Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1893
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- 1893-12-04
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- 04.12.1893
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281, 4. Dezember 18L8. 7521 Nichtamtlicher Teil. standen; ich kannte die wenigen Arbeiter, welche das Geschäfts-Personal bildeten. Ich sah aus diesem alten Hause ein neues Haus entstehen, in demselben ein neues Leben sich zur Blüte entwickeln. Ich sah, wie die Maschinen und Arbeitskräfte sich vermehrten und verdoppelten; ich sah, wie die neuesten Entdeckungen und Erfindungen auf dem Gebiete des Buchdruckes, der Buchbinderei, Galvanoplastik u. s. w. Eingang fanden und die neue Blüie förderten; ich sah, wie nun nach dieser kurzen Zeit, welche seitdem verflossen, die Geschäftsräume schon wieder zu klein und zu enge werden, und wie das alte Haus schon wieder Räume leihen muss. Ich sah, wie sich der Verkehr und die Handels beziehungen augenscheinlich verbreiterten und über die ganze Welt ausdehnten, und ich sehe heute, wie die Produkte der ehemals fürst- äbtlichen Druckerei einen Platz, und zwar einen hervorragenden, in der Weltausstellung zu Chicago gesunden haben. »Sehr verehrte Anwesende! Das sind die Gedanken und Gefühle, welche mein jugendliches Herz mit Freude, mit großer Freude er füllten, so ost ich an den Räumen des Geschäftes vorüberging und dessen inneres Getriebe betrachtete, — Gefühle, die vielleicht meine ver schlossene Gemütsart selten oder nie äußerte, wenn sie auch im Innern mächtig waren. Gerade am heutigen Tage sind diese Gefühle mächtig wie noch nie geworden. Sie begreifen also, sehr verehrte Anwesende, daß der heutige Tag für mich ein Freudentag ist, und daß ich, wie ich oben sagte, wohl das Recht habe, den größten Teil haben zu dürfen an der heutigen Freuden- und Festesstimmung. Ferner ist der heutige Tag, wie er für meinen lieben Vater ein Ehrentag ist, cs auch für mich als Sohn. -Sie begreifen daher, verehrte Anwesende, wenn es mich drängt, in dieser Festversammlung meinem lieben Vater als Erster meine herzlichste Gratulation zu diesem seinem heutigen Ehrentage entgegen- zubringcn. Mein Wunsch kann nur der sein, der heute von allen Seiten dem Besitzer der Jubelfirma entgegengebracht werden wird, und der die ganze Woche in Briefen und Schreiben, zum teil von sehr hoher Stelle entgegengebracht wurde! der Segen des Allmächtigen möge fortan tvalten über diesem Haus, wie er bisher immerdar über dem selben ruhte. -Verehrte Anwesende! Mein Wunsch ist kurz. Glauben Sie mir jedoch, daß an dem heutigen Tage viel, viel mehr Wünsche mein lieber Vater zum Ewigen emporgesendet hat, Wünsche, die meine Person be treffen. Wir alle können dieselben leicht erraten Und ich glaube, daß am heutigen Tage die Wünsche aller anwesenden Festteilnehmer be friedigt sind, wenn mein Wunsch in Erfüllung geht, mein Wunsch, den ich in die Worte fasse! -Der Segen Gottes möge fortan meine Wege mit seiner Gnade und Huld begleite», wie er zu jeder Zeit sicht lich aus den Werken meines lieben Vaters ruhte. - An diese Worte schloß sich, vom jüngsten Sohne des Ge schäftsinhabers mit kindlichem Berschen überreicht, die Uebergabe eines großen Bildnisses des Großvaters Johann Huber, des Vaters des gegenwärtigen Chefs. Als Vertreter der Angestellten und Arbeiter nahm hieraus Herr Heinrich Reitner das Wort. Der Redner gab in treffenden Zügen zunächst eine knappe Uebersicht über die drei hundertjährige Geschichte des Hauses und fuhr sodann fort, wie folgt: -Was die Josef Kösel'sche Buchhandlung unter der zielbewußten, verständigen Leitung des Herrn Ludwig Huber geworden ist, das ist Ihnen, meine