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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1922-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1922
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- Deutsch
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-i° 25, 30. Januar 1022. Redaktioneller Teil. Börsenblatt I. d. Dllchn, Buchender Die Gewerbesteuer als erste, zu deren Ermittlung hier in Hanna- ver ganz halsbrecherische Kunssttücke gemacht weiden. So ist das Betriebskapital nicht etwa das bilanzmäßig ermittelte, sondern diesem wird noch das Zwanzigsache des Arielpreises als Anlage- und Betriebskapital hinzugerechnel. Erweist es sich alsdann, daß der Reingewinn ein im Vergleich zu diesem Anlage- und Betriebskapital unverhältnismäßig niedriger ist, so wird er nach obenhin um 5 bis 10?S in die Höhe gehoben, ein Vorgang, dem ge wiß niemand etwas entgegenzuhalten hätte, wenn damit auch der Reingewinn wirklich gehoben würde. Dazu kommt eine ganz ominöse Kopssteuer, die sich bei meinen 20 Angestellten auf über ^ lOOO.— beläuft, eine Steuer also, die den Buchhandel bei spielsweise im Gegensatz zum Tabakseinzelhandel ganz gewaltig benachteiligt. Aber abgesehen von dieser Sturzwelle von Steuern, wie sollen die gewaltigen Mehrausgaben für Porto, Fernsprecher, Fracht, Kommissionärgebllhren ausgeglichen werden!? Ich ent nehme meinen Falturcn einige willkürlich herausgegriffene Bei spiele: Ladenpreis 28.—, Porto -kt 4.—, gleichbedeutend mit über 14/S; Ladenpreis -kt 25.—, P. u. V. -kt 3.85, gleichbedeutend mit 15,4^. Zwei Sendungen eines wissenschaftlichen Verlegers, der aus amtliche Ausgaben nur 25"/° Rabatt geben kann: Laden preis -kt 100.—, netto ^k 75.—, Porto -kt 8.— (verpackungssrei), also von 25^ Rabatt 8^ für Porto; Ladenpreis -kt 12.—, netto -kt 0.—, Porto -kt 2.—, woraus derBruIto gewinn von ^ 1.— zur Deckung aller übrigen Unkosten verbleibt (notabene 177» Porlounkosten!) Ladenpreis -kt 18.—, Porto ^t 2.—, gleich 12,5"/». Diese Beispiele für Einzelbezug! Als Kuriosum noch Ladenpreis -kt 4.80, Rabatt 50 H, Porto und Verpackung 2.50 — -kt 6.80, netto -kt 2.— teurer als ordinär! Aber auch beim Partiedezug bleibt der Prozentsatz, den die Zusendung verlangt, ein so hoher bei den heutigen Bücherpreiscn, daß er durch den Ladenpreis nicht mehr aufge- bracht werden kann. Eine Partie zum Gesamtpreise von -kt 210.— erforderte für I Postpaket Verpackung und Porto -kt 10.50, also 5^. Es kann also wohl nach den genannten Beispielen der Pro zentsatz für direkte Lieferung auf ION im Durchschnitt geschätzt werden. Ich darf es mir und dem Leser ersparen, aus Beispiele aus dem Gebiet der Fracht einzugehen. Warum aber ist es nötig, solche Dinge, die doch jedem Kaufmann bekannt sind, zu besprechen? Weil der Sortimentsbuchhändler dort demütig um Rabatterhöhung bitten muß, wo der Kaufmann sonst zu rech nen pflegt. Bitten muß der Sortimenter, statt daß er aus Grund seiner Spesen, auf Grund seiner Kenntnisse der Unkosten des Einzelhandels rechnet und bestimmt. Bitten bei einem Verlag, der im allgemeinen der Preissteigerung zu spät Rechnung getragen hat oder vielleicht erst einmal tragen wird. Die Not des Sortiments hätte durch rechtzeitige Preissteigerungen ver mieden werden können, und oft genug hat es versichert — auch die Äußerungen zum Weihnachtsgeschäft erweisen es von neuem —, daß der Verkaufspreis höher sein dürfte, als er vom Verlag angesetzt wurde, es ist nicht gehört worden und hat nun den Scha den als erster zu verspüren. Aber nicht das Sortiment allein trägt den Schaden, nein, der gesamte Buchhandel. Die Prppaganda oder besser gesagt, die Werbetätigkeit des Sortiments muß unter der Höhe der Lasten schnell, ach nur zu schnell ersticken, und das Gefühl des Stolzes, ein Verbreiter von Literatur zu sein, damit eine hohe Mission zu erfüllen, wird abgelöst werden von dem Gcsllhl dumpfen Schmerzes, die für den Absatz gebahnten Wege verfallen lassen zu müssen, und von dem Gefühl ohnmächtigen Zornes, vom kräftigen Schwungrad geistigen Lebens zum ver kommenden Rade an der Lastkarre herabgedrückt zu werden. Das zu verhindern, ist Ausgabe des Verlags. Ist er, wie es den Anschein hat, nicht in der Lage, die Unkosten des Soriimcnts- belriebes zu erkennen und danach seinen Rabatt zu bemessen, so täte er gut daran, dem Sortiment die Bestimmung des Laden. Preises zu überlassen und sich darauf zu beschränken, den Netto- Preis festzusetzen. Die Organisationen des Buchhandels werden sich fähig erweisen, derartigen Grundsätzen, die sich leichter den wechselnden