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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1871
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- Erscheinungsdatum
- 04.09.1871
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- Deutsch
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2718 Nichtamtlicher Thcil. JZ 203, 4. September. nicht besser Ihun, als indem wir die nachfolgenden Mittheilungen einem ebenso interessanten als leicht faßlichen Artikel des Hrn. Lorck in seinen „Annalen der Typographie" entlehnen: „Jetzt ist es wirklich soweit gekommen, das Derjenige, der das Unglück gehabt hat, seine beiden Arme einznbüßcn, nöthigenfalls mit der Nase ebenso schnell würde schreiben können, als Jemand mit der Feder in der Hand," äußerte ein bekannter Leipziger Steno graph in seinem Staunen über die Leistungsfähigkeit und die leichte Handhabung der Maschine. „Oh! weshalb nicht" meinte lächelnd der Erfinder; und wirklich, es ging. Halten wir uns jedoch nur an den Ernst der hingeworfenen Aeußerung, so steht es fest, daß der seiner Hände Beraubte mittelst nur eines Fingers der einfachsten mechanischen Hand, ja selbst eines mit dem Munde geführten Stäb chens in der sichtbaren Wiedergabe seiner Gedanken es mit einem schnell Schreibenden würde anfnehmen können, von dem nicht Sehenden gar nicht zu reden, der mittelst der Maschine im Stande sein würde, drei mit der Feder Schreibende zu überflügeln. In der That, hätte die Maschine gar keine andern als solche Zwecke der Humanität zu erfüllen, so verdiente sie schon die größte Beachtung; aber ihr Ziel ist ein viel weiteres und die Zeit dürfte nicht gar so ferne sein, wo die Schreibmaschine neben dem Haus- telegraphcn in jedem größeren Bureau oder Geschäft ihren Platz haben, ja schließlich so gut wie die Nähmaschine in vielen Fami lien zu finden sein wird. Die Engländer, die, wenn sie auch nicht gerade geneigt sind, die Ehre der Erfindungen anderen Nationen zu lassen, wenigstens gewöhnlich die ersten sind, die den Werth einer Erfindung anerkennen, zahlen und praktisch ausbeuten, haben auch zuerst die Malling-Hansen'schc Maschine ausgenommen. Das Patent ist in England schon verkauft und die erste praktische Anwendung der Maschine im Großen wird in der Wiedergabe der eingehenden Depeschen auf der Telcgraphcn-Station zu Newcastle sein. Hr. Malling-Hansen ist Direetor des kgl. Taubstummen-Jnsti- tuts in Kopenhagen. Wenn er cs überlegte, daß man im Stande ist, mittelst der Fingersprache der Taubstummen 10—12 Lautzeichen in der Secunde auszudrücken, während die schreibende Hand in derselben Zeit nicht mehr als 2—3 prästiren kann, so drang sich der Gedanke ihm auf, daß es durch eine möglichst concentrirte Klaviatur, deren Tasten von den Fingern beider Hände ohne Arm- bewegnngen leicht erreichbar wären, nicht schwer sein müßte, eine noch größere Anzahl von Buchstaben zu Papier zu bringen, wenn die Tasten in eingefärbtcn Buchstabenstempeln endigten. Hiermit wäre dann eine stenographische Schnelligkeit erreicht, jedoch mit dem bedeutenden Vorsprung, daß das von der Maschine Wicder- gegebene in einem Jedem leicht lesbaren Abdruck, ja wenn es er wünscht sein sollte, in mehreren Abdrücken vorläge. Der Drucktelegraph und die Autographie boten zwar dem Er finder einige Anhaltepunkte hinsichtlich der Ausführung seines Ge dankens; sollte aber, was die Hauptsache war, eine wirklich über raschende Schnelligkeit, mit Regelmäßigkeit und Deutlichkeit verbun den, erreicht werden, so gab es nur einen Weg, der eiugeschlagen werden konnte: nämlich die Wirkung aller Stempel auf einen und denselben Punkt zu concentr iren. Dies war nur möglich, indem die Stempel radieuförmig auf einer Halbkugel angebracht und in eine schräge Bewegung nach dem gemeinschaftlichen Centrum gesetzt wurden. In diesem Gedanken und in der glückliche» Lösung der Schwie rigkeiten, welche mit der Construirung des halbkugclförmigcn Stem pelapparates verbunden waren, liegt der Hauptvorzug der Malling- Hansen'schen Maschine, welcher der Erfinder nach der Form des