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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1883
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- 22.08.1883
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- Deutsch
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Psalteriums, welches sich früher auf dem kaiserlichen Schlosse Ambras in Tyrol befand, wo es Lambeccius 1665 entdeckte, und das niemals zum wirklichen Chorgesang gedient haben soll, weshalb es auch ohne Musikuoten und handschriftliche Abänderungen ist, kam später nach Wien in die kaiserliche Hofbibliothek. Von zwei weiteren Exemplaren berichtet vr. Falkenstein, daß das siebente früher in der Domkirche in Mainz, wo es 1787 Würdtwein aufgefunden, dann in Aschaffenburg, wohin es wohl von einem Kurfürsten von Mainz während der französischen Re volutionszeit in Sicherheit gebracht worden, sich befunden habe, jedoch später verschwunden sei, während das achte, anfangs in der Mainzer Stadtbibliothek, in den folgenden Jahren, bezw. den Kriegen mit Frankreich abhanden gekommen sei, ohne eine Spur zu hinterlassen. Noch bemerken wir, daß die Nachfrage nach diesem Psalterium eine sehr bedeutende und anhaltende gewesen sein muß, denn schon zwei Jahre später — unter dem 29. August 1459 — erschien das Psalterium in zweiter Auflage, ebenfalls ganz auf Pergament und mit den nämlichen Jnitalien und schön verzierten bunten Versal buchstaben gedruckt, jedoch in etwas größerem Format und zwar deshalb, weil die Exemplare der ersten Auflage in den meisten Kirchen für die hohen Lesepulte im Chore zu kurz waren. Bemer kenswerth ist die zweite Auflage des Psalteriums noch dadurch, daß in der Schlnßbenicrknng Peter Schösser zum ersten Male „Schoiffer" und Clericus (nach damaligem Sprachgebrauch soviel als „Schreiber" genannt wird. Von dieser zweiten Auflage sind heute, wie vr. Falkenstein berichtet, nur noch 12 Exemplare bekannt, von denen 8 in England, 3 in Frankreich und 1 in Deutsch land Besitzer gefunden haben. In den folgenden Jahren ver anstaltete Peter Schösser noch ein paar Auflagen des Psalteriums und zwar 1490 die dritte, 1502 die vierte, während sein Sohn Johann 1516 die fünfte erscheinen ließ. Die Thätigkeit, welche Fust und Schösser gemeinschaftlich ent falteten, blieb eine sehr rege und nachhaltige, sie scheint auch die besten Erfolge gehabt zu haben, doch würde es hier zu weit führen, näher auf dieselbe einzugehen. Eine besondere Erwähnung verdient jedoch die Lidliu saoru latina, 2 Bände in Großfolio, vollendet durch Fust und Schösser am 14. August 1462; es war die erste vollständig datirte Bibel, welche wegen dieses Umstandes, mehr aber noch wegen ihrer inneren typographischen Schönheit vor allen gedruckten Bibeln den höchsten Rang einnimmt. (Die Initialen, für welche leerer Raum gelassen wurde, sind in den auf Pergament gedruckten Exemplaren gewöhnlich in Roth und Blau, bisweilen aber auch in Gold und Purpur hineingemalt.) „Vergleicht man — sagt vr. Falkenstein — dies Meisterstück mit Gutenberg's Catholi con von 1460, so ist allerdings nicht in Abrede zu stellen, daß der Lehrer sehr bald von dem Schüler in hohem Grade übertroffen worden." In der Zeit zwischen März und Juli des Jahres 1466 ging Fust nach Paris, um dort seine Verlagswerke zu verkaufen. Da die Buchdruckerkunst noch nirgends bekannt war, so hoffte er seine Bibel für eine Handschrift ausgeben und auf diese Weise einen höheren Preis erzielen zu können. Noch vom Juli 1466 hat man Spuren von ihm, dann aber verlautete über ihn nichts mehr. Da nun in den Monaten August und September jenes Jahres die Pest in Paris herrschte und mehrere Tausend Menschen schnell hinweg raffte, so ist vermuthet worden, daß auch Fust als Opfer dieser Krankheit gefallen sei; durch ein altes Mainzer Pfarrregister wurde erwiesen, daß Fust, der darin noch im Jahre 1464 als Kirchen- geschworner aufgeführt war, 1467 todt und durch einen Andern ersetzt worden war. Schösser wurde also jetzt alleiniger Geschäfts besitzer. Noch beinahe 40 Jahre wirkte Peter Schösser mit nimmer rastender Thätigkeit und Umsicht in Mainz. Eine große Zahl ge diegener und schön ausgestatteter Werke gibt die Beweise seiner außerordentlich tüchtigen Schaffenskraft. Nur in den letzten Jahren seines Lebens mußte er die letztere beschränken, wahrscheinlich wohl deshalb, weil ihm das von dem Kurfürsten von Mainz übertragene Richteramt nicht mehr gestattete, so fleißig wie früher in der Drucke rei zu arbeiten. Möglicherweise hatte ihm auch die vom Kurfürsten Berthold im Jahre 1486 eingeführte Ceusur das Druckgeschäft etwas verleidet, vielleicht selbst weniger einträglich gemacht. Ueber- dies zählte er bereits zwischen 70 und 80 Jahre, seine Lebenstage neigten sich dem Ende zu. Das letzte Buch, welchem er seinen Namen beigefügt hat, ist die schon genannte 4. Auflage des präch tigen Psalters; es ist in der That merkwürdig, daß dasselbe Meister werk, durch welches er seine Kunsttalente zum ersten Male kundgab, auch die Laufbahn seines langen und thätigen Künstlerlebens schloß. Er beendigte das Werk am Vorabende des heiligen Thomastags, 21.December 1502. Im Laufe der nächsten 3 Monate muß er gestorben sein, wie aus der Schlußschrift eines von seinem Sohn am 27. März 1503 vollendeten neuen Werks (itsrouiius tris- woZwtuo) hervorgeht, in welcher dieser Sohn als Drucker angegeben ist. Genauer ist sein Sterbetag nicht nachzuweisen; ja, man weiß nicht einmal, wo seine sterbliche Hülle beigesetzt worden ist. Dr. Falkenstein läßt Peter Schösser alle Gerechtigkeit wider fahren, indem er seine Verdienste um die Buchdruckerkunst in fol gender Art würdigt: „Was Peter Schösser aus Achtung vor Gutenberg oder Furcht vor Fust bei deren Lebzeiten nicht laut auszusprechen wagte, das sagte er nach Beider Tode in den lateinischen Versen, die er einem Werke (8. INowae ^.guiuatis sseuuäs, seounäus) beidruckte, näm lich, daß die beiden Johannes (Gutenberg und Fust) zwar die ersten Buchdrucker gewesen, daß aber er, Peter Schösser, dieselben in der Kunst, die Buchstaben zu schneiden und zu gießen, übertroffen habe. Dabei führt er ein Gleichniß aus der Bibel (Joh. 20, 3—8) an, wie Petrus und Johannes miteinander zum Grabe des Erlösers eilten, Johannes vorauslief, aber nicht hineinging, Petrus dagegen zwar später nachkam, aber sogleich hineintrat. Dieses Beispiel scheint ihm die zufällige Gleichheit der Taufnamen zwischen ihm und Gutenberg eingegeben zu haben . . . Mit den Psalterien von 1457 und 1459, sowie mit der prachtvollen und correcten Bibel von 1462 zusammengehalten, drängt sich dem Beschauer (der »Summarien«) die Bemerkung auf, daß die Buchdruckerkunst, so herrlich und überraschend ihre Leistungen zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts auch immer sein mögen, doch nicht in dem Grade sich vervollkommnet hat, als deren fast unglaubliche Riesenfortschritte im ersten Jahrzehend ihrer Entstehung erwarten ließen. Was hätte noch alles aus der edlen Kunst werden können, wenn sich in den Unternehmungssinn der ersten Beförderer weniger kleinstädtischer Zunftgeist oder wohl gar hier und da hemmende Eifersucht eingemischt, wenn nicht im 17. Jahrhunderte die ver heerenden Greuel eines allgemeinen Krieges in unserem Vater lande den höheren Aufschwung gelähmt und die Bemühungen Ein zelner vereitelt hätten? Durch diesen Meisterdruck allein würde Peter Schösser sich einen unsterblichen Namen begründet haben, wenn auch nicht die vielen nachfolgenden Erzeugnisse seiner Presse lauter als jedes geschriebene Lob für seinen Geschäftstact, seinen Eifer und seine typographische Geschicklichkeit sprächen." Fügen wir noch hinzu, daß Peter Schöffer auch als Erfinder der bis in die neueste Zeit hinein und heute vielleicht mehr als je angewandten „Schwabacher Schrift" angesehen werden kann, denn „Breydenbach's Reisen" und die „Cronecken der Sassen" sind die ersten Bücher, welche mit dieser Typengattung gedruckt worden sind. Wenn also Peter Schöffer auch keinen Theil an der Erfin dung der Buchdruckerkunst selbst hat, so gebührt ihm doch die Ehre.
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