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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1892
- Sprache
- Deutsch
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von Litteraturgattungen aber giebt es, die wir, und zwar im Sinne des Sprichworts, wie des christlichen Gebets, mit allem Recht das geistige Brot unserer Nation nennen dürfen, obwohl es — leider — für die meisten kein tägliches ist: die wissenschaftliche Litteratur. Man rühmt dem deutschen Volke »ach, dast es, ich weiß nicht seit wann, an der Spitze der Kultur marschiere. Wenn es einen so beschwerlichen Marsch leisten kann, geehrte Ver sammlung, so dankt es die Kraft dazu allein der guten geistigen Kost, die ihm seine Männer der Wissenschaft, insonderheit seine Universitätslehrer bieten. Wir haben das erhebende Gefühl, unsere Vereinigung all jährlich in einer deutschen Universitätsstadt, an einer Pflege stätte deutscher Wissenschaft abzuhalten, die ihres Gleichen sucht, und wir haben die Freude und die Ehre, Vertreter der Universität Leipzig, an ihrer Spitze Seine Magnificenz den Rektor derselben, in unserer Mitte zu sehen Berufs- genosscn! Wir wollen diesen Männern sagen, daß der deutsche Buchhandel in unseren Universitäten die Wurzeln seiner materielle» Kraft sieht, gleichwie das deutsche Volk dieselben als die Wurzeln seiner geistigen Kraft anerkennt; wir wollen sesthalten an dem Bande, das diejenigen, die die Schätze des Wissens aus den Tiefen des Geistes ans Tageslicht fördern, mit denen verbindet, welche das Geförderte in die Welt hinans- tragen und hineintragen in Palast und Hütte! Die Universität Leipzig und ihre Glieder hat uns von jeher, ferne jeder Ueber- hebung und in den angemessenen Grenzen, als Mitarbeiter au dem großen Werke der Volkserziehung gelten lassen und sie hat diese gute alte Meinung durch die Entsendung unserer verehrten Gäste aufs neue bekundet; lassen Sie uns, meine Herren, auss neue dafür unfern Dank sagen und lassen Sie ihn aus klingen in dem Ruf: Die Universität Leipzig lebe hoch! Sofort erschien Seine Magnificenz Herr Rektor Professor vr. Lipsius auf der Tribüne, um seinen Dank in folgendem abzustatten: Meine hochgeehrten Herren! Für den soeben vernommenen Trinkspruch aus die Univer sität Leipzig gestatten Sie mir sofort aufrichtigen Dank auszu sprechen, mit kurzen Worten, weil »der Toaste unendliche Zahl«, die nach dem vorhin gesungenen Tafellied dem Kantatemahl charakteristisch ist, jedem Sprecher Kürze zur unerläßlichen Pflicht macht. Ihr Gruß an die Universität Leipzig hat eiue symbolische Bedeutung, er gilt unsrer Hochschule als Repräsen tantin der Wissenschaft in der Stadt, in welcher der Börsen- vereiu der Deutschen Buchhändler seinen Sitz hat, und damit den Vertretern der deutschen Wissenschaft überhaupt; an diese seine allgemeinere Bedeutung lassen Sie auch mich bei meiner Erwiderung anknüpfen. Ueber das Verhältnis der deutschen Wissenschaft und des deutschen Buchhandels ist sicherlich bei Ihren Kantatemahlen schon vielerlei mehr oder weniger Geistreiches und Treffendes in bildlicher und nichtbildlicher Rede gesprochen worden. Ich meinerseits weiß dies Verhältnis nicht besser zu veranschau lichen als durch den freilich wohl kaum neuen Vergleich mit einer Ehe, mit einer rechten Ehe. Man wäre ja wohl ver sucht, bei dem Verhältnis zunächst an eine Vernunftehe zu denken, wie sie von beiden Teilen darum geschlossen wird, weil beide bei ihr am besten ihre Rechnung zu finden hoffe». Gewiß kann der Gelehrte den Verleger so wenig entbehren, wie dieser ihn, und wird sich die Verbindung zwischen ihnen um so fester gestalten, je mehr bei ihr beihe ihre Rechnung finden. Aber neben dieser praktischen Seite hat ihr Ver hältnis doch auch eine tiefere, eine ideale Bedeutung. Wie die rechte Ehe auf einer Gemeinsamkeit der idealen Interessen, auf einer Uebereinstiminung in den sittlichen und geistigen Zielen beruht, so