jX« 177, 1.: August, 1821. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7621 klne MliWlM 8elten»e» c^m Kriegsgefangenen-Lager Krasnaja-Rjetschka bei Chabarowsk in Ostsibirien wurde m den Jahren 1919/20 ^ eine Druckerei ausschließlich von Kriegsgefangenen eingerichtet und geführt. In Überwindung zahlloser außerordentlicher Schwierigkeiten wurde ein Schriftsatz selbst erzeugt. Die Patrizen wurden mit freiem Auge, mit selbstverfertigten Werkzeugen aus Stabeisen nach eigenem Entwurf (eine spezielle Antiqua) geschnitten, von diesen dann Matrizen in Aluminium geschlagen und aus den letzteren, wiederum in einer selbstgefertigten Gießmaschine, die Lettern (im ganzen ca. 8000) einzelweise ausgegossen, sodann jeder Buchstabe einzeln gehobelt (wiederum mittels selbstgefertigtem Apparat), geglättet und alle auf gleiche Höhe (etwas niedriger als die normale Letternhöhe, um Material, an dem es fühlbar mangelte, zu sparen) gebracht. Von diesem Schriftsatz wurden auf einer Kochsschen lithographischen Handpresse (Leipzig), die im Besitze des russischen Lagerkommandos war und durch Verschmelzung mit einer Kopierpressc, die Fundament und Druck ticgel lieferte, und Anbringung von Rahmen etc. für Hochdruck adapiert wurde, fünf verschiedene Broschüren (Originalarbeiten oder Übersetzungen von Kriegsgefangenen enthaltend), durchschnittlich z Druckbogen in 8° stark in Auflagen von 44 — 140 Exemplaren gedruckt; und zwar wurde jede Seite einzeln gesetzt, einzeln gedruckt, wobei die selbsterzeugte Druckfarbe mit selbstgegossener Handwalze aufgetragen wurde, und dann sofort wieder abgelegt, da das vorhandene Schriftmaterial für höchstens 2 Druckseiten langte. In der Stunde wurden durchschnittlich 70 Drucke ausgeführt. Don diesen auf diese höchst mühselige und einzigdastehende Art, unter so absonderlichen Umständen, in einem Fischerdorfe des fernen Ostens hergestellten Drucken (die zum Großteil im Lager selbst abgesetzt wurden) sind im ganzen 127 Broschüren von den Schöpfern und Leitern dieser Druckerei nach Europa mit gebracht worden. Sie stellen bibliophile Erzeugnisse von höchster Kuriosität und einzigartigem Wert dar und rangieren unmittelbar neben den gesuchtesten und teuersten bibliophilen Raritäten. Alle Exemplare enthalten den Vermerk des Ornckortes, -zeit und Namen der ^Erzeuger, resp. der „Offizin'". 1. Broschüre; ausdrücklich als erster Druck bezeichnet!!! (11 Seiten stark 17.22cm; 15.7. 199; Auflage 4?) Vorhanden 1 numeriertes Exem plar, z unnumcrierte Exemplare. Vorhandene und verkäufliche Exemplare s) in deutscher Sprache: 2. Broschüre August 1919 (48 Seiten stark 1414.22 cm; Auflage 140) Vorhanden 10 Exemplare, z. Broschüre März 1920 (60 Seiten stark 14:4.22 cm; Auflage 140) Vorhanden 9 numerierte Exem plare, 9; unnumerierte Exemplare. 1>) in englischer Sprache: 4. Chrestomathie (120 Seiten stark, 14.2072cm, gebunden, Auflage 80) Vorhanden ein Exemplar. c) in ungarischer Sprache: 5. Gedichtband (60 Seiten stark, April 1920; Auflage 10 numerierte Exemplare, Format az.zocm und 90 unnumerierte Exemplare, Format 1612.22 cm. Vorhanden z nummerierte Expl., 4 unnummerierte Expl. Sämtliche Broschüren mit ein- oder dreifarbigem Holzschnitt als Umschlag!!! Preis eines Exemplars (scl 2—;) Mack 400. — ; sü 1 (erste Druckerzeugnisse!) Mark 740.—. Das ganze Objekt (127 Bücher und Broschüren) Mark 44000.—.! Außerdem in meinem Besitz jedoch unverkäuflich! 1 kompl. Schriftsatz, Eisenpatrizen, Aluminiummatri- zen, Impressum, Handzeichnung der adaptierten Presse, 90 verschiedene Merkantildrucksorten (Theater-, Konzerk- programme, Eintrittskarten, Flaschenzettel, Postkarten usw. nsw.). Angebote an Ernst Waizncr (ehem. Kriegsgefangener in Krasnaja-Rjetschka) Wien V, Stolberggasse 21. Von den Drucken scl z liegt ein Exemplar zur Ansicht bei Herrn Eduard Schmidt. M8-