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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1892
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- Deutsch
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4194 Nichtamtlicher Teil. 161, 14. Juli 1892. Oder soll ich von jenem Couplet sprechen, das am Abend vorher (Montag) im Konzert der Liederhalle, am sogenannten Familienabend, von Herrn Förtsch gesungen wurde: »Da muß im Mechanismus 'was nicht in Ordnung sein«? Der Dichter konnte nur für diesen kleineren Kreis dichten; nur in ihm kam seine Selbstironie zur Geltung, insofern wir richtig raten, daß Herr R. von Belzig der Dichter war und seinen eigenen Mechanismus nicht ganz in Ordnung fand; in Leipzig wären die Verse, die hier sämtlich mit ihren Ausfällen auf Personen und Zustände wohlberechtigten großen Beifall fanden, geradezu undenkbar gewesen. Wo hat Eduard Witter das eigentliche Feld für seinen eigenartigen Humor? Doch wohl nur in Schwaben! Und wo sind die Limbarth, Schöpping, Schultheß und so viele andere, die alten Treuen, lieber als bei uns? Man vergönne dem eingefleischten Schwaben diesen Enthusiasmus und halte seinem Lokalpatriotismus selbst ein vielleicht übertriebenes Lob zu gute!; aber wer diese wonnigen Tage vom 19.—21. Juni miterlebte, der wird die Stimmung, der der Berichterstatter hier Ausdruck giebt, begreiflich finden. Ich will den Abend des 19 Juni, die sogenannte Be grüßung der Gäste, sogar noch dreingeben, da sie eigentlich doch wenig Gäste und viel mehr Stuttgarter Kollegen sieht; aber schon der Frühschoppen am Montag nach der Generalversammlung im Kellergeschoß des Kaiserhofes ist einer besseren Feder würdig, als es die meinige ist. Da sitzen »Süddeutschlands alte Herrn«, wie es vor langen, langen Jahren in einem Taselliede hieß, umgeben von hoffnungsvollem Nachwuchs froh beisammen, und ringsuni lauschen die fremden Besucher des schönen Lokals, was das wohl für Leute seien, die heute hier das große Wort führen, ohne doch groß sein oder scheinen zu wollen. »Buchhändler sind's!« erklärt der Geschäftsführer des Hauses, und zwiefach neugierig lugt der Fremde nach jenen Vermittlern zwischen den Gelehrten und den Dichtern einer- und dem Publikum ander seits. Berühmte Namen werden ihm in der Erinnerung wach, die dem Stande angehörten und noch angehören, und er freut sich, gerade heute seinen Pschorr hier zu trinken, wo ein ge schlossener tüchtiger, ehrenfester Stand zu fröhlichem Thun bei sammen ist. Doch schnell hinaus aus dem Keller in den lachenden Tag, der heute sein fröhlichstes Kleid angethan hat, hinaus in den sonnigen Mittag zum Stadtgarten und seinen feenhaften An lagen, die kunstsinnige Bürger ihren Mitbürgern schufen, wo im Saal mit den herrlichsten Ausblicken in das Grün des Gartens ein leidliches Mahl der Festgenossen harrt! Zivar redet der Berichterstatter von den Speisen gar nicht und nur höchst ungern von Toasten, diesem, wie es scheint, notwen digen Uebel deutscher Festessen, und doch muß er auch ihrer ge denken. Wohl könnte und würde jeder der Redner mit dem aufrichtigen Beifall, den er fand, füglich zufrieden sein; schade möchte es aber sein, wenn die vollständige Liste für die der- einstige Geschichte des süddeutschen Buchhandels verloren Wäre. Der Vorsitzende dieses unseres Vereins, Herr Carl Engel- Horn-Stuttgart, brachte das erste Hoch auf Kaiser Wilhelm und Württembergs König Wilhelm aus, ein fein empfindender, das Wort sicher beherrschender Redner; Herrn K. Wittwer fiel die Ausgabe zu, die Gäste zu begrüßen, die seinen freundlichen Worten gern lauschten und durch Herrn Rosenthal-Bonin den warmen Gruß erwiderten. Dann, Gottlob, eine lange Pause, wo nur das Messer und die Gabel einen »Juchzer« hören ließen, wenn sie schrill über das Porzellan fuhren, wo nur der Salm und der Rehrücken ansprachen und Geige und Klarinette Zwie sprache hielten. Aber man soll kein Festmahl vor dem Kaffee und der obligaten Cigarre loben! Noch stand uns ein vollge rütteltes Maß achtbarer oratorischer Leistungen bevor. Herr Friedr. Schultheß-Zürich, ein