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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1883
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1883
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- Deutsch
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252, 29. Oktober. Nichtamtlicher Theil. 4857 sieht, so oft man es entdeckt, schleunigst danach geht' oder schreibt und jedesmal, jedesmal die Antwort erhält: „Leider schon ver kauft!" — wie es dem Verfasser schon mit Dutzenden von Büchern ergangen ist. Dieses Sortiren der Kunden ist ent schieden ein Mißbrauch, der schließlich auch den eifrigsten Bibliothekar verstimmen und in seinem Eifer lähmen muß. Freilich, ein Buch, das aus den Händen des Antiquars in Privatbesitz gelangt, fällt immer über kurz oder lang wieder in die Hände des antiquarischen Buchhandels zurück und wird so von neuem zum Objecte des Verdienstes. Was Bibliotheken kaufen, sitzt von da an fest und ist dem Handel für immer ent zogen. Aber deshalb die Privatkunden in dieser Weise zu be vorzugen, das erinnert doch beinahe an die Praxis der Zahn ärzte, die sich sträuben, einen Zahn auszuziehen, weil sie durch Reinigen, Feilen und Plombiren mehr daran verdienen können. So Manches haben wir auch hinsichtlich der innern Ein richtung der Kataloge auf dem Herzen. Wie oft kommt es vor, daß man ein bestelltes Buch zurückschicken muß, weil es nichts weiter ist als ein Separatabdruck oder Ausschnitt aus einer Zeitschrift, ein einzelner Band aus einer Gesammtausgabe, die man bereits vollständig besitzt. Wer soll das den Büchertiteln immer anseheu? Die bibliographischen Angaben lassen hier oft viel zu wünschen übrig. Aehnlich verhält es sich mit den Angaben über den Zustand der Bücher. Die Zensuren, die ihnen da mit auf den Weg gegeben werden, sind gewöhnlich äußerst milde gefaßt. Ein gänzlich besudeltes und zerrissenes Exemplar — das wird in der antiquarischen Sprache so ausgedrückt: „Nicht sonderlich gut erhalten" oder: „Trägt Lcsespuren" oder: „Leider nicht ganz sauber". Ein großslatschiger blauer Stempel mitten auf dem Titelblatt, vielleicht quer über die auf dem Titelblatte befindliche radirte Vignette weg, daneben ein ebenso greulicher rother Doublettenstempel, also eigentlich ein Zustand, der das Buch völlig unkaufbar macht, wird zart durch die Worte an gedeutet: „Titelblatt gestempelt". Und doch ist es ein großer Unterschied, ob dies auf der Vorder- oder der Rückseite, ob einfach oder mehrfach geschehen ist. Schickt man solche Bücher zurück, so lassen es ja die Herren Antiquare an Coulanz nicht fehlen, sie nehmen sie unweigerlich wieder. Aber das Porto ist doch weggeworfeu, und den Verdruß und die Enttäuschung hat man obendrein. Recht überflüssig dagegen sind die Zusätze, die sich auf die angebliche Seltenheit oder sonstige merkwürdige Qualitäten der Bücher beziehen: „Vergriffen", „Selten", „Aeußerst selten", „Selten und gesucht", Erste seltene Ausgabe" und Aehnliches. Von M. Bnsch's „Bismarck und seine Leute" zeigte neulich einer an: „Erste, unkastrirte Ausgabe!" obgleich die folgenden Aus gaben sich von der ersten nur durch Beseitigung einiger Druck fehler unterscheiden. Ein Augsburger Antiquar läßt sogar in seinen Katalogen vor jede dieser Bemerkungen eine Hand mit einem ausgestreckten Zeigefinger drucken (LL"), sodaß man Seite für Seite eigentlich nur noch Hände sieht, — schon eine typo graphische Geschmacklosigkeit, die das Lesen eines solchen Kataloges fast unmöglich macht. Für wen sind alle diese Zusätze bestimmt? Vermuthlich für einzelne Büchernarren, die nur „seltene" Bücher kaufen. Denn Sachkenner wissen doch selber Bescheid und lassen sich durch solche Mittelchen nicht zum Kausen reizen. Kann es einem doch auch hier begegnen, daß man an einem Tage in drei Katalogen