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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1871
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- Erscheinungsdatum
- 19.07.1871
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- Deutsch
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56 163, 19. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2151 Schriften geendigt und in ganz Deutschland verbreitet haben." War nun die Furcht nicht begründet, die beiden würden „die noch vorhandenen Ercmplare durch heimliche Wege und llntcrschlcif an den Mann zu bringen" suchen? „Um diesen gefährlichen Endzweck zu erreichen, sollen sie anch an dem neu angelegten Duchladen in Heideshcim einen Anthcil haben, und allda die Gcllertische und viel leicht auch andere Werke zum Nachtheil der rechtmäßigen Verleger verschleißen". Es erscheint daher die untcrthänige Bitte gerechtfertigt, daß, um diesen besorglichcn Vervortheilungen zu steuern, geschärfte Ver ordnungen erlassen werden müssen. Und wenn es sich trotz alledem einmal zeigen sollte, daß die Nachdruckcr Gcllert's Schriften „unter einem Special-Titul irgendwo aufgeleget oder verkaufet hätten", dann behalten sich die Leipziger vor, „die fernere rechtliche Entschädigung hierüber alleruntcrthänigst nachzusuchen". Die Wiener Justiz hätte ihr Handwerkszeug am liebsten gern in die Ecke gestellt; schade, daß der starre Sinn der streitendenThcilc ihr die Erfüllung dieses Wunsches recht schwer machte: die Nach druckcr wiesen wie Shylock, auf ihren Schein, desgleichen die Leip ziger. Und es war kein Ende abzuschcn. ,,Oommi«8io bedeutete hier nach den LlanäaturÜ8 sich sowohl einer als anderen Seits näher zum Ziel zu legen, anderweite Instruction von ihren Principalcn unverzüglich einzuhohlen und solche einer demnächst wieder von neuem hierüber zu crösucndeu Kayserlicheu Hof-Lowmismon nci krotoool- luiu gehorsamst zu überreichen." Gräffer meldete das Ergcbuiß der Sitzung an Reich; er wünschte dabei auch von dem Leipziger Freund Auskunft, ob Fleisch- hauer's Vergeben, als hätte er seit der Inhibition nicht weiter mit dem Druck fortgefahreu, richtig sei. „Denn das vermehrt oder lin dert die Strafe." Reich empfand offenbar schweren Aergcr und antwortete nicht. Das erschien der Wiener Justiz wohl gerade recht, denn es konnten nun ein weiteres Jahr hindurch aufregende Commissionssihungcn glücklich vermieden werden. „Dabei ist es geblieben", schreibt Gräf- scr am 27. April 1779 glcichmüthig — „weil die Herren Kläger hierauf nichts weiter erwidert haben, und würde auch noch weiter so bleiben, wenn die verlangte anderweite Instruction für den illnu- cikUnriuin nicht erfolgt." Gräffer hätte am Ende der abgelaufenen Ostermesse — 1778 — die er besuchte, deshalb gern noch einmal mit Reich gesprochen, aber Reich war krank. Auch ein gegnerischer Anwalt fühlte sich damals unpaß. „Und so hat die Sache bisher ge schlafen." Freylich entgehen dadurch die Uebertretcr der Kayserlichen Gesetze der zu erkennenden Strafe nicht, aber der Schade wächst, in dessen das Beispiel für die andern fehlt. Gräffer bittet daher nun dringend um Verhaltungsvorschrift für sich und den Anwalt; es genügt, wenn er sie, in dieForm eines Briefs gekleidet, erhält; aber bald möchte er sie haben. Er wird dann das Ende der Sache zu befördern suchen. Und, indem er seinen guten Freund, den Neichshofraths-Agenten von Matolay, einen in dieser und ähnlichen Angelegenheiten sehr wich tigen Mann, für die Zeit seines Besuches in Leipzig freundlicher Auf nahme empfiehlt, hat er dem verdrießlichen Reich noch einen Trost, da ja getheilter Schmerz nur halber Schmerz sein soll. „Sie sagen", schreibt er, „daß Sie des Buchhandels höchst überdrüssig sind, aber beinahe geht es mir ebenso. Fast aller Orten kommen Raupen in den Garten, die die Blätter abfressen. Hier haben wir einen Wapp- ler, der um seiner großen Unternehmungen willen mir hie und da cinsteigt und um andern ihre Kundleute abzuziehen, die Preise un tern Localpreis setzt; so hat er zum Bcyspicl Ihren Orant, der Ihh Thaler kostet, um 2 st., Struensee's Kricgsbankunst, 3 Thcile, welche 6^/2 Thaler kosten, für 8 fl. 15 kr. und