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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X» 296, 3l. Dezember 1920. Fertige Bücher. «vrl.nb.otk I k D««n. «»«»-nd-r >8641 Ist Carl Spitteler während des Krieges Deutschland in den Rücken gefallen oder entstand dieser Glaube unter der Kriegs psychose, der in erster Linie die deutsche Presse zum Opfer fiel? Am diese Frage zur Entscheidung zu bringen, veröffentliche ich im ^ Januarheft der Tat ^ den Wortlaut der berüchtigten Rede vom l l. April 1914. Ich bitte die Herren Kollegen, die samt und sonders nichts weiter von dieser Rede kennen, als einen aus dem Zusammenhalt« gerissenen Sah, die Gelegen heit wahrzunehmen, ihr Arreil zu revidieren und dann zu tun, was sie für recht und billig halten. Meine eigene Meinung drückt folgende Vorbe merkung aus, die ich der Veröffentlichung vorausschicke Die Einzelaus gabe der Rede ist seinerzeit im Verlag Rascher <5 Cie.,Zürich, erschienen. Carl Spitteler Llnser Schweizer Standpunkt. Nicbls «st Übei flüssiger, als den ollen Streit, ob der Schweizer Dichter Carl Spitteler durch sein Verhalten während des Weltkrieges sich w dankbar gegenüber Dcutlchland gezeigt habe, wieder ouswänncn zu wollen. Was nötig ist. isi nur allein eine Gelegenheit zur Sclbstrcvision des Il-teile über ihn, frei von sider Kriegspsychose. Darum wird sein „blrüchtigter" Vorkrag hier vollständig in genci cm Wonlom zum Abdruck gebracht und gelangt damit nach sechs Jahren zur allg»meinen, erstmaligen öffentlichen Kenntnis in Deut'chland. L/. War, m ist das nöiig? Weil es deutsche Art ist. gerecht zu stin und freimütig eirzugestrhen, falls man sich geirrt bat. Weil Spitteler auf Grund eines einzigen Satzes noch heute al<- Nobelpreisträger von Deutschland in Ackr und Bann getan ist. Den Satz des Anstoßes über das Einrücker, in Belgien kennt Deutschland, aber cs kennt nicht die anderen Wo>te, die danebcn- strhen. Darum weiß es auch nickt, baß all die Meldungen von angeblichen weiteren ungünstigen Aussprüchen Spittelers über D utschland Geburten der Kriegspsychose waren. Spitteler har m,r noch neuerdings auf das bestimmteste erklärt, daß er während des ganzen Krieges nichts Llvgür stiges über Deutschland gesagt habe, und wer ihn persönlich kennt, weiß auch, wie fern seinem Wesen Verunglimpfungen lugen. Er ist ein vornehmer, gütiger Mensch, der abgeklärt über das Treiben der Menschen lächeln kann, weil si n stm Leiden in Schaff.n auelöst. Spitteler ist Schweizer und zugleich Dichter, aber kein Politiker. Nur wenn man sich das klar macht, versteht man die Schäife und zugleich Bildlichkeit seiner Foimnlierung des berüchtigten Vergleiches mit dem Mörder und Einbrecher. Ich betone ausdrücklich, ich mißbillige auch heute nocd diese klobige schweiz-rrsche Einseitigkeit, aber ,ch rechte nicht mit ibr. weil mir deutlich bewußt ist, Deutschlands Schuld liegt auf ganz anderem Gebiete. Über den plumpen Versuch der Entente, Deutsch land die Kriegsschuld auizubängen, lächelt j der Einsichtige. Schon seil 1912 lagerte die Kriegs Wolke über Europa, di - sich 1914 entlud. Als Deutschland E> de 1913 noch mit äußerster Anstrengung in Petersburg die Kriegsgefahr bannte, war sich se,ne Diplomatie bewußt, daß es das nächste Mal nicht mehr gelingen würde. Alle Völker rüsteten, die Franzosen und Engländer sprachen bereits offen von einer Tilung Deurschiands, Frank« erch war bereits im Mai für einen bevorstehenden Krieg gerüsteter als Deutschland. Darum löste D»utschland schnell den gordischen Knoten, der die europäischen Sinterbältmkeiten zusnnmenband, indem es losschlug. Ganz Europa war imp.ralist'sch genimrnt, auch Frankreich, England, Rußland, Italien, bis zu Serbien und Rumänien. Spitteler hat recht, olle Staaten sührrn Raubtiere im Wappen. Aber daß wir Deutsche heute ein auies Gewissen haben können, zeigt die Entartung des französischen Imperialismus nach dem Kriege. Mit dieser Art des Imperialismus hat deutsches Wesen nichts zu tun. Deutsch sein h int, jedem das Recht auf eigene Entwicklung zuzugestehen. — Ll iseie Schuld liegt auf einem anderen Gebiete, wir halten uns wioer unsere Nalur als ganzes Volk in die materialistische Erweichung Europas mit hineinziehen lassen. — Llnsere Aufgabe ist aber, wie es einst Maeterlinck auedrückte, Europas Grw'ssen zu sein. Wir sind trotz unserem tragischen Schicksal des Erliegens noch mitten in einem materialistischen Zerletzungsprozeß. Die Menae hofft auf den großen Führer, der den Neuaufbau in die Sand nimmt, statt daß ein jeder selbst anfängt, sein Leben auf das Wesen alles Seins, den rel'aiösen Geist zu st mmen. Einer, der schon Jahrzehnte vor dem Kri ge mit seiner inneren Aus einandersetzung gegenüber dem MaieriaUsmus in sich selbst einsctzte. War Spitteler. Ec sprach in der Z it des literarischen Naturalismus bereits von der Muse als seiner „gestrengen Serrin". Sollte Deutschland jetzt, wo es „Vorerleber" braucht, nickt nötig haben, auf Spitteler zu hören? Es ist an der Zeit, daß ganz Deutschland Spittelers Führeramt anerkennt Die neue Jugend hat es bereits getan. Ich liefere jedem Kollegen zu eigenem Gebrauch das Januarheft mit 50^>. Eugen Diederichs Verlag in Jena
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