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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-27
- Erscheinungsdatum
- 27.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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A° 282, 27. Dezember 1920. Redaktioneller Teil. vvrlenblatt f. d. Dksitzn. Vuchha»d«l. von Gewebe und Leder, zu welchem Zwecke noch eine ent sprechende Prägung bzw. Narbung hinzutritt. Schließlich kann man hierher das freilich nur noch wenig verwendete Chagrinpapier rechnen, ein gekörntes, meist dunkles vis schwarz gefärbtes und glänzendes Papier; es ist wenig halt bar und wird leicht rissig. Zur Vortäuschung von echtem Pergament dient das Perga mentpapier, auch Papyrin genannt, das aber leicht brüchig wird und zerspringt. Man kann sich im Zweifelsfalle durch eine »Nagelprobe« Gewißheit über Echtheit oder Ersatz verschaffen, indem man an einer unauffälligen Stelle mit einem Fingernagel vorsichtig kratzt. Echtes Leder läßt nichts fahren, echte Gewebe fasern, bei Papier kommt nach Zerstörung der Farbschicht zunächst die Naturfärbung zum Vorschein, und bei weiterem Kratzen vergeht es. Auch als Überzugsstoff ist die Haltbarkeit des verwendeten Papiers abhängig von seiner Zusammensetzung: Holzschliff-Pa pier ist auch hier minderwertiger als Zellulose-Papier oder gar holzfreies (Lumpen- oder Hadcrn-)Papier, welch letzteres für den Überzug allerdings kaum zur Verwendung kommen dürfte. Färbung und Pressung sind ebenfalls nicht ohne mindernden Einfluß, Licht und Temperatur tun ein übriges. Daher hat man bei Papierüberzug mit frühzeitigem Unansehnlichwerden und Zerfall, also mit nur kurzer Lebensdauer zu rechnen, wenn gleich auch hier Glltcunterschiede nicht ohne Einfluß sind. Ins besondere haben die Kriegsjahre als Lehrjahre in der Verbesse rung auch dieser Ersatzstoffe gewirkt; es soll jetzt ein Papier hergestellt werden, das dauerhafter und in seiner leinenartigen Erscheinung auf dem Buche von echtem Gewebe kaum unter scheidbar sein soll. Da wir wohl auf Jahre hinaus noch mit Rohstoffmangel und Einfuhrschwierigkeiten zu kämpfen haben werden, dürfte hier vielleicht ein gangbarer Weg gefunden sein, dem Mangel an Webstoffen abzuhelfen.*) DieWebstoffe werden in mancherlei Gestalt den Zwecken der Buchbinderei dienstbar gemacht. Das, was man als »Leinwand«*') zu bezeichnen Pflegt, ist ein Überzugsstoff namens Kaliko oder Englisch Leinen (mit unter auch Perkal genannt), damit schon seinen ausländischen Ursprung andeutend, nämlich Kalkutta; es ist ein minderwer tiges, wenig haltbares Gewebe, das aber ob seiner Billigkeit und leichten Verarbeitung namentlich für Masseneinbände der gebotene Überzugsstoff ist, zumal da cs - wie übrigens alle Ge webe — in allen nur möglichen Färbungen und Musterungen erhältlich ist. Sogenannter Doppel-Kaliko (auch ^Marokko ge nannt) ist lediglich eine etwas kräftigere Sorte. Der kattunartige Kitay und Doppel-Kitah ähnelt dem Kaliko, soll aber ein wenig besser sein. Haltbarer als Kaliko ist das rauhe, griffige sogenannte Ult imen, dem das Japanleinen nahesteht. Als weitere Sorten, deren Namen in buchhändlerischen Ankündigungen gelegentlich «uftauchen, seien erwähnt Vellum, Alpha, Buckram, englisch Can- vas. Alle sind stark appretierte, d. h. veredelte, insbesondere durch Kleifterung widerstandsfähiger gemachte Baumwollenge webe mit größeren oder geringeren Güteunterschieden. Moleskin oder englisch Leder ist ein Gewebe, das Maulwurfsfell Vor täuschen soll. Segel(tuch)leinen und Zclttuch sind haltbare Stoffe, die sich für viel gebrauchte biegsame Ganzbände, z. B. Taschen kalender, empfehlen. Kunstleder ist ein Baumwollgewebe von großer Festigkeit und mit Zelluloid überzogen, daher abwaschbar, aber feuergefährlich; sein Kampfergeruch ist nicht gerade ange nehm. Pegamoid, Dermatoid, Saxonialeinen sind nur andere Namen dafür. Als zwar wirkungsvolle, aber, wie leicht erklärlich, unzweck mäßige Einbandstoffe aus der Gewebegruppe sind noch zu nennen Atlas, Seide, Brokat, Samt, Plüsch, Gobelin, die mehr für Prunk- oder Schaubände in Betracht kommen. ') Uber neu «ingeführte »Buntpapiere» verweisen wir auf Bbl. Nr. 203, S. 1V71. Red. ") Borbemerkt fei, daß die Benennung als Leinen, Leinwand, Buchbinderleinen falsch ist, denn die zur Verwendung kommenden Ttosse sind