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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-29
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 294, 29. Dezember 1920. Redaktioneller Teil. Das Streben des Kunstverlags und Kunsthandels kann m. E. nicht darauf gerichtet sein, sich ängstlich an einen mangelhaft ver faßten, darum mißverständlichen Wortlaut zu klammern und sich damit schwer zu schädigen, sondern das Unglucksgesetz so er träglich auszulegen und dem Geschäftsgang so glatt anzupassen, als nur möglich. Man kann m. E. 8 15 in Verbindung mit 8 21 sehr Wohl so auffassen: Handdrücke (Originalgraphik), auch solche von Künstlersieinzeichnungen, sind luxussteuerfrei, solange sie der Künstler selbst vertreibt; gibt er sie in den Kleinhandel, so sind sie von diesem zu versteuern. Auflagedrucke (»Bild werke») sind beim Hersteller luxussteuerpflichtig, also ebenfalls an der Stelle und zu der Zeit, wo die Bilder in gewerblichen Verkehr treten. — So wird alles einfach und klar. Ich kann nicht finden, daß auf diese Weise nicht Sinn und Zweck des Gesetzes vollauf gewahrt würde, und wüßte darum nicht, was die Steuer behörde dagegen Triftiges einzuwenden haben könnte. Daß der Kunsthandel sich selbst mit der von Herrn Szkolny vorgezogenen Auslegung das Lehen nach diesem Gesetz noch schwerer machen soll, verstehe ich nicht. Leipzig, 14. Dezember 1920. R. Voigtländers Verlag. Literatur-Diplomatie. Ein Schlußwort. Von Georg Eltzschig. (Siehe Börsenblatt Nr. WO, 288 und 278.) Der Gedanke, di« Universitäts- und Bucht) ändler- stadt Leipzig möge sich zum Quell- und Sammelpunkte einer deutschen »Weltpolitik mit geistigen Mitteln« machen, ähnlich wie von Hamburg aus die wirtschaftliche Rich tung unserer Außenpolitik eingeleitet worden sei, hat et was überaus Bestechendes. Man möchte weit, tief an gelegte Pläne entwerfen, lausend Hoffnungen entzünden. Aber man könnte es nur geschlossenen Auges, wenn man in der bequemen Lage wäre, den Blick vor Ablauf von vielleicht 100 Jahren nicht mehr auftun zu brauchen. Die Vergeistigung, in einem Unterzweige also Literarisierung der Wellpolitik ist ein Fernsichtproblem, jedoch tat es nie mehr not, nicht kurzsichtig, aber nahsichtig zu sein, als in einer Zeit, die ihre Zukunft von Morgen zu Morgen fristet; und keinem Volke ist dieser Nah blick nötiger als jenein, das für seine zukünftige Entwicklung nichts Besseres, Wichtigeres zu leisten vermag, als sich jeglichen gegenwärtigen Tag vor der sittlichen, geistigen und Politischen Vernichtung zu bewahren und nur ja nicht die Brücken unter brechen zu lassen, die von einer starken Vergangenheit noch Weg sein können zur Auferstehung. Dieses Volk ist das deutsche. Die Parallele, die zwischen Hamburg und Leipzig in ihrer Bedeutring für außenpolitische Entwicklungen visionär gezogen wird, bringt selbst eine Tatsache der Vergangenheit mit einer Möglichkeit der Zukunft in einen Vergleich. Aber diesem fehlt gänzlich die Übereinstimmung in den Voraussetzungen. Die vom Hamburger Wirtfchaftszcntrum in das diplomatische Arbeits feld geleiteten Bestrebungen hatten Ursprung, Urtrieb, Ziel und Zweck in der ganzen Struktur der zeitlichen Weltlage, die fast durchaus von wirtschaftlichen Ideen und Interessen beherrscht war. Diese bei allen Völkern gleichen Lebensbelange und Stre- bensziele wirtschaftlicher Art erfüllten den internationalen Werte austausch und das zwischenstaatliche Kräftespiel, und als füh rende deutsche Wirtschaftskreise die politischen Vertretungen zu stärkerer Berücksichtigung der überragenden wirtschaftlichen Ent faltung anspornten, bedeutete das nur eine Wandlung, die durch die Weltberhältnisse schon mehr als möglich, nämlich notwendig geworden war, vor allem weil sie sich bei Fremdstaaten schon lange vollzogen hatte. Diese Umstellung außenpolitischer Zwecke und Mttcl geschah in natürlicher Anlehnung an inter national gelagerte, in allen Ländern gleichermaßen gegebene Tat sachen, die schon lange über die politischen Kräfte übermächtig geworden waren, ehe sich diese ihnen dienstbar machten. Als deutscherseits wirtschaftliche Bestrebungen auch außenpolitisch be