groß aber auch in seiner rührenden Bescheidenheit und Selbstverleugnung, wenn es galt seine Wünsche dem Wohle des Volkes unterzuordnen. In dieser Seelengröße steht er als Herrscher wohl unerreicht da in der Welt geschichte. — So gedenken wir unseres alten Kaisers, Dankbarkeit im Herzen, aber auch voll Stolzes, daß es uns vergönnt war, eine so große Zeit mitzuerleben. Hat sich auch manches ver- ändert seit seinem Scheiden, sind viele der großen Männer, die ihm zur Seite standen, nicht mehr am Leben oder nicht mehr an ihrem Platze, eines ist uns geblieben, sein Werk, unser einiges deutsches Vaterland! — An der Spitze desselben aber erblicken wir den Enkel des Mannes, der es schuf, den Enkel, der immer und immer betont, daß es sein ruhmreicher Großvater sei, der ihm als leuchtendes Vorbild vor Augen stehe. — Und, meine Herren, wir müssen das Vertrauen zu unserem jungen Kaiser haben, daß es seinem guten Willen und ernsten Wollen gelingen wird, dieses Vorbild zu erreichen. Nicht besser können wir das Andenken unseres alten Heldenkaisers ehren, als wenn wir den Wunsch aussprechen, Gott schütze unseren jungen Kaiser, Gott verleihe ihm Kraft und Einsicht, daß er in Wahrheit das werde, was sein erhabener Ahn war: siegreich und groß! — Stimmen Sie ein mit mir in den Ruf: Seine Majestät Kaiser Wil helm II. lebe hoch! hoch! hoch!» Das Hoch auf den Kaiser war noch kaum verhallt, als Herr Bassermann nochmals das Wort ergriff, um des Mannes zu gedenken, den gerade bei der Feier des 22. März kein guter Deutscher vergessen kann, unseres Altreichskanzlers Fürst Bismarck. -Es ist selbstverständlich, daß gute Deutsche, die heute zu löb lichem Thun festlich versammeli sind, der morgigen Centenarfeier gedenken; und wir alle sind dem Herrn Vorredner dankbar, daß er unseren Gefühlen bei diesem großen Gedenktage so beredten Ausdruck gegeben hat. Diese Gedenkfeier ist für uns nicht nur als Deutsche überhaupt, sondern scheint mir für uns Buchhändler im speziellen von eminenter Bedeutung. Es scheint mir der erste deutsche Kaiser und sein Werk zu manchem Vergleich mit unserm, dem Buchgewerbe anzuregen. Sein Werk, die Einigung des deutschen TlenlMechzlgsier Jahrgang. Vaterlandes, möchte ich vergleichen mit der ersten Auflage und zu gleich Prachtausgabe eines großen, auf unzerstörbares Pergament papier vortrefflich gedruckten und in solidem dauerhastea Einband herausgegebenen Buches. Der Autor, der zugleich Drucker und Verleger ist, scheint mir eine alte Buchdruckerbezeichnung zu ver dienen: er war ein echter und gerechter Schweizerdegen. Er hat die zerstreuten Lettern gesammelt, in feste Schließcahmen ge bracht und den fertigen Satz in sauberem Druck herausgegeben, an dem hinterher allerdings von Berufenen und Unberufenen herumkorrigiert wird, dem aber von seiner Größe durch diese nachträglichen Korrekturen nichts genommen werden kann. Das jedoch wissen wir alle, daß, wer ein solches Buch, ein solches Ltanäurä rrorir Herstellen will, es nicht ganz allein vermag. Er braucht zu seiner Hilfe mancherlei Kräste. Das sind aber nicht etwa nur Handlanger, sondern wirkliche Kräfte, ohne welche der Hersteller des Werkes ratlos wäre. Ec hat mit scharfem Blick die richtigen Kräste herausgefunden und sich weise beschicken, ihren Ratschlägen zu folgen. Den großen Nsttsnrs so pagss, die dem Hersteller treu zur Seite standen, hat der Tod die