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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1883
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1883
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- Deutsch
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Der Plan sollte gelingen, denn im Besitze aller zum Drucke der lateinischen Bibel gebrauchten Lettern und anderer, nach Schöffer's Verfahren gegossener Typen, brachten Fust und Schösser schon 1'/4 Jahre nach Begründung ihres neuen Geschäfts ein Werk zu Stande, das, wie vr. Falkenstein sagt, „noch jetzt als das größte Meisterstück der Buchdruckerkunst von keinem andern an Schönheit, Genauigkeit und Pracht übertroffen, als das herrlichste Denkmal der kaum erfundenen Kunst die Bewunderung aller Kenner erregt". Es ist dies das berühmte und allen Bibliographen bekannte Psal- terium. Da wir selbst so glücklich waren, eins der wenigen noch er haltenen Exemplare in der großherzoglichen Hofbibliothek zu Darmstadt in genauen Augenschein zu nehmen, so wollen wir über dieses ebenso seltene wie werthvolle Erzeugniß der Buchdrucker kunst, welches dem erfinderischen Geist und der Technik von Peter Schösser ganz besonders zur Ehre gereicht, hier Bericht erstatten. Das Mainzer Psalterium von 1457 ist das erste Druckwerk der Welt, welches nach Kennerurtheil sowohl durch die Namhaft machung des Druckers und des Druckorts, als durch die Bezeich nung des Jahres und Tages seiner Erscheinung nicht nur eine voll ständige Datirung, sondern auch die frühesten eingedruckten Initialen enthält und an Schönheit nur von wenigen typographischen Er zeugnissen unserer Tage übertroffen wird. Dieses kostbare Doku ment der Fortschritte der Buchdruckerkunst ist nicht sowohl ein eigentlicher Psalter, als vielmehr ein Breviarium. (Das Brevi- arium — Anfangs Rechtsbuch der Römer im westgothischen Reich — wurde später als „Brevier" ein Gebet- oder Kirchenbuch der katho lischen Geistlichen, ein durch beredte Kürze ausgezeichnetes Bet formelbuch, das dann auch in weiterem Sinne gebraucht wurde.) Dasselbe enthält weder eine vollständige Sammlung der Psalmen, noch diese selbst in ihrer gewöhnlichen Ordnung, sondern untermischt mit Antiphonien (Gegen- und Wechselgesänge), Responsorien und Collecten rc. und nach der Folge der Sonn- und Festtage, an welchen sie im Chor abgesungen wurden. Obgleich zu damaliger Zeit der Gebrauch des Linnenpapiers schon allgemein verbreitet war und die Buchdrucker in der Regel nur wenige Exemplare ihrer Druck werke auf Pergament abziehen ließen, so mußten Fust und Schösser bei der Herstellung des Psalters auf dessen täglichen Gebrauch im Chore der Kirchen Rücksicht nehmen und zu diesem Buche ein mög lichst starkes und dauerhaftes Material wählen. So wurde die ganze Auflage (leider ist über die Stärke derselben uns nichts bekannt) auf schönes Pergament in großem Folioformate mit fort laufenden Zeilen gedruckt, deren die erste Seite 19, alle andern 20, die 274. Seite 21 enthält. Die erste Seite sängt, wie alle Jncunabeln, ohne weitere Titelüberschrift mit dem ersten Psalm an: „SsLtus vir gut non abiit" rc. Die Buchstaben sind von zwei verschiedenen Größen und entsprechen genau dem Muster der geschriebenen Choralbücher jener Zeit. Die größeren dienten zum Druck des Textes der Psalmen, die kleineren zu dem der Collecten, Hymnen, Gebete rc., sowie zu der Schlußschrift. Das ganze Buch ist mit 306 großen verzierten An fangsbuchstaben geschmückt, welche sehr kunstvoll in Holzschnitten und mit ausgezeichneter Geschicklichkeit in zwei verschiedenen Farben gedruckt sind: roth, wenn die Verzierungen blau, und blau, wenn diese roth sind. Der Anfangsbuchstabe 6 ist der größte von allen, und wahrscheinlich wie alle jene, mit denen jedesmal ein neuer Psalm beginnt, von Peter Schösser selbst gezeichnet, in Holz ge schnitten und mit ebensoviel Stöcken, als er Farben hat, abgedruckt. „Erstaunen erregend — sagt vr. Falkenstein — in Hinsicht auf jene frühe Zeit ist die mit Oel gemischte, dem Wasser wider stehende Druckerschwärze, die Schärfe der Lettern und die Genauig keit des Satzes, womit sowohl auf der Stirn- als Rückseite der Blätter die Zeilen sich gegenseitig decken. Noch findet man — wie bei allen Erstlingsdrucken — keine Seitenzahlen, Custoden oder Signaturen. Jedes Exemplar ist mit einer merkwürdigen, in sieben Zeilen mit kleinerer Schrift und rother Farbe gedruckten Schluß bemerkung versehen, welche folgenden Wortlaut hat: „krssssuv spstmorum (Druckfehler statt psstraoruw) oocksx vsauststs ss.pi- ksliura cksooratus rubrioationibusgus suküoisntsr äistmotus, s.ä- invoutious srtiLoioss. imprimsuäi st os.rs.otsrirg.ncki sbsgus os.1s.wi utts sxsrstions sie skÜAis.tu8, st sck sussbisin cksi inckustris sst son8uwws.tu8 psr ckobsnnsin vust oivsm tckoAuatinuru st kstrum Loböllsr äs Osrnsrbsim. ^.nno ckowiui wi11s8imc> oeeolvi). In vi^ilis. s.s8uweicmis". In wörtlicher Uebersetzung: „Gegenwärtiges Buch der Psalmen, durch die Schönheit der Hauptbuchstaben ge schmückt und mit unterscheidenden Rubriken hinlänglich versehen, ist durch die kunstreiche Erfindung zu drucken und Buchstaben zu bilden, ohne irgend eine Schrift der Feder so ausgeführt und zur Verehrung Gottes mit Fleiß zu Stande gebracht worden durch Jo hann Fust, Bürger zu Mainz und Peter Schösser aus Gernsheim im Jahre des Herrn 1457 am Vorabende des Mariä Himmel fahrttages" (am 14. August). Ebensowenig wie über die Stärke der Auflage ist heute etwas Näheres über die Kosten bekannt, welche dieses prachtvolle Werk der Buchdruckerkunst verursacht hat; letztere müssen allerdings sehr be deutend gewesen sein, so daß wohl auch der Verkaufspreis des Psalters ein verhältnismäßig sehr hoher gewesen sein wird. Demokrit-Weber spricht, wie wir vorhin gesehen, nur von 5 noch erhaltenen Exemplaren des Psalters. Diese Angabe muß auf einem Jrrthum seiner Zeit beruhen, denn vr. Falkenstein macht davon folgende 6 (eigentlich acht) namhaft. Es sind folgende: 1) Das einst von Schöpflin den Vorstehern des St. Victor stiftes zu Mainz abgeschwatzte, im Jahre 1754 für 2000 Livres verkaufte Exemplar wurde nach mehrfachem Wechsel der Besitzer endlich im Jahre 1817 bei der Versteigerung der ausgezeichneten Büchersammlung des Grafen MacCarthy in Toulouse, obwohl 6 Blätter an demselben fehlen, von dem Könige von Frankreich für 12,000 Frcs. für die königliche öffentliche Bibliothek zu Paris erworben. 2) Das zweite Exemplar des Psalters stammt gleichfalls aus dem St. Victorstift in Mainz und befindet sich schon seit geraumer Zeit in der Hofbibliothek zu Darmstadt. Dasselbe ist im Ganzen gut erhalten, doch sind durch die Ereignisse im Laufe der Zeit 5 Blätter beschädigt worden. Das letzte Blatt ist dadurch gekenn zeichnet, daß ein Riß durch das Pergament von oben bis unten, bezw. durch sämmtliche Anfangsbuchstaben geht und das Blatt selbst am Rande mit Papier geflickt ist. 3) Das dritte Exemplar ist dasjenige, welches im Jahre 1643 auf dem Singchore der Domkirche zu Freiberg in Sachsen aufge funden wurde und gegenwärtig, obgleich es nicht ganz vollständig ist, einen Hauptschatz der königlichen Bibliothek zu Dresden ausmacht. 4) Das vierte Exemplar war früher Eigenthum der Prämon- stratenser-Abtei Roth bei Memmingen und wurde dort von Schel- horn um das Jahr 1768 entdeckt, worauf es 30 Jahre später von Lord Spencer für 3000 Gulden Rheinisch (etwa 5250 Reichs- Mark) erstanden wurde. 5) Das fünfte, jetzt in der Residenz-Bibliothek in Schloß Windsor befindliche Exemplar war früher Eigenthum des Klosters der Ursulinerinnen zu Hildesheim. Es gelangte dann in den Besitz des Hofraths Duve in Hannover und kam später in die Universitäts- Bibliothek von Göttingen, welche es dem König Georg III. von England abtrat. 6) Das sechste, schönste und vollständigste Exemplar des 513*
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