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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1864
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1864
- Sprache
- Deutsch
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114, 12. September. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1993 tiefsten Erniedrigung" enthalten sind, somit schon zu einer Zeit, wo das Buch im Buchhandel noch nicht erschienen war. Einen besonders edeln Charakter bewährte vor Palm's Ver haftung der damals in Nürnberg in Quartier gestandene franzö sische Oberst Jean BaptistEharnotet vom 27. leichten Infanterie regiment. Eharnotet machte dem Buchhändler Campe, mit wel chem er auf besonders freundschaftlichem Fuße stand (beide waren Freimaurer), die Mittheilung, er möge Palm bedeuten, sich von Nürnberg entfernt zu halten, da dessen Person nicht mehr sicher sei. Palm verließ auch Nürnberg und begab sich nach dem damals unter preußischer Oberhoheit stehenden Erlangen zu seinem Ver wandten, Buchhändler Jakob Palm, kehrte aber nach einiger Zeit nach Nürnberg zurück. Als Oberst Eharnotet hiervon Kennt- niß erhielt, äußerte er gegen Gebhacd's damals gerade auf Besuch in Nürnberg anwesenden Vater unwillig: „Ich muß Ihnen lei der mitlheilcn, daß der Buchhändler Palm, den ick doch habe warnen lassen, diese Warnung nicht befolgt hat und in die Hände der Gensdarmerie fallen wird, von welcher er nicht mehr los kommt." Eharnotet war wegen seines bekannten ehrenhaften Charakters in allen Kreisen, wo er sich bewegte, eine sehr beliebte Persönlichkeit. So weit Hr. Gebhard. Ueber die nähern Umstände bei der Verhaftung Palm's berichtete mir besten Tochter, Frau Sophie Palm, verehelichte Lechncr, in einer mit ihr am 12. Oct. 1863 gepflogenen Unterredung: Am 14. Aug. gegen 10 Uhr Vormittags kam ein junger Mensch, anscheinend gegen 18 Jahre zählend, in ärmlicher Klei dung, mit einem Briefe in der Hand, in unfern Laden, 8. 74 in der Winklerstraße, und wünschte den Papa dringend zu spre chen. Factor Pech führte den Fremdling, und zwar gegen den Auftrag, die Anwesenheit Palm's geheim zu halten, doch zu ihm in den zweitenHausstock in das vordereZimmer, das er bewohnte. Den ersten Stock bewohnte unsere ganze Familie. Nachdem der Vater den Brief geöffnet, in welchem er um Unterstützung für eine abgebrannte Familie angegangen wurde, schenkte er dem Burschen 24 Kr. Derselbe entfernte sich, ging in den Wagkeller 8. 13s, woher er gekommen war, kam aber bald mit zwei franzö sischen Gensdarmcn zurück, führte dieselben, ohnezu fragen, durch den Laden über die Treppen in den zweiten Hausstock zum Vater, wo dann besten Gefangennehmung erfolgte und er beauftragt wurde, sich marschfertig zu machen und seine Sachen zusammen zupacken. Von da an ließen die Gensdarmcn ihn nicht mehr aus denAugen und folgten ihmSchritt für Schritt, Treppen auf und ab, da er seine Kleider bei uns im ersten Stock aufbewahrt halte. Erst gegen 4 Uhr vermochten die Gensdarmcn den Vater in ein Arrestlocal auf das Rathhaus zu bringen, wohin ihm auch die Mutter das Bett nachschickte. Das Local war das Schützenge wölbe 9, früher die Wachtstube der Schützen, welches zur Zeit das königliche Archiv innehal. Veranlaßt« schon diese Verhaftung eine allgemeine Bestürzung und Verwirrung im ganzen Hause, so erreichte diese doch am anderen Tage den höchsten Grad, als gegen 7 UhrMorgens dieGensdarmen den Vater brachten, damit er Abschied nehme, und der Reisewagen vor unsermHause stand. Es war eine schreckliche Scene: während wir drei damals noch unmündigen Kinder unfern guten Papa weinend und heulend um klammerten , lag die Mutter vom tiefsten Schmerz ergriffen in Ohnmacht zur Erde, und als sie wieder zu sich gekommen war, hakten die Gensdarmcn ihren Gatten schon abgcführt. Mehrmals siel die Mutter dem Vater um denHals und bat ihn weinend und händeringend, ihr den Verfasser zu sagen, allein derselbe