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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1922
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- 1922-03-06
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- 06.03.1922
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Redaktioneller Lei! 55, 0. März 192L buch) und Brasilien. Das ist also eine ähnliche Erscheinung, wie sie sich an manchen Stellen im Auslände ganz unabhängig von der deutschen Aussuhrverordnung für das deutsche Buch ent wickelt hat. In den Ländern französischer Sprache, Belgien rmd der Westschweiz, sei die Lage gänzlich verschieden. Die Wechselfrage spiele für Belgien keine Rolle; es sei Frankreichs bester Kunde, der Krieg habe die geistigen und freundschaftlichen Bande noch fester geknüpft. Der Buchhandel sei gut organisiert und leistungs fähig. Das französische Buch werde für ebenso viel belgische Franken verkauft, wie es französische Franken im Ursprungslands koste. Dagegen hätte der Buchhandel der Westschwsiz bis vor kurzem Zwischengewinne von 80 bis 140°/» gemacht, bis das Pu blikum gestreikt und seinen Bedarf in Frankreich (Lyon) gedeckt habe. Der Schweizer Buchhandel wolle sich nunmehr mit einem lOprozentigen Zuschlag auf den französischen Frankenpreis be gnügen. Im Anschluß an den Bericht von Leckere habe sich der Ver leger P.-V. Masson über die Aussichten des französischen naturwissenschaftlichen und medizinischen Buches ausgesprochen. Seine Gedanken, nach französischer Art wohlgegliedert und logisch begründet, lassen sich so zusammenfassen: In Anwendung allgemeiner Wirtschaftsgesetze müsse ein fran zösisches Buch im Ausland drei Voraussetzungen entsprechen: 1. es müsse dort von Nutzen sein; 2. es muß den konkurrierenden Erzeugnissen überlegen sein; 3. es muß dem Zwischenhandel einen Gewinn lassen, der ebenso groß oder größer ist als der aus dem Vertrieb fremder Bücher erzielte Verdienst. Wenn man diese Regeln auf ein französisches cxaktwissen- schaftliches Werk anwende, so seien diese nur verkäuflich 1. in Ländern, wo das Französische den wissenschaftlichen Kreisen geläufig ist; 2. wenn es nach dem Geist, in dem es abgefaßt ist, der We sensart des Bestimmungslandes zusagt; 3. wenn es nach seinem inneren oder wissenschaftlichen Wert den entsprechenden Büchern fremder Herkunft glcichkommt oder überlegen ist; 4. wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse gestatten, cs zu einem gleichen oder niedrigeren Preise als das fremde Konkurrenzwerk zu verkaufen; 5. wenn der französische Verleger dem ausländischen Sorti- mentsbuchhändler den gleichen Rabatt und Kredit ge währe, wie er ihn beim Vertrieb deutscher, englischer usw. Bücher erhielte; 6. wenn der Verleger seine Bücher durch planmäßige Wer bung zur Kenntnis der in Betracht kommenden Käufer schicht bringe. Indem Masson den ersten Punkt näher prüft, findet er, daß die schöne Zeit leider vorüber sei, wo die französische Sprache in wissenschaftlichen Kreisen allgemein üblich war. Sprache und Denkungsweise der Germanen und Angelsachsen hätten sich der art verbreitet, daß das französische medizinische Werk an man chen Universitäten weniger geschätzt sei als gleichartige Werke aus Leipzig, London oder New Mark. Wenn französische Bücher dieser Gattung unbestritten in den Ländern romanischer Sprache, ferner in Griechenland vorherrschten, so sei ihre Verbreitung schwie rig in England, den Vereinigten Staaten, Rußland, Deutschland und Skandinavien, »wo man nicht nur wenig Französisch spricht, sondern oft in anderer Art denkt als wir und die medizinische Schulung nach andern Grundsätzen und Methoden betreibt«. Germain hält diesen Zustand nicht für unabänderlich. Der Krieg habe außer dem moralischen Ansehen Frankreichs auch sei nen wissenschaftlichen Ruf gehoben. Die öffentlichen Gewalten müßten indessen die günstige Situation benutzen und die Dczie- hungen^zu den Ländern, wo Frankreich bereits Sympathien be sitze, immer enger knüpfen. Germain empfiehlt Ausbau der von der französischen Kulturpropaganda bereits in großem Maßstab angewandten Mittel: Gelehrten- und Studentenaustausch, Sti pendien und wirtschaftliche Beihilfen für französische Studierende im Ausland und Ausländer in Frankreich, vor