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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1866
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- 08.08.1866
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- Deutsch
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1588 Nichtamtlicher Theil. Z17 95, 8. August. Nichtamtli Ueber den Buchhandel bei den Griechen und Römern. III. (Schluß.)*) Der Preis der Bücher in Nom war natürlich nach Kalligra phie, äußerer Ausstattung, Correctheic, Alter, Format sehr ver schieden. Wären sie kostspielig gewesen, so hätten sie nicht so verbreitet sein können, und daß sie im Ganzen für die damaligen Verhältnisse nicht zu lheuer waren, gehtauch aus den wenigen Stellen hervor, die uns directe Bücherpreise nennen. Da haben wir zuerst ein Gedicht in den,,Wäldern" des Statius, in dem der Dichter gegen einen Freund über ihre beiderseitigen, aus Bü chern bestehenden Saturnaliengcschcnke scherzt. „Wollen wir einmal zusammenrechnen!" schreibt er, „mein Buch war purpurn, aus ncuemPapier, mit zwei Knöpfen verziert, und kostetemich, außer dem daß es von mir war, zehn Asse (5 Ngr.); du schenkst mir ein von Motten benagtes, durch Moder morsches, das verdiente von libyschen Oliven zu triefen oder Weihrauch vom Nil oder Pfeffer zu bewahren oder nach byzantinischen Pöklingen zu duften, und das nicht einmal deine Worte enthält, sondern des alten Brutus lässige Perioden, gekauft aus der Mappe eines unglücklichen Bü- cherhökcrs für nicht mehr als einen verschlagenenAß." Wir wis sen freilich nicht, wie groß vas Geschenk des Statius gewesen ist, aber billig bleibt der Preis immer, selbst für den Werth des Ein bandes allein. Etwas deutlicher drückt sich Martial an mehreren Stellen über den Verkaufspreis seiner Epigramme aus. Zuerst weist er im ersten Buche (118) einen zudringlichen Menschen, der ihn immer mit der Bitte verfolgt hatte, ihm seine Gedichte zum Durchlesen zu leihen, an die Adresse des Buchhändlers und fügt hinzu: „Vom ersten oder zweiten Fache wird er dir für fünf De nare (1 Thlc. 13 Ngr.) den Martial geben, mit Bimsstein ge glättet und mit Purpur geschmückt." Nun läßt sich freilich wieder darüber streiten, ob dieses Epi gramm erst später vom Dichter, der doch natürlich den Verkaufs preis des Buches nicht voraus wissen konnte, in das erste Buch eingeschaltet worden sei, oder ob Martial mit dem Lxi^rummuton libsllns (v. 3.) gar nicht das erste Buch, sondern die vor diesem edicten Lenia und Apophoreta gemeint habe. Im ersten Falle be zöge sich die Summe auf 119 Epigramme und wäre noch mäßig. Dasselbe erste Buch enthält aber noch eine andere Preisbestim mung, derDichler ruft nämlich einem literarischen Eigenthums- vcrwechsler zu: „Du irrst, habgieriger Dieb meiner Schriften, indem du glaubst ein Dichter werden zu können um den Preis, den die Abschrift kostet und ein geringer Einband. Des Publi kums Beifall bekommt man nicht für 6 oder 10 Sesterzen (13 oder 22 Ngr.)." Wiewobl auch hier schwerlich das erste Buch gemeint ist, sondern das früher veröffentlichte, oderMarlial mehr einen Durchschnittspreis angeben will, so kann man in der erst genannten Summe den Preis einer Prachtausgabe, in der letzten den einer Auflage für das Volk erkennen. Am bestimmtesten äußert sich aber Martial über die billigste Ausgabe der Lernen: „Den ganzen Schwarm der Lenien in diesem schwachen Werkchcn wirst du um 4 Sesterzen (8 Ngr. 6U Pf.) zu kaufen bekommen. Vier sind noch zu viel, es könnte die Hälfte kosten und der Buch händler Tryphon würde noch Gewinn haben." Dieser Pccts ist sekr billig, denn die Lenien bestehen außer den drei Eingangs epigrammen aus 124Distichen und füllen beinahe einen heutigen Druckbogen. Freilich mag auch das Copicen den Abschreibern sehr schnell von der Hand gegangen sein. Dennoch möchte