Damen und Herren, wohl allen zur Genpge bekannt! Wenn Sie den heutigen Verlagskatalog mit einem aus den sechziger Jahren vergleichen, so werden Sie über die äußerst produktive Thäng- keit der letzten 25 Jahre staunen. Es würde mich zu weit führen, hier an dieser Stelle auf die Einzelheiten der großartigen Entwicklung des Geschäftes in den letzten zwei Dezennien einzugehen, obwohl gerade für mich, der ich das Glück und die Ehre hatte, seit 1873 mit einer kurzen Unterbrechung von drei Jahren aktiver Zeuge und Mitarbeiter davon zu sein, die Versuchung hiezu sehr nahe läge Es sei mir nur gestattet, einzelne Momente herauszugreifen. -Gleich den Beginn seiner Verlegerthätigkeit markierte Herr Huber mit einem wohldurchdachten, großartig angelegten wissen schaftlichen Unternehmen, mit der Herausgabe der -Bibliothek der Kirchenväter-, einer Auswahl der vorzüglichsten patristischen Werke in deutscher Uebersetzung. unter der Oberleitung von Universitäts-Pro fessor De. Fr. X Reithmayr und nach dessen Tode im Jahre 1872 fortgesetzt von dem seligen Dompropst vr. Val Thalhofer, der den heutigen Jubeltag der Firma, mit dessen Ches ihn die innigste Freundschaft verband, leider auch nicht mehr erleben sollte. Die Vollendung dieses 80 Bände starken Sammelwerkes erforderte volle 18 Jahre, und Sie mögen daraus allein die zahllosen und un gewöhnlichen Schwierigkeiten erkennen, mit welchen dieses in der katholischen Litteratur aber auch einzig dastehende Unternehmen zu kämpfen hatte. Der Verleger hatte dalür die freudige Genugthuung, in den ehrenden Handschreiben zweier Päpste, Pins IX. und Leo Xlli., und in zahlreichen Zuschriften nahezu des gesamten hochwürdigen GrÄLWrr Achrgang. Episkopates von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz sein Schaffen anerkannt zu sehen. — Ein zweites Werk von ganz hervorragender Bedeutung verdankt ebenfalls der Initiative des Herrn Huber seine Entstehung und, was wenigstens die illustrative Seite betrifft, nahezu ihm allein seine Ausführung; es ist dies die Geschichte des AllgäuS von Herrn Archivrat De. Fr L. Baumann, ein geradezu mustergültiges Werk einer Provinzialgeschichte, wie cs wohl nur wenige deutsche Gaue besitzen, und auf welches das Allgäu mit vollem Rechte stolz sein darf. Während die -Bibliothek der Kirchenväter» die Firma hauptsächlich in den Kreisen des katholischen Klerus bekannt und berühmt machte, das Baumann'sche Werk aber mehr für die engere Heimat, das schöne grüne Allgäu bestimmt ist, blieb es einem dritten Autor Vorbehalten, den Namen Kösel sozusagen in jedermanns Mund zu bringen Sie wissen alle, wen ich damit meine; cs ist der greise Pfarrherr von Wörishofen, Vater Kneipp, dessen weltberühmte Bücher -Meine Wasserkur- und -So sollt ihr leben- in vielen Hunderttausenden von Exemplaren in deutscher, französischer, englischer, spanischer, italienischer, böhmischer und polnischer Sprache in der Jos. Kösel'schen Druckerei hergestellt wurden, in allen fünf Erdteilen Verbreitung fanden und neben dem Namen des AutorS auch den Namen der Firma in allen fünf Erdteilen bekannt und geläufig machten. Ohne den außerordentlichen Verdiensten des Herrn Pfarrers Kneipp nahe zu treten oder dieselben schmälern zu wollen, darf ich doch bei diesem Anlasse kühnlich behaupten, daß der ganz enorme Erfolg der Kneipp'schen Schriften nicht zum mindesten auch der rastlosen, verständnisvollen Thätigkeit seines Verlegers zu verdanken ist, der für dieselben keine Opfer an Zeit und Geld scheute, und der dem Vertriebe der Kneipp'schen Bücher seine ganze unermüdliche Arbeitskraft widmete. — Diese frucht bare und erfolgreiche verlegerische Thätigkeit hatte natürlich eine rasche Vermehrung