entgeg- nete immer: „Ich kann ihn dir nicht nennen, er istFamilicnvater wie ich, und es kostet ihm seinLeben, wenn ichihn verrathe; wenn er sich aber stellen würde für mich, dann wäre es gut; allein er stellt sich nicht, so mag er es jenseits verantworten. Seine Frau und Kinder werden um ihn ebenso weinen, wie ihr um mich weinen werdet." Als die Abführung meines Vaters in das französische Hauptquartier nach Ansbach bekanntwurde, gerieth das Publicum in große Aufregung. Namentlich waren es die sogenannten Ru ßigen, welche ihren Unwillen hierüber laut werden ließe», sich vor Palm's Wohnung sammelten und laut äußerten, sie würden, hät ten sie von ihres guten Palm Abführung Kenntnis gehabt, den Transport mit Gewalt aufgehoben und ihren Mitbürger befreit haben. Besondere Erwähnung verdient noch dieAeußerung eines französischen Commandanten, dessen Name mir entfallen ist, und welcher bei meinem Onkel, Marklvorsteher Keßler, wohnhaft bei St.-Johannis Nr. 26, in Quartier lag, während mein Vater im Gartenhause daselbst sich verborgen aufhielt, sich aber, aus Furcht verrathcn zu werden, daraus wieder entfernte. Als näm lich der Eommandant von meines Vaters Verhaftung sowie von dessen gehabtem Versteck im Hause Kenntnis erhielt, schlug er seine beiden Arme über dem Kopf zusammen und äußerte höchst aufgeregt gegen meinen Onkel und dessen Gattin: „Warum haben Sie mir davon keine Kenntniß gegeben, ich hätte Palm als Sccre- tär zu mir in meinZimmer genommen und Niemand hätte geahnt, daß er bei mir sei, auch hätten die Gensdarmcn sich nie zu mir wegen einer Nachfrage nach Palm gewagt." Als Napoleon nach Augsburg kam und infolge seiner überaus guten Aufnahme dem Gasthofbesitzer Scholderer daselbst eine Gnade sich auszubitten erlaubte und dieser um die Begnadigung seines Freundes Palm bat, soll Napoleon, anscheinend unwillig, rasch entgegnet haben: „Er ist schon begnadigt." Die Depesche (?) kam in Braunau erst an, als das Todesur- theil, dessen Hauptanstifter Marschall Beclhier gewesen, bereits vollzogen war. Der verstorbene königliche Rechtsanwalt und Rechtsconsulent, vr. Rudolf Christoph Karl Sigmund Frhr. v. Holzschuher äußerte sich gegen mich bei einem Besuche in seiner Behausung am l4.Dcc. 1860, damals ein Greis von 84Jahren, dahin: „Auf Palm's dringendes Bitten, ihm Beistand und Ver- theidiger zu sein, fuhr ich mit ihm in Begleitung zweier franzö sischer Gensdarmcn, zusammen in einer Kutsche, in das Haupt quartier des Marschalls Bernadotte, nachherigen Königs von Schweden, nach Ansbach, wo Palm auch sofort in das bürger liche Arrestlocal auf dem Rathhause gebracht wurde, das damals eine französische Wache hatte. Aller meiner Bitten ungeachtet konnte ich weder für mich noch für Palm eine Audienz erhalten. Ein Adjutant des Marschalls eröffnete mir in dessen Auftrag, daß er wegen Palm's die gemessensten Befehle aus Paris habe und derselbe nach Braunau abgeliefert werden müsse. Palm's Bitte, ihn auch dahin zu begleiten, vermochte ich nicht zu entspre chen. Palm setzte sein ganzes Vertrauen auf seinen Gönner, den damaligen königlich bayerischen Generalcommissar Grafen v. Thür heim. Allein auch dessen Fürsprache war vergebens. War Palm's Abschied von seiner Gattin und seinen drei unmündigen Kindern schon ein herzzerreißender, so war er für mich hier noch um so schmerzlicher, da ich für ihn unter den eingelretenenVerhältnissen nur das Schwerste besorgte. Palm's tragisches Ende machte auf mich den schmerzlichsten Eindruck, so daß des Unglücklichen Bild nach dem am 26. Aug. zu Braunau erlittenen Märtyrertod in den ersten Wochen mir immer geistig zur Seite stand und mich sozusagen für jede wissenschaftliche Beschäftigung unfähig machte." Frhr. v. Holzschuher schilderte dabeiPalm als einen schönen grv- ßenMann, von einnehmenden Gesichtszügenmil braunem Backen bart. (Nürnb. Corresp.)
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