Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1892
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1892
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18920523
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189205230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18920523
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-23
- Monat1892-05
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3086 ^ 'Nichtamtlicher,Teil. 118, 28. Mai 1892. Umstande, daß der Buchhandel als Vermittler zwischen beiden steht. Möge die innige Verbindung des deutschen Buchhandels mit der Stadt Leipzig immerdar bestehen — ich trinke auf den deutschen Buchhandel, er lebe hoch! Auch diese mit krasiigem Organe vorgetragenen Worte zün deten mächtig und gaben erneutes Zeugnis von der Herzlichkeit der Beziehungen zwischen dem deutschen Buchhandel und den Behörden unserer Stadt. Der nächste Redner war Herr W. Speinann-Stuttgart, dessen Hoch den Vertretern des Reichsgerichts galt: Hochansehnliche Versammlung! Als vor einer Reihe von Jahren der höchste Gerichtshof des neuerstandenen deutschen Vaterlandes zum ersten Male unseremJahcessest beiwohnte, entfesselte Excellenz von Simson "inen Sturm der Begeisterung durch die Worte: Wahren Sie Tiefe des Gedankens, Reinheit der Sitten, Glut der Vaterlandsliebe! Seither sind heftige soziale Gewitter über unserm Vater land und über unserm Verein dahingebraust. Wir Buchhändler, von je Männer der Selbsthilfe, suchen unsere soziale Frage auf unsere Weise zu lösen. Wir kämpjlen und wir kämpfen mit Leidenschasl und nut Zähigkeit, wir teilten Hiebe aus, aber — wir empfingen auch Wunden. Wohl dürfen wir uns rühmen, so oft wir hier mit den Herren des Reichsgerichts freundliche Worte tauschten, ei» ganz vortreffliches Zeugnis über unser Wohlverhalten mit nach Haufe zu nehmen. Wir konnten manchmal glauben, jenseits von Gut und Böse, von Siecht und Unrecht, von Streit und Händeln angekommen zu sein. Darf ich aber heute hoffen, hier wieder dem gleichen Wohl wollen zu begegnen? Ist nicht zum ersten Male, seit Menschen- gcdenken zum ersten Male, der Buchhandel in seinen Maß regeln m Konflikt mit den Gesetzen gewesen und stehen wir nicht als Schuldige vor Ihnen? Zwar haben Sie Ihre Entscheidung in so viel Liebens würdigkeit gekleidet, Sie haben mit so warmen Worten die volle Berechtigung unserer Bestrebungen anerkannt, Sie haben Mit so zarter Hand uns auf die Grenze der Kampsmittel hin gewiesen, Laß man entzückt über diese Feinheit sein möchte, wenn man als Kämpfender sich über die Parteien erheben könnte. Und heute ruht ja der Kamps! Heule ehrt uns Ihre Gegenwart doppelt! Wir geben Ihnen das Schauspiel, wie eine große Korporation, im praktischen Leben stehend und ver möge ihrer BerusSihäligkeit mit dem feinsten Sensorium für das Geistige im Praktischen geschult, nach neuen Gesetzen ringt. Sw beweifen uns, wie unzureichend wir Menschen bei redlichem Brüllen, ivie wechselnd vielleicht die ehernen Gesetze werden tonnen. Und indem wir uns über den Eindruck des Augen blicks erheben, wird Ihnen unser Vereiusleben vielleicht ein Btlv des menschlichen Lebens überhaupt sein. Wir aber, wir sreuen uns, unsere milden und gerechten Richter bei uns zu sehen. Durch Ihre Gegenwart bewilligen Sie uns mildernde Umstände, Sie geben uns das Zeugnis, daß wir nicht nach gelebt, doch nachgestrebt haben dem Ideal: Tiefe des Gedankens, Reinheit der Sitten, Glut der Vaterlandsliebe!