Baumwollgewebe, enthalten also keine Spur von Leinen fasern. Doch wird echte Leinwand auch verwendet. Lederist der edelste Einbandstoff. Der Laie hält ihn auch für einen dauerhaften, der Wohl »hundert Jahre« und noch mehr überdauere. Das ist nicht ohne weiteres und unbedingt der Fall, denn es gibt Ledersorten, die auf dem Buche schon nach fünf, sechs Jahren zerfallen. Die Güte, die Dauerhaftigkeit ist ab hängig vom tierischen und örtlichen Herkommen der Felle, von den zur Gerbung benutzten Stoffen und von der weiteren Be handlung, dem Fertigmachen, der Appretur oder Veredelung: künstlicher Glättung oder Narbung, die unter Umständen den in neren Zusammenhalt des Leders gefährdet, ferner von den zur Färbung benutzten Farbstoffen, von denen säurehaltige, wie leicht erklärlich, von nachteiligem Einfluß sind. Die Felle sind in rohem Zustande vielfach erheblich dicker, als sie gebraucht werden können. Rindleder z. B. ist etwa 10 Millimeter dick. Um daher gebrauchsfähiges dünnes Leder zu erhalten, wird es gespalten, sodaß also aus einem Stück mehrere entstehen. Eine gewisse Dünne darf indessen nicht überschritten werden, sonst wird das innere Gefüge des Leders zerstört. Für große oder schwer« Ganzbände muß selbstverständlich auch eine kräftigere, feste Ledersorle genommen werden, ja der gewissenhafte Fachmann verwirft schon für Halbfranzbände die Verwendung von Spaltleder. Die Zahl der zur Verwendung kommenden Ledersorten ist nicht groß, wenn man sie nach ihrer Herkunft gliedert; sie wird nur künstlich vermehrt und ihre Erfassung nur erschwert durch, man möchte beinahe sagen: gekünstelte Unterscheidungen und Be zeichnungen, die man eingeführt hat und die nun selbst unter den Berufsgenossen (wie ihre Fachschriften und Fachzeitschriften be weisen) Unsicherheiten hervorgerufen haben und noch Hervor rufen. So z. B. würde die Bezeichnung gewalztes oder geglät tetes oder glattes marokkanisches Ziegenleder für jedermann ver ständlich sein, während die Benennung als dlaioquw ecrass oder ccrasierter Maroquin höchstens einen gut Französisch Verstehen den auf das Richtige führt. Chagriniertes oder Chagrinleder ist Leder mit kleiner Kunstnarbung, xrvs-qr-un die Bezeichnung für große oder grobe Narbung. Das muß einem aber erst erklärt werden. Schafleder, und besonders Schaf-Spaltleder, ist ein geringeres Einbandleder, leicht empfindlich gegen äußere Ein flüsse aller Art und daher für auf die Dauer berechnete Ein bände, z. B. Leihbibliotheksbände, nicht geeignet. Freilich ist es billig, in allen Farben und Narbungen erhältlich und läßt sich gut verarbeiten, Eigenschaften, die es sowohl dem Verleger wie dem Buchbinder schätzbar machen. Für Verlcger(massen)ein- bände empfehlen es diese Eigenschaften somit in besonderem Maße. Man vergesse aber nicht, daß seine Lebensdauer nur we nige Jahre beträgt und dann die Zersetzung beginnt. Die Phantasienamen für Schafleder sind besonders zahlreich, Wertunterschiede aber kaum vorhanden. Das ostindische Schaf leder wird Bockleder, Bockschafleder, Bockchagrin, Bastard- oder Moutonledcr und imitiert Bastard genannt. Die Bastardlcder sollen von Haarschafen (im Gegensatz von Wollschafen) stammen, einer Kreuzung von Schaf und Ziege, die in Kalifornien und Ostindien gezüchtet wird. Chagriniertes Schafleder ist künstlich mit kleiner Narbung versehen. Ziegenleder ist bei sachgemäßer Vorbehandlung (Ger bung und Färbung) viel dauerhafter als Schafleder. Insbeson dere das der europäischen Ziege, und hier wiederum das der deutschen gibt einen vorzüglichen Einbandstoff mit schöner Nar bung, der an Reinheit, Farbenechtheit und Haltbarkeit nur von Schweinsleder übertroffen wird. Wo daher für den Einband ein solides Leder bevorzugt wird, das natürlich auch etwas teurer ist als die minderwertigen Sorten, verlange man deutsches Zie- genlcder. Die ausländischen Ziegenleder hat man je nach dem Ur sprungsort getauft. Marokko liefert das Marokkoleder oder Ma roquin ; ist es geglättet worden, so führt es den schon erwähnten vornehmen Namen diaroquin sorase. Ter Umstand, daß dieses Leder bestechend griffig und geglättet von fast spiegelndem Glanze ist, hat dazu verleitet, es als »edelstes« Einbandleder hinzu stellen. Eine Nuance des Marokkoleders ist das aus Saffi in ,5: 7
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