Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220412
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192204128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220412
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-04
- Tag1922-04-12
- Monat1922-04
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vvrseuLlatl s. tz. Dtsch». vui-haLdel. Redaktioneller Teil. X- 87, 12. April 1922. greisen. Gibt cs kein Mittel dagegen? Wenn nicht, dann ist es nicht nur die Provinzprcssc, die ihren Untergang findet. Ein großer Teil des Volkes verliert dann seine» Zusammenhang mit dem Volksganzei,, beschränkt sein Interesse am öffentliche» Leben, versinkt in ein« gewisse politische Apathie, überhaupt geht der Resonanzboden, den die Behörden und die Regierung stir ihre Massnahmen, den das Parlament siir seine Arbeiten haben muß, verloren. (Sehr richtig!) Aber nicht nur die kleine Presse, auch die größere kommt an die Reihe. Wir sind znfainmengewesen mit Vertretern der angesehensten deutschen Zei tungen. Die Vertreter der Zentralorganc großer Parteien haben uns mit frappierenden Zahlen das Schicksal belegt, das diese Zeitungen erleiden. Gewiß werden diese Zeitungen nicht all« eingehen, aber die einen werden ihren Charakter verändern, und die andern werden verkümmern. Die großen deutschen Zeitungen, die Sie ja alle kennen, von Krank- surt und Köln angesangen, von Magdeburg, Leipzig und Berlin nach Königsberg, von Breslau, sie schrumpfen zusammen, müssen ihren politischen, künstlerischen und literarischen Teil einfchränken. Sie müssen den Lesern das Wertvollste entziehen. Aber die anderen — und das ist bas Schlimme — werden zu Neben betrieben fremder Gewerbe, ausgekaust von industriellen Konzernen. (Sehr wahrlj Diese Zeitungen, die ich oben erwähnt habe, deren politische Selbständigkeit, deren Eigenart unser Stolz in Deutschland gewesen ist, werden nicht mehr Repräsentanten selbständiger politischer Gruppen sein, sondern als Anhängsel von Interessengruppen austreten; und wo Eisenblech und Zahnpasta hergestellt werden und Gewinne erzielt werden, da wird das Zeitungsgewcrbe nebenbei betrieben. Mer noch mehr, im Zeitungsgewcrbe dringt bereits wachsend fremdes, ausländisches Kapital ein. (Sehr wahrlj Es droht die Gefahr, daß Zeitungen, die in deutscher Sprache, im deutschen Lande erscheine», zum Diener fremder, ausländischer Interessen werden. Diese Entwicklung scheint mir so schwere soziale, kulturelle und nationale Gefahren in sich zu bergen, vor denen gerade wir im Deut schen Reichstag die Augen nicht verschließen dürfen.« sSehr wahrlj Der Antragsteller mahnte Parlament und Negierung zu schnellem Einschreiten und dehnte seinen Antrag auch aus die Zeitschriften aus. Er ersucht die Regierung, bis zum Wiederzusammcntritt des Reichs tags die bisher beratenen Abhilssmittel In Form gesetzgeberischer Vorschläge zu fassen. Er schloß mit den Worten, »Das Parlament soll die Länder, den Reichsrat zu energische» Schritten veranlassen! Man kau» die Zeitungen überhaupt nicht nur als wirtschaftliche Betriebe anschen, sondern in gewissem Maße haben sie ein öffentliches Amt. Aus all diesen Gründen erheben wir unsere Stimme, Reichstag, Rcichsregierung und Länderregiernngen aus die Folgen der Entwicklung hinzuweisen, hier zu warnen vor dem Un tergang eines Volksgutes und der Gefahr der Überfremdung. Ich bitte, daß man von allgemeiner Teilnahme und Sympathieerklärung zu Handlungen übergeht, um dieses wichtige Gut über eine schwere Zeit hinuberzurettcn.