sind der deutsche Buchhandel und die deutsche Wissenschaft dazu berufen, zusammen zu arbeiten an dem geistigen Fortschritt unseres Volkes, seine Errungenschaften auf dem Gebiete des Geistes zu wahren und zu mehren. Wem von beiden der größere Anteil zukommt an der Lösung dieser Aufgabe, das untersuchen zu wollen, wäre ein müßiges Unter nehmen; denn beide Faktoren sind zur Erreichung des hohen Zieles gleich notwendig und darum beide gleich berechtigt. Und so lassen Sie mich den Trinkspruch ans die Universität Leipzig erwidern mit einem Hoch ans das fernere einträchtige Zusammenwirken des deutschen Buchhandels und der deutschen Wissenschaft! Sein Wunsch des einträchtigen Zusammengehens zwischen Wissenschaft und Buchhandel wird immerdar hochgehalten werden! Herr Hart mann-Elberfeld gedachte der deutschen Schrift steller: Hochgeehrte Festversammlung I Die warme Anerkennung des deutschen Buchhandels durch meinen geehrten Herrn Vorredner hat uns Kollegen allen gewiß recht wohl gethan; die in dem Bilde der Ehe liegende Gleichberechtigung unserer Interessen aber hat mich wesentlich beruhigt über die weiteren Folgen der heute morgen hier in diesem Saale beschlossenen Verlagsordnung. Befürchten Sie nicht, meine Herren, von mir einen Vortrag über die Verlagsordnung. Dazu fühle ich mich nicht kompetent; denn ich bin weder Schriftsteller noch Verleger, sondern nur Sor timenter. Als Sortimenter interessiert mich aber dieser Handel zwischen Verleger und Schriftsteller ganz besonders. Was soll aus dem deutschen Sortimentsbuchhandel werden, wenn Schriftsteller und Verleger sich in die Haare geraten, der eine nur auf Grund der Verlagsordnung der Schrift steller, der andere nur auf Grund der heute angenommenen des Börsenvereins einen Vertrag schließen will und — da keiner dem andern weichen will — die unschätzbarsten Manuskripte nn- verlegt bleiben, der Sortimenter aber die Novitätenballen immer kleiner werden, den Absatz immer mehr schwinden sieht. Doch sei's drum, mag mancher ausrufen: was kümmert uns der Sortimenter, mag er Papier und Tinte, Seife und Eau de Cologne verkaufen. — Aber meine Herren, was wird ans der Wissenschaft, was wird aus der Litteratur, wenn ein Massenstreik der Schriftsteller ausbricht?! Was hätte es dem deutschen Volke genützt, wenn Goethe seinen »Faust« wohl geschrieben, nicht aber hätte drucken lassen, da er mit dem ganzen Buchhandel sich überworfen? Welche Aussichten für die Zukunft! — Nun, meine Herren, Sie sind mit mir alle der Ansicht, daß trotz Verlagsordnung hüben wie drüben ein solcher Zustand niemals eintreten wird. Und warum? Weil diese Verlags- orduung nicht Vorschriften sind im Sinne der Fabrikordnung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Ich möchte, um in dem von meinem geehrten Herrn Vorredner gezeichneten Bilde zu bleiben, die Verlagsordnung vergleichen mit deni Ehevertrage, mit den Bestimmungen, die das Gesetz vor- schreibt, um den Pakt, den Herz und Sinne eines liebenden Paares geschlossen, auch vor der Welt zu beschützen und den Kindern ein rechtmäßiges Eltern paar zu sichern. In dieser von meinem Herren Vorredner treffend charak terisierten Ehe der Litteratur und des Buchhandels, in dieser innigen Vereinigung idealen Schwunges mit realer Thatkrast wird jene unerschöpfliche Fülle von Geisteskindern erzeugt, die der Sortimenter als treue Kinderfrau hegt und pflegt und dafür sorgt, daß die Babies, genannt Novitäten, ihr Fort kommen in der Welt finden. — Differenzen, Verstimmungen kommen in jeder, auch der glücklichsten Ehe vor; wer wollte deshalb Junggeselle bleiben? Wir nennen unsere Frauen gern die bessere Hälfte; aber, meine Herren, uns selbst halten wir im Grunde unseres Herzens mindestens für viel Weiser. Nun, meine Kollegen," dann beweisen wir das auch, indem wir willig anerkennen, daß das hoch entwickelte Geistesleben
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