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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1922
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- 1922-05-10
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- 10.05.1922
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108, 10. Mai 1922. Redaktioneller Teil. «U--UI-U I. ». «oq». Abwärtsbewegung der Mark gründet, welche Einnahmen vor täuscht, die in Wirklichkeit keine Einnahmen an Wert, sondern nur rechnungsmäßige Unterschiede infolge Bewertung der Bilanz posten am Anfang und Ende eines Jahres darstellen. Mit diesen veränderten Verhältnissen mutz sich eine große Kapttalknappheit bemerkbar machen, denn es wird nicht mehr Leute geben, die aus dem Werlunterschied der Mark von heute gegen die Mark vor einem Jahre vermeintliches Einkommen zie hen und nun die dadurch ersparten Kapitalien, die in Wirklichkeit keine sind, anlegen wollen. Noch manche andere Gründe für die dann unweigerlich eintretende Kapitalknappheit ließen sich anfüh ren. Jedenfalls ist sie uns sicher, und die Folge daraus wird ein hoher Zinssatz sein. (Der Grund, den Reichsbankdiskont niedrig zu halten, liegt heute bekanntlich in der Rücksicht auf die Schatz. Wechsel, die nach Bilanzierung des Etats — unserer Voraus setzung ! — fast ganz verschwinden müssen.) Es erfolgt dann weiter aus den oben und früher speziell für den Buchhandel dargelegten Gründen eine allgemeine Anpassung an das generelle Preisniveau. Löhne und Gehälter, Rohstoffe und Maschinen können nicht für einen Gewerbezweig billiger abgegeben werden als für einen anderen; und mit der Nivellie- rung der Produktionskosten tritt auch eine Nivellierung der Ver kaufspreise ein (womit keine reine Produktionskostentheorie be gründet werden soll!). Es sei noch hinzugefllgt, daß es gar keinem Zweifel unter- liegen kann, daß eine Kapitalverknappung in bedeutendem Um fange eintreten muß, denn die Unterproduktion unserer Volks wirtschaft während der letzten 71/2 Jahre muß sich dann äußern. Ich verstehe hier unter Unterproduktion die U n Produktivität des größten Teils der Kriegserzeugung unserer Industrie und die zu geringe Ausnutzung unserer Erzeugnisse durch massenhafte Verschleuderung ans Ausland nach dem Kriege, das uns deshalb Dumping vorwirft. Die große Exportsähigkeit Deutschlands, die als Dumping verschrien ist, hört mit jener großen Krise, die hier vor Augen steht, auf, da sie ja heute nur besteht wegen des höheren Binnen- als Außenwerts der Mark. Es wird daraus zweifellos eine be denkliche Arbeitslosigkeit folgen, die durch die verengte Auf nahmefähigkeit des innerdeutschen Marktes noch verschärft wird. Es sei hier eine Einschaltung mehr persönlicher Natur gestat tet. Wenn diese zu erwartende Arbeitslosigkeit zusammentrisft mit dem Zeitpunkt, der nach meiner Überzeugung schon heraufzu dämmern beginnt, in dem die Arbeiterschaft den Sozialismus als Utopie erkennt, so bedrohen uns Gefahren von allergrößter Trag weite. Den» der Sozialismus ist für breite Massen Glaubens- und Herzenssache, ist beinahe eine Religion. Wird dieser Masse die Religion des Sozialismus genommen, und das in demselben Augenblick, in dem breite Schichten dieser Masse zur Arbeits- und Verdienstlosigkeit verurteilt sind, so bricht mit der äußeren Existenz auch der innere Halt zusammen. Stumpfeste Resignation oder Verfallen in den extremsten Radikalismus sind dann die Folgen. Ich brauche diesen Gedanken nur anzudeuten, um die enorme Bedrohung, die unserem staatlichen, wirtschaftlichen, kul turellen und sozialen Aufbau vielleicht noch bevorsteht, klar zu machen. Ich meine, daß sich daraus Folgerungen für die Be urteilung und Behandlung sozialpolitischer Ideen und Pläne und der daran am meisten interessierten Leute ergeben, die von der heutigen Art, mit solchen Fragen fertig zu werden, für manche Kreise des Bürgertums kontrastierend abweichen! Der Ruf»viüoMt cvnsuiss . . .