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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1891
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.06.1891
- Sprache
- Deutsch
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eri ngcn Ausnahmen die Bearbeitung der deutschen Bibliographie, namentlich die Hinrichs'sche, die sich hier eine ebenso scharfe wie ober flächliche Kritik gefallen lassen muß, nichts tauge. Nachdem sodann mit mehr oder weniger Berechtigung noch mancherlei anderen bibliographischen Schmerzen Ausdruck gegeben ist, kommt der Bcrfasscr zum Schluß, daß hier als einziger Arzt nur die Verwaltung des Börscnvcreius rettend cin- tretcn könne und zwar durch Begründung eincs-deutschcnBuchamtcs». Bon diesem ihm vorschwcbcndcn Ideal mag folgende Skizze ein Bild geben: «Die Thätigkcit des Buchamtcs in Leipzig würde etwa folgende sein: 1) Die Herausgabe der offiziellen "Bibliographie nach bestimmten vom Verfasser angegebenen Grundsätzen, 2) die Ausstellung einer nach verständigem Plane geordneten um fassenden bibliographischen Mustcrbibliothek, 3) die Ausbildung geschulter Bibliographen, die das Samenkorn, welches sic hier empfangen, hinaustragen in den Gcsamtbuchhandcl. 4) Das Buchamt muß die letzte Instanz werden, bei der jedes Börscnvcreinsmitglicd sich Rat holen kann über anderweitig nicht zu er mittelnde Büchcrtitcl. 5) Vom Buchamtc muß überhaupt die Pflege der Bibliographie aus gehen, das Bekannlmachcn neuer bibliographischer Arbeiten, die Kritik derselben in fachmännischer Weise erfolgen u. s. w.- Der Gedanke, den Schwerpunkt des deutschen Buchhandels mehr und mehr in das deutsche Buchhändlerhaus zu Leipzig zu verlegen, nun auch die Erstellung der technischen Hilfsmittel des Buchhandels im Börsenvcrein zu ccntralisicren, ist in neuerer Zeit mehrfach hcrvorgctrctcn, zum Teil sogar verwirklicht worden und hat eine gewisse Berechtigung. Diesem Gedanken entsprang der Antrag des Dresdener Vereins, und cs ist nur folgerichtig, wenn Herr Georg einen Schritt weitcrgcht und den Wunsch ausspricht, daß der Börsenvcrein nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern bei Ausführung des Dresdener Antrages auch sogleich etwas Ganzes, wirklich Vollkommenes schaffen möge. Hierbei aber zeigen sich auch sofort die Schwierigkeiten, die der Ausführung des Dresdener Antrages entgcgcnstchcn, denn auch der Börsenvcrein wird in seiner Mehrheit keine halbe Arbeit wünschen, und der mehr oder weniger unausführ baren Wünsche und Anforderungen wird schließlich kein Ende sein. Wenn wir hier diese Bedenken in aller Bescheidenheit anzudeutcn uns erlauben, so bitten wir um der Sache willen um Entschuldigung und wollen nicht hoffen, daß etwa jener -eine der geachtctstcn Sorti menter der Schweiz- auch in Bezug auf uns seinem Herzen Lust macht mit den Worten, die Herr Georg — übrigens gleichfalls im Interesse der Sache — vielleicht besser unterdrückt hätte: -In Leipzig zieht man cs vor, in dem mühsamen Schlamme langsam weiter zu waten.» — Ohne Zweifel ist der Gedanke des Herrn Georg in der Theorie ganz beachtenswert. Leider haben wir Grund zu fürchten, daß die praktische Ausführung dem Fluge der Phantasie bedenklich nachhinken wird, aus äußeren wie aus inneren Gründen. Diese seien in Nach stehendem kurz angegeben. Zunächst die äußeren. Der Herr Verfasser gesteht aus Seite 13 selber zu, daß die Herausgabe der von ihm beanspruchten Verzeichnisse durch den Börsenvcrein nur mit pekuniären Opfern zu erreichen sein würde. Wenn er dagegen tröstend anführt, -daß einem solchen Verluste gegen über der ganz bedeutende Vorteil, der den Mitgliedern aus der Sache erwächst, schwer genug in die Wagschalc fällt-, so dürften doch andere Börscnvcrcinsmitglicder sich nicht so leichten Herzens über diese pekuniären Opfer hinwegsetzen. Daß aber diese Geldopfer sehr erhebliche sein werden, ist bei den Anforderungen die der Verfasser stellt, unter allen Umständen anzunehmcn; denn er verlangt nicht weniger als vier Verzeichnisse und zwar jedes wiederum doppelt, nach Verfassern und nach Stoffen geordnet. Diese Verzeichnisse sollen täglich (im Börsenblatt«:), wöchentlich, monatlich und halbjährlich hcrausgegeben werden. Dagegen will er die fünf jährigen Verzeichnisse, also diejenigen, an denen der Börscnvercin vielleicht etwas verdienen und sich von seinen Verlusten erholen könnte, den »Privat-Bibliographen« Vorbehalten. Auf Seite 4 erklärt der Herr Verfasser, daß eine jahrelange ein gehende Beschäftigung mit unserem Katalogwesen ihn in Bezug aus die Mängel desselben zu einem berufenen Beurteiler gemacht habe. Wir wollen darüber nicht rechten, glauben aber annehmcn zu dürfen, daß seine eigene, bei dieser Gelegenheit erworbene Erfahrung ihm auch über die Kosten der vorgcschlagcncn vier Doppel-Verzeichnisse einen vollkom menen Uebcrblick gestatten wird. Wir unsrerseits glauben nicht fchl- zugchen mit der Vermutung, daß der fünfjährige -Schlagwortkatalog- (Hannover 1889) auch in finanzieller Beziehung seinen unternehmenden und gewissenhaft arbeitenden Herausgeber befriedigt hat, daß letzterer aber gewiß nicht ohne zwingende Gründe seine wöchentlich erschienene -Bücherkunde- hat eingchen lassen. Um so wunderbarer erscheint uns der jetzige Vorschlag. Der Dresdener Antrag mutet dem Börsenverein zunächst nur einen Aufwand zu. Mag dieser, wie wahrscheinlich, auch keineswegs unbedeutend sein, so läßt er doch immerhin die Möglichkeit offen, daß der Börsenvcrein selbst, wenn auch langsam, Nutzen aus seiner Unter nehmung ziehen werde. Das ist eine Sache, die sich vom kaufmänni schen Vcrlcgcrstandpunktc erörtern läßt; aber von vornherein, durch eine Häufung von Forderungen an die Leistung des Börsenvereins diesem Achiundfünfzigster Jahrgang. erhebliche Opfer auferlcgcn und schließlich ihm den Gewinn aus der Ausnutzung seines Verlagsrechtes, wenn hier von einem solchen ge sprochen werden kann, versagen, heißt der Erörterung den Boden entziehe». Für wen sollen diese Opfer gebracht werden? Doch beinahe aus schließlich für den Sortimenter; der Verleger ist hierbei nur sehr mittel bar gcwinnbeteiligt. Und selbst unter den erstcrcn weniger für den aufmerksamen, der nach alter Art die Neuigkeiten eines halben oder ganzen Jahres der Mehrzahl nach in seinem guten Sortimenter- Gedächtnis zu tragen Pflegt oder sich aus seinem Novitätcn-Zcttcl- Katalog Rats erholen kann, sondern, man verzeihe, ausschließlich für den bequemen, auf den der folgende denkwürdige Ausspruch des Herrn Georg Anwendung finden mag: -Jeden (!) Sortimenter beschleicht ein Grauen, wenn er den Titel eines kürzlich veröffentlichten Buches er mitteln soll-. Daß die Vcrlegermitglieder im Börsenvcrein ein beson deres Vergnügen empfinden würden, solchen Sortimentern mit den viel- beruscnen »reichen Mitteln des Börscnvcreius- unter die Arme zu greifen, darf billig bezweifelt werden. Daß die seit langer Zeit gclvohntc -wissenschaftliche Uebersicht- im Hinrichs'schcn Halbjahrs-Verzeichnis fehlt, ist entschieden zu beklagen, und wir haben seinerzeit nicht verfehlt unsere Bedenken über diesen un erwünschten Ausfall zur Sprache zu bringen. Daß aber die Hinrichs'sckic Buchhandlung sich vor Jahresfrist zu der Neuerung entschlossen hat, ist unseres Erachtens wohl nur das Ergebnis einer allzu bereitwilligen Nachgiebigkeit gegen den plötzlich eingctrctencn Zug der Zeit, der, durch niemand anders als die Herren Ost und Georg ins Leben gerufen, aus einmal alles bibliographische Heil ausschließlich im Stichwort-Alphabet suchen zu müssen glaubte. Zur Beruhigung des Herrn Georg möge das neueste Cirkular der Hinrichs'schcn Buchhandlung dienen, das die Rückkehr zu dem verlassenen System ankündigt. Herr Georg trägt kein Bedenken bei dieser Gelegenheit den Hin- richs'schen Bearbeitern nachzusagcn, daß -das Sachverzeichnis viele Hun derte von Fehlern und Ungenauigkeiten birgt, die unverzeihlich sind und deutlich zeigen, daß der Bearbeiter seiner Aufgabe nicht gewachsen war.