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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1883
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1883
- Sprache
- Deutsch
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hätte. Die technische Ausführung dieses Bildes, das eine vor treffliche Wirkung auf den Beschauer ausübt, verdient das höchste Lob. Zum Schluffe wollen wir an der Hand des Mayer'schen Werkes eine kurze Würdigung der Thätigkeit Johann van Ghelens als Buchdrucker folgen lassen, die trotz der nicht zahlreichen An gaben, die sich in dieser Richtung heute noch ausstellen lassen, die Bedeutung der Firma doch zur Genüge zeigen dürfte. Als Ghelen die Hacque'sche Officin übernommen hatte, war dieselbe schon ziemlich bedeutungslos. Der neue Besitzer hauchte ihr einen neuen Geist ein und brachte seine Druckerei durch tüch tige fachmännische Leitung auf allen Gebieten schnell zu einem bedeutenden Rufe. Das Recht, die welschen Zeitungen zu drucken, faßte er mehr als sein Vorgänger Hacque in weltmännischem Sinne auf, und das Correspondenz-Bureau, welches er zu diesem Zwecke eingerichtet hatte, brachte dem Unternehmen reicheren Stoff und besseren Absatz. Der italienische Druck und Verlag — darunter auch verschiedene Relationen — spielten überhaupt in Ghelen's Officin eine Hauptrolle; leider sind viele solcher Druckwerke theils gar nicht mehr vorhanden, theils schon sehr selten. Das Gleiche läßt sich von den bei ihm gedruckten Werken in französischer Sprache sagen. Deutsche Schriften gingen in großer Zahl aus seiner Presse hervor; nicht minder bildeten lateinische, nach der gegenwärtigen Existenz in den Bibliotheken zu schließen, ein ziemliches Con- tingent; auch druckte er in ungarischer, hebräischer und anderen Sprachen. Was seinen deutschen Satz betrifft, so ist zu bemerken, daß er für denselben, ganz entgegen dem damaligen Gebrauche, Antiquatypen einzusühren versuchte, jedoch infolge der Theil- nahmslosigkeit des Publicums bald wieder zur gewohnten Fractur- schrift zurückkehrte. Man bedenke aber: schon zu Ende des 17. Jahrhunderts sehen wir den bedeutendsten Buchdrucker Wiens sich abmüheu, der Antiquaschrift in Deutschland Eingang zu ver schaffen! Schon diese eine Thatsache scheint uns zu genügen, nm den weltmännischen Blick Johann van Ghelen's in's Licht zu setzen. Ghelen's Officin war nebst der des Cosmerovius die größte in Wien. Sie besaß 5 Pressen und einen bedeutenden Vorrath von Lettern. Die Lettern — Antiqua, Fractur und Schwa bacher in allen Abstufungen — wurden theils von auswärts bezogen, theils auch, wie Initiale, Kopfleisten und Vignetten nach guten französischen Mustern in der eigenen Gießerei, welche Ghelen sich sorgfältig eingerichtet hatte, hergestellt. Da er für seine Drucke meistens auch bestes Papier verwendete, wie es damals nur größere Officinen mit erheblichen Kosten an- schaffcn konnten, so machten dieselben gegenüber anderen Erzeug nissen der Wiener Buchdruckerpresse einen vortheilhafteren Ein druck. In Allem und Jedem zeigte sich Ghelen also nicht nur als ein tüchtiger und kundiger Jünger Gutenberg's, sondern auch als ein Mann von künstlerischem Geschmack und solidem Ge schäftsgeiste. In letzterer Beziehung verleugnete er nicht seine Abstammung und die guten Vorbilder seiner Vaterstadt. Wir können daher auch nicht darüber erstaunen, daß ein so tüchtiger Geschäftsmann, der aus der Fremde in die Residenz Wien einwanderte, kräftigen gesunden Körper, regen gebildeten Geist und die feste Absicht, vorwärts zu kommen, mitbrachte, seine Zwecke erreicht hat. Johann van Ghelen starb als ein ange sehener und wohlhabender Mann, und die Firma van Ghelen hat