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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1871
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- Erscheinungsdatum
- 01.11.1871
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- Deutsch
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nicht darauf an, derb Geschriebenes mit derbem Strich zu tilgen, Lesbares durch Veränderung unleserlich zu machen. Aus diesen Sei ten des Hauptbuchs findet sich eine gewählte Gesellschaft zusammen, Herder, Zollikofer, Spaltung und Andere, vor allen aber derDoctor Goethe. Er empfängt zu verschiedenen Malen Exemplare des Wer kes, an dessen Abfassung er so thätigen Antheil genommen. Während man noch an den Fragmenten druckte, ward die Zü richer Bevölkerung durch die Nachricht erschreckt, daß in der Groß münsterkirche — 12. September 1776 — beim Abendmahl vergifte ter Wein gereicht worden sei. Groß war das Aufsehen auch außerhalb der Schweiz, und Kanzelrcdeu, die Lavater aus Anlaß dieses Falles hielt, waren auch in Deutschland begieriger Leser gewiß. Diese Gift predigten erschienen daher auch im Verlage von Weidmanns Erben und Reich, und zwar in Anbetracht des zu erwartenden großen Ab satzes in 1500 Eremplaren. Aber kaum waren diese abgezogen, so erhielt die Druckerei Auftrag, eine zweite Auflage herzustellen, dies mal nur zwei Ries stark. War es doch auch ein empörender Vorfall, der die besseren Schichten der Bevölkerung arg in Bewegung setzte, der selbst bis in die Briefbündel der alten Firma hinein sich fühl bar macht. Lavater, dem übrigens aus seiner Kanzelthätigkeit ein Honorar der Firma nicht floß, verdiente dann als Dichter von Weidmanns Erben und Reich 240 Thlr. Es klingt belustigend, wenn ihm Reich diesen Betrag „xro Indoro," seiner Poesien, den Bogen zu einem Carolin (6 Thaler) gutschreibt. Der Leser wird zugeben, daß der Diaconus für die Arbcit des Versemachens sehr anständig bezahlt ward. Und nun sei auch Zimmermann's, der so eifrig Subscribenten für das Werk seines Landsmanns Lavater sammelte, auch als Schrift stellers gedacht. Im Jahr 1756 war von ihm in Zürich ein Büchlein über die Einsamkeit erschienen, und das Thema, das den Brugger Physikus beschäftigte, gab dann 17 Jahre später dem kurfürstlich hannöverschen Leibarzt Stoff zu einer neuen Schrift von der Einsam keit. Herr Dürre verrechnete dieselbe Weidmanns Erben und Reich zur Jnbilatemcsse 1773 mit sechs Bogen — Auflage 3 Ries und 52 Eremplare auf holländisch Papier —, im Verlagskatalog ist sie mit 6 Groschen angesetzt. Aber auf Zimmermann's Conto fehlt dieser Erstling, ebenso wie wir auf Wieland's Haben das Honorar für Musarion und Jdris vergeblich suchen. Die Schrift fand Beifall, einigemal mußte sie Herr Dürre neu drucken, aber das Verhältniß zwischen Leipzig und Hannover ward zunächst nur durch Lavater's Fragmente in lebhaftem Gang erhalten. Da gab es Anlaß zu manchem Aerger, denn der unkräftigc Zimmer mann nimmt alles sehr schwer und läßt seinem Unmuth dann gern freien Lauf. Und der Anlaß zu Nörgeleien wird nicht vermindert, als dann die Firma den Verlag des großen Werkes über die Einsam keitübernimmt. Zwar ist es gewiß erfreulich, für den B ogen^/z Louis- d'or (12^2Thaler) Honorar zu erhalten und sich, außer auf gewöhn lichem auch auf holländisch Royalpapier und schön mit Vignetten geziert gedruckt zu sehen, aber Herr Reich besitzt zu dieser lobcns- werthen Eigenschaft, seine Autoren sehr gut zu bezahlen und auszustatten, auch die für Zimmcrmann weniger angenehme, daß er nicht alles selbst besorgt: Papier, Satz, Druck, Vignetten, Postver kehr, für den nervösen Zimmermann eine Quelle reichlichen Aergers. Da wird einmal das Papier getadelt, dann erlaubt sich der würdige Zollikofer bei der erbetenen Durchsicht der einzelnen'Bogen höchst tadelnswerthe Eingriffe in den Zimmermann'schen Styl, dann ist der Einsiedler, die'Vignette eines Bandes, zum Entsetzen schrecklich aus gefallen, und es bleibt völlig unfaßbar, wie Herr Reich so etwas konnte passtren lassen. Und dann die Post! Der Aerger ist nicht zu beschreiben, der daraus erwächst, daß der eben angekommene Post wagen die sehnlichst erwarteten Correeturen oder Aushängebogen nicht mitgebracht hat. Ein andermal werden vielleicht schauderhafte Druckfehler entdeckt, oder man führt bei Zimmcrmann Klage, daß da oder dort Eremplare seiner Schrift von Bücherfreunden vergeblich in der Buchhandlung gesucht würden. Beim Himmel, wo ist da noch irgend welcher Verlaß? Und der kurfürstliche Leibarzt wird nun sehr pessimistisch gesinnt und schreibt einen groben Brief nach Leipzig, der dann auch dort das Blut in Wallung bringt. Doch zeigt der Barometer nicht immer auf Sturm. Es ist oft recht heiterer Himmel, dem dann ab und zu eiu Regenbogen nicht fehlt. Denn Zimmermann's freundschaftliche Gefühle stehen mit sei nen Thränendrüsen in sehr nahem Zusammenhang, und wenn jene aufwallen, ergießen diese ihren stets bereiten Ueberfluß. Dazwischen dann etwas niedlicher Klatsch, dem der Leipziger Verleger nicht ab hold scheint. Wie Ostern 1776 Goethe in Leipzig ist, möchte wohl Zimmermann mit ihm an Reich's Tische sitzen, und er räth sehr, wenn möglich den Faust als Verlagsartikel der Handlung zu erwerben. „Noch hat Deutschland kein solches Werk gesehen und drum sollten Sie's drucken." Und später muß Reich einiges über Goethe und Lenz, dessen Soldaten und junger Engländer im Verlag der Leip- zigerH andlung erschienen, anZimmermann gemeldet haben, denn dieser findet das über die Beiden Mitgetheilte sehr belustigend. Auch Herr Hölty wird an Reich für schriftstellerische Arbeiten empfohlen, neben ihm ein junger hoffnungsvoller Mann, der vorläufig noch ohne Staatsanstellung und Vermögen sich mit einer Braut begnügen muß. Und da die Liebe der Verlobten sehr groß ist, so erscheint es, um dem langen Schmachten und seinen gesundheitsgefährlichen Folgen vorzubeugen, als Pflicht des Menschenfreundes, durch zugewandte Uebersetzungen die weiteren Unterhaltungen der jungen Leute am häuslichen Herd zu ermöglichen. Wenn Reich diese Vorschläge in ernst liche Erwägung zog, so machte ihm beidesmal der Tod einen Strich durch die Rechnung. Hier starb Hölty und dort — nicht etwa eines der Verlobten aus Liebesgram, sondern als änns sx innollina ein reicher Oheim, der dadurch den zukünftigen Staatsdiener vor dem Schicksale bewahrte, mit seiner Gattin kargzngcmessenes Uebersetzer- btot theilen zu müssen. Zu den drei Schweizern Sulzer, Lavater und Zimmermann mag sich nun ein vierter gesellen, der früher genannte Zollikofer. ScitJahreu, vornehmlich durch das schon erwähnte neue Gesangbuch mit der Firma in Verbindung, lieferte der würdige Pfarrer der Leip ziger reformirten Gemeinde der Firma eine Reihe vielgekaufter Er bauungsschriften, ja auch heute noch, nach hundert Jahren, ist er in dem Gedächtnis; nicht weniger Andächtigen lebendig geblieben. Auch wird der Mann uns dadurch Werth, daß er zu Reich's genauen Freunden gehört hat. Leider erscheint er erst im Jahr 1782 im Hauptbuch der Firma, aber da sind gleich die ersten Federstriche Reich's bezeichnend für den Schreiber und den, dessen Namen jener hier vortrug. In diesem Jahre druckt Herr Dürre Zollikvfer's Predigten über die Würde des Menschen. Zehn Thaler Honorar sind für den Bogen erbeten und zugesagt. Aber Reich fügt dieser Bemerkung auf des Freundes Haben noch bei: „und in rücksicht seiner übrigen Verdienste um unsere Handlung und in Betrachtung der gegenwärtigen Lage des Buch handels überhaupt, habe ich zu bestimmen vor nöthig erachtet, 150Ldor. — 750 Thl. Er sendet gleichzeitig — Herbst 1782 — 400 Thaler auf Abschlag an Zollikofer, dieser jedoch gibt das Geld zurück, mit dem Bemerken, daß er erst nach Beendigung des Drucks sein Hono rar erbitte. Mittlerweile ist Herr Dürre eifrig bei der Arbeit, die Predigten werden ausgedruckt, 59 Bogen stark (Auflage 2500). Jetzt kann Herr Zollikofer die Annahme nicht weigern. Und Reich sendet nun, für die 59 Druckbogen zu je zehn Thaler Honorar, 750 Thaler an den Theologen ab. Weiter empfängt dann Zollikofer im Laufe des Jahres für 1981/2 Thaler Bücher, auf dem Haben dagegen bemerkt Reich „für die Correctur des Zimmcrmanns sEinsamkeitj 1. u. 2. Theil, für die neue Auslage seiner Schriften, für die Verbesserung des Bertrands schriftliche Unterweisung) re. berechnet gegenstehendes 198i/g Thr."
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