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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1863
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1863
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- Deutsch
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132 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. M 9, 21. Januar. rückhalten würde das Wesen des Austausches zerstören. Auf diese Art könnten die russischen Herren, welche solche jungeLeute hinberufen, ebenfalls verlangen, daß dieselben nach Beendigung der Erziehung und nach dem Empfange des bedungenen Gehaltes ihre Einnahmen auf den Ländereien der gedachten Herren verzeh ren und das russische Geld nicht ins Ausland schleppen. Dies wäre aber sicherlich der lächerlichste und am wenigsten annehm bare Einfall." „Sehen wir die Sachen im Zusammenhangs an, so wird alles, was als Product des reinen Gedankens oder des Gewer bes in den Verkehr kommt, nicht als Fond oder Grundeigenthum, sondern als etwas Tauschbarcs, durch den Gebrauch vollstän dig Verzehrbares betrachtet, welches nur denjenigen als Herrn anerkennt, der es erzeugt und durch einen Gegenwerth bezahlt hat. Der ertragssähige Grundbesitz ist kein Product des Men schen; er ist nicht verzehrbar , und das Eigenthum daran kann jedem Anderen und nicht bloß Demjenigen bcigelcgt sein, der es bearbeitet. Nichts ist klarer als dieser Gegensatz." In dem nächsten Abschnitte kommt Proudhon auf die beson deren Schwierigkeiten beim Austausche von Geistesproducten zu sprechen. Sie bestehen vornehmlich darin, daß Geistesproducte nicht, wie die meisten materiellen Erzeugnisse, einen festen, gere gelten Eours haben, sondern daß ihr Preis unberechenbaren Schwankungen ausgesetzt ist. Ein Arzt kann z. B. ein Recept von vier Zeilen schreiben, das unter Umständen, wenn es ein Menschenleben rettet, materiell schier unbezahlbar, und unter an dern Umständen wieder oft nicht vier Pfennige werth ist. In beiden Fällen aber dürste man ihn mit etwa gleichem Honorar bezahlen. Was bezahlt man also dem Arzte? Man bezahlt ihm eine Vergütigung, die den Kosten, welche ihm sein Studium ge macht, seiner Stellung, seinem erlangten Rufe und dergl. als entsprechend gilt. Ebenso ist cs bei Lehrern, die Privatstunden geben; ebenso im Großen und Ganzen bei Richtern, Geistlichen, Verwaltungs-Beamten, bei denen diese Vergütigung die Form des Gehaltes, der Emolumente, und als Nachtrag der Pension hat. Hierauf kommt der Verfasser zur Klarstellung der Aulvrcn- Rcchte. Es bleibt als letzte Kategorie geistiger Producenten und Arbeiter der unabhängige Schriftsteller übrig, der weder Professor, noch Beamter, noch Priester ist. Da ihm der Staat keine Be soldung gewährt — ,,so ist es sicher, daß ein solcher Schriftsteller als öffentlicher, auf eigene Gefahr handelnder Unternehmer ange sehen werden muß, daß seine Veröffentlichungen aus dem Ge sichtspunkte des Handels ein Wagniß sind, und daß deshalb zwi schen ihm und der Gesellschaft ein stillschweigender Vertrag zu Stande kommt, kraft dessen der Autor in Bausch und Bogen durch ein zeitliches Verkaufs-Privilegium bezahlt werden soll. Ist das Werk sehr begehrt, so wird der Autor viel gewinnen; findet es keinen Beifall, so wird er schlechte Geschäfte machen. Man gesteht ihm 30, 40, 60 Jahre zu, um auf seine Kosten zu kommen. Ich behaupte, daß dieser Vertrag vollkommen regel mäßig und billig ist, daß er allen Anforderungen entspricht, alle Rechte schont, alle Prinzipien achtet, allen Einwendungen begegnet." Sehr gut ist an verschiedenen Stellen die Art und Weise, wie Proudhon Hrn. von Lamartine und Eonsorten, d. h. die großen viel Geld verdienenden und viel Geld verbrauchenden In dustrie-Schriftsteller abführt, die bei dem Kampfe für das geistige Eigenthum eben nur den Geldpunkt im Auge zu haben scheinen. Für die unendlich großeMehrzahlaller erscheinenden Bücher ist das sogenannte