Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850520
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188505205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850520
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-20
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2394 Nichtamtlicher Teil. ^-114, 20. Mai. Nichtamtlicher Teil Die Faust-Litteratur vom sechzehnten Jahrhundert bis Mitte 1884.*) Von dem zum gedeihlichen Betrieb jedes kaufmännischen Geschäfts durchaus erforderlichen, alle jeweilig in Betracht kommen den Punkte spekulativ erwägenden Geschäftsgeiste abgesehen, darf man unzweifelhaft die Bibliographie als das Alpha und Omega buchhändlerischer Wissenschaft bezeichne», insofern sie einerseits, und zwar vom verlegerischen Gesichtspunkte, ihm Kunde giebt, wo etwa noch Lücken in der Litteratur auszufüllen; andererseits aber — und dies fällt natürlich besonders schwer in die Wagschale für den Sortimenter und Antiquar — weil nur umfassende bibliographische Kenntnisse, resp, Hilfsmittel die Möglichkeit darbieteu, allen An forderungen, die man an einen vollkommenen Buchhändler zu stellen pflegt, Genüge zu leisten. Man findet deshalb ja auch in den Ge schäftsbibliotheken wohl aller größeren Buchhandlungen neben den größeren allgemeinen eine mehr oder minder große Sammlung von Specialbibliographien. Wie ungeheuer dieser Zweig der Litteratur im Laufe der Jahre angeschwollen, beweisen u. a. Petzholdts 1866 erschienene Libliotbsos, biblioKrapbn a (Lpzg., Engelmann. 12 M.) und Vg.II sv'8 Liblio^raybis cles bidlio^rapbies (Paris 1883, Em. Terquem. Preis 25 Fr.) Sicher würde man von einem Lwbarras äs riabsi-i-s sprechen müssen, wo die hier ver zeichnten Bibliographieen nur annähernd vollständig vertreten wären. Nichtsdestoweniger muß man fast jede neue bibliographische Erscheinung gerade von seiten des Buchhandels als ein besonderes Verdienst um leichtere Orientierung auf diesem oder jenem Gebiete und so auch Engels Zusammenstellung der Faust-Litteratur freudig begrüßen. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als enthielte das dicke, gegen 800Seiten umfassende Buch dennoch gar zu wenig, um einer eingehenderen Besprechung in einem buchhändlerischen Blatte unter zogen werden zu müssen. Erwägt man aber die eben angedeuteten Punkte und rechnet man andere hier zu Tage kommende speciell für den Buchhändler interessante Einzelheiten hinzu, so kann kein Zweifel darüber obwalten, daß es wohl der Mühe verlohnt, ein Resumö des Inhalts dieses obendrein allgemein interessanten Werkes im Börsenblatt zu liefern. Im übrigen gehört ja eben jede Bibliographie an und für sich zur Buchhändler-Litteratur und ver dient also hier Berücksichtigung. Aus einer kurzen der Bibliographie vorausgeschickten Lebens skizze des Doctor Johann Faust erfährt man die wenigen uns überlieferten Daten, daß Faust zu Knittlingcn . einem Städtchen im württembergischen Neckarkreise) geboren sei, seine Berühmtheit um 1507 erlangt haben und bereits vor 1539 verschollen sein soll. Daß ein »Schwarzkünstler« Faust wirklich gelebt habe, wird nicht bezweifelt, und es sprechen für diefe Thatsache Erinnerungen an ihn in vielen Städten, wie namentlich in Erfurt, Leipzig, Maul bronn, Prag, Venedig, Wien, Wittenberg. — So nahe übrigens die Versuchung liegt, eine Identität seiner mythenreichen Person mit derjenigen des Buchdruckers Fust zu vermuten, so wird diese Ansicht doch kurz aber entschieden abgelehnt: „Faust mit dem Buchdrucker Fust als einerlei anzusehen, wie dies in Abhandlungen oder Dichtungen geschehen ist, muß als unrichtig und unbegründet angesehen werden; es stimmt weder mit der Zeit, noch mit der Schreibung des Namens überein; Fust schrieb sich nie Faust und Faust legte sich nie den Namen Fust zu." *) Karl Engel, Zusammenstellung der Faust-Schriften vom 16. Jahrhunderl bis Mille 1884. Der Oibtiotvees. I'iaisiiaua (vom Jahre 1874) zweite Auflage. Oldenburg 188S, Schnlze'sche Hofbuchh. (A. Schwartz). gr. 8°. (L11, 764 S.) 18 M. Man darf annehmen, daß die Sagenbildung über ihn schon zu seinen Lebzeiten entstand. Zuerst einheitlich zusammengestellt wurden diese Sagen 1587 in einem durch den Buchdrucker I. Spies in Frankfurt a. M. veröffentlichten Büchlein, welches das größte Aufsehen machte, und welchem dann unzählige Bearbeitungen in Prosa und Versen folgten. — Wem, wie dem Referenten, bei der Lektüre von Fausts schrecklichem Ende (das er selbst vorausverkün digt haben soll), wie bei Wittenberg in sturmvoller Nacht sein ent setzlich verstümmelter Leichnam gefunden sei, vielleicht unwillkürlich der Gedanke kommen sollte, daß er schließlich ein Opfer von reli giösem Fanatismus geworden sein könne, wird sicher eine gewisse Befriedigung empfinden bei Durchblätterung der ca. 3000 Titel resp. Schriften, welche zwar anfänglich selbst noch einer lächerlich bigotten Richtung angehörend, nichtsdestoweniger allesamt zur Ver herrlichung eines jetzt glorreich dastehenden Freigeistes dienen, an dessen unsterblicher Macht die traurigen Geschosse geistiger Unzu rechnungsfähigkeit immer ohnmächtig abprallen werden. Der Kern des Buches zerfällt, Nachtrag und Anhang unge rechnet, in 13 Hauptabschnitte, die nachstehend unter Anführung des Wesentlichsten namhaft gemacht werden sollen. I. Geschichte, Sammelwerke und Allgemeines (Nr. 1 — 206). Kein Geringerer als der gelehrte und berühmte Abt Johann Tritheim in Würzburg ist der erste, welcher 1507 in einem Briefe an den Mathematiker Joh Wiedung in Haßfurt über das Treiben Fausts, wenn auch in absprechcnder Weise, Kunde giebt. (Erster Druck Hagenau 1536.) Außer in allgemein gehal tenen Schriften über Zauberer, Teufelsbeschwörer u. s w. kommt Faust u. a. in Luthers zuerst >566 in Eisleben erschienenen Tisch reden vor. Mehr Wert als die alten Sammelsurien über Zauberei und Hexerei dürften die als historisch sich darstellenden Werke, wie z. B. ein 1714 erschienenes »Leipzigisches Geschieht Buch Oder Lunalss« und sonstige Specialhistorien, besonders aber die vielen neueren, in größeren literarhistorischen Werken, wie namentlich in Scheible's »Kloster« (in einer »das große vierbändige Faustwerk« betitelten Separatausgabe 4400 Seiten umfassend), Ersch und Grubers »Encyklopädie« sE. Sommer) rc. niedergelegten For schungen beanspruchen. Um die Bibliographie speziell machten bisher sich u. a. ver dient Franz Peter (1849), Ed. Maria Öttinger (1850), Fr. Zarncke (vgl. Nr 263), 1)r Aug. Kühne und vor allem Julius Petzholdt durch seine wiederholten »Beiträge zur Faust- litteratur« im »Anzeiger für Bibliographie«. Hier hätte neben be rühmten Namen wie Menzel, Koberstein, Graesse u. s. w. sicher auch wohl Anführung verdient Goedekes »Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtkunst«. II. Volksbücher (Nr. 207 —293). Der erste hier angeführte, vorhin schon erwähnte Titel, welchem dann eine genaue Beschreibung des Buches folgt, dessen Verfasser in Speyer zu suchen, erscheint wichtig genug, um ihn auch hier wortgetreu wiederzugeben. Er lautet: LlLTOKI^ Von D Johan ! Fausten, dem weitbeschreyten! Zauberer vnnd Schwartzkünstler, j Wie er sich gegen dem Teuffel aufs eine be- j nandte Zeit verschrieben, Was er hier inzwischen für j seltzame Abentheuwer gesehen, selbs angerich- j tet vnd ge trieben, biß er endtlich sei- j nen wol verdienten Lohn j empfangen.! . Mehrentheils auß seinen eygenen hin- j derlassenen Schrifften, allen hochtragenden, j sürwitzigen vnd Gottlosen Menschen zum schreck lichen j Beyspiel, abscheuwlichen Exempel, vnd treuw- s hertziger Warnung zusammen gezo- s gen, vnd in den Druck ver- ! fertiget. 3^.00011111 j Seyt Gott vnderthänig, widerstehet dem ! Teuffel,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder