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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1891
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.06.1891
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- Deutsch
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141, 22. Juni 1891. 3633 Nichtamtlicher Teil. in Frankfurt a/M-, London nnd Paris vollendete, uni hierauf ins Vaterhaus zurückznkehren und dessen Geschäftsleitung zu über nehmen. 1843 übergab ihm und seinem Bruder Karl die Mutter das im Jahre 1797 gegründete Geschäft, welches er durch Energie und unermüdliche Arbeit unter oft recht schwierigen Umständen bald auf die Höhe der Zeit brachte. — Nach manchen harten Prüfungen in seinem Privatleben, aber auch dazwischen sonnigen Tagen, erblindete Wilhelm Müller im Jahre 1866 vollständig und verlor gleichzeitig seinen Bruder und Teilhaber. Seine Sehkraft wurde glücklicherweise wieder hergestellt und er so in de» Stand gesetzt, das Geschäft als alleiniger Besitzer nicht nur fortzuführen, sondern auch immer mehr auszudehnen. Nach dem er im Jahre 1878 seinen ältesten Sohn als Teilhaber aus genommen und nachdem es ihm zwei Jahre später vergönnt ge wesen, das Fest fünfzigjährigen Wirkens im eigenen Geschäft zu begehen, konnte er, durch jene jüngere Kraft vorzüglich unterstützt, allmählich Feierabend machen, bis am 23. Juni 1890 nach einer in Heidelberg überstandeuen Operation ein sanfter Tod seinem Wirken ein Ziel setzte. Dem badischen Kollegen folgte am 6. August 1890 unser allverehrter schweizerischer Freund Karl Detloff. Wehmuts voll vermissen wir seit lange heute zum erstenmal in dieser Ver sammlung das ehrwürdige Haupt dieses Vereinsgenossen, den wir so oft als der Getreuesten einen begrüßten und in welchem wir das Vorbild eines Buchhändlers von altem Schrot und Korn verehrten. Karl Detloff war im Jahre 1817 zu Hamburg geboren, empfing seine Jugendbildung in der dortigen Bürgerschule und widmete sich frühzeitig und aus freier Neigung unserem Berufe. Nach einer strengen Lehrzeit wanderte er zu Fuß von Hamburg nach Basel und trat dort bei Bahnmaier als Gehilfe ein. Nach dem Tode des Prinzipals übernahm er das Geschäft für eigene Rechnung, dem er von 1863, bezw. 1883 an für Sortiment und Verlag den eigenen Namen als Firma beilegte. Es ist be kannt, wie Detloff durch Fleiß, Geschick und Gottvertrauen sein Haus zu einem im Buchhandel hochgeachteten zu machen wußte, und ich darf den Lebensgang des Mannes, wie er in einem ausführlichen Nachruf im Börsenblatt geschildert war, als bekannt voraussetzen. In seinen letzten Lebensjahren konnte er sich, ge stützt aus seinen Schwiegersohn und Associö, unser Mitglied Herr» Rudolf Reich, die wohlverdiente Ruhe gönnen, bis er zur ewigen Ruhe berufen wurde durch einen Gehirnschlag, der ihn in den Julitagen des vorigen Jahres betraf. — Der von mir erwähnte Nachruf klingt besonders durch eine Erinnerung in uns nach, welche ich in unserer Mitte noch einmal wachrnfen darf: an jenen Augenblick vaterländischer Begeisterung, welche Detloff in aller Herzen zu wecken verstand, als er, ein Schweizer, bei unserem ersten Festmahl nach dem großen Kriege von 1870 niit kräftiger Stimme die »Wacht am Rhein« anstimmte. Der em pfängliche Sinn des kindlich frommen Mannes für das Gute und Große überhaupt, wie auch die Verdienste, die er sich als langjähriges Vorstandsmitglied um unfern Verein erworben hat, werden bei uns noch lange in lebendigem Andenken bleiben. — Am 14. September 1890 beschloß ein arbeitsames und der Pflicht gewidmetes Leben Kollege Hermann Kranzfelder in Augsburg. Seine Bescheidenheit hielt ihn in Heim und Ge schäft zurück und fern vom Hervortreten in der Oeffentlichkeit. Er war ein Mann von schlichtem Charakter, aber idealen Lebens und Weltanschauungen und erfreute sich am Orte seiner Thätig- keit allgemeiner Achtung; der Zoll der unsrigen sei ihm durch diese Worte dargebracht! — Herr Adolf Emmerling zu Heidelberg hatte noch am 31. Juli 1890, körperlich und geistig frisch, seinen achtig- sten Geburtstag gefeiert und sich die folgenden Wochen mit gewohnter Kraft und Treue den Pflichten des