« (Lebhafter Beifall.) Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium Hirsch erklärte namens der Reichsregierung, daß sic sich der schweren Gefahr der Preissteigerungen im Zeitungswescn für die politische und kulturelle Entwicklung des deutschen Volkes sehr wohl bewußt sei. Fm ersten Vierteljahr i022 allein sei ein Fünfundzwanzigstcl der deutschen Tages preise cingcgangcn, che noch die jetzige Preissteigerung eingesetzt hatte. Man müsse eine Beschleunigung dieses Zusammenbruchs befürchten. Eine Annäherung der Bezugspreise für Zeitungen an die Geldent wertung sei schwer. Die Rcichsregierung werde daher alles tun, was bei der schwierigen Wirtschafts- und Finanzlage vertretbar sei, um diesen Übergang zu erleichtern. Die Regierung werde versuchen, einer Uniformierung der Presse entgegenzuwirken. Besonders schwierig fei die Lage der deutschen Presse in den besetzten Gebieten, weil dort die Teuerung schneller vor sich gehe und die Presse ganz besonders große nationale Interessen zu wahren habe. Die Regierung werde da her im Sinn« des vorgelegten Antrags die Möglichkeit und Wirk samkeit der verlangten gesetzlichen Maßnahmen in engster Kühlung mit den verfassungsmäßig beteiligten gesetzgebenden Körperschaften prüfen und schnellstens fördern. Scho» vor der Einbringung der ge forderten Vorlage werde die Negierung im Verwaltungswege die Ta rife ermäßigen und die Ansfuhrgewinnc zur Verbilligung des Papiers !m Julandc heranziehen. Durch einen Abänderungsantrag wird der Antrag auch ans Ze li sch r i f t e n a u s g e d e h n t. In dieser Form wurde er dann cin st t m m i g angenommen. SOVO-Mark-Banknoten — Tic Reichsbank bereitet die Ausgabe neuer Banknoten zu 5000 Mark vor. Die Platten dazu sind bereits in Ar beit, sodaß man in allerdings erst einigen Monaten mit der Ausgabe der neuen Wertzeichen beginnen kann. Dein Wunsch der Neichsdruckerei, lOOV-Mark-Noten im Buchbruckoersahren h-rzuftellcn, hat die Reichs- 504 bank mit Rücksicht auf die bedeutend vermehrte Fälschungsgefahr die Zustimmung versagt, dagegen haben Vorbesprechungen über eine Neu ordnung tm Banknoteniruck bereits stattgefunden. Die neuen 5000- Markscheine werden etwas größer als die IVOV-Markscheine sein und eine grüne Grundfarbe haben. Die Zukunst der Bayrcuther Festspiele. — Siegfried Wagner er klärte Freunden, daß er alles daran setzen will, das Bayrcuther Fest spielhaus in vollem Glanze wieder auslobe» zu lassen. Fiir dieses Jahr wird es kaum mehr gehen, hoffentlich aber siir 1023. Nach den, »Neuen Wiener Tagblatt« begibt sich Siegfried Wagner im Sommer nach Amerika, um die Mittel für die Bayrcuther Festspiele zu mehren. Und neues Leben blüht ans den Ruinen? — Von einem früheren Geschäftsfreunde, einem Verleger in Moskau, erhielt ich vor einigen Tagen einen längeren Brief, aus dem ich einige Stellen hier wiedergeben möchte, » .... In der R. S. K. S. Republik braucht man, wenn man in Gold umrechnet, SV Rubel täglich. Im Grunde ge nommen ist das nicht teurer als vor dem Kriege. Die Lebensmittel sind viel teurer, alles andere jedoch billiger; Bücher Icbder ganz besonders. Die Verlagsanstalt«» sind den Verlegern zurück- gegeben worden, ja sogar ein Teil des Lagers. Aber zu arbeiten ist doch schwer, da man nicht genügend Betriebskapital besitzt. Ich habe mein Geschäft die ganze Zeit fortgesührt und erhielt jetzt von der Reichsbank einen großen Kredit .... Wir sind in Rußland jetzt alle Milliardäre. 