Mann der Rede wie fast jeder Schweizer, begrüßte im Namen seiner Landsleute die süd deutschen Kollegen und brachte als Gruß seiner Berge einen Riesenstrauß herrlicher Alpenrosen mit, eine sinnige Auf merksamkeit , die seine Worte illustrierte und deren Wert erhöhte; Eduard Witter ließ sich nun nicht mehr halten, und wenn sein Freund Schultheß die süddeutschen Kollegen gefeiert hatte, so wandte er sich insbesondere an die Stuttgarter, denen er viel Liebes und Schönes zu sagen wußte. Die Worte glichen seinem edlen Förster Riesling, der auch wie Honigseim eingeht und der »Schlurflust« inniges Behagen schafft. Herr Friedrich Steinkopf ließ in einem den Vorstand des süddeutschen Vereins und den Vergnügungsvorstand für ihr treff liches Walten leben und Herr Gvtthold Wildt endlich gedachte des Sängers manchen Tafelliedes, Rudolfs von Belzig, der, da sein Mechanismus nicht in Ordnung, nach achtzehnjähriger Thätigkeit unter dem bürgerlichen Namen Rudolf Koch (im Hause I. G. Cotta) Stuttgart demnächst verlasse. Damit aber war, nachdem wir noch eines trefflichen Tafel liedes auf die Sonntagsruhe gedacht haben, die Tisch- und die Redeordnung erschöpft, und der Kaffee und die Cigarre traten in ihre Rechte, und zwar im Garten selbst, diesem Juwel der Landschaftsgärtnerei. Wem aber gebührt für das, was bisher an Gutem bereits geleistet und genossen war, und noch kommen sollte, der Dank? Dem Vergnügungsvorstand, bestehend aus den Herren Friedr Grub, i. Fa. Albert Koch L Co., und Friedr. Stahl, i. F. I. B. Metzlersche Sortimentshandlung, zwei unermüdlich schaffenden Geistern, die sich des Guten nicht genug thun konnten, ihren Gästen das Schönste und Beste in liebenswürdiger Abwechslung und in höchster Vollkommenheit zu bieten. Ihnen gebührt vor allem Dank und Anerkennung, «Nch für das weise Maß, das sie bei allem Gebotenen hielten und das den Zuschauer nie so ganz ausschließlich in An spruch nahm, daß er nicht auch noch der Gesellschaft und ihren Anforderungen hätte gerecht werden können. Der Abend nach dem Mahl sah die Gesellschaft, wie schon erwähnt, im Festsaal der Liederhalle, wo der Humorist Herr H. Förtsch mit einigen Mitgliedern der königlichen Schauspiele das Beste für einige Stunden bot. R. v. B(elzigs) Prolog mit Be zugnahme auf die buchhändlerischen Gäste (»Ihr legt mit Goethe euch zur Ruhe nieder, und früh erhebt ihr euch mit Schiller wieder«) und der Bitte um Nachsicht für das Gebotene leitete den Abend ein, der nun in bunter Fülle Gesang und Tanz, ernste und heitere Vorträge in einer Fülle, Vollendung und Liebenswürdigkeit bot, daß der reiche Jubel, der jeder einzelnen Nummer folgte, wohlverdient, die sestlich-frohe Stimmung, die den Grundton der Versammlung bildete, voll berechtigt war. Diesmal entflohen die Stunden in Wahrheit nur zu schnell, diesmal ist es keine Redensart, wenn wir sagen, daß der Abend jedem Teilnehmer unvergeßlich bleiben wird. lind so auch der andere (Dienstag-)Abend, wo nach der Abrechnung und dem Frühschoppen im Hotel Textor die Angehörigen des Buchhandels schon in verhältnismäßig früher Stunde nach Cann statt eilten, um im Kurgarten dem Konzert zu lauschen und sich nachher im Saal dem Tanzvergnügen zu widmen. Es war ein herrlicher warmer Abend, schwül und weich, der dann den An wesenden — und es waren ihrer nach Hinderten — das schöne Schauspiel einer großartigen Beleuchtung des »Sulzerrains«, der Anlagen hinter dem Kurhause, bot, wiederum eine Ueberraschung, wie sie nur bei einer so schönen Natur wie der Cannstatts denk bar ist. Die entzückend schöne Waldanlage am Abhang des Plateaus mit ihren lauschigen Wandelgängen, den Felspartieen, der großen Fontäne und dem Wassersall, alles erglänzte in viel farbigem, zauberischem Licht, und dazu erklangen die schmeicheln den Weisen des Kurorchesters, wehte eine warme, lindenblüten duftende Lufk. In stiller Lust erging sich das beschauliche Alter, während drinnen im Saal der heiße Tanz fieberte und das Lbasser ü §uuollo und die Limine un§iai8o den Wortreichtum
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