Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-27
- Erscheinungsdatum
- 27.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19201227
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192012276
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19201227
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-12
- Tag1920-12-27
- Monat1920-12
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. >5 292, 27. Dezember 1920. Marokko stammende Saffian, das man ebenfalls als besonders wertvoll bezeichnet. Saffian gros-Zism hat große oder grobe Narbung. Bocksaffian ist ostindisches Ziegenleder; es besitzt aber infolge der unzweckmäßigen Gerbung keine lange Lebensdauer. Kapsafsian soll ebenfalls eine Art Marokkoleder sein. Chagri- niertes Ziegenleder ist künstlich kleingenarbt. Korduan stammt aus dem spanischen Cordoba (Cordoba), ist nichts Besseres und wird nur noch selten angetroffen, da die Herstellung einschläft. Ein weiterer bevorzugtes Leder ist das Kalbte der. Es ist an sich zäh und fest, verliert aber mit der Zeit diese guten Eigenschaften, zumal in dünner Ausarbeitung, und nutzt sich verhältnismäßig rasch ab. Daneben ist es auch empfindlich ge gen äußere Einflüsse, und da es meist geglättet und glänzend bevorzugt wird, so hinterlassen z. B. schon Fingereindrücke und Kratzen unverlöschbare, schändende Spuren. Roß und Rind liefern den Juchten, Justen oder Russisch- Leder genannten Einbandstosf, leicht erkennbar an dem ihm an haftenden, von seiner Bearbeitung stammenden Geruch nach Birkenteeröl; es ist spröde und wird brüchig. Das Nindleder wird, in anderer Verarbeitung, auch Kuh leder, Vacheleder oder Waschleder genannt. Es darf nicht dünner als 1tz-> bis 2 mm stark verarbeitet werden, weil sonst sein Zu sammenhalt zerstört wird. Deshalb ist auch das amerikanische, außerordentlich dünn gespaltene Rindleder — Büssing— für Etnbandzwecke völlig ungeeignet. Pergament wird aus den ungegerbten Fellen von Esel, Schwein, Kalb und Schaf hergestellt. Kalbpergameni soll das bessere sein. Das vom Schwein gewonnene Pergament bildet als Schweinsleder einen besonders geeigneten Einband stoff von fast unverwüstlicher Haltbarkeit, wie die jahrhunderte alten »Mönchsbllchcr« beweisen, und lange Zeit war Schwcins- leder auch fast das ausnahmslose Einbandleder für Gebrauchs bücher. Auch die sog. Hornbände sind Schweinslederbände; nachzuahmen versucht man sie mit Zelluloid. Zur Verwendung gelangt gelegentlich auch Hundeleder, das dem Schafleder ähnlich, aber fester sein soll, und Seehund leder, mit feiner und großer Narbung, dem man eine größere Haltbarkeit nachrühmt, das aber, wie leicht erklärlich, nicht bil lig ist. Endlich sei noch das freilich ziemlich selten vorkommende weiche, samtartige Velours, Veloursledcr, auf gut deutsch Lammleder, erwähnt, das sich für flexible Einbände besonders gut eignet. Was sonst noch zu Einbänden und ihrem Schmucke verwendet wird: Holz, Elfenbein, Edelsteine, Metalle und Beschläge daraus, Metallbuckel (Biernägel), Lackierung (Lackbände) u. dgl., gehört in die Reihe des Außergewöhnlichen oder Absonderlichen, auf das einzugehen ich mir wohl ersparen kann. Wie schon bei den Webstoffen treibt auch beim Leder der Nachahmungstrieb üppige — üble — Blüten: fast alle Leder werden mit dem so anpassungsfähigen Schafleder nachgeahmt. Und diese Nachahmungen werden leider selbst für die Einbände von textlich Vorzüglichem herangezogen, vielfach nur, um Pfen nige zu sparen, aber unbedacht, daß das schöne Äußere bald ver geht, das Ganze häßlich wird und Ärger und Vorurteil gegen den Verlag erweckt. Freilich mag auch Unkenntnis der Einband stoffe, ihrer Verwendungsmöglichkeit und Lebensdauer manchen Fehlschlag bedingen. Falsch ist es, wenn zu einem Einband, der einen eigenen künstlerischen Schmuck erhalten soll, der Entwurf des Künstlers dem Buchbinder mit der Weisung zugcschickt wird, was der Ein band im Höchstfälle kosten dürfe. Dadurch wird der Buchbinder nur verleitet, den Rohstoff dem bewilligten Preise entsprechend zu wählen, und er wird in den meisten Fällen zu Ersatzstoffen greifen müssen. Nicht selten geben auch schon die Künstler be stimmte Vorschriften, ohne zu überlegen oder zu wissen, ob die Verwirklichung möglich ist. Färbung (Lichtechiheit) und Nar bung des Leders wollen in erster Linie berücksichtigt sein, und daher sollten sich Künstler und Verleger vor Beginn aller Vor bereitungen für den Einband mit dem Buchbinder verständigen. Dann kann der Künstler seine Ideen im Rahmen des Möglichen ausführbar gestalten, der Verleger vermag die Kosten genau zu 15L8 übersehen, der Buchbinder wird solide Arbeit liefern, und alle Beteiliglen werden sich Zeit und Ärger ersparen, und der Bücher käufer schließlich wird dauernd Freude an seinem Besitz haben. Leder ist, seit im Laufe des 19. Jahrhunderts neue Mittel und Verfahren zu seiner Herstellung gesunden und angewendet wurden, von seiner ersten Entwicklungsstufe an von schädigenden und zerstörenden Einflüssen bedroht. Der Wunsch, die Ger bungsdauer zu verkürzen, hat besonders in England bei uns soll die Erkenntnis der Folgen das Verfahren fast verdrängt haben — zur Verwendung von Mineralstosfen geführt, die in ihrer Nachwirkung das Leder angreifen und zerstören: sie sind die Ursache des sog. »roten Zerfalls«. Das Leder wird zuerst an bearbeiteten Stellen, z. B. am Falz, oder an solchen, die der Abnutzung besonders ausgesetzt sind, z. B. an Kops und Schwanz, durch das Hin- und Herschieben und Herausnehmen der Bände brüchig und färbt sich rot, das Leder zerfällt. Mitunter werden aber auch die glatten Flächen des Rückens und der Deckel von dieser Rotfärbung ergriffen. Dann ist der Einband rettungslos verloren. Auf alle Einbandarten, seien es Papp-, Gewebe- oder Lederbände sind atmosphärische Einflüsse schädigend. Das Son nenlicht wirkt, wie immer, bleichend. Aber selbst das gleich mäßig verteilte Tageslicht ist nicht ohne Wirkung: es läßt ge wisse Farben nachdunkeln. Hitze und große Trocken heit, Feuchtigkeit, Nebel, Salzgehalt der Luft bei Mee resnähe tragen nicht minder Schuld an vorzeitiger Ver gänglichkeit der Bücher, wie die örtlichen Einflüsse von Heizungshitze, schlechter Luft, Tabakrauch, die Zersetzungs- folgen von Leuchtgas und Rauch, z. B. in F-abrikstädten, die Ammoniakdünste in der Nähe von Stallungen. Das Zu sammentreffen von so gegensätzlichen Stoffen am gebundenen Buch: Papier, Gewebe, Leder und verschiedenartigem Kleister, die fast alle schon chemischen Einwirkungen ausgesetzt waren und daher auch wieder welche Hervorrufen, und die mechanischen Einflüsse bei der Verarbeitung der Stoffe machen das gebun dene Buch zu einem empfindlichen Gegenstände, der verständ nisvolle Behandlung und Sicherung verlangt. Der einsichts volle Verleger wird daher gut tun, immer nur so viel Vorrat binden zu lassen, als ihm seine Absatzersahrungen ratsam er scheinen lassen, um immer mit frischer, ansehnlicher Ware dienen zu können, die er um so eher erhalten kann, als auch beim Buch binder ständiger Verbrauch und Zufuhr frischer Rohstoffe statt- findct. Zum Schutze gegen zufällige, unabsichtliche Verletzungen, insbesondere bei der Versendung, steckt man gebundene Bücher, nachdem sie in unbedrucktes Papier eingeschlagen wurden oder einen Papierumschlag erhielten, in eine Schutzhülse, und zwar so, daß der Rücken in der Öffnung steht. Diese Schutzhülse wird gewöhnlich an der Gegenseite mit einem Schild versehen, das den Inhalt anzeigt. Bei mehrbändigen Werken erhält Wohl auch das Einschlagpapier eine Öffnung an der Stelle, wo auf dem Buchrücken die Einteilung (die Bandzahl oder der Inhalt) ver merkt ist. Jeder Lehrling kennt die Formel: »Ohne diese Schutz hülle wird kein Exemplar zurückgcnommen«, ein berechtigter Vorbehalt, denn die Hüllen kosten Geld, und das Buch soll auch bei der Rücksendung des Schutzes nicht entbehren. Eine der wenigen vorbereitenden Arbeiten, bei denen der Verleger formgebende Wünsche geltend machen kann, ist der Be schnitt des Buches, der nur in gewissen Fällen unterbleibt, auf die schon oben hingewiesen wurde. Der Beschnitt soll die Breite der Ränder, der Stege, regeln, und der ihm zum Opfer fallende Abfall mutz entweder schon bei der Papierbcstimmung berück sichtigt werden, oder die Größe des Satzspiegels ist danach zu berechnen. Wer also Wert auf ansprechende Stellung der Seiten paare legt, wird zunächst dem Buchdrucker die Stellung der Tcxt- fläche — Breite der Stege einschließlich künftigen Beschnitts — vorschreiben und später dem Buchbinder die erlaubte Breite des Beschnittabfalls Mitteilen. In der Regel schneidet der Buch binder weg: am Kopfstcg 3 mm, am Außenstcg 8 mm und am Fußsteg 9 mm, letztere beiden Breiten, um beim Falzen etwa entstandene Unebenheiten oder unansehnliche Papierränder be stimmt zu beseitigen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder