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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-23
- Erscheinungsdatum
- 23.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X» 29V. 23. Dezember 1920. Denke ich mich nun aber in die Lage des normalen fchönwissenschaftlichen Verlegers hinein, so muß ich Ihnen gestehen, daß die Bedingungen, welche Sie ihm auf erlegen wollen, um den Frieden aus seine Kosten zu schließen (denn das Sortiment gewinnt ja bei Ihren Vorschlägen gegenüber seiner heutigen Lage selbst bei vollen 20—227» Teue rungszuschlag, bringt also in Ihren Vorschlägen kein Opfers, für den schönwissenschasllichen Qualitätsverlag unbedingt tödliche sein müssen. Das Sortiment wird einsehen müssen, daß es sich heute und in Zukunft für jeden einzelnen Zweig, also auch für das Sortiment, nicht darum handelt, zu fragen: aus welche Weise kann ich eines wirklich befriedigenden finanziellen Resultats meiner Arbeit sicher sein, sondern daß die Frage lauten muß: wie kann ich durch möglich st billige Arbeit dazu beitragen, daß in einem hungernden Volke über haupt noch so etwas wie ein Buchhandel und Büchermarkt weiterbestehen kann? Und ich glaube, daß dies die allein richtige Fragestellung selbst für den »modernen« und »allermodernsten« Buchhändler sein wird, selbst für den also, der nicht so »töricht« (!> ist, sein nationales Verantwortungsgefühl als manchmal immerhin noch vorhandene Hemmung kaufmännischer Wünsche zu empfinden. Und doch wird die Mehrzahl der deutschen Sortimenter im letz ten Grunde nicht dauernd leben wollen, ohne sich die Fragen der nationalethischen Verpflichtungen wieder etwas stärker borzulegen, als dies in den letzten Zeiten unter dem Eindruck der Geldentwertung geschehen ist. Aber nicht nur scheinen mir die Rabattforderungen Ihres Vorschlages über das Notwendige hinauszugehen (und zwar erheblich), sondern ich halte auch jede Einführung eines gleichmäßigen Rabattierungs-Zwanges für verderblich, so wün schenswert mir die Herausbildung einer festen Rabattierungs-Sitte für das unter normalen Bedingungen stehende Buch auch erscheint. Dem (aus irgendwelchen Gründen) unter nicht normalen Bedingungen stehenden Buche muß auch in der Rabat tierung Freiheit gelassen werden, insbesondere dann, wenn es seiner Art nach allenfalls auch ohne Sortimenter Vertrieben werden könnte, was doch bei manchen Büchern der Fall ist. Völlig verfehlt scheint mir auch die Forderung gleichen Ra batts ohne Rücksicht auf den Ladenpreis der Bücher. Es sollte doch die Schaffung einiger Preisklassen möglich sein, in dem Sinne, daß sich das Sortiment bei Büchern über 20 ^ und dann wieder über 100 «L etwa mit einem etwas bescheideneren Rabatt begnügte, als bei Dingen unter 20 -kk. Endlich erscheint mir eine völlige Abschaffung des Ver kehrs über Leipzig unmöglich. Bei wirklichen Bagatell- sendungen, wie sie als gemeinsam zu tragendes notwendiges übel für Verlag und Sortiment stets mit in den Kauf genom men werden müssen, ist der Leipziger Weg doch wohl der beste. Jedenfalls kann ein Verlag nicht alle Bagatellsendungen mit 14 Porto direkt liefern, schon weil bei Nachnahme das 14 Porto viel zu hoch wäre, um in Verbindung mit den Kreuzbandkosten (Adresse, Faktur, Packpapier, Packarbeit, Verbuchungsarbeit, 14 Porto und Nachnahme zusammen bei einem 14 Kilo-Kreuz band mindestens 214—3 «kk Selbstkosten) übernommen werden zu können. Ohne Nachnahme aber alle Bagatellsendungen direkt liefern — zu welchen Mahnungen und Schreibereien und Ver lusten sollte das führen? Je nach seiner Größe wöchentlich oder täglich ein oder ein'ge 10 Kilopakete von seinem Kommissionär wird auch der Zukunfts sortimenter auf sich nehmen müssen. Und sie werden ihn auch nicht arm machen, wenn er ihnen wirklich nur das zuweisen läßt, was nicht in größerem Gewichtsquantum vom Verleger be zogen oder andererseits vom Barsortiment einzeln entnommen werden kann. Endlich vermisse ich schmerzlich jeden Versuch Ihrerseits, et was zu der Lösung des Zahlungswesens beizutragen. Werden dem Verleger nur die Pflichten eines hohen Rabatts, einer halb- portofreien Lieferung und einer weitgehenden Partieergänzungs pflicht aufgepackt, dem Sortimenter aber nicht einmal die Pflicht IbSO sofortiger Zahlung zugewiesen, so ist ein solcher Vertrag kein Friedensschlutz, sondern nach berühmten Mustern ein Diktat, welches beide Teile zugrunde