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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1897
- Sprache
- Deutsch
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Memel bis zur Mosel blieb alles still. In ganz Preußen rührte sich keine Hand, trotzdem es galt, einer preußischen Behörde entgegenzutreten. Berlin verhielt sich ruhig, Finster walde leuchtete nicht, es rauschte weder Weichsel noch Oder, und am Rhein trieben die Wellen ihr tändelndes Spiel am Lorelei-Felsen in gewohnter Weise Zur Erklärung, meinetwegen auch zu einer gewissen Ent schuldigung, sei hier jedoch daran erinnert, daß damals durch das Börsenblatt eine Abmahnung von direktem Vorgehen er folgte, deren Verfasser, wenn er sich auch nicht nannte, doch allgemein erkannt wurde. Der Börsenvereins-Vorstand wandte sich dann zunächst mit einer längeren Eingabe an das Kultus ministerium, erhielt aber von dort nur eine kühle Ablehnung, bei der es dann sein Bewenden hatte, trotz einer Replik seitens des Vorstandes. Es ist schließlich nicht wunderbar, daß ein preußisches Kultusministerium Eingaben und Vorstellungen, die von Hamburg und Leipzig ausgehen, nicht allzuviel Ge wicht beimißt und Beachtung schenkt. Aus dieser Erfahrung heißt es jetzt Lehren ziehen. Deshalb eine offene und direkte Frage: Glauben die Herren, welche kürzlich Entrüstungs- und Schmerzensschreie im Börsenblatte veröffentlichten, daß diese im Kultusministerium, oder wo sonst diesmal die Ursache für die traurige Erscheinung zu suchen ist, überhaupt zu Gehör kommen werden? Wenn aber damals schon, aus allen preu ßischen Städten und Provinzen besonders, Vorstellungen und Bittschriften in großer Zahl bei dem betreffenden Ministerium cingegangen wären, wenn die Sache im preußischen Abge- ordnetcnhause zur Sprache gebracht worden wäre, wenn einige Preßorgane, die im Besitz von Buchhändlern sind, sich mißbilligend über das Verfahren des Ministeriums geäußert hätten: ich bin überzeugt, der Ausgang des Feld zuges würde nicht so außerordentlich kläglich gewesen sein. Aber ein ungehobelter Protest aus Hamburg, eine staats- männisch abgefaßte Vorstellung aus Leipzig viele Wochen später, und weiter nichts! — ja, die Ladung war zu schwach, um dem Geschoß Wirkung zu geben. So sieht es, Gott sei es geklagt! im deutschen Buch handel aus. Die Kreisvereins-Versammlungen schlecht besucht, gähnend vor Leere und deshalb energielos und wenig be fruchtend. Die Kantate-Hauptoersammlung eine formelle Handlung, in so knappe Stunden eingezwängt, daß sie kaum genügen, um die nötigen Verwaltungsmaßregeln zu er ledigen — woher soll da eine Aktion, eine gemeinsame Inter essen - Wahrnehmung kommen? Dabei ist die ganze Zeit Jntercsscn-Kampf geworden, denn eng im Raume stoßen sich heute nicht nur die Sachen, sondern auch die Menschen. Wer handelt dementsprechend im Buchhandel? — Der Sortiments buchhandel, leider, ganz gewiß nicht. Man denke nur an die Kolportagefrage. Die Interessen des Sortiments- und des durch und mit ihm arbeitenden Verlags-Buchhandels einerseits, anderseits die Interessen der Kolportage und des für sie produzierenden Verlagsbuch handels stehen sich darin naturgemäß scharf gegenüber. Diesen kann man das Zeugnis nicht versagen, daß sie ihre Interessen in rührigster Weise wahrgenommen haben, das Sortiment dagegen unternahm wenigstens nichts Nach haltiges und Umfassendes. Etwas Anhängerschaft fanden wir zwar bei unscrm Vorgehen, aber die größere Mehrheit überließ die Aktion gemächlich dem Börsenvereinsvorstand. Von dieser Körperschaft war jedoch wirklich nicht zu erwarten, daß sie, bei den widerstreitenden Interessen, gerade die des Sortimentes wahrnehmen würde. So sind dann bei der Regelung