Winkelhaken aus den kundigen Händen genommen. Aber der Oberfaktor, unter dessen energischer Leitung das große Prachtwerk geschaffen wurde, lebt noch. Wenn er auch der Offizin nicht mehr vorsteht, die unter dessen den Besitzer gewechselt hat, so erfreut er sich doch verhältnis mäßiger Rüstigkeit und uneingeschränkter geistiger Frische, in der er in wenigen Tagen seinen zweiundachtzigsten Geburtstag begeht. Er sitzt abseits aus seinem Ruheposten und lächelt über die Kritiker, die alle möglichen Ausstellungen an dem Werke machen wollen, das wir seinem Geiste und seiner Thatkrast verdanken. Es geht ihm wie allen Großen, die Großes geschaffen haben: kleine Geister modeln an dem Werke herum, das doch nur sein Werk war und ist. Und wenn die Kritiker von heute an dem großen Werke des geeinigten Deutschlands aussetzsn wollen, daß es nicht ohne Gewaltthätigkeit zu stände gekommen, und wenn sie deshalb dem Oberfaktor zürnen, so sollen sie bedenken, daß es — um in meinem Vergleich zu bleiben — bei der Herstellung eines rechtschaffenen Prachtwerkes nicht ohne herzhaften Druck abgehen kann, und daß ein solider Einband Ecken aufweist, an denen sich mancher eher ein Loch in den Schädel stößt, als daß sie brechen. — Ich fordere Sie auf, Ihre Gläser zu leeren aus das Wohl des großen Oberfaktors a. D. des geeinigten deutschen Vaterlandes. Seine Durchlaucht Fürst Bismarck soll leben, Hoch!- Es bedarf wohl keiner Bestätigung, daß auch dieser Toast donnernden Wiederklang und seine der Feier so trefflich angepaßte Form allseitigen größten Beifall fand Nachdem auch Herr C. Schrag-Nürnberg dem Münchener Verein für den so außerordentlich liebenswürdigen Empfang und das vorzügliche Arrangement den wärmsten Dank aus gesprochen und daran den Wunsch und die Hoffnung geknüpft hatte, daß es den Teilnehmern der nächstjährigen Haupt versammlung in Nürnberg ebensogut gefallen möge, wie Heuer den Provinzlern in der Residenz, war die Reihe der Reden offiziell zu Ende. Die Festteilnehmer waren aber anderer Ansicht, und so folgte noch Rede auf Rede. Herr Dupont dankte namens des Münchener Vereins Herrn Schräg für seine anerkennenden Worte und sprach zugleich den Mit wirkenden des gestrigen Abends, insbesondere dem Verein »Palm«, ohne dessen thatkräftige Beteiligung das Arrange ment des Begrüßungsabends in dieser Weise gar nicht mög lich gewesen wäre, den wohlverdienten Dank aus. Herr Konsul vr. Wolfs versicherte die Leiter der gesamten Veran staltungen, die Herren Sellier und Jordan, des besten Dankes. Herr Kommerzienrat Beck trank auf Herrn Bassermann, unter dessen Leitung der Bayerische Buchhändler-Verein sicher immer mehr blühen und gedeihen werde. Herr Schräg gedachte der Seniors der Münchener Buchhändler, Herrn Carl Schöpping sen., der seine Absicht, zur Tafel zu kommen, eines leichten Unwohlseins halber leider nicht hatte ausführen können. Herr Jordan, Vorstand des »Palm«, dankte für die seinem Verein ausgesprochene Anerkennung und toastete auf die Münchener Kollegialität. Dem deutschen Buchhandel, der schon lange einig gewesen sei, bevor es die Deutschen selber wurden, galt der Trinkspruch des Herrn Henkel. Herr Bassermann dankte für das auf ihn ausgebrachte Hoch, und damit nicht nochmals jemand erwidern müsse, lasse er die Abwesenden leben. Dies gab aber sofort Herrn Sellier 348
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