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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1871
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- Erscheinungsdatum
- 30.10.1871
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- Deutsch
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3504 Nichtamtlicher Theil. 251, 30. October- jeden Bogens 2(H Thlr. gut. Später stieg das Honorar auf einen Dukaten für den Bogen. Das ganze Werk umfaßte nach Walch's Conto 566>/° Druckbogen und kostete I6sh Thlr. Noch viel umfangreicher war das Unternehmen, das unter dem Stichwort „Weltgeschichte" in den alten Katalogen der Firma gefun den wird. Der ausführliche Titel versprach eine Geschichte aller bekann ten Staaten von der Schöpfung an bis auf die gegenwärtige Zeit, ihreVcrändcrnngen, Staatsverfassungen, Gesetze, Religionen, Sitten und Gebräuche, ihr Wachsthum in der Gelehrsamkeit, Künsten und Wissenschaften, der Handlung und Schissfahrt, sammt ihrer Zeit rechnung, ihren Altcrthümcrn, öffentlichen Gebäuden undbesonderen Seltenheiten der Natur und Kunst, und das alles aus dem Engli schen der Herren Guthrie, Gray und Anderer übersetzt, — auf dem Conto des Uebersetzers sind 2>4 Thlr. für den Bogen gutgebracht — jedoch unter Aufsicht von bekannten deutschen Gelehrte», die dafür sorgten, baß das Werk auf der Höhe neuester Forschung stand. Die Leitung des Ganzen hatte Heyne übernommen, neben ihm arbeiteten Schröckh, Heinrich aus Jena (Reich's Schwager, auch aus Schillcr's Leben bekannt), Dieze und Reitcmeier, D. E. Wagner, Ritter, Gebhardi, und als der bedeutendste von Allen trat später dem Un ternehmen hinzu Johannes Müller von Schaffhauscn. ZurJubilate- mcssc 1765 setzte Herr Dürre den ersten Band auf seine Rechnung. Zn ihm hatte I. A. Erncsti eine Vorrede geschrieben, die ihm Reich, einschließlich des Honorars für „die Vermehrung" seiner lustitutio iuterpreti» Novi Destaiuonti — mit 59 Thlrn. bezahlte. Herrn Heyne in Göttingen aber, dem gleich die ersten Bände der Welt geschichte zur Bearbeitung zufielen, ward für Platz im Hauptbuch zweckmäßig gesorgt. Lebhaft gestaltete sich der schriftliche Verkehr zwischen Pleiße und Leine, und wie Reich viele Heyne'sche Briefe zu überschreibenbekam, so mehrten sich auch auf dem Soll »ndHaben des berühmten Göttingers die Posten, die der Leipziger Verleger mit ge wohnter derber Hand buchte. Im Haben erschien das Honorar, der Bogen zu einem Dukaten, aber aus den trockenen Bemerkungen des Soll leuchtet wieder Reich's gutherzige Gesinnung in erfreulicher Weise. Heyne hat nicht allein Veranlassung, sich für Fische und Bücher zu bedanken, so Herr Reich gesandt, es kommen auch werth vollere Sachen, die jedoch der gewissenhafte Leipziger ans des Göt tingers Soll wenigstens vor der Linie zu bemerken nicht vergißt. Da sind 26 Thlr. 16 Gr. „ für einige Kleinigkeiten für seine Toch ter", und daß ja kein Jrrthnm möglich sei, schreibt Reich mit dickem Unterstrich dazu „zum Geschenke". Da ist „an seine Frau Liebste ein Stück Zitz zum Geschenke 24 Thlr. 6 Gr.", bald darauf erscheinen ein Ring und eine Uhr, im Gesammtwcrth von 94 Thlrn. „für seine viele »»berechnete Bemühungen bcym Guthry, so nicht ü Conto bringe", und cinigeJahre später ist es, als crfändeReich aufHeyne's Haben einen Posten „für verschiedene'andere Bemühungen", im Be trag von 63 Thlr. 16 Gr., lediglich um für einige Bücher, vornchm- Uch aber für einen Pelz, so des Professors Frau Liebste erhalten, einen Ausgleich zu schaffen. Auch die weiteren Jahre bleiben in gleicherWeise erfreulich; nocheinigeMale sind, von der Weltgeschichte abgesehen, Hvnorare nach Göttingen zu senden, und wenn sich die Männer selbst wieder einander begegnen, so geschieht das in aufrich tiger Freundschaft. Die Druckrechnungen dieserJahre bringen neben einigen neuen Namen manchen schon gekannten wieder in Erinnerung. Es erscheint außer Pörtner's Predigten, die der Verlagskatalog als von Zollikofer herausgegebcn anführt, während nach dem Hauptbuch das Honorar an Herrn Langen in Frankfurt a. M. gezahlt ward, und Anderem, auch wieder Einiges von Johann Adolf Scklegel, Christian Felir Weiße, Geliert. Von Letzterem wird — 1766 — die 2(b Bogen starke Vorlesung von der Beschaffenheit, dem Umfang und dem Nutzen der Moral in 2000 Exemplaren gedruckt; der Censor erhielt für seine Mühewaltung 4 Groschen. Die kleine Schrift, die mit zwei Gro- schcn im Verlagskatalog angeseht ist, fand solch lebhaften Anklang, daß sie innerhalb der nächsten Monate abermals aufgelegt werden mußte, dicsesmal in einer Stärke von 1500 Eremplaren. In dieser Zeit verrechnet auch Herr Dürre des Leipziger Krcissteucreinnehmers Lieder für Kinder, die 4(H Bogen stark, dein Censor 16 Groschen eingetragen haben. Und eben damals räumt Reich dem Mitar beiter am Guthrie, Schröckh, zwei Seiten des Hauptbuchs ein, denen dann im Laufe der Zeit sechs weitere Seiten folgen. Der Witten berger Professor erweist sich ungemein fruchtbar. Er bearbeitet die Geschichte vonJtalien, Frankreich, den vereinigten Niederlanden und England (nach Goldsmith), er gibt Ritter'« älteste Meißnische Ge schichte bis auf Heinrich den Erlauchten heraus, er schreibt eine all gemeine Weltgeschichte für Kinder, die ihm für den Bogen fünf Thaler einbringt. Trotz des nicht unbeträchtlichen Umfanges gehörte dieses Werk zu den guten Verlagsartikcln der Firma, die es, fortgesetzt von Pölitz, in mehreren Auslagen gedruckt hat. Neben dem trefflichen Zollikofer, dessen viclgckaufte und oft neuaufgelegte Sammlung geistlicher Lieder und Gesänge im Jahre 1766 zur Ausgabe gelangt, erscheint als bedeutendster Zuwachs des Neich'schcn Freundeskreises in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre Wieland. Es wird an andrer Stelle*) ausführlich geschildert, wie der Dichter noch von Biberach aus durch den Erfurter Riedel und Weiße an den Leipziger Verleger sich wandte und wie er diese Fügung eines guten Geschicks nur in übler ungerechter Stimmung mit Verdruß anzusehen vermochte. Musarion und Jdris bildeten den Vortrab der luftigen Gebilde, welche der fleißige Dichter der Obhut des Leipziger Verlegers übergab, weitere folgten im Lauf der Jahre. Das Verhältniß, in dem sich hier Verleger und Schrift steller gegenüberstanden, ist charakteristisch für beide Theile. Der Dichter erscheint zwar etwas allzu eingenommen von seinem Werth, ab und zu schroff und aufbegchrend, aber doch ist er im Grunde eine gutmüthige Natur und trotz seiner Eitelkeit voll anmuthiger Selbst ironie. Äuf der Folie Wieland'scher Freundschaft, die übrigens, wenn auch ohne Bewußtsein, nicht frei bleibt von berechnender Klugheit, zeigt sich die Figur Reich's in doppeltem Glanze. Dem trotz aller Biederkeit weltmännisch gesinnten Poeten tritt der Geschäftsmann gegenüber, jenem an Bildung nicht gewachsen, aber an Adel der Gesinnung zweifellos überlegen, ein Muster guten Bürgerstolzes, von gewinnender Leutseligkeit im Verkehr, ein Mann, in dessen Ge sicht, um mit Zimmcrmann zu reden, sich „alle Züge des feinsten Geistes und besten Herzens" vereinigen. Eine solche Gestalt, die dann auch wieder einmal in raschem Zorn ausfährt, deren Bedeutung für das allgemeine Beste von den Genossen und dem Dichter billig anerkannt wird, die stets über eine volle Casse verfügt und sehr anständige Honorare zahlt, vermöchte wohl auch wankclmüthigcrc Charaktere zu fesseln, als Wieland. So kehrt denn dieser von seinen literarischen Irrfahrten, die sich einige Male selbst auf buchhändlc- risches Gebiet erstreckten, stets zu Reich zurück, dem der Dichter während seiner letzten Lebensjahre besonders treu verbunden erscheint. (Fortsetzung folgt.) Rcchtsfälle. Streitsache wegen „Schulze und Müller". Der Verlagsbuchhändler Schäfer zu Leipzig gab im vergange nen Jahre ein humoristisches Werkchen heraus, das im Titel den Namen »Kladderadatsch« enthielt und auch iin Inhalt die beiden stereotypenVolksfigurcn desselben, »Schulze und Müller«, wie dergab. Die Nr. 49 des »Kladderadatsch« vom vorigen Jahre brachte ') Wieland und die Weidinannschc Buchhandlung. Zur Geschichte deutscher Literatur und deutschen Buchhandels. Von Karl B u ch n c r.
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