dasselbe Buch findet und jedesmal als „Selten" bezeichnet. Von einer bekannten Kunstzeitschrift, mit deren vergriffenen älteren Jahrgängen in den letzten Jahren ein förmlicher Schacher getrieben worden ist, gestand uns ein Anti quar selbst lächelnd, sie gehöre zu „jenen seltenen Büchern, die man in jedem Kataloge findet". Was die Herren Antiquare für Preise ansetzen wollen, ist ihre Sache. Wem ein Buch zu theuer ist, der braucht es ja nicht zu kaufen. Eigenthümlich berührt es aber doch, wenn man ein- und dasselbe Buch an ein- und demselben Tage in drei verschiedenen Katalogen zu drei verschiednen Preisen findet — hier für 2, da für 4, dort für 6 Mark. Wir haben da in den letzten Wochen namentlich mit ersten Drucken — „Autotypen" sagt der Antiquar vornehm — Luther'scher Schriften wieder seltsame Er fahrungen gemacht. Endlich noch ein paar Punkte. Antiquarische Bücherlager sind bekanntlich große Schmutzlager, denen wohl nur höchst selten die Wohlthat einer Generalreinignng zntheil wird. Wenn aber nur wenigstens die Herren Markthelser angewiesen würden, die jenigen Bücher gründlich zu reinigen, die sie jeweilig zum Versandt verpacken! Es kann kaum einen zweiten Geschäftszweig geben, der einem seine Waare — nicht immer! aber doch in vielen Fällen — mit einem solchen Haufen von Schmutz über den Hals schickt, wie der antiquarische Buchhandel. Eine förmliche Wolke quillt einem bisweilen beim Oefsnen der Pallete entgegen, und in der Staubschicht, die auf den Buchdeckeln liegt, kann mau mit dem Finger malen! Aber auch die Herren Gehilfen gehen nicht gilt mit ihrer Waare um — zum eignen Schaden des Geschäfts, sollte man meinen. Wozu z. B. Nummern oder Bemerkungen, die das Geschäft in die Exemplare einzuzeichnen hat, mit so riesengroßer Schrift und obendrein oft gar mit Blau- oder Rothstift, der durch Gummi nicht zu beseitigen ist, Hineinmalen? Bücher, die, wie es vorkommt, durch die Hände von drei oder vier Antiquaren ge gangen sind — einer kaust sie ja immer dem andern ab, wenn der Vorgänger sie noch nicht hoch genug angesetzt hat —, sind bisweilen schon dadurch in einen Zustand gebracht, daß man sie gar nicht mehr kaufen kann. Titelblatt und Einband, alles ist voll Nummern und Collationirungsvermerke geschrieben. Luther-Ausstellung in Hamburg. In den Tagen vom 5.—15. November d. I. (event. länger) soll hier eine „Luther-Ausstellung" stattfinden. Ausgehend von dem Comitü für die Volks-Lutherfcier in Hamburg, bildet sie einen wesentlichen Theil des Festprogramms und erfreut sich der besonderen Inschutznahme unseres Senates und der Bürger schaft. Leitender Gedanke dabei ist, einerseits das, was die Reformationszeit in Schrift und Bild und Plastik in weitestem Sinne, andererseits das, was dieses Luther-Jubeljahr in gleicher Weise über Luther, seine Zeit und sein Werk hervorgebracht hat, zur Anschauung zu bringen. Während nun für die erste Ab theilung die reichen Schätze der hiesigen Stadtbibliothek und vieler Privaten, so namentlich auch die rühmlichst bekannte Por- trait-Sammlung des Buchhändlers Herrn Heinrich Strack, eine der bedeutendsten ihrer Art, zur Verfügung stehen, sind für die zweite mit Ausstellung der Luther-Bilder dieses Jahres die Firma Karl Grädener, mit Ausstellung der Luther-Literatur von 1883 wir betraut worden, lieber die von uns zur Ausstellung zu bringende Luther-Literatur geben wir, in guter typographischer Herstellung, einen Katalog heraus, den wir bei der Menge des Stoffes wie folgt gegliedert haben: Schriften von Luther. Luther's gesammelte Werke, vollständig und in Auswahl. Einzelschriften Luther's in Prosa. Einzelschriften Luther's in Poesie. 6. Schriften über Luther. Luther's Lebensgeschichte. Geschichte der Reformationszeit und Bibel-Ueberfttzung.
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