der Frage die Wünsche des Sortiments nicht erfüllt worden, konnten das auch nicht, weil es selbst zu wenig geschlossen und nachhaltig auftrat. Wie schwer aber die Schädigungen des Sortimentes und zugleich die des größeren Teiles des Verlagsbuchhandels durch Kolportage und Neisegeschüst sind, empfindet man von Tag zu Tag mehr. Viele Leute decken ihren eigenen und Geschenks-Bedarf an Litteratur durch Einkäufe »an der Thür« und betreten keinen Buchladcn mehr. Namentlich patriotische und religiöse Bücher werden so in großen Massen abgesetzt; oft sind es aus- gepreßte Zitronen, Werke, die dem ursprünglichen Verleger schon ihren Nutzen gebracht haben (vielleicht auch nicht) und nun in den Resten nebst Verlagsrecht »verramscht« sind, die aber zugleich neuen ähnlichen Unternehmungen von vorn herein das Grab graben. Wieviel Totengräber giebt es doch auf diesem Felde im Buchhandel! Allein, Namen sollen hier nicht genannt werden. Noch mancherlei könnte ich in den Kreis meiner Be trachtung ziehen, wenn mehr Raum dafür vorhanden wäre. Ich bin ohnehin nicht sicher, ob diesen harmlosen Auslassungen Raum gegönnt werden wird. Eines ist mir gewiß: wenn der Sortimentsbuchhandel sich auf Proteste im Börsenblatte, die gewiß gerechtfertigt sind, beschränkt, dann wird er dein Ansturm des »offiziellen Buchhandels« von oben und des »Volksbuchhandels» von unten bald erliegen. Proteste allein genügen nicht. Das erfahren jetzt die »Mächte« auf Kreta auch. Ich schwärme sonst nicht für die Griechen, aber an ihrem schneidigen Vorgehen könnte der Sortimentsbuchhandel sich ein Beispiel nehmen und — doch ich darf hier keine hoch verräterischen Gedanken äußern. »Der Sortiments-Buchhandel ist der Nerv des Buch handels« — so sagte einst Perthes. Es mag ja sein, daß dieser Nerv dem Tode verfallen ist und durch andere, die nicht so feinfühlig und vielseitig funktionieren, dafür aber um so gröber und zufahrender arbeiten, ersetzt werden wird, als da sind Kolportage, Ramsch, offizieller Büchervertrieb rc. Schimpf lich würde der Tod aber nur sein, wenn der Sortiments- Buchhandel sich widerstandslos abthun ließe, statt bis zum letzten Atemzuge die Zähne zu zeigen. An die Gewehre! Hamburg, Sonntag Judica 1897. Justus Pape. Eine Aufgabe für den Börfenverein. Russells Gesamt-Verlags katalog und anderes. (Vgl. Nr. 39, 47, 5«, 65.) Der Artikel des Herrn H. Wolter (in Nr. 39 d. Bl), betreffend das Erscheinen des Registers zu Russells Gesamt- Vcrlagskatalog, hat in mir den Gedanken erweckt, ob es nicht Sache des Börsenvereins sein könnte, die Firma Russell zu unterstützen. In dem Gesamt-Verlagskataloge besitzt der deutsche Buch handel ein bibliographisches Hilfsmittel ersten Ranges, dem keine andere Nation etwas Aehnliches an die Seite stellen kann. Namentlich für die Auffindung des Verlags er loschener und veränderter Firmen und der jetzigen Inhaber von Artikeln, die den Verleger gewechselt haben, ist er ein wahrer Schatz. Das Gesamt-Register würde dem Werke die Krone aufsctzen, und es wäre jammerschade, wenn die Um stände die Ausführung verhindern sollten. Meiner Ansicht nach würde der Börsenverein im Interesse des ganzen Buchhandels handeln, wenn er dem Verlag eine Subvention bewilligen würde. Ich möchte dabei folgenden Vorschlag machen: der Gesamt-Verlags-Katalog wird durch weitere Nachträge ergänzt bis zum Jahre 1900 einschl., und dann erst wird das Register in Angriff genommen. Auf diese Weise würde das Register nicht nur dem zu nächstliegenden Zwecke als Register dienen, sondern auch eine Uebersicht über die litterarische Thätigkeit des neunzehnten Jahrhunderts geben, wobei es z. B. möglich wäre, die Werke
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