wertet, betrieben, geltend gemacht worden sind, wurde nur für diese ein neues Rad in das schon vorhandene gewaltige welt wirtschaftliche Getriebe eingesetzt; neue Kräfte wurden an schon gegebenen Hebeln wirksam gemacht. Die wirtschaftlich zielende Diplomatie kam mit gleich gerichteten gegnerischen Faktoren in Kontakt und sollte und konnte sich mit diesen, oder auch über diese hinweg, in realen Beziehungen zwischen den sich wirtschaftlich bearbeitenden Völkern betätigen, um für die deutsche Wirtschaft leitende, bahnende, aufklärende, anregende Nutzleistung zu voll bringen. Diese diplomatische Zweckzuspitzung fußte auf tatsäch lichen Weltverhältnissen und mündete, fördernd oder hemmend, in diese zurück. Die Verwirtschaftlichung aller internationalen Interessen und Beziehungen war das Primäre; die Einschaltung politischer Faktoren in diese epochal eigenartige Entwicklung war aus die ser nur Folge, gab ihr nur Ausdruck. Wenn man einen Vergleich zwischen der tatsächlichen Ham burger Einwirkung auf die damalige deutsche Diplomatie zu deren wirtschaftlicher Orientierung und der möglichen Leipziger Geltendmachung kulturell-literarischer Forderungen auf die jetzige deutsche Außenpolitik ziehen möchte, muß also untersucht werden, ob nunmehr, gegenwärtig, die entsprechende Voraus setzung gegeben ist, nämlich die Vergeistigung der internationalen Verhältnisse. Wir schlagen die Augen auf, weit auf, sehen um uns, in unserem binnennationalen Organismus, und ich möchte den sehen, der für die Gegenwart kulturelle, geistige Belange für das Wesen und Leben der Völker als ausschlaggebend, als irgendwie aktiv bedeutsam bezeichnen möchte. Dieser Vergleich des Herrn Huebner geht auf einem Beine lahm. Er möchte ihn vielleicht gerade auch darauf gehend machen. Er wird sagen: »Setzen wir nur erst die deutsche Diplomatie in den Kultursattel; reiten wird sie schon können!« — Leipzig, der deutsche Buchhandel, soll dazu auch ein Pferd satteln. Es ist die Frage, ob dadurch die Diplomatie rascher zu einem politischen Ziele kommt, oder ob die deutschen Kulturkräfte, ohne am politi schen Zügel geführt zu werden, weiterkommen, kulturellen Autzen- zielen näher gelangen? Es kommt darauf an, was bei einer Verbindung von kultu rellen und Politischen Faktoren herauskommt, erstens für die Po litik, zweitens für die deutsche Kultur, und, was uns zunächst angeht, für den deutschen Buchhandel. Die außenpolitischen Instanzen sollen politisch münzbare Erfolge bei den andern Völkern dadurch erreichen, daß sie die sen an unseren kulturellen Schätzen und Kräften Anleihen ge währen und solche bei ihnen für uns aufnehmen. Sie wollen ihren politischen Ballast mittels des kulturell-literarischen Luft ballons in fremde Völker senden. Sie wollen im Auslande Bücher stände, Theateragenturen, Kunstsalons aufmachen und dar in politische Geschäfte ausüben. Mit einem Wort: sie wollen das politische Deutschland kulturell den Fremdvölkern annkhern. — Ich will mich nicht weiter darüber auslassen, was das in der heutigen Zeit politisch bedeuten würde. Unsere »literarischen Di plomaten» blieben noch Diplomaten genug, um es im Auslande zunächst mit den politischen Instanzen zu tun zu kriegen. Diese ließen sich nicht übergehen, und sie würden kaum eine — kulturell geschminkte — politische Annäherung an ihre Völker dulden, die darin bestände, daß man sie selbst umginge. Wie aber würden sie selbst sich annähern lassen? Ein Beispiel: Der Literatur-At tache in London würde bei englischen Regierungskreisen Besuch machen und stieße dabei auf den dort doch ziemlich einflußreichen, für die politisch maßgebenden Kreise Englands typischen Lord Fisher. Er würde diesem als Zeichen kulturellen Annäherungs willens Goethes Werke überreichen, in denen das schöne Wort steht, daß gegen große Vorzüge eines anderen es nur ein Mittel gäbe, die Liebe zu ihm. »Nein, man boxt ihn nieder», würde ihm der ehemalige erste See-Lord der Admiralität sagen, nachdem er es bereits genau so in der Times-Nr. vom 8. Sept. 1919 als öffentliche Antwort auf den Goetheschen Lehrsatz niedergeschrie- 1548
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