allem aber Unter- 288 stützung des akademischen Unterrichts durch Laboratorien von sol chem Rang, daß sie mit den Einrichtungen Deutschlands und der Vereinigten Staaten wetteifern könnten. Die Aufnahmefähigkeit der Länder mit schlechter Valuta für die französische Bücheraussuhr zu heben, sieht Germain kein Mittel. Deutschland habe sich diese Lage in wunderbarer Weise zunutze gemacht. Germain behauptet, daß der deutsche Buchhandel die Fehler der ersten Aussuhrverordnung schnell eingesehen und durch eine Maßnahme ersetzt habe, die ihren Ursprung mehr politischen als wirtschaftlichen Erwägungen verdanke. Er zitiert dann die Grundsätze der Verkaussordnung für Auslandlieserungen in ihrer Gestalt vom 18. April 1921. Ein Zuschlag von hundert Prozent gelte für die Länder, wo sie (die Deutschen) keine ernst haften Ergebnisse ihrer Propaganda erhossten. Man braucht nur aA, die alten Absatzgebiete des deutschen Buches, Holland, Skan dinavien und Japan, in der Gruppe l zu erinnern, um sich von der Haltlosigkeit der französischen Behauptung zu überzeugen, ganz abgesehen davon, daß einer wirtschaftlichen Vereinigung wie dem Börsenverein in Deutschland politische Absichten von Natur völlig fern liegen. Germain berichtet dann über e.ine von Jean Malye unter- nommene Studienreise nach England. Malye habe das Gelände trotz allgemeiner Sympathien sür Frankreich schwierig für das französische Buch gefunden, da die verschiedenen Käuferschichten, wie der Engländer überhaupt, eine individuelle und psycholo gische Behandlung verlangten. Dazu sei der gebildete Mittel stand wie überall durch den Krieg verarmt, der Buchhandel nicht aktiv genug, der deutsche Wettbewerb gefährlich. Zur Abhilfe schlägt Germain vor, sich mehr als bisher der französischen Agen ten, Konsuln und im Ausland dauernd ansässigen Franzosen zur persönlichen Werbung zu bedienen und hervorragende Persön lichkeiten der politischen und gelehrten Welt sowie der Presse für die französische Literatur zu interessieren. Man solle nach Eng land nicht so sehr Vortragsredner und Reisende schicken als viel mehr Leute von hoher Bildung und guter Englandkenntnis,die sich durch Empfehlungen bekannter Personen einführten. Die besten Agenten für das französische Buch seien im allgemeinen solche Engländer, die bei ihren Landsleuten das größte Vertrauen ge nössen. Für die Vereinigten Staaten gelte im ganzen dasselbe. Brennend sei die Frage einer guten Bibliographie. Es sei allgemeine Klage der wissenschaftlichen Kreise im Ausland, selbst solcher, die tief in die französische Kultur eingedrungen seien, daß sie sich an deutsche oder englische Buchhandlungen wenden müßten, um Auskunft über die französische Bücherproduktion zu erhalten. Drei Maßnahmen seien ins Äuge zu fassen, um diesem beschämenden Zustand ein Ende zu machen: »> -die Herausgabe periodischer Kataloge in systematischer Anordnung, die außer vollständigen bibliographischen An- gaben einschließlich des Preises kurze Charakteristiken durch kompetente Beurteiler enthielten. Die Angabe eines festen Preises oder eines festen Umrechnungskurses für das Ausland nach deutschem Muster sei unerläßlich, um das Vertrauen des Auslandes in eine korrekte Preisge staltung zu erhalten. Diese Kataloge sollten in möglichst hoher Zahl an alle wissenschaftlichen Bibliotheken und Einzelpersonen im Auslande versandt werden. d> Schaffung französischer Buchhandlungen und Bücher- niederlagen im Auslande, womöglich in Verbindung mit Leihbibliotheken. Derartige Unternehmungen hätten aus die Dauer einen größeren Nutzen als Buchausstellungen, so günstig diese unter bestimmten Voraussetzungen für den Augenblick wirkten. Heranziehung der französischen Lektoren zur Verbreitung des französischen Buches. Frankreich besitze an den mei sten großen Universitäten des Auslandes Lektoren, die wie geschaffen seien, zwischen dem französischen Verlag und dem Jntellektuellen-Publikum ihres Wirkungskreises zu vermitteln. Wie sie diesem die Neuigkeiten des franzö sischen Buchhandels näherbringen sollten, so müßten sie den sranzösischen Verlag über den nationalen Geschmack und die lokalen Neigungen ihrer akademischen Hörerschaft aus dem laufenden halten.
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