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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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HF 236, 10. Oktober. Nichtamtlicher Theil. 4473 heitere Tage mit den Wiedergefundenen fröhlich aufzufrischen, — bis endlich gegen 9 Uhr die Glocke des Präsidenten dem Tumult der Stimmen Ruhe gebot. Herr Carl Rühle-Leipzig gab seiner innigen Freude über das zahlreiche Erscheinen der Festtheilnehmer beredten Ausdruck und hieß Alle herzlich will kommen. Alsbald hob sich der Vorhang des Theaters, und das Vorspiel des „Faust" zeigte »ns den verzweifelnden Sortiments- Gehilfen Zwiebel mitten in seinem staubigen Wirkungskreise. Er tröstet sich endlich mit einer stärkenden Flasche Bier, — — — — „der leuchtenden Phiole, Die ich mit Andacht jetzt herunterhole" —, da erscheint als cksus «x nmvbing. im fremdartigen Costüm ver gangener Zeit Faust und erinnert den Klagenden an das hohe Ideal seines Standes, eine Mahnung, über deren erfolgreiche Wirkung der unbefangene Zuschauer übrigens nicht ganz in's Klare kommt. Nach dem Fallen des Vorhangs wandte sich der Vorsitzende, Herr Rühle, an die Gäste, welche von hier und auswärts so zahlreich erschienen waren, ihnen mit freudigem Dank sein be grüßendes Willkommen widmend. Die allgemeine Bewunderung der Versammlung wurde nun auf die Festgabe des Stuttgarter Gehilfen-Vereines gelenkt, welche die Herren H. O. Sperling und Conrad von Bieren in feierlicher Anrede überreichten. Sie bestand aus einem von Künstlerhand reich und geschmackvoll aus gestatteten prächtigen Trinkhorn. Großer Jubel begleitete den ersten kräftigen Schluck aus dem kostbaren Gefäß, welchen der Stuttgarter Deputirte zum Wohle des Vereines trank. Den tiefempfundenen Dank des Jubelvereines brachte dessen Vor sitzender den liebenswürdigen Collegen der süddeutschen Buch händlerstadt und weihte durch seinen Trunk das Horn mit dem Wunsche, daß immer Freude und Frohsinn daraus getrunken werden möge. „Kaltes Allerlei mit eingesetzten Stachelbeeren", nennt sich der humorvolle Cantus, der nun nach der lieblichen „Canapee"- Melodie unter großer Heiterkeit in den strahlenden Raum em porstieg. Mit beredtem Worte wandte sich sodann Herr Be zirksschulinspector vr. Bräutigam an die Versammlung. Der Redner, an sein mit großer Liebe verwaltetes Amt als Lehrer der buchhändlerischen Jugend erinnernd, versicherte, es sei ihm eine aufrichtige Herzensfreude, in dieser großen Versammlung so manches liebe Gesicht im Schmucke des Mannesbartes wie derzusehen, das einst vor zehn, ja zwanzig Jahren zu seinen Füßen gesessen, um seine wohlgemeinten ernsten Lehren ent gegenzunehmen. Am Polterabend einer goldenen Hochzeit, so glaube er den heutigen Abend bezeichnen zu dürfen, solle auch der Scherz walten. Dem wolle er Ausdruck geben und dem Scherze gleichzeitig den Ernst vereinen, indem er der Zukunft des Vereines in den Personen Derer gedenke, welche nach aber mals fünfzig Jahren ihre heutige Theilnahme am Feste durch ihre Anwesenheit in Gesundheit des Leibes und Geistes beim 100 jährigen Jubelfeste des Vereines bekräftigen würden. Ein lebhaftes brausendes Hoch folgte dem Wohle dieser anticipirten, hoffentlich recht zahlreichen Jubelgreise. Der etwas widerspenstige Vorhang erhob sich nach ener gischer Intervention des vereinigten Vorstandes nun zum zweiten Male und eröffnete den Blick in das bereits vorher geschaute mysteriöse Sortiment der Firma Heller L Co., das dem Fach mann insofern besondere stille Bewunderung erregte, als trotz seines malerischen Durcheinanders doch jedes verlangte Buch, groß oder klein, theuer oder wohlfeil, dem gewandten Geschäftsmann sofort zur Hand zu sein schien. Der Herr Gehilfe Zwiebel glänzte durch Abwesenheit, da es noch nicht 9 Uhr Morgens war. Dagegen machen wir jetzt die Bekanntschaft des viel geplagten Herrn Heller, welcher nach einigem Toben über die Zwiebel'schen genialen Nachlässigkeiten den Besuch dreier Collegen empfängt, des „mit Vorliebe in Prachtwerken machenden" Ver legers Nobel, des Antiquars Schäbig und des wegen perma nenten Zeitmangels schnell wieder verschwindenden Commissio- närs Steinreich. Das mit derberLebcnswahrheitfein charakterisier Kleeblatt ergeht sich, jeder von seinem Standpunkte aus, in Klagen über den Verfall des Buchhandels, Jeder selbstverständlich dem Anderen die Schuld des Verfalles beimessend. Der Ladeninhaber hat das Glück, die Argumente seiner Gegner bestens nck nbsur- cknm führen zu können durch das Erscheinen seines „besten" Kunden, des Herrn Commerzienraths von Meyerheim, welcher nach wiederholter Mitnahme theurer Werke („zur Ansicht") end lich mit einer 20 Pf.-Ausgabe des „Faust" befriedigt von dannen zieht. Die gereizten Erörterungen und Beschuldigungen nehmen nach dem Weggange des wackeren Kunden einen gefahrdrohenden Charakter an. Wieder erscheint „Faust", der unpraktische mittel alterliche Gelehrte, die Streitenden mit pathetischem Hinweis auf das „Ideal" mit einander zu versöhnen, wird aber von den er bosten Praktikern in schnell gefundener Einmüthigkeit der Ge schäftsanschauungen unsanft zur Thüre hinauscomplimentirt. Das von Humor sprudelnde Stück wurde von den Dar stellern mit vielem Eifer und stellenweiser entschieden schau spielerischer Begabung bestens zum Vortrag gebracht und erntete einen großen lachenden Erfolg. Im weiteren Verlaufe des Abends wechselten Reden, fröh licher Gesang und allgemeine heitere Unterhaltung in bunter Reihenfolge. Als Vertreter des „Krebs" in Berlin dankte Hr. E. Kupfer zugleich im Namen der übrigen auswärtigen Collegen für den ihnen zutheil gewordenen freundlichen Empfang durch ein mit Jubel aufgenommenes Hoch auf die deutsche Collegen- schaft, an welches anknüpfend Hr. Carl Rühle Veranlassung nahm zu einem warm empfundenen Toaste auf das geeinigte Deutschland. Die Versammlung bekräftigte den patriotischen Toast durch den begeisterten Gesang des schönen Liedes: „Deutschland, Deutschland über Alles." Herr Thieme (im Hause Ernst Keil) brachte den „Jüngeren" des Vereins mit herzlichen Worten den Gruß der „Alten" und weihte sein Glas der ewigen Jugend kraft des Vereins. Noch manches gute Wort wechselte mit Vor trägen des Orchesters, den beifällig aufgenommenen Gaben musik kundiger Mitglieder und allgemeinem frohen Gesänge. Mitter nacht war lange vorüber, als man allmählich, der Pflichten des folgenden Hanptfesttages gedenkend, zum Aufbruch rüstete. Der beschränkte Raum unseres Börsenblattes verbietet uns leider, auch hierüber schon heute zu berichten. Man gestatte uns, diese- eigentlichcn Festbericht über den herrlich gelungenen Jubelsonn tag, zu welchem auch der Leipziger Himmel, — eine anerkennens- werthe Ausnahme in diesen trübseligen Herbsttagen, — sein strahk lendstes Kleid angethan hatte, auf unsere nächste Textnummer zu vertagen. (Schluß folgt.) Misrellen. Zur Lehrfreiheit. Von betreffender Stelle erhalte ich soeben die Mittheilung, daß die beabsichtigte und vom Landes schulrath bereits genehmigte Einführung der in meinem Verlag er schienenen englischen Lehrbücher von I. Schmidt an einer höheren Schulanstalt Böhmens unterbleiben muß, da ein Mini- sterialerlaß die Weisung brachte, an den oesterreichischen Schulen nur oesterreichische Lehrbücher zum Schul gebrauch einzuführen! Berlin. Haude- L Spener'sche Buchh. (F. Weidling).
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