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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1922
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- 1922-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1922
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Redaktioneller Teil 25, 30. Januar 1922. (3. Bd.) viel besprochen — wenig gekauft. Jugendschriften, Bil- derbüchcr sehr lebhaft. Preis z. T. nicht über 25.—, anderer seits gleichgültig (wir haben viele Holländer zzt. hier). Ernstere Literatur etwas bevorzugt, besonders zum direkten Weihnachts geschenk. Das eigentliche Weihnachtsgeschäft ist als re'cht mäßig zu betrachten. Aber das liegt wohl an der Eigenart der hiesigen Verhältnisse. Ernst Hellmuth Münchhofs. » Noch einige In Len letzten Tagen «ingcgangene Berichte mögen den Schluß bilden: Aachen: Die Mehrzahl der Kunden hatte ihren Weihnachtsbedarf be reits im November eingedeckt, da infolge der immer schlechter werdenden Valuta ein Stillstand der steigenden Preise gar nicht abzuschen war. Trotzdem konnte über das eigentliche Weihnachts geschäft nicht geklagt werden, denn in der letzten Woche setzte noch ein sehr starker Betrieb ei». In der Hauptsache wurden Frensscn, Lauss und Herzog gekauft und viel Wert auf gute Aus stattung gelegt. Nach größeren Sachen war wenig Nachfrage. Es ist auzunehmen, daß die Interessenten ihre Einkäufe bereits im vorhergehenden Monat gemacht hatten. Von politischen Sachen wurden ausfallenderweise Ludcndorff und Bismarck, Band 3, von Ausländern und der Besatzungsbehörde viel gekauft, die Wohl zumeist ins Ausland gegangen sein dürften. Der Umsatz dürste sich gegen das vorige Jahr verdoppelt haben, was in der Hauptsache indes auf das Schlechterlverden der Mark zurückzu führen sein wird. Paul Fölschc. Arnswaldc: Die hohen Bücherpreise hatten im allgemeinen keinen großen Einsluß aus den Absatz. Bevorzugt wurden Bücher ernsten In halts: Bismarck, Band 3 — Memoiren — Kriegsgeschichte — Busch — Frenssen — Zahn — Stratz — Jnselverlag, in guten Einbänden, gutem Papier. Letztere Vorzüge waren für den Kauf oft ausschlaggebend. Preislagen 40.—, 50.—, 80.— und höher. Jugendschriften wurden gut verkauft. Bevorzugt: Union — Thiencmann — Abel L Müller. Preislagen 10.— bis 30.—. Das Publikum hatte sich zu eigen gemacht: -Gute Bücher sind immer noch das billigste Geschenk-. Wendt's Buchhandlung. Berlin (siche auch Bbl. Nr. 2l): 1. Das Weihnachtsgeschäft setzte Mitte Oktober bereits ein und stieg bis zum Fest andauernd zu ansehnlicher Höhe. Die Preise hatten bei qualitativ gut hergestellten Büchern wenig Einfluß auf die Kaufkraft. 2. und 3. Ein Teil meines Publikums verlangte stark Cham« berlain, Mensch und Gott — Keyserling, Reisetagebuch — Dosto jewski, religiös-östlich gerichtete Werke — die Luxusausgaben von Dulacs Märchenbänden, von Dantes »Göttlicher Komödie- des Askanischen Verlags, ferner die 3 kulturgeschichtlichen Werke Max v. Boehns: Deutschland im 18. Jahrhundert, England im 18. Jahrhundert, Rokoko, Hielscher: Das unbekannte Spanien, an dererseits die Dichtungen und Romane von Albrecht Schaeffer, Stefan George, Hamsun, Stendhal, Stifter, G. Keller, E. Th. A. Hofsmann, Naabe, Löns, Binding, Ricarda Huch und andere Bücher auf ähnlicher Stufe. 4. Die Jugendschriften und Bilderbücher von Thienemann, der Union und Franz Schneider wurden sehr viel gekauft. 5. Die Bücher unter 2 und 3 sind ein Anhalt dafür, daß gediegene, tiefe Bücher bevorzugt wurden. Hugo Rother's Buchhandlung. Die Redaktion kann die Mitteilungen über die Ergebnisse ihrer Umfrage über das Weihnachtsgeschäft nicht schließen, ohne zu einer Schiußbetrachtung das Wort zu ergreifen. Die zahl reich cingegangenen Berichte aus den verschiedensten Gebieten melden übereinstimmend ein sehr lebhaftes Weihnachtsgeschäft. Wir sagen mit Absicht »lebhaft- und vermeiden die Bezeichnung -gut-. Beim ersten Lesen scheinen die Berichte allerdings ein 12S gutes Weihnachtsgeschäft beweisen zu wollen. Ängstliche Ge müter mögen deshalb wohl bereits bedenkliche Rückwirkungen aus die Steuerbehörde und die Gehaltsansprüche der Angestellten be- sürchlct haben. Jedes genauere Hinsehen muß