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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1897
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- Erscheinungsdatum
- 09.01.1897
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- Deutsch
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eine Anzahl kleiner und — nach seiner Meinung — sehr schöner Büchlein verfaßt, Monographieen und Biographieen und sogar eine -Littcraturgcschichte des 19. Jahrhunderts«. Zu seinem tiefen Schmerz muß er erleben, daß diese Werke in seinem Stande am Quai Malaquais oder in seinem Laden in der Uno dos 8aints-?srss viel weniger gekauft werden als z B die Zolas. Der Ruhm dieses Mannes, der doch auch nur Bücher geschrieben hat wie er, Laporte, selber, ließ ihn nicht mehr ruhig schlafen und stachelte sein Herz zur Rache an. Zola ist zwar nicht Akademiker, aber das ist nur -Zufall«; daß er es sein will, hat er seit vielen Jahren, sobald ein Sessel frei geworden ist, durch unermüdliche Anmeldung seiner Kandidatur bewiesen. Erst unlängst — am 10. Dezember — ist er wieder, als die Stühle von Alexandre Dumas und Lson Say zu besetzen waren, in beiden Fällen mit Glanz, denn er erhielt immerhin 4 bczw. 3 Stimmen, durchgefallen. Nachdem Antoine Laporte lange überlegt hatte, wie diesem litterarischcn Götzenbilde am besten beizukoxnmen sei, holte er zu einem vernichtenden Schlage aus und warf als Frucht seiner Rachcgedanken ein Buch auf den Markt, das in diesen Tagen erschienen ist und den Titel führt: -2ola oontrs 2oia. Lrotiea vaturalistss äss kongov- Naequs-rt.« Wie es Sammlungen giebt, die nur die Obscöni- täten der griechischen und lateinischen Klassiker enthalten, so besteht dieses Buch ausschließlich aus den gewagten und ganz besonders naturalistischen Stellen der Zolaschcn Romane und Erzählungen. Die .duftende Blütenlese ist mit einem Titelbildc von ausgesucht feinem Geschmack geziert: eine Menge von — Abfuhrkübeln ist vor dem Jnstitutsgebäude aufgehäuft und versperrt den Zugang zu diesem, jeder Eimer trägt den Namen einer Schrist Zolas. Man sieht, Laporte ist ein politischer Kopf. Er greift Zola nicht direkt an, sondern läßt ihn sich durch sich selbst zu Grunde richten. Der brave Bouquinist schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, er verschafft seinem persönlichen Haß und Neid Befriedi gung und spielt gleichzeitig die Nolle eines Sittenverbcsscrers, denn als solcher will er aufgefaßt und genommen sein. Zola ist nach seiner Meinung der Krebsschaden von Frankreich, und indem er durch die Herausgabe eines «konzentrierten« Zola diesen Schaden in aller seiner Häßlichkeit bloßlegt, will der edle Laporte dem im Schlamme der Unsittlichkeit versinkenden Jahrhundert wieder auf die Beine helfen. An seinen Geldbeutel dachte natürlich der ehrenwerte Herr Laporte keinen Augenblick. Seine Freude, im Gewände des Sitten predigers zu glänzen, währte nur sehr kurze Zeit. Die Gerichte nahmen sich auf Betreiben eines Verlegers Zolaschcr Romane, der Sache an, belegten das Machwerk mit Beschlag, und Laporte wird sich ^demnächst wegen Nachdrucks zu verantworten haben. Für Emile Zola ist aber bereits ein Rächer erstanden in der Person des Univcrsitätsprofcssors Georges Meunier, der unter dem Titel >2olL Llassique» einen Band vorbereitet, der Ende Januar erscheinen und nur die -schönen» Stellen aus dessen Werken ent halten wird. Wird dieses Buch viele Leser finden? Wenn Zola klassisch wird, wird er auch meistens sehr langweilig. Wem fällt angesichts dieser Ausschlachtung Zolas durch gute und böse Geister nicht das Dichterwort ein: -Wenn die Könige bauen, haben die Kürrner^zu^thun.