Zeitverhältnissen anpassen, im Verein mit gesundem kaufmännischen Denken Ziel und Hall zu geben. Oscar Schmarl, i. Fa. Echmorl L von Seefeld Nachf. ; . . . .. « Wie die Dinge beim Verlag im besonderen liegen, geht aus Verhandlungen hervor, die in der Mitgliederversammlung der Stuttgarter Verlegervereinigung am 5. Januar gepflogen wor den sind. Der Aussprache lag ein Referat des Herrn Robert Lutz zugrunde, das wir nachstehend im Wortlaut wiedergeben, da es uns von großer Bedeutung für den Gesamtbuchhandel zu sein scheint: Die A bw ir t sch af tun g des deutschen Verleger - k ap i t a l s. Wenn jemand in einen Liter lOO^igen Alkohol 15 Liter Wasser gießt, so hat er dadurch keinen Wertzuwachs bekommen, sondern nur einen Mengen zuwachs. Genau so aber ist es mit unserem Gelbe: seine Menge ist im umgekehrten Verhältnis zu seinem Wert gestiegen. Dieser Mengenzuwachs führt zu zahlen mäßigen Überschüssen, die fälschlich für Gewinn angesehen wer den. Wir brüsten uns fast damit, daß Bücher noch so (unver hältnismäßig) billig seien, und an diesen billigen Bücherpreisen: muß der Verlag auf die Dauer zugrunde gehen. Denn unsere Preise sind z u billig, sie befinden sich unter dem wahren Werte unserer Erzeugnisse. Für die jetzigen Wirtschaslsverhältnisse im deutschen Verlagsbuchhandel stelle ich daher die Behauptung auf: Die meisten Verleger zehren von ihrem Kapital, statt mit ihm und ihrer Arbeit einen wirklichen Gewinn zu erzielen. Sie schüt ten Jahr sür Jahr einen Teil ihres Geschäftsvermögens aus an das Publikum, dem sie insbesondere ihre älteren Bücher mit Verlust verkaufen, und an ihre Angestellten, denen sie Gehälter und Löhne bezahlen sür eine Arbeit, die unwirtschaftlich ist. Die Verleger selber arbeiten sich müde, ohne Entlohnung hierfür, und dazu kommen dann noch die ungeheuren Ausgaben für allge- meine Unkosten, Steuern (sogar rückwirkende), Mietsteigerungen usw. Was die älteren Bücher betrifft, so nehmen wir beispiels weise einmal solche, die im Jahre 1910 hergestellt worden sind. Damaliger Ladenpreis -kt 5.—. Der Preis für diese Bücher müßte jetzt mindestens das Zehnfache, also -kt 50.— betragen.. Wir verlausen sie aber um -kt 25.— bis 30.—, d. h. um das Fünf- bis Sechsfache. Bücher, die in der Zeit vor 1918 hergestellt wor den sind und damals -kt 5.— kosteten, müßten jetzt einen Preis von -kt 75.— haben; wir verkaufen sie jedoch gleichfalls um ^t 25.— bis 30.—, Dabei bilden wir uns noch ein, es sei uns ein großer Gewinn entstanden, den wir dazu verwenden könn ten, unsere, neuen, jetzt hergestellten Bücher entsprechend schlech ter zu kalkulieren. Und so setzen wir denn für unsere neuen Er zeugnisse von vornherein schon viel zu niedrige Ladenpreise an. Wenn wir nun unsere mit Goldmark bezahlten Büchervorräte unter dem Goldwert, d. h. nicht zum Satz von etwa I Goldmark — 15 Papiermark verkaufen, so liquidieren wir durch jeden Ver kauf eines Buches einen Teil unseres Geschäftsvermögens mit einem Verlust, der dem kaufenden Publikum zugute kommt, und: unser Vermögensverlust vergrößert sich noch durch die entspre chenden allgemeinen Unkosten. Neben diesem Verschleudern unserer allen Vorräte her geht ein wenn auch weniger starkes Verschleudern unserer Neuerscheinungen. Wir kalkulieren diese- viel zu schlecht in Betracht der allgemeinen Verlagsunkosten, und wir kalkulieren sie um so schlechter, als wir uns einbilden, die -hohen Gewinne» aus den älteren Vorräten (die in Wirklichkeit nur Scheingewinne sind) schassten uns einen Ausgleich! Aber nur die Valutagewinne schaffen einen, sicherlich aber bei der Mehrzahl der Verleger ganz und gar nngenügenden Ausalcich. Im übrigen steht uns nur in ferner Zukunft ein unseren jetzigen Kapitalverlusten entsprechender Ausgleich in Aussicht, wenn wir es noch erleben werden. Dann nämlich, wenn an Stelle der bisher ständig zunehmenden Teuerung ein Abbau der Material- Preise und Löhne usw. stattsindet und wir im selben Verhältnis, wie wir bisher beim Zunehmen der Teuerung mit unseren Prcl- scn hinterherhinkten, umgekehrt jetzt beim Abbau der Preise ebenso langsam Nachfolgen und nun für die mit stark verdünn tem Gelde hergestelltcn Bücher konzentrierteres, höher karätiges Gold erhalten. Es ist aber zu befürchten, daß die Mehrzahl der Verleger diesen Zeitpunkt gar nicht mehr erleben wird, sondern vorher schon an Kapitalmangel abgestorben ist. Haben wir bei unseren völlig unzulänglichen Preisfestsetzungen dann noch mit der einen oder anderen Neuerscheinung Unglück und Makulatur 127
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