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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1893
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- Erscheinungsdatum
- 07.12.1893
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- Deutsch
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7606 Nichtamtlicher Teil. ZlZ 284, 7. Dezember 1898. Buchhandlungsgehilfen seinen jährlichen Ehrensold zu zahlen, so auch der Beitritt zu der Pensionsanstalt deutscher Schrissteller und Journalisten als unumgänglicher Teil der Geschästsausgaben an gesehen werden wird. -Denn darüber dürste kein Zweifel bestehen, daß der Buch handel die Vorsorge für die Schriftsteller als eine Ehrenpflicht im weitesten Maße anerkennt und die Verpflichtung fühlt, in vornehmer Weise für die Invaliden desjenigen Berufes mit zu sorgen, dessen Kräfte ihm die besten Grundlagen geschäftlicher Wirksamkeit bieten . Abgesehen von der selbstverständlichen Entgegnung, daß uns die Bedürftigen unseres engeren Berufes denn doch etwas näher stehen, als entferntere Verwandte, möchte ich hier die bescheidene Frage aufwerfe», ob denn diejenigen glücklichen Schriftsteller, die infolge günstiger Verhältnisse hohe Einnahmen aufzuweise» haben, ebenfalls dem Gefühl der Solidarität Ausdruck gegeben baden durch Zuwendungen für unseren Unterstützungs-Berein, da ja doch ein nicht geringer Teil ihrer Erfolge den Bemühungen des Gesamt-Buchhandels zuzuschreiben war. Oder ist es auch in jenen höheren Kreisen üblich zu glauben, daß man trotzdem noch der vom Buchhändler Abgeschundene und Ausgewucherte ist? Ich komme zum Schluß. Obige Auslassungen wenden sich, im Grunde genommen, nicht an den Buchhandel. Im Gegenteil wünsche ich den Bestrebungen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Schriftsteller den schönsten Erfolg. Es kommt hierbei angesichts der herrschenden Not nicht darauf an, ob der Kreis, von dem jene Bestrebungen angeregt sind, besondere Sympathieeu des dentschen Buchhandels zu beanspruchen hat oder nicht. Zweck dieser Zeilen ist es, jene Herren, welche sich im vorliegenden Falle an uns mit der Begründung der Interessengemeinschaft wenden, zu bitten, an diese tatsächlich bestehende Gemeinschaft auch in anderen Fälle» zu denken. Berlin. vr. L. IV. Die Linotype-Setzmaschine Es heißt ein etwas in Verruf gekommenes Thema be handeln wollen, wenn man es unternimmt, von einer Setz maschine zu reden; sie steht bei vielen, ja bei den meisten An gehörigen des Buchgewerbes so ziemlich auf gleicher Linie mit dem lenkbaren Luftschiff. Und kein Wunder ist das. Wie viele Setzmaschinen sind nicht innerhalb der letzten vierzig Jahre er funden worden, und von jeder wurde mit gewaltigen Trompeten stößen verkündet, daß jetzt das schwierige Problem durch sie endgiltig gelöst sei; mit so viel Sang und Klang sie aber auch gekommen, ohne Sang und Klang sind sie alle Wieder gegangen, und nur wenige fristen noch ihr Dasein, aufrecht erhallen durch irgendwelche private Gründe oder Rücksichten. Das Ab legen des Satzes nach dem Druck, sowie das Aufstellen der Typen in einer den Maschinensatz ermöglichenden Weise, das war und ist der Stein des Anstoßes, über den noch alle Setzmaschinen erfinder, deren Apparate mit gewöhnlichen Typen arbeiten sollten, gestolpert und die meisten von ihnen auch gefallen sind. Diese Schwierigkeit versuchte zwar schon der Däne Sörensen in höchst ingeniöser Weise zu überwinden. Er konstruierte einen bienenkorbartigen, aus einzelnen Eisenstätchen oder Rippen be stehenden Apparat, dessen obere Hälfte auf der unteren rotierte; auf die Stäbchen der erstcren wurden die Typen an einem Führungs einschnitte geschoben, und bei der Umdrehung dieses oberen Maschinenteils glitten sie dann vermittels anderer Einschnitte im Typenkörper und ihnen genau entsprechender Oesfnungen am oberen Ende der unteren feststehenden Rippen auf letztere, welche dann die Typen dem Tastenspiel des Setzers entsprechend durch eine Art Trichter in eine Sammelrinne fallen ließen. Sörensen zeigte seine Maschine in Thätigkeit auf der WeltarHstellung von 1855 zu Paris, — die erforderlichen Typeneinschnitte und Wohl auch der Trichter, welcher die Typen nicht sicher