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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1871
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1871
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- Deutsch
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HL 203, 4. September. Nichtamtlicher Thcil. 2719 wodurch ein Stopper, durch welchen ein, cm dem Cyliuder ange brachtes Zahnrad festgchalten wurde, ausgchoben wird, so daß das Rad und also auch der Cyliuder mit dem Papier um einen Zahn, der die Breite eines Buchstaben hat, vorrückt. Sobald aber der Druck auf den Knopf eines Stempels aushört, schnellt eine herunter gedrückte Spiralfeder letzteren in seine Normallage zurück und die electrischc Verbindung ist unterbrochen. Dcnrzufo lge läßt der Magnet den Anker wieder los und der Stopper fällt wieder hemmend irr das Zahnrad. Dieser Mechanismus setzt natürlich voraus, daß ein Buchstabe so breit ist Wie der andere, oder, typographisch ge sprochen, sie müssen alle z. B- auf Halbgeviert-Weite sein. Es versteht sich also von selbst, daß die gewöhnlichen Schönheitsregeln für den Schnitt der verschiedenen Buchstaben nicht geltend ge macht werden können. Um die Zwischenräume zwischen den ein zelnen Wörtern, die Ein- und Ausgänge u. dergl. herzustellen, bedient man sich des „Ausschluß - Stempels", der ebenfalls Buch staben-Weite — nach dein obigen Beispiel also Halbgeviert-Weite — haben muß. Drückt man diesen Stempel herunter, so rückt das Zahnrad und der Cyliuder zwar wie gewöhnlich vor, aber da der Stempel kein Buchstabcnbild trägt, so hinterläßt er keinen Abdruck auf dem Papier. So viel mal man diese Type anschlägt, so viel mal Halbgeviert-Zwischenraum erhält man. Da das Zahnrad in leicht ersichtlicher Weise mit einer Scala versehen ist, so kann man jeden Augenblick das Vorwärtsschreitcn der Zeile beobachten und coutroliren wenn sie voll ist. Um eine neue Zeile zu beginnen, ist übrigens kein Aus- und Einrückcn des Cylinders nöthig, da dieser sich auf einem Schraubengewiude dreht; eine neue Zeile kann demnach ohne weitere Vorbereitung beginnen, sobald die vorhergehende fertig ist. Eine sehr wesentliche Verbesserung hat der Erfinder an den in der letzten Zeit gebauten Maschinen angebracht. Statt des Cy linders kann nämlich eine stäche Tafel angebracht werden, auf welche bis zu einem Dutzend Weiße Blätter, mit Farbeblättern durch schossen, und von einem Nahmen gehalten, gelegt werden können, so daß ein Sah in einem Dutzend Eremplare aus einmal herzu stellen ist*). Diese Tafel hat außer der gewöhnlichen ruckweisen Vorwärtsbewegung noch eine doppelte: erst eine rückgängige, wenn eine neue Zeile angefangen werden soll, dann eine heraufrückende, damit eine neu zu beginnende Zeile richtig unter die vorhergehende zu stehen kommt. Die Schnelligkeit, die mit der jetzt arbeitenden Maschine er reicht werden kann, beträgt etwa 10—12 Zeichen in der Secunde**), sie wird demnach ungefähr Schritt halten mit einem öffentlichen, langsam gehaltenen Vortrag. Dies gibt zugleich Antwort auf die Frage wegen der praktischen Verwendung der Schreibkugel; sie ist eben von Nutzen überall, wo cs sich um schnellste Herstellung eines für Jeden, ohne besondere Studien lesbaren Manuscripts handelt. Sollen wir aber einige Fälle besonders hervorheben, in welchen sie von wesentlichem Werth sein wird, so wären dies etwa folgende: 1) Zum Umschreiben stenographisch abgefaßter Berichte über Kammer- und andere öffentliche Verhandlungen. Es ist mög lich, diese so schnell, zugleich in mehreren Exemplaren, zu liefern, daß wenige Minuten nach Vollendung der Stenographie die Ver sendung oder Ablieferung an die Druckerei stattfindcn kann. Zur directen Verwendung in dem Sitzungssaale wird die Maschine, selbst wenn es möglich werden sollte, jedem Vortrag mit ihr zu folgen, sich nicht eignen, weil das Ein- und Ausfallen des Stoppers 's Durch elcctrische Verbindung mehrerer Maschinen kan» die Zahl noch nach Beliebe» vergrößert werden. "s Es ist jedoch keineswegs ausgeschlossen, diese durch Verbesserungen an dem Mechanismus, mit welchem sich der Erfinder jetzt beschäftigt und die vollständig stichhaltig zu sein scheinen, noch zu vergrößern. mit etwas Geräusch verbunden ist, während die Verwettdung der Maschine ohne den electrischen Apparat mit dem Stopper mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden ist, wie schon oben erwähnt wurde. 