Berufes gewidmet, als ihn plötzlich am 5. Oktober vorigen Jahres ein Blutsturz hin wegnahm. — Nach zurückgelegten Gymnasialstudien erlernte er den Buchhandel in seiner Vaterstadt Gießen in der Heyer'schen Buch handlung, trat hierauf in die Firma Leuckart zu Breslau als Gehilfe und Geschäftsleiter ein und arbeitete später mehrere Jahre bei Gerold in Wien. Nachdem er im Jahre 1837 die Buchhandlung der Gebrüder Groos in Freiburg i/Br. erworben und die fünf Jahre später von ihm gegründete Filiale in Kon stanz an unfern Heimgegangenen Wilhelm Meck verkauft hatte, wurde er durch die Ereignisse der achtundvierziger Jahre, die ihn als Herausgeber der »Oberrheinischen Zeitung« in einen — übrigens durch Freisprechung entschiedenen — politischen Prozeß verwickelt hatten, veranlaßt, die Freiburger Handlung an I. Diernfellner zu verkaufen und nach Heidelberg zu ziehen, wo er 1852 die Julius Groos'sche Universitäts-Buchhandlung aukaufte und durch die Begründung. eines in erster Linie die badische Verwaltung und Rechtspflege berücksichtigenden Verlages erweiterte. Im Jahre 1859 gab er das Sortiment an G. Weiß ab, um dem Verlage seine ungeteilte Kraft widmen zu können. Der Ruf seiner Firma ward in der badischen Beamtenwelt ein so bedeutender, daß die Zahl und Bedeutung seiner Verlags werke in genannter Richtung bald eine ganz erhebliche war. Sie verdanken großenteils seiner Anregung ihre Entstehung, und dieselbe kräftige Initiative tritt in der zwanzig Jahre hindurch von ihm selbst geführten Redaktion der ebenfalls von ihm ver legten »Heidelberger Zeitung« hervor. Seit dem Jahre 1878 stand ihm sein älterer Sohn als Teilhaber der, jetzt »Adolf Emmerling L Sohn« lautenden Firma treulich zur Seite. Mit ihm ist ein ehrenwerter und schaffensfreudiger Buchhändler dahin gegangen. — Ein, wie Detloff, beim deutschen und schweizerischen Buch handel angesehener Berufsgenosse schließt unsere Totenliste: Christian Höhr in Zürich, geboren am 6. Oktober 1840 zu Besigheim in Württemberg, gestorben am 17. Januar des lau fenden Jahres. — Von seinem Verwandte», Buchhändler Höhr, an Kindesstatt angenommen — sein Vatername war Klotz — und in den Buchhandel eingeführt, bildete er sich zu St. Gallen, Paris und Leipzig weiter aus und ward im Jahre 1882, zu sammen mit seinem Schwager, Inhaber des väterlichen Geschäfts; er entwickelte als solcher ein segens- und erfolgreiches Wirken. Von tiefreligiösen Anschauungen getragen, war er ein energischer Streiter gegen die Verbreitung schlechter Litteratur und übte das Christentum durch stille Wohlthätigkeit, wie als trefflicher Organisator von Schulen und anderen gemeinnützigen Anstalten praktisch aus. Beweis der hohen Achtung, in welcher Höhr bei seinen schweizerischen Kollegen stand, ist seine wiederholte Wahl in den Vorstand unseres Schwestervereins, in welchem er mit Recht als eine Zierde unseres Standes galt. - — Meine Herren, lassen Sie uns das Andenken der ehren werten Männer, welche aus unserer Reihe weggenommen worden sind, in gewohnter Weise ehren: Ich bitte Sie, sich zu erheben! Wenn einzelne unserer Mitglieder geschäftliche Erinne- rungs- und Ehrentage feiern, so pflegen wir an ihrer Freude leilzuuehmen, und Ihr Vorstand erachtet es als eine angenehme Pflicht, dieser Gesinnung bei solcher Gelegenheit Ausdruck zu geben Im vergangenen Jahre war dieselbe zweimal geboten: Die Glückwünsche des Vereins wurden den Herren Adolf und Albert Fleischhauer in Reutlingen und Moritz Levi hier zum fünfzigjährigen Firmenjubiläum dargebracht, und ich weiß Sie damit einverstanden, wenn ich in Ihrem Namen unser beliebtes Mitglied Herrn Otto Petters, der nach den Berichten der Presse vor kurzem dasselbe Fest beging, als »Dritten im Bunde« heute von dieser Stelle aus begrüße. Möge seine ge schäftliche Thatkraft ihm, uns aber sein so oft bewiesenes In teresse am Verein noch recht lange ungeschmälert erhalten bleiben! Möge der Born seines liebenswürdigen Humors niemals ver siegen ! Ferner sind Vieren unserer Mitglieder Ehrenbezeugungen zu teil geworden, von denen, da sie sich auf die Anerkennung 487»
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