- Diescs Urteil ist um so härter, als cs von einem berufenen Biblio graphen herrührt, der, mit solcherlei Druckarbeiten hinlänglich vertraut, doch aus eigener leidiger Erfahrung wissen sollte, wie leicht sich Fehler und Unvollkommenheiten selbst bei größter Gewissenhaftigkeit einschleichcn und zum Verdruß der Bearbeiter selbst im vielfach revidierten Druck bogen ihr ärgerliches Dasein führen. Wir selber beklagen solche Fehler aufrichtig, wissen aber auch genau, in welchem Glashause wir sitzen, und sind gewiß die letzten, dergleichen Mängel zu einem so harten allgemeinen Urteil zusammenzusassen. Auch Herrn Georgs vortrefflichem und in seiner Art bahnbrechendem Schlagwortkatalog wollen wir keine üble Nachrede halten; dennoch sei wenigstens angcdcuter, daß auch dieser von vielen zum Teil bedenklichen Flüchtigkeiten und Fehlern nicht frei ist. Auch hier ist der menschlichen Schwäche ihr reichlicher Tribut gezollt. Wenn Herr Georg cs wünscht, dienen wir ihm gern mit einer kleinen Blumenlcje. Wenn Herr Georg ferner sagt: »Es ist geradezu erschreckend, wie es in Bezug auf die Geschästsbibliotheken bei den einzelnen Berufs- gcnossen aussicht; man behilft sich mit dem allernotdürftigsten Material und legt sich nach dieser Seite hin eine Sparsamkeit auf, die geradezu unverständlich ist-, so wollen wir dieses schlimme Ergebnis einer Forschungsreise des Herrn Georg ihm nicht abstreitcn; um so weniger aber sind wir geneigt anzunchmcn, daß eine Haupt oersammlung des Börsenvercins diesem Ucbclstand durch Bewilligung reicher Mittel auf Nimmerwiedersehen abhelfen wird. Herr Georg geht übrigens auch hier wieder zu weit, wenn er seinen Kollegen in Hannover zum Vorwurf macht, daß sie den großen und teuren (in seinen älteren Bänden übrigens längst vergriffenen) fran zösischen Katalog von Lorenz in ihrer Handbibliothek nicht führen. Gewiß ist der Lorenz'sche Katalog vortrefflich bearbeitet; leider ist er sehr lückenhaft. Wer die Erzählungen des nun von seiner Thätigkcit zurückgetrctcnen Veteranen der französischen Bibliographie gehört hat, kennt auch die Mühen, die es ihn kostete, die Erscheinungen der fran zösischen Litteratur dem häufigen Widerstreben der Verleger zum Trotz in seinen Katalog aufzunchmcn. Daß bei solchem Widerstreben der Katalog nicht vollständig sein kann, ist einleuchtend, und daß diese schwierigen Umstände in seiner Unvollständigkeit auch zum Ausdruck kommen, weiß jeder, der ihn, wie wir, in täglichem Gebrauch hat. Zudem dürfte die Nachfrage nach französischer Litteratur vielleicht auch in Hannover nicht so lebhaft sein, daß sie nicht durch das Studium der wöchentlichen Liblio^raxbis äs In Kranes, einfacher aber noch durch auf merksame Wahrnehmung der Inserate der Leipziger Auslands-Sorti menter im Börsenblattc befriedigt werden könnte. Nun zu den inneren Gründen! Herr Georg hat vollkommen recht, wenn er für den Buchhändler die bibliographische Wissenschaft so hoch stellt, daß sie in ihrer Notwen digkeit von keiner anderen sonstigen erforderlichen Kenntnis erreicht wird. Aber er schließt mit sehr viel weniger Recht hieraus aus die Notwendig keit der umfassenden Verbesserung unserer bibliographischen Hilssmittcl. Die Büchcrkcnntnis, d. h. ein gutes Sortimcntcrgedächtnis, war von jeher ein Haupterfordernis und sollte cs bleiben. Man mache cs doch 488
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