Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1871
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- 1871-07-19
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- 19.07.1871
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Briefe. Und als dann Philipp Erasmus wieder daheim ist, schreibt er nach Wien. Der thätige Mann, der den Kampf wider die Nach- Lrucker nicht lediglich im eigenen Interesse führte, möchte wissen, was der Sommer an der Donau zu Wege gebracht. Sein Prozeß gegen Göbhardt, ebenso der gegenSchmieder und Fleischhauer schwebt, und es scheint, als hätte in jenen Monaten der verunglückte Hanauer Bücherumschlag den Leipzigern neue Sorge eingeflößt. Was Grosser antwortete, klang nur in Bezug auf Hanau be ruhigend. „Wegen Hanau will der Landgraf capitulircn." Die Prozesse selbst waren noch am alten Flecke. „Der Bischof von Bam berg hat seinem Untcrthan — Göbhardt — zu Gefallen eine Aus flucht gesucht, die ihm aber nichts helfen wird." Die Commission wegen Gellcrt's soll nächster Tage reassumirt werden, vielleicht, daß dann Gräffcr mehr berichten kann. Heute weiß der Wiener zu dieser Angelegenheit nur noch, daß er dem Referenten den infamen Göb- hardischen lideUum ^vielleicht dessen Schmähschrift gegen Dieterich in Göttingen, vgl. Lichtcnberg, Schriften. III. 137 ff.j gezeigt und daß er vorgestern selbst bei ihm war, „um ihm den Unfug aus Ihrem Briefe vorzulesen, den Sie im Reich angctroffen haben. Was es nützen wird, wollen wir erwarten." Diese Bemerkung Gräffer's klingt resignirt; aber der Mann hatte Recht, wenn er sich in Geduld faßte. Denn je zäher die Natur die Nachdrucker schuf, desto zarter baute sie die Männer, welche in Wien die Justiz verwalteten. Wieder kommt ein Brief in Leipzig an, aber er weiß nur Geschäftliches, sich auf die Michaelmesse Be ziehendes. Und Ende November schreibt der Wiener Buchhändler abermals, er hoffte wichtige Nachrichten senden zu können, aber leider hat er sich arg getäuscht. Er war wegen der Sache bei dem Agenten und da dieser nichts wußte, so ward weiter geforscht. Es stellte sich nun heraus, daß der kaiserliche Commissarius Graf Firmian krank sei. Da er jedoch täglich besser wird, so will es der Agent an flei ßigen Mahnungen nicht fehlen lassen, „damit diese Sache fördersamst entweder in Güte oder durch den Weg Rechtens beygelegct werde". So der Agent. Und Gräffer: „Je mehr ich indessen die Beendigung dieser Sache wünsche, je mehr werde ich sie zu betreiben suchen. Ver lassen Sie sich darauf." Das Jahr 1777 beginnt und Graf Firmian ist noch immer krank. Auch Gräffer wird schweigsam, und Reich macht ihm deshalb freundschaftliche Vorwürfe. Doch würde er den Wiener entschul digen, wenn er wüßte, wie angebunden dieser ist. „Wie es beh Ihnen in der Messe geht", schreibt Gräffer im März, „so geht es bey mir fast den ganzen Tag, zumal im Winter; Wundern Sie sich dahero nicht, wenn ich Ihnen so wenig schreibe. Meine Posttäge sind alle übers Knie abgebrochen und ich komme kaum des Abends ein wenig zn meinem Pulte oder nur auf einen Stuhl zu sitzen. Seitdem die Feyertage bey uns aufgehoben sind, bin ich immer mit meinem Buch halten zurück, als wozu ich diese hauptsächlich applicirte. Ich und meine Frau sind also unschuldig von Ihnen angcklagt. Sie haben meine Freundschaft auf ewig und ich wünsche, daß ich dagegen die Ihrige immer verdienen möge." Empfände sie Gräffer mit geringerer Wärme, so wäre auch sein Verdruß über die Verzögerung des Pro zesses geringer. Eine verzweifelte Geschichte! Daß auch Graf Firmian gar nicht gesund werden will! „Bald heißt cs, er wird besser, bald ist er wieder schlimmer und so geht die Zeit darüber hin, ohne daß cs zu ändern wäre." Da aber, wie Gräffer erfuhr, die Nach drucke ihren Weg fortschleichen, so bedürfte es nur eines Beweises „von der latirten Inhibition, um bei hochpreislichem Reichshofrath eine Anzeige und das Blut wieder rege zu machen. Schicken Sic mir die, so versäume ich keine Stunde, die Kanone zu laden". Und noch etwas. Reich hat brieflich die Furcht ausgesprochen, daß Robertson's Geschichte von Amerika