Stempelapparats den Namen „Schreibkugel" gegeben hat. Diese Schwierigkeiten waren keineswegs gering. Denkt man sich, daß einige und dreißig, nach Befinden noch mehr Buchstaben- Stempel, die in den verschiedensten Winkeln zu dem Centrum stehen, dieses mit ihrer Bildfläche gleichmäßig treffen müssen, so leuchtet die Nothwcndigkcit ein, daß diese Bildflächen, den verschiedenen Einfall winkeln angemessen, schräg geschnitten und daß die sich nach unten zuspitzendeu Style nach ihren Längenseiten mit verschiedenen rinnen- cntigcn Einschnitten versehen, theilweisc gebogen sein müssen, damit sie an einander vorbei den immer enger werdenden Ausgang nach dem Centrum zu passiren können. Ebenso einleuchtend ist es, daß zwei Stempel, die zu gleicher Zeit durch Anschlägen in Bewegung gesetzt werden und sich in dem engen Raum begegnen, fest sitzen blei ben müssen, ehe sie den Endpunkt, wo die Bildfläche mit demPapier zusammentrifft, erreichen. Dieses Doppclanschlagen ist das Einzige, was der Schreibende so gut wie der am Clavicr Spielende zu ver meiden hat, was er aber auch ebenso leicht wie letzterer vermeiden kann durch die richtige Haltung der Hand nüt dem etwas scharf nach unten gebogenen Handgelenk, so daß die Finger frei arbeiten können. Der Umfang der Klaviatur ist so gering (die Halbkugel mißt im Durchmesser nur etwa 7 Zoll sächs.), daß die Hände nie aus der einmal angenommenen Normallage herauskommen, und die Tasten oder Knöpfe sind so vcrtheilt, daß selbst die beweglichsten Finger höchstens 3 anzuschlagen haben, und hierin liegt ein wesentlicher Vorzug gegen eine Klaviatur mit nebeneinander liegenden Tasten wie die des Klaviers. Außerdem ist die Eintheilung so getroffen, daß die gebräuchlichsten Buchstaben in drei, der Normallage der Hand folgenden Reihen quer über die Halbkugel angebracht sind, während die seltener vorkommenden Zeichen darüber oder darunter ihre Plätze haben. Für gänzlich Ungeübte sind die Knöpfe mit den Buchstaben bezeichnet, so daß Derjenige, der zum ersten Mal das Instrument sieht, doch im Stande ist, sicher, wenn auch langsam, mit einem Finger zu arbeiten, in derselben Weise wie Einer, der mit einem Finger die Melodie auf dem Klavier spielt. Eine Uebung von wenigen Stunden genügt schon, um langsam mit beiden Händen arbeiten zu können. Aber, wird man einwenden, wenn der Druck aller Buchstaben sich auf einen Punkt concentrirt, so wird ja ein Buchstabe den anderen decken und schließlich nur ein farbiger Klecks übrig bleiben. So würde cs sich allerdings ganz richtig verhalten, wenn das Papier ruhig in derselben Lage verbliebe. Das ist aber nicht der Fall. Das Papier liegt, mit einem darüber gezogenen, mit blauer Farbe gesättigten Blatte auf einem Cylinder, der durch ein Uhrwerk in langsam rotircnde Bewegung gesetzt wird (ganz wie die Walze in einer Spieldose), sodaß jeder heruntcrgedrückle Stempel auf weißes Papier trifft. Es würde jedoch eine außergewöhnliche Fertigkeit dazu gehören, um so regelmäßig zu arbeiten, daß die Stellung aller Buchstaben auf dem Papier und die Zwischenräume zwischen den einzelnen Wörtern ganz gleichmäßig würden. Jeder wenn auch der kürzeste Aufenthalt würde eine Unregelmäßigkeit zur Folge haben. Hier muß nun der stets bereite Helfer, der Electromagnetis- mus, vermittelnd eintreten. Die Halbkugel, durch welche die Stempel gehen, besteht aus zwei concentrischcn Abtheilungen, zwischen welchen ein leerer Raum ist. Die obere Schale der Kugel steht mit dem einen Pole einer Batterie, die untere Abtheilung mit einem Electromagnet im Innern des Apparats und durch diesen mit dem anderen Pole in electro- magnctischer Verbindung. Wird nun einer der Stempel, die alle in leitender Verbindung mit der unteren Abtheilung der Halbkugel stehen, aber von der oberen isolirl sind, hcruntcrgedrückl, so stößt er auf ein Mcssingstück, 'welches auf der oberen Schale bei jedem Stempel angebracht ist, und nun ist die leitende Verbindung voll ständig. Der Electromagnet zieht einen eisernen Anker an sich.
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