richtet. Sehr verehrte Herren! Ich habe fast 20 Jahre hindurch nach meinengeringen und bescheidenen Kräften und Einsichten bei allen meinen geschäftlichen Maßnah men die Erhaltung und Wiederbelebung eines gebildeten, berufsfreudigen und relativ sorgenfreien Sorti ments mit bedacht und ehrlich mit berücksichtigt, auch wenn ich mir im einzelnen damit ins eigene Fleisch geschnitten habe. Eben deshalb hoffe ich, nicht mißverstanden zu werden, wenn ich dies« Sache heute einmal ohne Handschuhe angesaßt und die Sachen ausgesprochen habe, wie ich sie sehe. Nach meinem Gefühl sind eszweiGrundfehler.die den Buchhandel in seine heutige gefährliche Lage gebracht haben: zunächst die Stimmung, die einen bestimmten Berufszweig als Selbstzweck, nicht als dienendes Glied des Ganzen hinstellt, sodann die »Duldsamkeit», mit der wachsende Spesen als unvermeidlich hingenommen wer den. Eingeschränkter Bücherkonsum, wuchernder Auchbuchhan del und zunehmende direkte Belieferung des Publikums seitens des Verlages müssen (ich sage »müssen«, nicht »werden«, denn es kann gar nicht anders sein) die das Sortiment auflösenden Folgen sein, wenn das Sortiment nicht selbst das Heil noch in anderen Dingen zu suchen die Kraft hat, als in hohen Rabatten. Verzeihen Sie, daß dieser Brief etwas gar lang geworden ist und dabei im Grund« nichts enthält, was ich nicht auch vor Jah ren schon ausgesprochen habe. Und andere außer mir ebenfalls. Daß meine bescheidene Meinung diesmal mehr beachtet wird, als früher, wage ich selbst kaum zu hoffen, scheint es doch fast, daß das Sortiment entschlossen ist, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen bis ans bittere Ende — bisindenAbgrund. Mit den verbindlichsten Empfehlungen Karl Robert Langewies che. Vom Manuskript zum Buche. Von Richard Wille. (Schriftenreihe des A.-V. Heft 1.) 8". 1k S. Berlin W. 35 1920, Verlag »Die Warte«. Ladenpreis. -lk 2.— (für Mitglieder des A.-V. 1.—). Vom Manuskript zum Buche führt bekanntlich ein recht langer, aber abwechslungsreicher und interessanter Weg. Nicht vielen, nicht einmal allen Lenen, die beruflich dem Buche nähcrstchen, ist bekannt, welche Fülle Kleinarbeit zu bewältigen ist, bis die losen Blätter des geschriebenen Manuskripts zum fertigen, gedruckten Buche vereinigt sind und es in seinem mehr ober weniger schmucken äußeren Gewände in den Handel gelangen kann. Das interessante Gebiet der Buch herstellung hat schon manchen Berufenen und Unberufenen verlockt, darüber zu schreiben, und es fehlte wirklich nie an einschlägiger Lite ratur. Meist sind es aber umfangreich«, mit viel fach-, bzw. druck technischen Einzelheiten belastete Darstellungen, die entweder schon einige Kenntnisse der Materie, insbesondere ihrer technischen Seite, voraussetzen oder aber eingehendes Studium ersordern. Dem im Be rufe stehenden jüngeren Buchhandlungsgehilfen, insbesondere dein der Buchherstellung feinerstehenden Sortimenter, dürfte in den meisten Fällen die Zeit dazu sehlen, sich durch diese schwere Literatur durchzu arbeiten, und es mutz daher begrüßt werden, daß ein Kollege vom Fach, der als Herstellungsgehilfe der Buchherflellung nahcstcht und mit allen die Herstellung betreffenden Verlagsarbeiten bestens vertraut zu sein scheint, es unternommen hat, seine jüngeren Kollegen über die wich tigsten Hcrstellungsarbeiten auszuklären. Auf knappem Raum eines kleinen Heftchens von 1k Seiten zu- sammengedrängt, entwickelt Kollege Richard Wille ein recht anschau liches und interessantes Bild von den zahlreichen Arbeite», die mit der Herstellung eines Buches verknüpft sind. Vieles konnte natürlich mit Rücksicht aus den knappen Raum nur angedeutet werden, manches aus der Praxis (insbesondere technische Einzelheiten) mußte wegge- lassen werden. Aber das Schristchen will ja auch kein Lehrbuch sein, sondern lediglich ein kleiner Wegweiser, der in großen Umrissen zeigt, was von einem Herstellungsgehilfen verlangt wird und was jeder Buchhändler wissen sollte. Es wäre daher nur zu wünschen, datz das Schristchen, das als erstes Heft der neuen Schriftenreihe des A.-B. im Verlage der »Warte« erschienen ist, den Weg finden möge In die wei testen Kreise der deutschen Buchhändler. Jeder — Geschäftsinhaber, Gehilfe und Lehrling — wird manchen Nutzen daraus ziehen können. Stefan Wangart (Frankfurt a. Main).
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