lange Zeit in der Wiener Buchdruckerwelt eine große Be deutung besessen und reichlichen Einfluß in der Gelehrtenwelt des In- und Auslandes ausgeübt. Noch heute ist ihr Name in der Geschichte der Buchdruckerkunst unvergessen und wird stets mit Ehre und Auszeichnung genannt. Wir schließen hiermit die Erinnerungen an einen der her vorragendsten Berufsgenossen der Vergangenheit. Ihre Auf frischung ist, wie Eingangs erwähnt, hauptsächlich dem vortreff lichen Werke des Herrn vr. A. Mayer zu verdanken, dessen Mittheilungen aus dem Kulturleben der Wiener Buchdruckerwelt wir in dem Vorstehenden vielfach mit seinen eigenen Worten wiedergegebeu haben. Dieses werthvolle Buch entrollt noch eine große Fülle von anderen Bildern aus Wiens literarischer Ver gangenheit und bietet einen bedeutenden Stoff der schätzens- werthesten Belehrungen für Buchhändler und Buchdrucker, so daß es von allen Jüngern Gutenberg's — alt und jung — gelesen und beherzigt zu werden verdient. Die spanischen Bibliotheken. Madrid hat eine bewundernswerth große Zahl von Biblio theken, worunter die große öffentliche (dlaoional) mit 600,000 ge druckten Büchern und 30,000 Handschriften, und die Universitäts bibliothek mit 137,374 gedruckten Büchern und 133,013 Hand schriften. Außerdem stehen aber dem Publicum die sehr zahlreichen Büchersammlungen von gelehrten Körperschaften und öffentlichen Instituten zur Verfügung. Am meisten erregen die großen Privat bibliotheken unsere Bewunderung: CLnovas del Castillo besitzt 14,000 Bücher und 600 Handschriften, SalvL resp. 20,000 und 3000, Gayangos 22,000 und 2700, Barrantes 10,000 und 1000, FernLndez-Guerra 10,400 und 100, der Graf von Campo Alange 15,600 und 400, Tro y Moxö 7800 und 4200, Cärdenas 8000 und 100, und der Graf von Toreno 8000 und 300. Aber die bedeutendste Privatbiliothek ist die des Herzogs von Offuna, deren Werth auf 800,000 Francs abgeschätzt wird, und die zu diesem Preise vom Staate angekauft werden soll. Diese Bibliothek ist von den verschiedenen Chefs dieser Familie seit uralter Zeit gesammelt und durch den kürzlich verstorbenen Herzog durch zahlreiche Ankäufe im Auslande, besonders in Italien, weiter vermehrt worden. Sie enthält mehr als 4000 Hand schriften, worin 3000 Theaterstücke aus der Blüthe der spanischen Literatur noch nicht einbegriffen sind: unter den letzteren sind allein 100 von Lope de Vega, einige von Calderon, mehrere von Moreto nnd das einzige erhaltene von Quevedo; alle diese Schätze sind jahrhundertelang unbekannt geblieben und werden, wenn die Bibliothek nicht von Spanien angekauft wird, dem Lande für immer entzogen werden. Zu den Handschriften gehört ein Petrarca mit schönen Miniaturen, ein ebenso schöner Dante, das Tagebuch des Columbus, welches Bartoloms de las Casas abgeschrieben hat, eine Geschichte des Maurenkrieges in den Alpujarras vom Grafen von Tendilla, das Meßbuch des Cardinals Cisneros und andere Schätze. Hierzu gehört ferner Rubens' amtliche Correspondenz aus der Zeit, wo er eine diplomatische Stellung in Madrid be kleidete. Für eine kleine Handschrift des Roman cks la ross em pfing ein Buchhändler in Madrid den Auftrag 100,000 Francs zu bieten! In diese Bibliothek sind die Sammlungen des Marquis von Santillana, des Marquis von Villena, sowie alles, was Pimente! und das edle Haus von Benavento besaß, übergegangen. Im Ganzen zählt die Bibliothek etwa 40,000 Bände. Daß gelehrte oder auch nur oberflächlich gebildete Spanier den Erwerb dieser Sammlung durch den Staat und damit ihre Erhaltung für Spanien wünschen, ist natürlich. Aber ein Correspondent der „Rsvista" kommt zu dem Resultat, daß trotz-
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