« 8 L.. Jubelfeier der Piererschen Hofbuchdruckerci in Alten burg. — Am 2. Januar feierten die jetzigen Besitzer der Pierer schen Hofbuchdruckerei <Stcphan Geibel L Co.) in Attenburg, die Herren Stephan Geibel in Attenburg, Carl Geibel (Duncker L Humblot), O. R. Rcisland und Carl Voerstcr (F. Volckmar) in Leipzig ihr 25jähriges Jubiläum als Besitzer der alten, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hochangesehenen Firma. Der leitende Chef der Firma, Herr Stephan Geibel in Alten burg, wurde aus diesem Anlasse von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst von Altenburg zum -Kommerzienrat- ernannt. Die Festfeier wurde frühmorgens durch ein Ständchen er öffnet, das die Sängerabteilung des -Vaterländischen Arbeiter vereins» Herrn Stephan Geibel, einem Vorstandsmitgliede des Ver eins brachte. Alsdann versammelten sicy die Herren Chefs und das Personal in dem festlich geschmückten großen Setzcrsaal. Nach dem ein Sängcrchor ein weihevolles -Jubellied» gesungen halte, hielt Herr Obersakwr Hoffmann unter Ueberreichung eines Ehren geschenkes eine Ansprache, die in einem Hoch auf die Hosbuch- druckerei und deren Besitzer gipfelte. Mit bewegten Worten sprach Herr Stephan Geibel im Namen aller Herren Chefs deren herzlichen Dank auS und verkündete gleichzeitig, daß diese der Wilwen- kasse des Etablissements eine Stiftung von 25000 ^ vermacht hätten, wovon alljährlich die Zinsen von 4"/^ an die Witwen des Personals zur Verteilung gelangen sollen, ferner daß jedem männlichen und weiblichen Angestellten ein Extrawochenlohn aus gesetzt worden sei, was bei allen natürlich große Freude hervorrief. Das vom Männerchor vorgetragcne -Gutenberglied« schloß die vormittägige^Feier ab, die einen ebenso erhebenden wie würdigen und schönen Verlauf genommen hatte. Bieruiidsechzigtzer Jahrgang. Von nachmittags 3 Uhr ab fand im -Preußischen Hofe- eine Ausstellung ältester und neuerer Drucke statt, die in Attenburg hergestellt worden find. Diese war für ihren Veranstalter, den ersten Accidenzfaktor der Osfizin, Herrn A. M. Watzulik, eine ehren volle Leistung und aufs neue ein Beweis dafür, daß er mit Recht weit und breit als eine Autorität in seinem Fache geschätzt wird. In dem für diesen Tag stilvoll ausgeschmückten Saale des -Preußischen Hofes- versammelten sich dann von 5 Uhr ab die Herren Chefs mit dem gesamten Personal, sowie die Ehrengäste — die Spitzen der Staats- und städtischen Behörden, wie eine be trächtliche Anzahl Altenburger Geschäftsfreunde und auswärtiger Ver lagsbuchhändler — zur Festseier. Den von Herrn Regisseur Cotta arrangierten lebenden Bildern ging ein von diesem meisterhaft ge sprochener Prolog vorher. Die Festtafel, an der sich nahezu 400 Personen beteiligten, nahm einen äußerst anregenden Verlauf; ernste und heitere Trinksprüche wechselten in bunter Reihenfolge, unterbrochen von schwungvollen Festliedern, die die Hauspoetcn der Druckerei verfaßt hatten. Auch gab es eine trefflich redigierte und originell ausgeslattete Festzcitung, die die Zeichner der Druckerei mit hübschen Illustrationen geschmückt hatten. Das herzliche Ein vernehmen, das zwischen