2) Zur Vervielfältigung der eingehenden Depeschen auf den Telegraphen-Bureaus, denn während der Druck-Telegraph nur langsam arbeitet, wird das Wheatstone-Morsc'sche Verfahren, mit der Schreibkugel zusammen wirkend, weit schnellere Resultate liefern, namentlich wenn z. B. die Telegraphen-Bureaus die Börsen - oder politischen Depesche» in mehreren Eremplarcn zu liefern haben. Der elende Zustand, in welchem die Schrift sich in den copirten Eremplarcn oft befindet., überschreitet, wie bekannt, manchmal das Erlaubte. 3) Beim Dictircn in Staats- und Privatbureaus, indem durch die Schreibkugel dem Chef sehr viele Zeit erspart wird, dieser auch Noten, Circulare und jede Geheimcorrespondenz mit Leichtig keit selbst schreiben, so ipso copircn kann*). 4) Im Felde, auf Reisen zu.Lande und zu Wasser, kurz unter allen das Schreiben erschwerenden Verhältnissen, denn man kann im Dunkeln, von den Wellen geschaukelt, über einen Stcindamm fahrend, ja selbst mitten im Schlachtgetümmel mit derselben Deut lichkeit schreiben wie am Schreibtische. 5) Der Nutzen für Blinde, Schwachsichtige, Verstümmelte, Bettlägerige u. dgl. wurde schon Eingangs angedeutet. Zu der allgemeinen Verwendung wird es natürlich viel bei tragen, wenn die Kosten durch fabrikmäßige Herstellung, nament lich der Stempel, wesentlich vermindert werden können. Daß diese, welche jetzt circa 190 Thlr. für einen Apparat betragen, sich ohne große Schwierigkeit später ganz bedeutend rcduciren lassen werden, glauben wir bestimmt. Wichtig ist es, die Zahl der Zeichen mög lichst zu beschränken, tveshalb Versalien, Ligaturen und alle nicht ganz nöthigen Interpunktionszeichen weggelaffen werden. Je weniger Zeichen, um so billiger wird selbstverständlich die Maschine, um so leichter die Behandlung derselben. Miscellen. Buchhändlerische Mißbräuche. — Ben Akiba sagt zwar: Es ist alles schon da gewesen; wenn er jedoch manche Vorkommnisse im deutschen Buchhandel mit erlebte, so würde er seinen Ausspruch vermuthlich modisiciren. Es geschieht zwar viel fach, daß einem Sortimenter, trotzdem er wählt, Neuigkeiten in 6—lO sachcr Anzahl übersandt werden, für die er nicht die geringste Verwendung hat; daß ferner preußische Buchhändler mit spezifisch bayerischer Jurisprudenz mit Konsequenz überschüttet werden, ebenso Handlungen in rein protestantischen Gegenden mit katholischen Tractätchen; es kommt ferner oft genug vor, daß Verleger, welche ihre Sachen massenhaft unverlangt in die Welt hinausgeschickt haben, dieselben vierzehn Tage später zurückverlangcn mit der naiven Phrase: „nach vier Wochen nehmen wir nichts mehr retour"; daß aber einer Anzahl von Sortimentern, ohne Rücksicht darauf, daß sie überhaupt keine Novitäten annehmen, ohne Weiteres eine Kiste mit Bild zugesandt wird, mit der Bemerkung: „auf 6 Wochen n coud.; sollten Sie uns das Exemplar während dieser Zeit nicht zurückge sandt haben, so werden wir den Betrag in Leipzig erheben", diese neue geschäftliche Manipulation zu erfinden war der FirmaL oewen- steiu L Co. in Elberfeld Vorbehalten. — Von einem weiteren Versuche in dieser Beziehung dürfte dieselbe in der Zukunft wohl dadurch abgeschrcckt werden, daß so mancher Sortimenter, der an *) Hr. Malling-Hansen hat zugleich eine äußerst sinnreiche Erfindung gemacht, nach welcher es möglich ist, durch Anschlägen der gewöhnlichen Buchstaben-Stempel eine Geheimschrift zu liefern, die wohl als unlösbar für den nicht Eingeweihten zu bezeichnen ist. 394*
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