dergleichen mehr ge geben. Ich brauche, wie Sie wissen, bisweilen eine Anzahl Usplisrs von Ihnen, dieß und weit mehr hat dadurch aufgchört Mir kömmt vor, daß er seinen neueren Verlag außer Land, wie ich es vorm Jahr bemerkt habe, um so viel höher als hier stellt, damit er sodann wie der compensieren könne. Kommt nun so ein Wurm zu den durch den Krieg ohnehin verminderten Geschäften, so läßt sich leicht der Schluß machen, wie einem dadurch der Handel verleidet werden müsse." Abermals vergehen Monate, der Sommer kommt, Reich fährt mit Frau Luise für einige Wochen nach der Schweiz, von dort gelangt an Gräffer die bezügige Nachricht. Und wie dieser dem Leipziger- Freunde im October die beste Wirkung der Reise wünscht, hat er noch die Meldung, daß die Prozeßangelegenheiten, die bisher gar nicht ans dem Schlafe konnten geweckt werden, jetzt wieder in Fluß gera- then sollen. Auch Herr von Matolay, dem Gräffer in Reich's Auf träge ein Eremplar von Sulzer's Theorie geschenkt hat, treibt an scinemOrt nachKräflen, und so wird denn nächstens die „letzteCom mission" gehalten werden. Welch glückliche Aussichten! Soll wirk lich dieser leidigeProzcß sein Ende erreichen? Der alte Reich athmcte wohl ans, als er den Brief des Wieners las, und auch dem Leser dieser Mitthcilungcn erwächst dadurch die Aussicht auf deren baldiges Ende. Trügerische Hoffnung! Im April 1782 — nach 2t/z Jahren — schreibt Herr von Matolay: „Was Ihre übrigen hiesigen Rechts sachen anbelangt, so weiß ich wahrhaftig nicht mehr, was ich Ihnen sagen soll, um Sie zur Geduld zu bewegen. Ich schränke mich also darauf ein, daß ich versichere, es werden dieselben nun in kurzem durch einen glücklichen Erfolg gekrönct werden." Sofern Reich jetzt noch einige Hoffnung hatte, so war sie doch diesesmal nicht vergeblich gehegt. Zur Ostermesse desselben Jahres ging Gräffer nach Leipzig, und mit „dem wärmsten Andenken der Freundschaft" fuhr er nach Beendigung der Geschäfte wieder heim. Und wie er zu Hause ankam, erfuhr er, daß das Langerwartete, kaum noch Gehoffte geschehen sei: am 7. Mai war die Commission in der Nachdruckerangelegenheit zusammcngetreten. „Die drei An wälte wurden vorgefordert, angehört und der gegenteiligen Vor stellungen ungeachtet, dem Schmiedcr pro praotorito 500 Thlr., dem Fleischhauer aber nur eine Strafe von 200 Thlr. dictirt, pro kuturo hingegen dazugesetzt, daß sie sich nicht inehr unterstehen und Gcllert's Schriften außer der Sammlung verkausfen sollen." Gräffer sandte dasProtokoll dcrSitzung nachLeipzig und bat umVerhaltungs- vorschrift. Jeder „impetrante Theil" hatte „binnen zwei Monaten seine Aenßerung über den amicablen Vorschlag zur Ausgleichung der Streitsache einzusenden", und da nicht zu zweifeln war, daß die Nach drucker etwas von der Strafe würden abdingen wollen, so wünschte Gräffer von Seiten Reich's „eine mit Gründen gewürzte Erklärung zu erhalten, woraus man sehen möge, daß, obgleich diese Strafe zum zugefügten Schaden wie 1 zu — sich verhalte", doch die Leipziger „aus Verlangen zur Endschaft dieser schon so lange anhängigen Sache und aus Ehrerbietung oder so etwas gegen den Ausspruch einer hochpreislichcn kayserlichen Commission, damit zufrieden seyn" wollten. „Ich", meint Gräffer, „an Ihrer Stelle würde nichts da von Nachlassen, wenigstens was den Schmicder betrifft." Und er fügt noch die Kostenrechnung des Herrn Matolay, im Betrage von 139 fl. 29 kr. bei. 67 fl. wurden davon schon in abgclaufener Oster messe bonificirt, 72 fl. 29 kr. mögen jetzt ihre Erledigung finden. Die Briefe Grässer's verlieren für uns weiterhin das Interesse. Zwar hat sich der Freund auch später noch mannigfach nützlich erwiesen, er sorgt für Entnahme neuer Privilegien und gibt über deren Werth manch guten Wink. „Sie fragen", schreibt er einmal, ob dieErneuerung der zuEnde gegangenenPrivilegien aufSchröckh's Weltgeschichte und Ebert's Naturlehre etwas gegen die Schelmen vermag? Hierauf kann ich Ihnen kurz uud sicher sagen: Gegen die im R. Reich sind sie gut und werden nach einem gewissen Schritt erst noch besser werden, wie ich kürzlich entdeckt und vielleicht auck dazu. L12*
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