nachgedruckt werden könnte, wielleicht, daß er von einer im Werk befindlichen Sammlung der besten französischen und englischen Schriftsteller in Verbindung mit seinem Robertson vernommen hat. Er fragt deshalb den Wiener Freund um Rath, und dieser kann ihm zunächst die beruhigende Ver sicherung geben, daß einer solchen Sammlung ein Privileg bis jetzt nicht ertheilt worden ist, wohl auch kaum ertheilt werden dürfte, bevor der Nachdruckcr nicht im Einzelnen das seiner Sammlung Einzuvcr- leibende namhaft gemacht hat. Gräffer fügt, um seine Ansicht zu bekräftigen, in Abschrift die Mittheilung eines Freundes bei, aus der sich ergibt, daß der Nachdrucker Bender ein Privileg auf zehn Jahre über eine Sammlung der besten deutschen Wochen- und Monatschriften nachsuchte, aber den Bescheid erhielt: „Würde Im plorant zuvörderst diejenige Wochen- und Monatschriften, welche er in eine Sammlung zu bringen gesinnt ist, spooillos angeben, so er folgt alsdann pto. IllnviloAii weitere Kayserliche Verordnung." Ein Privileg zu erwirken hält Gräffer jedenfalls für geboten. „Bei einem so fameuscn Werk, als Robertson's Amerika ist, brauchen Sie allerdings eine Vormauer wider die Tartaren und Sie werden wohl thun, die großen Dcpcnsen, die es Ihnen verursacht, gleichsam zu assccuriren; denn sonst könnte es Wohl gar der Nachdrucker ver suchen, um ein kayserliches Privilegium anzuhaltcn. Sie wissen, was dazu gehört, nämlich ein Attestat vom Hrn. Hofrath Bel, wo Sie können cinrückcn lassen, daß Sie das Werk mit großen Kosten hätten aus England nach und nach mit der Post kommen lassen und der rechtmäßige deutsche Verleger davon wären." Der Sommer bringt Reich neuen Acrger. Nicht allein die zarte Gesundheit des kaiserlichen Commissarius, auch die Nachlässigkeit des eigenen Anwalts ist schuld an der Verschleppung der Angelegenheit. Denn dieser hätte gegen die Hemmnisse leicht eine Rcmcdur treffen können, wäre er nicht zu träge gewesen. Und da er sich dessen auch um Andere schuldig gemacht, so wird er jetzt, ungeachtet er der ge schicktesten Agenten einer ist und ansehnliche Familie hat, von kaiser licher Majestät cassirt. Ein neuer Sachwalter muß nun ange nommen werden, neue Kosten stehen in Aussicht. Aber wer bezahlte diese nicht gerne, wenn er dadurch ein endliches Ende für solch heil losen Prozeß sich erkaufen kann? Was Herr von Fabrice versäumte, wird Herr von Grezmüller schleunigst gut machen. Das schließen wir aus dem Brief, den Gräffer deshalb nach Leipzig am 4. Juni 1777 geschrieben hat. Ein großer Jrrthum! Nach einem Jahr ist der Prozeß auf dem alten Fleck. Aber noch im Laufe des Jahres 1778 kommt cs wieder zu einer Commissionsfitzung, freilich geht man auseinander ebenso klug, wie man zusammcntrat. Man redete hauptsächlich von der Entschädigung, welche die Nachdrucker den Leipzigern bezahlen sollten, daneben auch noch über die Weise, wie den beiden Süddeutschen der Vertrieb der noch vorhandenen Exem plare ihrer Nachdrucke könnte unmöglich gemacht werden. Herr von Maff, von Grczmüller's Stellvertreter, erklärte zum Entschädigungspunkt, daß der Schaden seiner Vollmachtgeber „in Ansicht der Reputation, welche die Werke Gellcrt's bey dem gelehrten Publico haben", sehr groß sei und auf einige Tausend Rcichsthaler mit gutem Gewissen angesetzt werden könne, „demohnerachtet wollten sich seine Principalcn mit 2000 Thlr. zn ihrer Entschädigung begnügen und unterwerfen sich hierunter wie in allem übrigen dem Obristrichterlichen Ausspruch. — „Da ansonst Eine Kayserliche Hohe Hofcommisston den Fleisch hauer weniger als den Schmicder für schuldig erkenne, so rechne sich Mandatarius zu einer Schuldigkeit von seinen Principalcn die nähere Erklärung abzufordcrn, ob und wie weit dieselben dem Fleischhauer insbesondere einigen Nachlaß an dem geforderten Jndcmnisations- guanto zugestehen wollen". Und dann der zweite Punkt: „Es sei bekannt, daß die beiden Nachdruckcr mit Hintansetzung des Gehorsams, welchen sic den Be fehlen kaiserlicher Majestät schuldig sind, den Druck der Gellertschen
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