aber seststellcn, daß das angeblich gute Geschäft sehr problematischer Natur ist. Unter unseren heutigen Verhältnissen ständig zunehmender Geld entwertung und damit immer wieder steigender Preise bedeutet in den meisten Fällen ein guter Absatz des alten Lagers ange sichts der Notwendigkeit seiner Wiederaussüllung zur Fortfllh- rung des Geschäftes für den Kausmann tatsächlich nur Verlust. Auf dem Papier hat er Gewinne erzielt, in Wirklichkeit aber hat er gute Sachwerte gegen Geldzellel eingetauscht, deren Kauslrast höchst unsicher ist. Er ist also, richtig besehen, ärmer geworden. Welche Schlußfolgerung daher aus dem angeblich guten Weih nachtsgeschäft auch für den Buchhandel zu ziehen ist, bringt am besten der nachstehende Brief zum Ausdruck: Die Redaktion des Börsenblatts bat um Mitteilung über das verflossene Weihnachtsgeschäft. Ich selbst habe darüber berichtet (Bbl. Nr. 9) und bin überzeugt, die Antworten werden durchweg von einem guten Geschäft sprechen,weil tatsächlich die Bücher noch immer am billigsten sind. Zudem scheint alles in Geld zu schwim men, das Publikum schert sich meist den Teufel um den Preis und kauft glattweg. Unsere Lager sind daher lückenhaft geworden, wir müssen die Lücken aussüllen, und nun kommt der Kehrpunkt der Sache: d. h. wir kaufen meist teurer ein, als wir verkauft haben. Wir haben also Scheingewinne gehabt, unser Betriebs kapital geht in die Lager, und das trifft sowohl den Sortimenter wie noch mehr den Verlag, bei dem es sich um ganz andere Sum men handelt, wenn er Neuauflagen herausbringen soll. Täuscht man sich also nicht über den Kernpunkt der Sache hinweg? Sina nicht diese Scheingewinne, die in der Bilanz erscheinen, ohne daß sie wirklich erzielt worden sind, eine Massenerscheinung, und werden sie nicht bald ein brennendes Problem der Wirtschaft bil den? Bei der Industrie werden diese Scheingewinne, die durch hohe Dividenden zum Ausdruck kommen, bei dem geringsten Kon- juickturumschwung zu vielleicht ungeheuren Verlusten werden. Und dies bedroht gleicherweise den Buchhandel, der zurzeit hoho Umsätze erzielt, der hohe Lagerwerte sestlegt, der hohe Steuern bezahlen muß — und der eines Tages dieses Scheingebäude wird einstürzen sehen. Die Inventuren ergeben von Jahr zu Jahr höhere Lagerwertsummen — diesem entspricht ein scheinbar höhe res Betriebskapital —, und dabet werden die flüssigen Mittel immer knapper, der teuere Bankkredit muß immer mehr in An spruch genommen werden, und es gibt genug Firmen, welche zu- fammenbrechen müssen, wenn Bank oder Kommissionär den Kre dit kündigen oder nur beschneiden. Unsere sogenannte gute Kon junktur ist also nur ein Schaumwerk, — eine Kalastrophentäu- schung, die alle Begriffe solider Geschäftspraxis über den Haufen zu Wersen droht. Das geht nun seit einigen Jahren so. Man denke aber einmal weiter: Wenn die Steigerung der Herstellungs kosten in dem Tempo und in dem Matze so weitergeht, — was dann? Wo ist das Ende? Es muß ein Ende mit Schrecken sein! Wir tanzen politisch und wirtschaftlich aus einem Vulkan, der täg lich eruptiv werden kann. Sehn wir nach Polen, Österreich, — wir steuern destselben Kurs. Gibt's keine Rettung? Ganz andere Köpfer als ich beschäftigen sich mit dem Problem. Sie sehen auch keinen Ausweg. Aber warnen müssen sie. Und das möchte auch ich zu meinem bescheidenen Teile tun. Darmstadt, Ansang 1922. Otto Carius. Diese Ausführungen erfahren eine beachtenswerte Ergän- zung durch die folgenden Mitteilungen der Firma Schmor! L von Seeseld Nachs., Hannover, wenn man auch die hier am Ende gezogene Schlußfolgerung nicht allgemein wird als die einzig richtige anerkennen wollen. Herr Oscar Schmorl schreibt: Es sei mir gestattet, aus der Schilderung eines im großen und ganzen genommen guten Weihnachtsgeschäfts (Bbl. Nr. 24) einen kleinen Blick auf die gegenwärtigen Gewinnmöglichkeilen des Sor timents zu werfen. Noch nie — so glaube ich — hat eine derartige Betrachtung solch unerfreuliches Bild geboten. Das neue Jahr hat die zu erwartenden Steuerzettel gebracht, deren Höhe ge eignet ist, selbst den größten Pessimisten noch zu bestürzen.
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