des Personales und der mechanischen Einrichtungen zur Folge. Während das Etablissement vor noch 20 Jahren nur ca. 25 —30 Personen beschäftigte, sind es heute über 100, die in ihm Arbeit und Lohn finden. Die Zahl der Schnellpressen stieg in diesem Zeit räume von 2 auf 11, die Druckerei vervollkommnete sich durch eine eigene Stereotypengießerei und galvanoplastische Anstalt; zu der Druckerei gesellte sich im Jahre 1873 eine heute mit allen neuen Hilssmaschinen arbeitende Buchbinderei, und die Lithographie erweiterte sich zu einer Anstalt für Photographie und Chemigraphie, Photo- und Chromo- Lilhographie und Lichtdruck mit Farbenlichtdruck. Und so sehen wir heute jeden einzelnen Zweig des ausgedehnten Geschäftes in schönster Entfaltung und Blüte. -Nicht unerwähnt darf ich die im Jahre 1884 erfolgte käufliche Erwerbung der B. Schmid'schen Verlags-Buchhandlung in Augsburg lassen, da diese den ersten Anlaß zu einer bedeutenden Erweiterung der Druckerei und teilweise auch zu einer Veränderung der Geschäfts räume gab. -Im Jahre 1883 wurde, nachdem die Räume des alten Wohn- und Geschäftshauses schon lange zu klein und enge geworden waren, mit dem Bau deS neuen Geschäftshauses begonnen und dasselbe am 24. August 1884 eingeweiht und bezogen. Die stetige Erweiterung und Ausdehnung des Geschäftes bewirkte, daß uns auch dieses neue stattliche Haus doch in manchen Teilen schon wieder zu klein erscheint, und es ist daher wohl unser aller Wunsch, daß die Vergrößerung und Vervollkommnung des Geschäftes in gleichem Maße wie bisher fort schreite, so daß bald neue Arbeitsräume sich an die bisherigen anreihen. -Habe ich bisher, wenn auch nur in gedrängten Zügen, ein Bild von der geschichtlichen Entwicklung der Firma und der geschäftlichen Thätigkeit unseres hochgeschätzten Herrn Prinzipals zu geben versucht, so erübrigt mir nur noch, auch seine persönlichen Eigenschaften und namentlich sein Verhältnis zu uns Arbeitern zu erwähnen. Nun, ich denke, ich brauche darüber nicht viele Worte zu sagen. Wer es nicht schon vorher gewußt und erfahren hat, dem sagt es der heutige Tag, der alle Angehörigen des Geschäftes zum frohen Feste vereinigt, daß wir zu unserem Herrn Ches und er zu uns nicht in einem kühlen, frostigen Dienstverhältnisse stehen, sondern daß er seine Arbeiter als Mitglieder einer großen Geschästsfamilie betrachtet; der weiß es, daß unserm verehrten Ches nicht allein das Gedeihen des Geschäftes, sondern in gleichem Maße auch das Wohl und Wehe seiner Untergebenen am Herzen liegt, und es ist daher sicher keinem Zufälle, sondern nur dem stets liebenswürdigen, freundlichen Entgegenkommen, der väterlichen Sorgfalt unseres verehrten Prinzipals zuzuschreiben, daß die Zahl derer, welche 10, 20, 25 und mehr Jahre in ununterbrochener Reihen folge im Geschäfte dienen, eine sehr bedeutende ist, gewiß ein ehrendes Zeugnis für den Arbeitgeber, doppelt ehrenvoll in unserer Zeit der gärenden Sozialdemokratie, wo die Organe und die Führer dieser Partei den Prinzipal stets als den Feind der Arbeiter hinzustellcn belieben. Frei lich hat unser Chef schon zu einer Zeit, als die sogenannte Arbeiterschutz- gesetzgcbung noch in den Windeln lag, uns einen Beweis seiner väterlichen Fürsorge gegeben, indem er bereits im Jahre 1879 mit bedeutenden Zuschüssen aus seiner Kasse eine eigene Krankenkasse gründete, die, den inzwischen erlassenen Krankenversicherungs-Gesetzen angepaßt, heute noch besteht und ihren Mitgliedern weit größere Vorteile und Erleichte rungen bietet als jede einfache Ortskrankenkasse — Ich darf hier wohl auch aus unsere Arbeits-Lokalitäten Hinweisen, bei deren Einrichtung 1006
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