führte, ließen sie und ihren Erfinder zu Grunde gehen. Das Prinzip der Sörensenschen Maschine ist indes während der letzten Jahrs von einem Engländer oder Amerikaner, Thorne, wieder ausgenommen und vervollkommnet worden, und namentlich hat er eine exakte Führung der durch Tastenanschlag sreigemachten Typen erzielt; die Schwäche dieser Setzmaschine sind aber immer die mannigfaltigen Typencinschniite, welche nicht nur die Lettern verteuern, sondern sie auch sehr zerbrechlich und die Anwendung der Maschine bei kleineren Schriftgraden unmöglich machen, ganz abgesehen davon, daß sich diese Einschnitte beim Gebrauch der Schrift vollsetzen oder auch ausschleifen können, wodurch natürlich jede Sicherheit des Arbeiteus illu sorisch werden müßte. Trotzdem ist die »Thorne«, wie man die Maschine nach ihrem Nacherfinder nennt, jetzt in einer Anzahl Druckereien in England und Amerika in Anwendung, und es sind noch keinerlei ernste Klage» darüber nach außen gedrungen. Der Vollständigkeit dieser Skizze halber sei noch erwähnt, daß in England, in der Druckerei der »Times« in London, Kastenbein- sche Maschinen, die gleich der ebenfalls in einer Anzahl englischer Druckereien eingeführten Maschine von Hattersley, mit ge wöhnlichen Typen arbeiten, in Thätigkeit sind Der Ablege- prozeß ist indes ein so langwieriger, daß sich ihn nur ein Blatt vom Reichtums der -Times, gestatten kann, und bei beiden Maschinen erfolgt das Ablegen nicht durch die Setzer, sondern durch eigens dafür augestellte junge Leute und zwar während der Tagesstunden, so daß die des Abends und Nachts an den Maschinen Arbeitenden stets einen gefüllten Kasten oder richtiger gefüllte Typenröhren und -Rinnen vorfinden, was natürlich ihrer Satzleistung, auf deren Schnelligkeit es abgesehen ist, zu gute kommt. Zu der Schwierigkeit des Ablegens tritt bei allen diesen Maschinen aber auch noch die des Ausschließens der Zeilen, welches meist von einem zweiten Arbeiter zu geschehen hat und wo durch natürlich die Leistungsfähigkeit derselben auf die Hälfte re duziert wird, — kein Wunder also, wenn man jede neu auf tauchende Setzmaschine mit Mißtrauen betrachtet und erst Thaten sehen will nach den vielen Worten, die ihnen gewöhnlich voraus geschickt werden, und sogar solche Thaten noch, gewitzigt durch die Mißerfoge, mit Mißtrauen aufnimmt. Das hat denn einen Amerikaner, Westcott, veranlaßt, den Bau einer Maschine anzustreben, welcher alle die erwähnten Schwächen nicht innewohnten; das Ablegen wie das Ausschließen der Zeilen auf richtige Breite sollten bei ihr wegiallen, und sie war bestimmt, den Satz in Zeilen gegossen druckfertig zu liefern. In Philadelphia hatte er 1876 seine Erfindung ausgestellt; aber auch sie war ein Mißerfolg: die Buchstaben hielten nicht Linie, waren nicht gleich hoch, kurz, die von Westcott's Maschine gelieferte Arbeit war nicht druckbar. Da ist es denn nun einem Deutschen, dem gelernten Uhr macher Ottomar Mergenthaler aus Bietigheim bei Stutt gart, Vorbehalten gewesen, mit der Linotype-Maschine die Aufgabe, eine wirklich brauchbare und arbeitsfähige Setzmaschine zu er bauen, in einer geradezu staunenerregenden Weise zu lösen; zwar nicht in der deutschen Heimat, wo er wohl für seine Pläne nicht die notwendige Unterstützung gefunden hätte, sondern in Amerika, wohin er vor circa zwanzig Jahren als ganz junger Mensch gegangen ist. Obgleich es nun sehr schwer ist, diese Maschine und ihre Arbeitsweise ohne Detailabbildungen in einer allgemein verständlichen Weise zu beschreiben, soll dies doch nach stehend versucht werden.^) Dian könnte die Linotype als aus zwei verschiedenen Hälften bestehend bezeichnen: rechts die Setzerei, links die Gießerei, beide sind indes so eng verbunden und arbeiten in so vollkommener Uebereinstimmung aller Teile, daß eine solche Schilderung leicht *1 Wer ein spezielles Interesse an der Linotype-Maschine nimmt, findet eine von mir aus eigner Beobachtung gegründete und eingehend in allen ihren Hauptteilen illustrierte Beschreibung derselben, sowie; einen kleinen auf der Maschine hergestellten Probesatz im «Journal für Buch- druckerkunst», Nr. 44—46 von diesem Jahre abgedruckt.
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