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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1864
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1864
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- Deutsch
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84, 4. Juli. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1433 Verhandlungen zum gegenseitigen Schutze der Autorenrechte, welche die Ausschüsse des Vereins in Thätigkcir setzen. In letz terer Beziehung war Veit auch als Mitglied der literarischen Sachverständigen - Commission in Berlin bemüht, bei dem Ab schluß von Verträgen, z. B. zwischen Preußen und Frankreich, vor Uebereilungen zu warnen, insbesondere die Monopolisicung von Uebersetzungen ausländischer Werke zu verhindern. Eine klassische Leistung, die an diesen Platz gehört, war ferner die Schrift („die Erweiterung des Schutzes gegen Nachdruck 1855"), welche Veit gegen einen Raumer'schen Gesetzentwurf vom 11. De- cember 1854 veröffentlichte. Dieser — durch eine Petition der, Schiller'schen Erben mirangeregte— Entwurf sollte derRcgierung die Befugniß geben, zu Gunsten der Erben verdienter Auroren den gesetzlich feststehenden Schutz gegen Nachdruck im Wege der ^ Verordnung zu verlängern. In großen Zügen erörtert nun die Schrift die gewichtige Frage des geistigen EigenthumS, > charakterisier die beiden Extreme, zu welchen dieselbe geführt, — das Faustrecht des Nachdrucks, welches den Schriftsteller der Früchte ^ seiner Arbeit beraubt, und das ewige Verlagsrecht, welches der Nation den Zugang zu den erhabensten Werken ihres eigenen Geistes versperrt— und weist endlich nach, wie die preußische j Gesetzgebung vom Juni 1837, indem sie ein 30jährigcs Verlags recht nach dem Tode des Autors gewährt, bereits die billige Ver mittlung zwischen den Rechten des Einzelnen und der Allgemein heit gefunden. Dabei kam denn zu Tage, daß der Verfasser des Raumer'schen Entwurfs eine ergänzende Verordnung vom Juli 1844,die zuGunstender früher verstorbenen Autoren jenen30jäh- rigenSchutz erst vomJahre1837 ab berechnete, gar nicht gekannt hatte. Es war das Verdienst der Veit'schen Schrift, daß die Vor lage abgelehnt wurde und somit der Versuch scheiterte, auch auf diesem Felde das allgemeine gleiche Recht zu Gunsten des Mo nopols und der administrativen Gewalt zu brechen. Ein höchst wichtiges Werk war endlich der umfassende Entwurf eines deut schen N a ch dru cks g c setz es, der vom Börsenverein 1855 un ternommen und mit Hilfe hervorragender Juristen 1857 zu Ende geführt wurde. Ein nicht geringer Theil dieser Arbeit siel auf den Vereinsvorsteher, den die Größe des Gedankens zu der ausdauerndsten Thätigkeit während dieser mühseligen Verhand lungen begeisterte. Denn es handelte sich ja hier darum, dieselbe Idee, welche das deutsche Wechselrechk, die Münzverträge, das Handelsrecht geschaffen, für die bedeutsame Sphäre der Literatur und Kunst zur Durchführung zu bringen. Es handelte sich darum, das Chaos von einigen dreißig Particulargesetzgebungen hinwegzuräumen, ein gleichförmiges Recht des geistigen Eigen- lhums für ganz Deutschland zu schaffen und mit dieser nationa len Schöpfung zugleich den festen Boden zu gewinnen, auf welchem die literarischen Verkehrsverhälinisse mit fremden Völ kern ohne Schaden und Verwirrung geordnet werden konnten. Die langsam gereifte Vorlage wurde im December 1857 der sächsischen Regierung zu weiteren Schritten am Bunde über geben; aber die Sache scheiterte an dem Widerstande, welchen Preußen der Legislation des Bundes entgegenstellte. Gleichwohl ist das gediegene Werk, das unsere bunten literarischen Rcchls- zustände nach einer nothwendigen Idee umgestaltet, eine Vor arbeit für die Zukunft, ein fruchtbares Samenkorn, das zur günstigen Stunde answachsen wird. — Nach dem Tode seines Socius Lehfeldt, 1858, gab Veit seine Verlagshandlung auf, um für die Erfüllung seiner sonstigen übernommenen Pflichte» mehr Zeit zu gewinnen. ... Er war früher (seit dem Herbst 1849) einige Zeit lang unbesoldeter Stadtraih gewesen; aber diese mehr buceaukralische Thätigkeit, wobei er auf ein bestimmtes Arbeitspensum beschränkt blieb und der Blick auf das Ganze der städtischen Angelegen heiten ihm verloren ging, hatte seinen Neigungen weniger zu- gcsagt, und so war er wieder in seine alte Stellung als Stadt verordneter zurückgetreken. Was ihn in dem weiten Umkreis des communalen Lebens am meisten fesselte, war die geistige Seite desselben: das Untercichtswesen der Gemeinde, die Pläne zur Reorganisation und Vermehrung der höheren Lehranstalten, zur Gründung von Mittelschulen u. s. w.; er war der eifrigste Ver treter der idealen, humanistischen Richtung auf diesem Gebiet. Wie er in der Versammlung überhaupt durch sein Wissen und die Lauterkeit seiner Gesinnung wirkte; wie er, an allen Fragen von Bedeutung theilnehmend, die Gegensätze ausglich, die Ein tracht hcrstellte und das Wohl seiner Stadt im Herzen trug — das hat sein College im Vorsteheramt, Hr. Kochhann, nach sei nem Hingang in bewegten Worten dargestcllt. Im Januar 1863 wurde er von den Stadtverordneten zu ihrem stellvertretenden Vorsteher gewählt, und dieses ehren- und arbeitsvolle Amt ver sah er bis zu seinem Tode. In den letzten Monaten klagte er oft über Ermattung, Herzklopfen und Beklemmungen; es wurde ihm schwer, die städtischen Nachmittagsptzungen zu besuchen. Endlich im Gefühl völliger Erschöpfung hielt er sich daheim; aber auf einige schlaflose und schmerzvolle Nächte schien eine Besserung zu folgen, und Niemand von der Umgebung ahnte, daß das Wehgefühl, das ihn zeitweise übersiel, das Symptom eines unheilbaren Herzleidens sei. Noch am Abend des 4. Fe bruar unterhielt er sich freundlich und voll Interesse für die vaterländischen Ereignisse mit nahen Freunden; am kommenden Morgen war er, auf seinem Lehnstuhl sitzend, hinübergeschlum mert. Ein Herzschlag hatte leicht und rasch das Ende ge bracht. — Der Werth des Menschen geht niemals auf in seinem Werk, aber dann am wenigsten ist der Umriß des äußeren Thuns geeig net, das Innere ganz widerzuspiegeln, wenn der Kern desselben mehr in der Harmonie der edelsten sittlichen Kräfte, als in außer ordentlichen praktischen und politischen Gaben beruht. Das, wodurch Veit wirkte, wodurch er die Liebe der Menschen in den verschiedensten Lebenskreisen sich erwarb, war eben diese harmo nische, warme und so schlichte, einfache Persönlichkeit, der Jeder mann es anspürte, wie ihr alles Unwahre und jede selbstische Be rechnung fern lag. Er blieb ein Idealist, als sein Haupt weiß geworden war, und die harte Wirklichkeit mit ihren Hemmnissen und Enttäuschungen, der politische Parteikampf mit seiner Schroffheit und Gehässigkeit setzten es nicht durch, ihm die ju gendliche Begeisterung für das Gute, und die Milde in dem Uc- theil über die Menschen zu nehmen. Aus seiner poetischen Jünglingszeil hatte er sich einen heiteren, lebensfrischen Sinn in das Manncsaltcr hinübergenommen — eine kindliche Genuß fähigkeit, die an dem Einfachsten sich ergötzte, die auf der Wan derung durch Wald und Flur, im vertrauten geselligen Kreis glücklich und fröhlich hervorbcach. Dann lag der ganze Zauber einer liebenswürdigen Mcnschennatur über ihm, eine strahlende Freude, die doch wieder ihren Grund in seinem tiefsten sittlichen Wesen hatte. Er verstand es eben, sich selbst hinzugeben, in das fremde Dasein sich hincinzufühlen , das W o h I w o l I e n war die innerste Wurzel seines Wesens. Niemand hat bereitwilliger das fremde Verdienst anerkannt und weniger an das eigene gedacht, und gewiß nicht Viele gab es, die leichter auf Ansprüche und Vvrtheile verzichtet und rascher und herzlicher die hilfreiche Hand geboten hätten. Wohlthätig und freigebig — oft mit erstaun licher Liberalität, war er für sich genügsam und fast bedücfniß- los; er machte sein Haus zum Mittelpunkt einer schönen Ge selligkeit, aber sich selbst gönnte ec auch in den letzten Jahren
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