« Kollegen, erheben Sie Ihre Gläser und stimmen Sie ein in den Ruf: Unsre milden und gerechten Richter, sie leben hoch, hoch, hoch I Ihm erwiderte Herr Senatspräsideut 1)r. Drechsler mit folgenden Worten: Ramens des Reichsgerichts spreche ich, der schon so oft als Gast am Kantatefeste teilnahm, den aufrichtigsten Dank aus für die dem Gerichtshöfe gewidmeten Wünsche. Es ist hingewiesen worden auf die im letzten Jahre stattgehabten, nicht gerade erfreulichen Erfahrungen, die der Börsenverein der Deutschen Buchhändler mit dem Reichsgerichte gemacht hat. Ich muß es anerkennen, daß der Börsenverein diese Erfahrungen so hin genommen hat, wie es sein muß. Die Sache ist entschieden: 1-ixsia locuta, causa Lnita. Aber ich wünsche, daß es den Buchhändlern gelingen möge, das gute Einvernehmen, das früher unter allen Genossen des deutschen Buchhandels bestand, bald wieder herzustellen. Meine Herren, ich, ein alter Richter, der bald auf eine fünfzigjährige Thätigkeit zurückblickt, habe die Erfahrung gemacht, daß eS am besten ist, wenn die Ge nossen gemeinsamer Interessen die Differenzen, welche ja oft nicht ausbleiben, im Wege gütlichen Ausgleichs beseitigen. Ein solcher Ausgleich wird sich finden lassen, da die leitenden Männer das allen Interessenten am meisten Zusagende erstreben. Zugleich wünsche ich, daß die sozialen Beunruhigungen, die in letzter Zeit hervorgetreten sind, für immer beigelegt sein mögen. Wenn alle Beleiligten wie bisher sich bemühen, dem allgemeinen Besten zu dienen, so wird der Erfolg nicht aus bleiben. Meine Herren, in diesem Sinne fordere ich Sie aus, mit mir Ihr Glas zu erheben und ein Hoch auszubringen aus das fernere Gedeihen des deutschen Buchhandels. Der deutsche Buchhandel blühe fort und fort. Der deutsche Buch handel hoch, hoch, hoch! Die warmen, wohlmeinenden Worte des erfahrenen Rich ters und sein Hoch auf das friedliche weitere Gedeihen des Buch handels fanden den lebhaftesten Beifall. Das Hoch auf die Universität Leipzig wurde derselben von Herrn Egon Werlitz-Stuttgart gewidmet und hatte folgenden Wortlaut: Verehrte Festversammlung I Wenn der Buchhandel nach den Wurzeln seiner Kraft Umschau hält, so darf er seinen Blick nicht in den Schoß der Erde versenken, wie die Industrie, die ihre Erzeugnisse daraus her- vorholt, und auch nicht auf deren Oberfläche, deren Netz von Ver kehrsadern dem Handel die Gelegenheit giebt, jene Produkte der Menschheit nutzbar zu machen; er muß in die Tiefe des Menschengeistes hinuntersteigen: eine dritte, eigcngearlete Schwester des Nührstandes, hat er die Aufgabe, dem Volke seine geistige Nahrung zu vermitteln. Meine Herren! Der Mensch lebt nicht vom Brod allein! Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte ich es versuchen, Ihnen gerade heute die Wahrheit dieses Wortes zu beweisen, wo wir bei einem Festmahle zu- sammensitzen, dessen Gänge in reicher und angenehmer Ab wechslung verzeichnet sind und wo sich dazu noch muntere Tafelreden einschieben. Die Versührung liegt nahe, zwischen dieser leiblichen und geistigen Ernährung eine Parallele zu ziehen. Das kann nur aber nicht ratsam erscheinen; denn das Wagnis eines solchen Bildes könnte mich, wenn ich es bis zu den geistigen Delikatessen ausführen wollte, mit den sämtlichen Fakultäten in Konflikt bringen, so wenig diese ja sonst eifersüchtig aus einander zu sein pflegen. Und dann würde das Gleichnis in verschiedenen Punkten hinken. Wie will man zum Beispiel den Begriff des »geistigen Brotes« konstruieren? Hätte man da vielleicht an die Preßlitteratur zu denken, insofern diese ja schon durch ihr zumeist »tägliches« Erscheinen an die vierte Bitte im Vaterunser erinnert? Sind unsere Zeitungen aber in Wirklichkeit eine himmlische Gabe, haben sie ein vor nehmes Bedürfnis zu befriedigen, oder sind sie als höheres Genußmitlel zu bezeichnen? Ich überlasse das Ihrer freund- lichen Entscheidung. Oder entsprechen vielleicht dem Begriff des »Brotes« in idealem Sinn mehr die anderen Litteraturzwcige, etwa die Dichtung in ihrer gereimten und ungereimten Form, in ihrer verzuckerten oder gesalzenen Zubereitung, die Poesie, E jder Roman junger und jüngster Schule, die Novelle und wie die Kinder der freien Muse alle getauft sind? — Eine Gruppe
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder