WUMIMMWU 2628 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. X: 55. 6. März 1922. Zu Wilhelm Weigands 60. Geburtstag am 1Z. März 1922 At>ilhe>m Weigand hat es — darin der Angehörige einer heute leicht als unmodern geltenden Generat on — nie als seine Aufgabe betrachtet, selbst der Verkünder seiner Bedeutung oder seines Ruhmes zu sein. Aber die Gemeinde »m Weigand ist trotzdem stetig im Wachsen, und die literarisch ernst zu nehmende Kritik hat gerade in letzter Zeit mit zunehmendem Nachdruck die Bedeutung des Erzäh'ers Wilhelm Weigand anerkannt und vertreten. Nicht ohne Recht stellt sie ihn in Parallele mit Wilhelm Raabe und Gottfried Keller. „Warum", so fragt der „Bücherwurm", „hat dieser aristokratische, seelenkundige, geistvolle Autor, der in der Form der Novelle ein immer sicheres Stil- und Sprachgefühl besitzt, nicht einen Ruhm in Deutschland, wie in Frankreich Anatole France?" In den Süddeutschen Monatsheften urteilt Hofmiller: „Weigand hat sich in den letzten Jahren mit ebensoviel Energie wie künstlerischem Ertrage der Prosa-Dichtung zugewandt. Seine Novellen aus Franken atmen die kultivierte Atmosphäre vom oberen Main und der Tauber. Der große Roman „Die Löffelstelze" war eine Überraschung, weil Weigand hier auch in den Reichtum seiner römischen Erinnerungen hineingriff. Ein ganz merkwürdiges Buch ist der Roman „Wunnihun", eine humoristisch-phantastische Variationenreihe über München, im Ton viel an Gottftied Keller erinnernd. In einer Zeit, in der künstlerische Zucht losigkeit als Geniebeweis gilt, ist Weigand ein Autor, der ungemein gepflegt schreibt. In allen seinen Büchern weht die Atmosphäre reifer Kunst, alle stehen auf einem hohen geistigen Niveau, allen eignet die ironische, leise humoristische Stellung zu den Menschen und Geschehnissen. Hanns Martin Elster in den „Propyläen": „Mit jedem neuen Werke des Franken und Müncheners Wilhelm Weigand heben sich die Umrisse seiner Persönlichkeit klarer und plastischer heraus. Diese Persön lichkeit kann nicht los von ihrem deutschen Blute! Dieses deutsche Blut lenkt alles Erleben und Gestalten, Wissen und Wollen hin zur Inner lichkeit. Deren Reichtum aber zersprengte alle Weltbezwingung, wenn nicht erlebte Erkenntnis sich über alle Jrdischkeiten erhöbe: im Lachen, als der tiefsten, unwiderlegbarsten Weisheit dieser Welt, als der einzigen Philosophie. Wilhelm Weigand tritt aus seinem Wesen heraus hier neben Wilhelm Raabe, neben Gottfried Keller!" Georg Müller Verlag» München ll