man kaum „die Stunde" wörtlich nehmen, wenn der Dichter unter cher Theil. den guten Gründen für die Kürze der einzelnen Bücher Folgendes angibt: „Erstens weil ich weniger Papier brauche, zweitens weil der Buchbändler dies in einer Stunde fertig bringt und nicht zu viel Zeit auf meine Scherze verwenden wird." Wer sollte glau ben, daß zu 93 zum Theil ziemlich großen Sinngedichten mit 546 Versen nicht mehr Zeit erforderlich gewesen wäre? Es wären dann auf die Minute 9 Verse gekommen! Wenn man aber nach einem Durchschnittspreis für den ganzen Martial sucht, so nehme man die wohlfeilen Lernen mit der erwähnten Volksausgabe des ersten oder zweiten Buches zusammen. Das Ergebniß der Durch schnittsrechnung wird sich dann ungefähr auslbNgr. stellen, und man könnte so eine billige Ausgabe sämmrlicher 14 Bücher auf 7 Thlr. schätzen, einen Preis, der, wenn man für die einzelnen Einbände dieHälfte inAbzug bringt, geringgenug ist; diePracht- auSgabe dagegen wäre nicht unter 20 Thlrn. zu haben gewesen. Zu des Grammatikers Gellius Zeit kaufte dessen College Fidus Optatus das zweite Buch der Aeneide für 20 Goldstücke (circa 137 Thlr.) und das ganze Epos wäre hiernach auf 1644 Thlr. zu stehen gekommen. Freilich war es ein uraltes Exemplar, das der Käufer für autograph hielt. Aüs allem geht hervor, daß das Geschäft der römischen Buch händler ein einträgliches war und seinen Mann nährte, zumal sie dieVortheile desDruckcrs, Verkäufers und Buchbinders in einer Hand vereinigten. Zu den bereits angeführten Stellen, die da für sprechen, fügen wir auch noch die dem Dichter Lucanus bei gegebene Lerne: „Einige gibtes, die da sagen, ich sei kein Dich ter; der Buchhändler, der mich verkauft, glaubt es." Läßt sich wenig Sicheres über den Preis der Bücher angeben, so ist die Frage nach dem Verhältniß des Buchhändlers zum Schriftsteller in Betreff einer Zahlung des OriginalmanuscciptS noch schwieriger zu beantworten, und man muß sich besonders hüten, den Begriff des modernen Schriftstellerhonorars von vorn herein auf das Alcerthum zu übertragen. Die römischen Litera ten, besonders die Dichter, genossen im Allgemeinen nicht die Anerkennung bei der Nation, wie früher die griechischen. Sie mußten auf die Gunst der Großen und Reichen, später des kai serlichen Hofes rechnen, wenn sie Befriedigung ihres Ehrgeizes und realen Gewinn finden wollten. Schriebe heute Horaz im Ernst oder Scherz: „Sobald mir Philipp! den Abschied gegeben hakte, wurde ich, kleinmüthig nach Verschneidung der Flügel und beraubt des väterlichen Herdes und Grundstücks, durch erfinde rische Armuth veranlaßt, Verse zu schreiben," so würden wir so fort an einen wirklichen Geldverdienst denken. Damals bedeutete dies aber nur so viel, daß man durch seine Producke sich Gönner erwerben wollte, bei denen man offene Tafel und Hand fand. So belohnte Mäcenas seinen geistreichen Freund Horaz mit einem Landgut imSabinerlande, und dieser hatte überhaupt in späterer Zeit sein reichliches Auskommen; so besserten sich auch die finan ziellen Verhältnisse Vicgil's so bedeutend durch die Geschenke des Augustus, Mäcenas, der Octavia (die ihm einst für jeden Vers einer Stelle der Aeneis — und es waren deren 26 — 10,000 Sesterzcn — 725 Thlr. auszahlen ließ), daß er ein großes Ver mögen zusammenbcachte. Auf ähnliche Weise wußte auch der durch Cicero's Vertheidigungsrede verewigte Poet Archivs in Asien, Griechenland undJtalien seinTalent zuverwerthen. Von einer Theilnahme am Gewinn der Abschreiber ist keineRede. In dem Briefe Quintilianus' an die Firma Tryphon fehlt jedeSpur einer Honorarforderung. Cicero läßt keineAndeutung fallen, daß er irgendwelchen Vorlheil vom Vertrieb seiner Schriften durch Atticus halte, und daß z. B. der reiche Plinius, der jüngere, ') II. S. Nr. 94.
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