« ergeht hier viel weniger an den Staat als an die Gebildeten aller Stände. Aus den im Vorstehenden angeführten Gründen also sehe ich in dem sich dann anbahnenden Gesundungsprozeß vor allem eins: daß er sich in einer furchtbaren wirtschaftlichen Krise ent laden wird, die unter Umständen für die breite Masse zu einer seelischen werden kann. Die Äußerungsform des Gesundungsprozesses wird dann eine vollkommene sein, wenn die Erkenntnis überall durchge brochen ist, daß wir uns mit einer Lage abfinden müssen, und zwar auf die Dauer, in der das allgemeine Preisniveau auf das xfache gestiegen ist, das allgemeine Einkommensniveau aber um weni ger, also nur auf das x—yfache. Um der Ansicht,, daß es so kommen mutz, zum Durchbruch zu verhelfen, sind diese Zeilen geschrieben. Denn ihre Folgen für den Buchhandel sind klar: Bleibt das allgemeine Einkommensnweau hinter der allge meinen Preissteigerung dauernd zurück, nachdem sich beide ge festigt haben, so tritt eine Konsumeinschränkung vor allem in den jenigen Branchen ein, die kultur-, nicht na tu r bedingte Be dürfnisse befriedigen. Zu den erstgenannten gehört aber der Buchhandel. Er mutz also mit Sicherheit auf einen Absatzrück gang rechnen — auch eine bedeutende Wandlung der Volksseele zur Innerlichkeit hin würde ihm nur etwas, nicht gar zu viel nützen können. Die vielleicht manchem Leser als zu breit erschei nenden Ausführungen wurden lediglich wegen ihrer Bedeutung für den Buchhandel zur Erhärtung der eben genannten beiden Formeln gemacht, die dasselbe besagen wie die im ersten Teil dieses Aufsatzes von Herrn Lutz und Herrn vr. Menz beigebrach ten beiden Zitate. Der Absatzrückgang kommt schneller, wenn die Preise schnell erhöht werden, langsamer, wenn dies langsamer geschieht und damit noch mehr buchhändlerisches Kapital weggeworfen wird. Wenn ich meine Ausführungen im Bbl. Nr. 69 mit den Wor- ten schloß: »Noch ist es Tag . . .«, so habe ich diesen Aufsatz geschrieben unter dem Eindruck, ja in der Gewißheit, daß die Nacht, die große Krise als Ende für manche Existenz und als Be ginn der Gesundung unserer ganzen Wirtschaft kommen muß, und damit im Hinblick hierauf Politik getrieben werde, handle es sich nun um Fragen der Preispolitik, der Kapitalspolitik oder welcher sonst. Es mag noch, möglichst kurz, ein Einwand abgetan werden, der sich gegen meine Ausführungen erheben könnte und der schon jetzt im Bbl. in anderem Zusammenhang auftauchte: wenn wir eine solche Politik, wie hier vorgeschlagen, treiben — wohin kommen wir Dann im Falle der Steigerung unseres Geldwertes? Zweifellos müßte eine andere Preispolitik eingeschlagen werden, wenn «ine Steigerung des Geldwertes jemals in Betracht kommen könnte. Ich bin der festen Ansicht, daß dies im Großen nicht eintreten kann. Allerdings ist damit nicht gesagt, daß wir vor, während oder nach der Krise nicht einmal eine rückläufige Preis bewegung erleben. Es wirken, gerade in solchen bewegten Zeiten, soviel massenpsychologische Momente bei der Preisbildung mit, daß sehr wohl mit einem überschlagen der Preiskurve nach beiden Seiten zu rechnen ist. Ein wirklicher, ernsthaft in Betracht zu ziehender Abbau unseres Preisniveaus kann aber meines Erachtens nicht ein treten, da ihm die vielen seit 1914 ausgegebenen Geldzeichen not wendig hindernd entgegenstehen. Machen wir uns klar, was infolge allgemeiner Flaute eine Preissenkung bewirken würde. Sobald sie ein nennenswertes Herabgehen bedeutet, wird die Kauflust angeregt, eine Erscheinung, die sich dann bekanntlich sehr schnell auszubreiten Neigung hat. Dieser mit Hilfe der (relativ!) niedrigen Preise dann entwickelten Kaufkraft steht aber nicht eine genügende Warenmenge kaufbar gegenüber. Die durch Preisrück gang bei gleichbleibender Geldmenge verstärkte Kaufkraft könnte also nicht befriedigt werden, und es käme zum Kampf um die Waren in der Form, daß die verstärkte Nachfrage die Preise hoch treibt. Wir würden also bald wieder aus das alte Niveau zurück- gelangen. Es bliebe die Möglichkeit, eine Senkung der Preise durch Verringerung der Geldmenge herbeizuführen. Dadurch steigt der Wert der Geldeinheit, der Mark, folglich wird sie gekräftigt und vermag mehr zu kaufen als bisher. Aber eine Verringerung der Menge umlaufenden Geldes kann nur der Staat durchsühren, wie Amerika und England es ja auch seit etwa zwei Jahren fertig gebracht haben. Der Staat ist aber zu einem Einziehen von Geld und Unbrauchbarmachcn desselben nur in der Lage, wenn er mehr Einnahmen als Ausgaben hat. Dieser Fall wird jedoch nach menschlichem Ermessen für Deutschland auch nach Durch bruch der Vernunft auf der gegnerischen Seite in Fragen der Reparationszahlung nicht eintreten können. Also eine D c flation, im Gegensatz zu der seit 1916 ununterbrochen betriebenen I n fla tion, ist in Deutschland so gut wie ausgeschlossen. Folglich bleibt die Geldmenge, die der Umlauf festhält, gleich, und damit ist auch ein annäherndes Gleichblciben des Preisniveaus gegeben, (übrigens kann auch nach meiner Meinung eine Deflation nie- SK4
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