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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1883
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- Erscheinungsdatum
- 03.12.1883
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- Deutsch
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5566 Nichtamtlicher Theil. ^5 279, 3. December. Kenntnissen ausgerüstet, kehrte er nach Antwerpen zurück und! widmete sich jetzt der Buchdruckerkunst, die er dann zu Brüssel und Ryssel ausübte. Er war aber nicht Willens, in seinem Vaterlande zu bleiben, sondern gedachte auf fremdem Boden sich zum Betriebe der erlernten Kunst Gutenberg's niederzulassen. Zunächst machte er eine Reise durch Deutschland. Am Anfänge der siebziger Jahre kam er nach Wien, wo er in die Officin des Johann B. Hacque eintrat, welcher ebenfalls ein Nieder länder war und meistens den Druck fremdsprachlicher Zeitungen und Bücher besorgte. Im Besitze vorzüglicher Sprachkenntnisse nützte Ghelen, welcher der deutschen, lateinischen, niederländischen, französischen, italienischen, spanischen und ungarischen Sprache mächtig war, (er verstand also sieben Sprachen!), Hacque gar sehr und wurde auch von den Gelehrten wegen dieser Eigen schaft sehr geschätzt. Im Hause Hacque's lernte er dessen Schwägerin, Elisa beth de la Fontaine, die Tochter des Goldschmiedes de la Fontaine in Wien, kennen und vermählte sich mit ihr am 28. Februar 1672. Der Begründung einer eigenen Häuslichkeit folgte bald auch die geschäftliche Selbständigkeit; denn nach dem Tode von Hacque, der im Jahre 1678 erfolgte, kaufte Johann van Ghelen von seiner Schwägerin die Officin und wurde am 23. September des genannten Jahres auch als Universitäts-Buchdrucker imma- triculirt. *) Johann van Ghelen, welcher die Kunst Gutenberg's vor trefflich erlernt hatte und ein erfahrener Geschäftsmann war, brachte seine Officin gar bald in Schwung. Als ein in Sprachen kundiger Mann legte er ein Gewicht darauf, daß fremdsprach liche Werke bei ihm gedruckt würden, weshalb er sich um solche eifrig bewarb. Eine große Zahl dieser Werke ging aus seiner Officin hervor. Am 5. November 1678 hatte er ein Privile gium zum „truckh und Verkauffung der Lateinischen vnd wälschen Zeittungen" x>sr äsoretum erhalten. Auf sein Nachsuchen wurde ihm am 25. April 1699 diese Freiheit durch ein Diplom des Kaisers Leopold I. wegen seiner Verdienste als Universitäts und welscher Buchdrucker, sowie für seine Dienste zur Pestzeit (1679), namentlich aber während der Belagerung Wiens durch die Türken (1683) erneuert, bekräftigt und für den Fall seines Todes auch aus seinen Sohn, Johann Peter van Ghelen übertragen. Während der denkwürdigen Belagerung Wiens, welche be kanntlich mit der entschiedensten Zurückweisung der Ungläubigen von den Mauern der österreichischen Hauptstadt endete, bei welcher Abweisung besonders auch deutsche Hilfstruppen „aus dem Reich" die brüderlichste Hilfe leisteten, hatte sich nämlich auch Johann van Ghelen sehr hervorgethan. Er stand damals in dem kräf tigen Mannesalter von 38 Lebensjahren und betheiligte sich per sönlich an der Vertheidigung Wiens, indem er bei der hofbefrei- *) Daß unser Ghelen wacker zu kämpfen hatte, um sich Geltung zu verschaffen, geht aus der nachfolgenden von Or. A. Mayer mitgeiheilten Thatsache hervor. Sein Geschäftsvorgänger Hacque war Universitäts- Buchdrucker gewesen, es war also natürlich, daß auch er bei seiner Selbständigkeit diesen Titel zu erlangen suchte. Nun aber protestirten die übrigen Universitäts-Buchdrucker, als das Rectorat und Consistorium der Universität von ihnen einen Bericht über den neuen Collegen ver langten. Ansangs hatten sie gar nicht geantwortet; erst als sie urgirt wurden, erstatteten sie an die Universitäts-Behörden ihren Bericht wegen der Aufnahme Ghelens in der herkömmlichen Weise und mit den Worten: „in erwegung, daß Wier selbstcn Kaumb das Broth gewinnen können, beschweren wir uns billig und enthalten uns des Urtheils." (Das be treffende Actenstück ist heute noch im Archive der Wiener Universität vorhanden.) ten Freicompagnie als Kämpfer eintrat. Als Universitäts-Buch drucker jedoch, also als Angehöriger der Universität erfüllte er dadurch seine Pflicht, daß er täglich auf seine Kosten 4 Mann in die Universitäts-Compagnie stellte. Mit Aufopferung unterzog er sich gleich vielen verdienten Bürgern allen Gefahren und Strapazen und freute sich nach ausgestandener Noth in lauten Worten über den Sieg der Christen vor Wien am 12. September, — ein Sieg, dessen 200-jähriger Gedenktag bekanntlich in diesem Jahre von der Stadt Wien festlich begangen worden ist. Im nächsten Jahre (1684) gab denn auch Ghelen in Venedig eine italienische, dann in Wien in deutscher Sprache eine „kurze, doch wahrhafte und mit denkwürdigen Umständen verfaßte Erzählung der im Jahre 1683 von dem Erbfeinde vorgenommenen Belagerung von Wien" heraus, eine Relation, welche unter den damals erschienenen Schriften dieser Art einen hervorragenden Platz einnimmt, auch in italienischer Sprache zweimal aufgelegt wurde. Ihr Titel — nach dem Gebrauch der damaligen Zeit etwas lang — lautete wie folgt: „Kurtze, doch wahrhaffte und mit denckwürdigen Umständen verfaßte Er- zehlung der im Julio 1683 Heil. Jahrs von dem Erb-Feinde vorgenommcnen, Welt-erschollenen Belagerung wie auch... am 12. September desselben Jahrs ... ins Merck gesetzten Entsetzung Römisch-Kayserlicher Residentz-Stadt Wien: Anfänglich in italiä- nischer Sprach beschrieben . . . anjetzo aber ... in unser Mutter- Sprach übersetzt." (Darunter der kaiserliche Adler.) Gedruckt im Jahr Christi 1684. 3 Bl. 72 S. n. Starhemberg's Por trait. (40.) (Schluß folgt.) Dir v. Ponickau'schr Bibliothek in Halle. Die Universität Wittenberg erfuhr im Jahre 1789 eine sehr dankenswerte Bereicherung ihrer literarischen Schätze, in dem ihr der kurfürstlich sächsische Geheime Kriegsrath Johann August v. Ponickau auf Klipphausen seine reichhaltige Bi bliothek schenkte. Sie enthielt eine vollständige Sammlung aller auf die Geschichte Sachsens bezüglichen Druckschriften und bestand damals aus 11,000 bis 12,000 Bänden; daneben ging noch eine 3—4000 Bände zählende Miscellanbibliothek. Dazu kamen viele kleinere, in ungefähr 700 Kapseln in Folio und Quart befind liche Schriften, die man auf 30,000 anschlagen konnte; endlich noch 600 Karten. Der Geschenkgeber ließ diesen werthvollen Schatz auf eigene Kosten auf der Elbe von Dresden nach Witten berg schaffen, wo die Bibliothek in dem im oberen Stock des Augusteums befindlichen sogenannten Fürstensaale über der aka demischen Bibliothek aufgestellt wurde. Noch während seines Lebens versah Hr. v. Ponickau seine Stiftung mit Fortsetzungen und Nachträgen und in seinem Testa ment vermachte er der akademischen Bibliothek ein Capital von 3000 Thalern, davon 50 Thalcr jährlicher Zinsen für den Auf seher der nach seinem Namen zu benennenden Bibliothek, der Rest der Zinsen zur Ergänzung und Fortsetzung derselben ange wendet werden sollte. Die Bestimmungen des Testaments wur den mit der Maßnahme getroffen, daß die ganze Schenkung un gültig wäre, wenn dem Stifter wider seinen Wunsch Ehrenbe zeugungen irgend welcher Art zutheil werden würden. Am 26. Februar 1802 starb der Erblasser in einem Alter von 83 Jahren. Von Anfang an wurde die v. Ponickau'sche Bibliothek mit Recht als ein Juwel der Universität Wittenberg betrachtet; denn sie enthielt außer den schon genannten sächsischen Geschichtswerken auch eine Anzahl seltener Werke aus der Reformationszeit. Außer
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