geistige Eigenthum von gar keiner Bedeutung; sie werden einmal gedruckt, bezahlt gut oder schlecht, oder gar nicht -— und damit ist die Sache zu Ende; eine nur sehr geringe An zahl von Werken hat eine Lebenskraft von 20 bis 30 Jahren, und dann sind sie überlebt—diejenigen Werke, welche über dieses Ziel hinaus dauern und das Publicum interessiren, sind zu zählen. — Die Großmeister der Literatur, Lamartine voraus, erregen einen Staub, machen einen Qualm von Redensarten, um den eigentlichen Kern der Sache zu verhüllen, als wenn die Homere, die Sophokles, die Shakspcare und Goethe wie Spargel auf den Beeren wüchsen und nur alles von Meisterwerken und Epoche machenden Geistesproducten wimmelte. „Sein Meisterwerk ist geboren, seine Idee ist ans Licht ge kommen; die allgemeine Intelligenz bemächtigt sich derselben, die Industrie, der Handel beuten sie aus u. s. w „Hr. von Lamartine (sagt Proudhon) hält die Fanfaren seiner Beredsamkeit für Vernunftgründe. Uebcrtreibungen, Antithesen, Ausrufe und Declamationen treten bei ihm an die Stelle der Logik. Man verlangt von ihm die Bestimmung eines Begriffs — er liefert ein Gemälde, einen Beweis — er nimmt die Götter zu Zeugen, schwört bei seiner Seele, läßt Gespenster erscheinen, weint. Hr. von Lamartine gehört zu den zeitgenössi schen Schriftstellern, welche das meiste Geld aus ihrer Beredsam keit gezogen haben; er ist.in Geld und Ruhm weit über sein Ver dienst belohnt worden, und ec klagt über Noth. Wessen Fehler ist das? Ist die Gesellschaft undankbar, weil er sich nicht besser zu benehmen, als zu denken versteht?" Ebenso wendet er sich gegen Passy und Andere und wider legt ihre Deductionen, welche für den Stand des philosophischen Denkens in Frankreich nicht eben ein glänzendesZeugniß ablegen. Das Wort Eigenthum spielt darin eine große Rolle. Das Wort Eigenthum hat aber auch in Frankreich eine Nebenbe deutung, einen Accent aigu, auf den man vollen Nachdruck legen muß. Das geistige Eigenthum vcrtheidigen, heißt im eminenten Sinne das materielle Eigenthum vertheidigen, welches der Com- munismus, der Socialismus und vor allem der Sophist Prou dhon mit seinem „Eigenthum ist Diebstahl" in Frage stellt. Es begreift sich hieraus sehr leicht, warum die Vertheidiger des geisti gen Eigenthumsrechtes mit solcher Bitterkeit stets bemalten socia- listischen Wolfe eins nebenbei versetzen, und warum dieser den Kampf aufnimmt. Seinen berühmten und berüchtigten Satz scheint er indcß aufgcgebcn zu haben — er kommt fortwährend darauf zurück, daß man die Furcht doch sein lassen solle, als kämpfe er indirect gegen alles Eigenthum, er wolle sich hier ganz auf den allgemein gültigen Standpunkt stellen, und weiter nichts thun, als seine Gegner mit logischen Waffen schlagen. Er schließt diesen ersten Abschnitt mit den Worten: „Boileau sagt in seiner Epistel über den Adel: „Ist die Nachkommenschaft von Alfonce und Bayard nur eine Märe, so steht sic billig zu Kauf." Kann die Regierung es dahin bringen, daß die Söhne genialer Männer auch Genies werden? — Nein. Ueberlasse sic also die Nachkommenschaft eines Genius sich selbst: die Väter sind bezahlt worden und man ist den Erben nichts mehr schuldig." Der zweite Thcil, moralische und ästhetische Betrachtungen enthaltend, liest sich wie eine scharfe, sarkastische Satpre auf das heutige Frankreich und sein geistiges Leben. „Wenn unsere neueren Rechtsgclehrten und National-Ocko- nomen (lautet der Anfang) selbst den kritischen Sinn verloren haben, welchen ihre Studien vor allem erheischen und der ihre Vorgänger in so hohem Grade auszeichnete, so ist es noch schlim mer, daß die Schriftsteller nicht mehr begreifen, was den Vorzug ihrer Beschäftigung und ihre eigne Würde ausmacht. Ich werde mehr als Einen von ihnen in Erstaunen setzen, wenn ich beweise, daß einige Sachen verkäuflich andere unverkäuflich sind,
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