den Prinzipalen und ihren Mitarbeitern besteht, trat bei dieser in jeder Beziehung schönen Feier recht zu Tage und wurde auch von den anwesenden Gästen mit besonderer Freude wahrgenommsn. An dem Feste nahmen auch fünf Veteranen teil, die auf eine mehr als fünfzigjährige Berufsthätigkeit zurückblickcn und die durch die Rentenbczüge aus der Hausinoalidenkasse der Hofbuchdruckerei gegen die Not des Alters gesichert sind. Im Anschluß an die vorstehenden Mitteilungen über den Ver laus der Festlichkeit selbst sei noch folgendes bemerkt: Die Festgabe des Personals an ihre Chefs besteht in einem prächtigen Album, das außer den Bildnissen der jetzigen Firmeninhaber die Bilder des gesamten jetzigen Personals und der verstorbenen Mitarbeiter, wie auch diejenigen der hauptsächlichsten Altenburger und auswär tigen Geschäftsfreunde enthält. Die von dem Drucker Herrn G. Weber in der eigenen Druckerei in Buchdruck hergestelllen Blätter der Widmung sind wahre Muster leistungen des seinen Accidenzdruckes und gehören bezüglich der Farbenharmonie und der brillanten technischen Ausführung zu den hervorragendsten Schöpfungen auf diesem Gebiete. Anläßlich der Feier ist auch eine von Herrn Stephan Geibel verfaßte Geschichte der Piererschen Hofbuchdruckerei erschienen. Aus deren Inhalt und Ausstattung wird hier noch zurückgekommen werden. N. Manuskriptfälschung. — Ein Antiquar hatte, wie das Leipziger Tageblatt erfährt, kürzlich ein Manuskript erworben, das er einem heraldischen Vereine anbot. Es bestand aus einem Ver zeichnis der Patricier der freien Reichsstadt Ulm, mit beigefügten Wappen, aus dem Jahre 1613, einem -Bdsatrum viroram mswo- ramiorum», darunter Georg v. Frondsberg, Franz v. Sickmgen, Ulrich v. Hutten und andere, sowie -Georgen o. Frondsbergs llxsrowr-ksgula, nach jetzigem Erfordernuß eingerichtet durch Lvsr- baräum Msebsrrurwn, Ülmsvssm 1616» — alles mit gemalten Porträts, farbigen Abbildungen und Federzeichnungen reich aus gestattet. Wie sich nun bei genauer Prüfung herausgestellc hat, liegen hier Fälschungen vor; denn die eigenartige Handschrist und an dere Kennzeichen erweisen, daß jene Schriftstücke mit Zubehör von der Hand desselben Menschen herrühren, der das von 1436 datierte -Heidelberger Turnierbuch» herstellte, das 1868 über London nach Heidelberg gelangte und hier für die städtische Antiquitäten- sammtung angekauft wurde. Der Fälscher dürste vielleicht jetzt zu ermitteln sein. Geschäftsjubiläum. — Am 1. Januar d. I. beging die hochan gesehene Sortimentsbuch-und Kunsthandlung F. SchneiderLCo. in Berlin, die sich seit November 1885 im Besitze des Herrn Her mann Klinsmann befirdet, den Gedenktag ihrer vor fünfzig Jahren am 1. Januar 1847 erfolgten Gründung. Einer der ältesten Kunden der Handlung, die stets eine große und vornehme Kund schaft bedient hat, ist Fürst Bismarck. Ausstellungsprcis. — Der Verlagshandlung und geogra phisch-artistischen Anstalt Ernst Schotte L Co. in Berlin ist auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 für hervorragende gewerb liche Leistungen die silberne Staatsmedaille verliehen worden. Personalnachrichten. Gestorben: am frühen Morgen des Neujahrstages 1897 im Alter von sechsundvierzig Jahren nach kurzer schwerer Krankheit Herr Eduard Caemmerer, ein langjähriger treuer Mitarbeiter im Verlagshause D. B. Wiemann in Barmen. 28
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