1V Eier kosten 1 Million, Stiesel 8V Millionen, 1 Pfund Weißbrot 20Ü0ÜV Rubel, ei» Lastsuhrmann 4—S Millionen. Und doch gelingt cs den Leuten, zu lebe» .... Rach Einsiihrung der neue» Finanzpolitik hat sich Moskau sehr belebt. ES sind viele Geschäfte eröffnet worden. Es erscheint «ine Anzahl schön ausgestatteler Buchausgaben. Die Bücher werde» schon mit Millionen bezahlt, stehen aber noch immer stark im Preise hinter den Lebens mitteln zurück. Ich erhalte das Journal »Ilussüsja liniA»», das in Berlin im Verlage der Buchhandlung »dloslerva« erscheint, und bin also über die ausländischen russischen Berlagserschcinungen im Bilde. Auch von deutschen und englischen Firmen erhalte ich Kataloge, Preisanftel- lungen usw Auch ich möchte in Berlin einen Buchverlag für Rußland gründen, da cs hier zu schwer ist, zu arbeiten .... Das gewissenhafte und ehrliche Verhalten zur Arbeit sängt an, wieder geschätzt zu werden. Ich habe meine Reputation beibchalten und ge nieße großen Kredit bei allen, mit denen ich zu tun Hab« « Trotzdem dieser Verleger die chaotische Zeit einigermaßen gut llbcrstandcn zu haben scheint, möchte auch er, wie er mir schreibt, dem Zuge der Zeit folgend, in Berlin einen Bnchvcrlag für Rußland gründen. Das Wasser der »Uoslirva« scheint demnach doch immer noch recht trübe zu sein. Karl Lenz-Berlin (bis Kriegsausbruch: Lenz L Rudolfs-Riga). Russisches Hochschullebcn. — Eine Reihe von den sowieso nicht zahlreichen russischen Hochschulen ist geschlossen worden. Über die wenigen noch bestehenden berichtet ein kürzlich aus Rußland geflüch teter Bulgare, Während früher der Schlachtruf »Bildung sürs Volk« die Massen für die Sowjetregierung in Begeisterung versetzte und Professoren vor Analphabeten Vorlesungen über Physik und Chemie halte» mußten, besteht jetzt z. B. an der Moskauer Universität die schärfste Ausnahmckonkurrenz. Offiziell wirb kolossal gearbeitet. Aber, aus 10 Studenten kommt 1 (ein) Bleistift, aus 100 Mau» 1 (ein) Buch. Die Professoren erhalten siir eine Vorlesung ein Pfund Brot. Um Kontrolle auszultben, bestimmte die Sowjetregierung, daß die Profes soren den Studenten bas Brot auszutetlen hätten, und umgekehrt. Dieser schlaue Zug hat aber vielfach als Resultat eine gegenseitige Ab- machung zur Folge gehabt, wonach die Studenten den Professoren, auch ohne daß sie eine Vorlesung gehalten hätten, das Brot über reichten, diese wiederum, ohne daß jene die Vorlesung besucht hätten. Entdeckungen russischer Gelehrter während der Bolschcwijteuzclt. — Maxim Gorki verband mit seinem Aufenthalt in Deutschland auch den Zweck, der Öffentlichkeit die Manuskripte von russischen Gelehrten zu übergeben. In Petersburg besteht ein »Komitee zur Verbesserung der Lage der Gelehrten und Schriftsteller«, das seinen Sitz im früheren Palais des Großfürsten Wladimir hat und dem Professor Pinkc- witsch, der Rektor der Universität Petersburg, vorsteht. Das Komitee versorgt die russischen Gelehrten und Schriftsteller mit Lebensmitteln und Kleidungsstücken; es unterstützt sie aber auch in ihren wissenschaft lichen Arbeiten. Gorki hat nun in Berlin einen wissenschaftlichen Ver lag ins Leben gerufen, dessen Redaktion sich in Rußland befindet, während der Druck der Werke in Berlin besorgt wird. Trotz der Schreckensherrschaft und trotz den ungeheuerlichen Entbehrungen sind die russischen Gelehrten auch während der letzten Jahre nicht müßig
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder